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„Sind Sie verheiratet, Mr. Munster?" erkundigte sich Dr. Jones.

„Nein, Sir", gestand Munster. „Und..." Er zuckte die Achseln. „Nun, Sie werden schon verstehen, wenn ich mit meinem Bericht fertig bin. Sehen Sie, Doktor..." Er drückte seine Zigarette aus. „Ich will offen zu Ihnen sein. Ich habe für die Erde als Spion gearbeitet. Das war meine Aufgabe; man gab mir diesen Job wegen meinem tapferen Verhalten im Kampf gegen die Blobels... Ich habe nicht darum gebeten."

„Ich verstehe", sagte Dr. Jones.

„Tatsächlich?" Munsters Stimme schwankte. „Wissen Sie denn überhaupt, was man in diesen Tagen auf sich nehmen mußte, um aus einem Menschen einen erfolgreichen Spion

bei den Blobels zu machen?"

„Ja“, nickte Dr. Jones bestätigend. „Ja, Mr. Munster. Sie mußten Ihre menschliche Gestalt aufgeben und das widerliche Aussehen eines Blobels annehmen."

Munster sagte nichts; verbittert ballte er die Fäuste. Ihm gegenüber fuhr Dr. Jones fort zu ticken.

Als er am Abend in sein kleines Apartment im Gebäude WEF-395 zurückkehrte, entkorkte Munster eine Flasche Te-acher's Scotch, setzte sich und goß einen tüchtigen Schluck in eine zufällig auf dem Tisch stehende Tasse, und er war nicht einmal mehr in der Lage, aufzustehen und sich ein Glas aus dem Wandschrank über der Spüle zu holen.

Was hatte ihm der Besuch bei Dr. Jones eigentlich genutzt? Nichts, soweit er es jetzt sagen konnte. Die Sitzung hatte ein tiefes Loch in seine mageren finanziellen Reserven gerissen, und er mußte sparsam leben, denn...

Denn für zwölf Stunden an jedem Tag verwandelte er sich wieder, trotz all seinen Bemühungen und den Anstrengungen der UNO-Militärärzte, wie damals während des Krieges in einen Blobel. Er wurde zu einer formlosen einzelligen Masse - mitten auf dem Fußboden seines Apartments im Gebäude WEF.

Seine einzige Einnahmequelle bestand aus einer kleinen Pension, die ihm das Kriegsbüro zahlte; es war unmöglich für ihn, eine Stellung anzunehmen, denn sobald man seine Bewerbung akzeptiert hatte, zwang ihn die damit verbundene Aufregung dazu, sich auf der Stelle, vor den Augen seines neues Arbeitgebers und seiner Kollegen, in einen Blobel zu verwandeln.

Und ein derartiges Ereignis trug nicht gerade zu einem guten kollegialen Verhältnis bei.

Auch jetzt, wie jeden Abend gegen acht Uhr, spürte er deutlich die sich ankündigende Verwandlung; die Empfin dungen waren ihm vertraut, peinigten ihn seit Jahren, und er verabscheute sie. Eilig kippte er den letzten Schluck Scotch hinunter, stellte die Tasse auf den Tisch... und spürte, wie er zu einem formlosen Klumpen zusammensackte.

Das Telefon klingelte.

„Es geht jetzt nicht", brachte er mühsam hervor. Die Sensoren des Telefons registrierten den undeutlich gemurmelten Satz und übermittelten ihn dem Anrufer. Indessen war Munster zu einer einzigen durchsichtigen, gallertartigen Masse geworden, die mitten auf dem Teppich lag; er wälzte sich auf das Telefon zu, das trotz seiner abwehrenden Bemerkung noch immer klingelte, und er empfand glühenden Zorn über die Störung; hatte er nicht schon Ärger genug, auch ohne sich mit einem klingelnden Telefon herumschlagen zu müssen?

Er streckte eine Pseudopodie aus und hob den Hörer von der Gabel. Unter erheblichen Anstrengungen formte er mit seiner plastischen Körpermasse ein Stimmorgan und preßte dumpf hervor „Ich bin beschäftigt. Rufen Sie später noch einmal an." Am besten morgen früh, setzte er in Gedanken hinzu, als er auflegte. Wenn ich wieder meine menschliche Gestalt besitze.

Stille erfüllte das Apartment.

Munster seufzte und floß über den Teppich, hinüber zum Fenster, wo er sich zu einer Säule aufrichtete und nach draußen blickte; ein Teil seiner Körperoberfläche bestand aus einem großen lichtempfindlichen Fleck, der ihm die Augen ersetzte, und wehmütig genoß er die Aussicht auf die Bucht von San Francisco, die Golden Gate Bridge und die Insel Alcatraz, die man als Spielplatz für kleine Kinder hergerichtet hatte.

Zur Hölle damit, dachte er verbittert. Ich kann nicht heiraten; ich kann kein normales Leben führen, solange ich mich immer wieder in dieses Ungeheuer verwandeln muß, und alles nur deshalb, weil mich damals während des Krieges die hohen Tiere vom Kriegsbüro zu diesem Irrsinn überredet haben.

Als er den Auftrag übernahm, hatte er nicht gewußt, daß die Veränderung von Dauer sein würde. Man hatte ihm versichert, daß die Wirkung „nur eine gewisse Zeit, bis zum Ende des Krieges" anhalten sollte. Diese schleimigen Schwätzer! Steckt euch das Kriegsende in den Arsch, dachte Munster voll wildem, hilflosem Zorn. Jetzt sind es schon elf Jahre.

Die psychologischen Probleme, die dieser Zustand mit sich brachte, belasteten ihn immer mehr. Aus diesem Grunde hatte er auch Dr. Jones aufgesucht.

Erneut klingelte das Telefon.

„In Ordnung", sagte Munster laut und wälzte sich mühsam zu dem Apparat hinüber. „Sie wollen also mit mir reden?" giftete er, während er sich mehr und mehr dem Telefon näherte. „Abwarten, ich werde mit Ihnen reden, und außerdem werden Sie mich auch sehen können. Na, ist das nichts?" Am Telefon angekommen, legte er den Schalter um, der neben der akustischen auch die optische Übertragung aktivierte. „Machen Sie die Augen gut auf“, empfahl er und sammelte seine amorphe Körpermasse vor der Aufnahmekamera des Video-Zusatzgerätes.

„Es tut mir leid, daß ich Sie zu Hause stören muß, Mr. Munster", ertönte Dr. Jones' Stimme, „vor allem jetzt, wo Sie sich in dieser, hm, schrecklichen Verfassung befinden... " Der homöosthatische Analytiker schwieg für einen Moment. „Aber ich habe mich die ganze Zeit über mit Ihrem nun deutlich sichtbaren Problem beschäftigt. Vielleicht ist es mir gelungen, zumindest eine Teillösung zu finden."

„Was?" stieß Munster überrascht hervor. „Wollen Sie damit andeuten, daß die medizinische Forschung mittlerweile... "

„Nein, nein", wehrte Dr. Jones hastig ab. „Die körperlichen Aspekte fallen nicht in mein Gebiet; das dürfen Sie keinesfalls vergessen, Mr. Munster. Sie haben mich doch auch wegen der psychologischen Dimension Ihrer Probleme aufgesucht... "

„Ich komme sofort zu Ihnen in die Praxis; dort können wir dann weitersprechen", schlug Munster vor. Und dann erkannte er, daß das unmöglich war; in seiner Blobelgestalt würde er Tage benötigen, um den ganzen Weg durch die Stadt bis in Dr. Jones' Praxis zurückzulegen. „Jones", sagte er verzweifelt, „Sie sehen doch die Schwierigkeiten, mit denen ich zu kämpfen habe. Jede Nacht von acht Uhr abends bis sieben Uhr morgens bin ich an dieses Apartment gefesselt... Ich kann Sie nicht einmal besuchen, um von Ihnen behandelt zu werden..."

„Bleiben Sie ganz ruhig, Mr. Munster", unterbrach Dr. Jones. „Ich versuche Ihnen gerade etwas zu erklären. Sie sind nicht der einzige, der diesen Zustand ertragen muß. Wußten Sie das eigentlich?"

„Natürlich", erwiderte Munster langsam. „Insgesamt wurden dreiundachtzig Menschen im Verlauf des Krieges in Blobels verwandelt. Von diesen dreiundachtzig" - und nie würde er diese Zahl vergessen können - „haben einundsechzig überlebt, und jetzt gibt es eine Vereinigung, die sich Veteranen unnatürlicher Kriege nennt, in der sich fünfzig dieser Leute zusammengeschlossen haben. Ich bin ebenfalls Mitglied. Zweimal im Monat treffen wir uns, um uns gemeinsam zu verwandeln..." Er wollte auflegen. Das also hatte er für sein Geld bekommen - diese enttäuschende Nachricht. „Auf Wiedersehen, Doktor", murmelte er.