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Dr. Jones summte aufgeregt. „Mr. Munster, ich spreche nicht von anderen Menschen. Ich habe Ihretwegen Nachforschungen angestellt und herausgefunden, daß nach den erbeuteten Unterlagen, die in der Kongreßbibliothek gespei chert wurden, fünfzehn Blobels in Pseudo-Menschen verwandelt wurden, um für die andere Seite auf der Erde als Spione zu arbeiten. Verstehen Sie jetzt?"

Nach einem Moment des Nachdenkens gestand Munster: „Nicht direkt."

„Sie haben eine geistige Sperre gegen jede Hilfe entwik-kelt", stellte Dr. Jones fest. „Nun, wie dem auch sei, ich möchte, daß Sie morgen früh gegen elf in meine Praxis kommen. Dann werden wir Ihr Problem lösen. Gute Nacht."

„Wenn ich meine Blobelgestalt angenommen habe", erklärte Munster müde, „arbeitet mein Verstand ein wenig langsam, Doktor. Sie müssen das schon entschuldigen." Noch immer verwirrt legte er auf. Also gab es in diesem Moment auf Titan fünfzehn Blobels, die dazu verdammt waren, sich regelmäßig in Menschen zu verwandeln - na und? Wie sollte ihm das schon nutzen?

Vielleicht würde er es morgen früh um elf erfahren.

Als er Dr. Jones' Wartezimmer betrat, sah er eine außerordentlich attraktive junge Frau neben der Stehlampe in einem tiefen Sessel sitzen und eine Ausgabe von Fortune lesen.

Automatisch suchte sich Munster einen Platz, von dem aus er sie betrachten konnte. Modisch gefärbtes Haar fiel ihr bis auf die Schultern... Genüßlich nahm er ihren Anblick in sich auf und begann ebenfalls eine Zeitschrift zu lesen, von der er allerdings immer wieder aufblickte. Schlanke Beine, wohlgeformte Ellbogen und ein ausdrucksvolles, offenes Gesicht. Dazu intelligente Augen, eine kleine Stupsnase... alles in allem ein ausgesprochen entzückendes Mädchen, dachte er. Er verzehrte sie fast mit seinen Blicken - bis sie plötzlich ihren Kopf hob und ihn kühl ansah.

„Reichlich öde, diese Warterei", gelang es Munster hervorzubringen.

„Kommen Sie oft zu Dr. Jones?" fragte das Mädchen.

„Nein", gab er zu. „Heute erst zum zweitenmal."

„Ich bin noch nie bei ihm gewesen", erklärte das Mädchen. „Normalerweise konsultiere ich einen anderen vollelektronischen homöosthatischen Psychoanalytiker in Los Angeles, aber gestern abend rief mich Dr. Bing, mein Analytiker, an und trug mir auf, hierher zu fliegen und mich heute morgen bei Dr. Jones einzumelden. Ist er tüchtig?"

„Äh", machte Munster. „Ich glaube schon." Wir werden sehen, dachte er. Das ist nämlich genau das, was wir im Moment noch nicht beurteilen können.

Die Tür, die in den Praxisraum führte, öffnete sich, und Dr. Jones erschien. „Miss Arrasmith", sagte er und nickte dem Mädchen zu. „Mr. Munster." Ein zweites Nicken galt George. „Würden Sie beide bitte hereinkommen?"

Miss Arrasmith erhob sich und fragte nachdenklich: „Wer bezahlt denn diesmal die zwanzig Dollar?"

Der Analytiker blieb stumm; er hatte sich abgeschaltet.

„Nun, dann werde ich eben zahlen", erklärte Miss Arrasmith und griff nach ihrer Geldbörse.

„Nein, nein", wehrte Munster ab. „Überlassen Sie das mir." Er holte ein Zwanzigdollarstück aus der Tasche und steckte es in den Zahlschlitz des Analytikers.

Unvermittelt begann Dr. Jones wieder zu sprechen. „Sie sind ein Gentleman, Mr. Munster." Lächelnd führte er sie beide in seine Praxis. „Nehmen Sie bitte Platz. Miss Arrasmith, dürfte ich Ihre... Lage Mr. Munster erläutern?" Auf ihr Nicken hin wandte er sich an Munster und erklärte: „Miss Arrasmith ist ein Blobel."

Munster konnte das Mädchen nur anstarren.

„Offensichtlich", fuhr Dr. Jones fort, „besitzt sie derzeit ihre menschliche Gestalt. Für sie ist das ein äußerst unfreiwilliger Zustand. Während des Krieges operierte sie hinter den irdischen Stellungen und arbeitete für die Kriegsliga der

Blobels. Man entlarvte sie und nahm sie gefangen, aber dann endete der Krieg und sie wurde weder verurteilt noch abgeschoben."

„Man hat mich aus der Haft entlassen", bemerkte Miss Ar-rasmith mit leiser, sorgsam beherrschter Stimme. „Ich besaß noch immer menschliche Gestalt. Aus Scham blieb ich hier. Ich konnte einfach nicht zum Titan zurückkehren und..." Ihre Stimme brach ab.

„Für jeden hochrangigen Blobel", erläuterte Dr. Jones, „bedeutet dieser Zustand eine ungeheure Schande."

Miss Arrasmith nickte, setzte sich, griff nach einem Taschentuch aus zartem irischem Leinen und versuchte ihre Beherrschung wiederzuerlangen. „So ist es, Doktor. Ich habe Titan besucht, um mein Problem mit den dortigen medizinischen Fachleuten zu besprechen. Nach einer teuren und langwierigen Therapie war meine Behandlung soweit fortgeschritten, daß ich meine natürliche Gestalt zurückgewinnen konnte; allerdings nur für eine Zeitspanne von... " sie zögerte. „Von sechs Stunden täglich. Aber während der restlichen achtzehn Stunden... sehe ich so aus, wie ich jetzt vor Ihnen sitze." Sie senkte den Kopf und tupfte mit dem Taschentuch eine Träne aus ihrem rechten Auge.

„Jesus!" rief Munster. „Sie sollten sich glücklich schätzen; die menschliche Gestalt ist wesentlich vorteilhafter als die eines Blobels - ich muß es schließlich wissen. Wenn man ein Blobel ist, kann man sich nur kriechend fortbewegen... man gleicht einer großen Qualle, und wegen des fehlenden Knochengerüstes kann man sich nicht einmal für längere Zeit aufrichten. Und was die Zellteilung betrifft - eine lausige Einrichtung. Wirklich lausig im Vergleich zu der irdischen Art, mit der man - nun, Sie wissen schon. Fortpflanzung und so weiter." Er wurde rot.

Dr. Jones tickte und erklärte: „Für eine Zeitspanne von ungefähr sechs Stunden besitzen Sie beide menschliche

Gestalt. Und etwa eine Stunde lang sind Sie gleichzeitig Blobels. Alles in allem ergibt das sieben Stunden am Tag, in denen Ihre Körperformen identisch sind. Meiner Meinung nach..." Er hantierte an seinem Schreibstift. „Nun, sieben Stunden sind eine gar nicht so üble Ausgangsbasis. Wenn Sie verstehen, was ich damit sagen will."

„Aber", sagte Miss Arrasmith nach einem Augenblick, „Mr. Munster und ich sind natürliche Feinde."

„Das ist doch schon Jahre her", widersprach Munster.

„In der Tat", stimmte Dr. Jones zu. „Zwar stimmt es, daß Miss Arrasmith von ihrem Ursprung her ein Blobel ist und Sie, Mr. Munster, ein Mensch sind, aber..." Er breitete die Arme aus. „Jeder von Ihnen ist in seiner Welt ein Ausgestoßener; beide sind Sie Staatenlose, und dies wird im Lauf der Zeit zu einem Verlust der Persönlichkeit führen. Ich prophezeie Ihnen beiden für die nächsten Jahre zunehmende psychische Störungen, die ihren Abschluß in unheilbarem Wahnsinn finden werden. Wenn Sie beide nicht zu einer Einigung gelangen." Der Analytiker verstummte.

„Ich glaube", sagte Miss Arrasmith leise, „daß wir uns sehr glücklich schätzen können, Mr. Munster. Wie Dr. Jones schon sagte, besitzen wir für sieben Stunden täglich die gleiche Gestalt... wir können diese Zeit gemeinsam verbringen und müssen nicht länger in Isolation leben." Hoffnungsvoll lächelte sie ihn an und strich ihren Mantel glatt. Nun, sie besaß tatsächlich eine hübsche Figur, und das kurze Kleid, das sie unter dem Mantel trug, verbarg nicht viel.

Munster sah sie an und überlegte.

„Lassen Sie ihm Zeit", riet Dr. Jones Miss Arrasmith. „Meine Einschätzung verrät mir, daß er einverstanden sein wird."

Miss Arrasmith strich noch immer ihren Mantel glatt, sah Munster mit ihren großen, dunklen Augen an und wartete.

Einige Jahre später klingelte in Dr. Jones' Praxis das Te lefon. Er antwortete wie gewohnt. „Sir oder Madam, werfen Sie bitte zwanzig Dollar ein, wenn Sie mit mir sprechen möchten."

Aus dem Hörer drang eine rauhe männliche Stimme. „Hören Sie, hier spricht die Rechtsabteilung der UNO, und ich denke nicht daran, zwanzig Dollar einzuwerfen, nur um mit jemand zu sprechen. Also legen Sie gefälligst den Schalter um, Jones."