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„Jawohl, Sir", sagte Dr. Jones, und mit seiner rechten Hand betätigte er den kleinen Hebel hinter seinem rechten Ohr, der den Zählmechanismus ausschaltete.

„Haben Sie im Jahre 2037 einem Paar den Rat gegeben, zu heiraten?" fragte der Rechtsexperte der UNO. „Einem George Munster und einer Vivian Arrasmith, der jetzigen Mrs. Munster?"

„Oh, ja", bestätigte Dr. Jones, nachdem er seinen eingebauten Gedächtnisspeicher abgefragt hatte.

„Haben Sie denn nicht die gesetzlichen Folgerungen Ihres Rates bedacht?"

„Äh, nun", erwiderte Dr. Jones, „das fällt nicht unter meine Zuständigkeit."

„Sie können bestraft werden, wenn Sie Ratschläge erteilen, die gegen das UNO-Recht verstoßen."

„Es gibt kein Gesetz, das einem Blobel und einem Menschen verbietet, zu heiraten."

„In Ordnung, Doktor", erklärte der Rechtsexperte der UNO, „ich werde mich mit einem Blick in ihre Krankenblätter zufriedengeben."

„Das erlaube ich auf keinen Fall", entgegnete Dr. Jones. „Das würde einen unverantwortlichen Bruch meiner ärztlichen Schweigepflicht bedeuten."

„Dann werden wir eben eine einstweilige Verfügung erwirken und die Unterlagen beschlagnahmen."

„Versuchen Sie es ruhig." Dr. Jones griff hinter sein Ohr,

um sich abzuschalten.

„Warten Sie. Vielleicht wird es Sie interessieren, daß die Munsters in der Zwischenzeit vier Kinder in die Welt gesetzt haben. Und nach dem Mendelschen Gesetz ist das Verhältnis der Nachkommenschaft genau eins zu zwei zu eins. Ein Blobelmädchen, ein hybrider Junge, ein hybrides Mädchen und ein menschliches Mädchen. Das Rechtsproblem wird dadurch kompliziert, daß der Oberste Rat der Blobels das reinblütige Blobelmädchen als Bürgerin Titans ansieht und weiterhin verlangt, daß einer der beiden Hybriden die titanische Staatsbürgerschaft annehmen muß. Sehen Sie", fuhr der Rechtsexperte der UNO fort, „die Ehe der Munsters bricht auseinander; sie wollen sich scheiden lassen, und es ist verdammt schwierig, jene Gesetze zu finden, die für sie und ihre Kinder zutreffen."

„Ja", stimmte Dr. Jones zu, „das glaube ich auch. Was hat zum Zerbrechen der Ehe geführt?"

„Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht. Wahrscheinlich die Tatsache, daß beide Erwachsene und zwei von den Kindern täglich zwischen ihrem Blobel- und ihrem Menschenzustand hin und her schwanken; vielleicht war der Streß zu groß. Falls Sie sich ihnen als psychologischer Ratgeber zur Verfügung stellen wollen, lassen Sie sich nicht davon abhalten. Auf Wiedersehen." Der UNO-Rechtsexperte brach das Gespräch ab.

War es ein Fehler, ihnen zur Heirat zu raten? fragte sich Dr. Jones. Vielleicht sollte ich sie einmal aufsuchen; zumindest das bin ich ihnen schuldig.

Er schlug das Telefonbuch von Los Angeles auf und begann unter dem Buchstaben M zu suchen.

Für die Munsters waren es sechs schwierige Jahre gewesen. Zunächst war George von San Francisco nach Los Angeles umgezogen; zusammen mit Vivian hatte er sich in ei nem Kondominium-Apartment mit drei statt den bisherigen zwei Zimmern eingerichtet. Vivian, die drei Viertel des Tages in menschlicher Gestalt zubrachte, war in der Lage gewesen, eine Stellung anzunehmen; in aller Öffentlichkeit erteilte sie am Fünften Flughafen von Los Angeles fragenden Passagieren Auskunft über die nächsten Flüge. George jedoch...

Die Höhe seiner Pension belief sich auf nur ein Viertel des Gehaltes seiner Frau, und er war sich dieser Tatsache nur zu deutlich bewußt. Um dies zu ändern, hatte er sich auf die Suche nach einer Möglichkeit gemacht, zu Hause etwas dazu zu verdienen. Schließlich war er in einer Illustrierten auf die folgende Anzeige gestoßen:

VERDIENEN SIE IN KÜRZESTER ZEIT DAHEIM IN IHREM KONDO VIEL GELD! ZÜCHTEN SIE RIESENOCHSENFRÖSCHE VOM JUPITER, DIE BIS ZU ZWANZIG METER WEIT SPRINGEN KÖNNEN. ES BESTEHT DIE MÖGLICHKEIT, IHRE ZÜCHTUNGEN BEI FROSCHRENNEN EINZUSETZEN (WO DIESE ERLAUBT SIND) UND...

Also hatte er im Jahre 2038 sein erstes Paar vom Jupiter importierter Riesenochsenfrösche erworben und damit begonnen, sie zwecks schnellen Profits in seinem Kondominium-Apartment zu züchten.

Leopold, der teilhomöosthatische Hausmeister, hatte ihm freundlicherweise dafür gratis eine Kellerecke überlassen.

Aber unter der relativ schwachen Schwerkraft der Erde waren die Frösche zu gewaltigen Sprüngen fähig, und der Keller schien zu klein für sie zu sein; wie grüne Ping-Pong-Bälle wurden sie bei ihren Sätzen von den Wänden zurückgeworfen und waren bald tot. Offensichtlich brauchte man mehr als einen Kellerraum im QEK-604-Apartmentgebäude,

um einen Haufen von diesen verdammten Fröschen zu beherbergen, erkannte George.

Und dann wurde auch ihr erstes Kind geboren. Allerdings war es ein reinrassiges Blobelkind; vierundzwanzig Stunden am Tag bestand es aus einer gallertartigen Masse, und George wartete vergeblich darauf, daß es menschliche Gestalt annehmen würde - und sei es auch nur für einen Augenblick.

Als er und Vivian wieder einmal gleichzeitig menschliche Gestalt besaßen, sprach er sie herausfordernd darauf an.

„Wie kann ich das überhaupt als mein Kind betrachten?" fragte er sie. „Für mich ist das eine... eine fremde Lebensform." Er war enttäuscht und zugleich entsetzt. „Dr. Jones hätte das vorhersehen müssen; vielleicht ist es nur dein Kind - zumindest sieht es so aus wie du."

Tränen traten in Vivians Augen. „Du willst mich verletzen."

„Und ob ich das will! Wir haben gegen euch Kreaturen gekämpft - für uns wart ihr nichts anderes als Portugiesische Stechrochen." Düster zog er seinen Mantel an. „Ich werde jetzt in das Versammlungslokal der Veteranen unnatürlicher Kriege gehen", verkündete er. „Werde mit den Jungens ein paar Glas Bier trinken." Kurze Zeit später befand er sich auf dem Weg zu seinen alten Kriegskameraden, froh, für einige Stunden das Apartmentgebäude verlassen zu können.

Das Vereinsquartier des VuK befand sich in einem heruntergekommenen Betongebäude in einem der ältesten Bezirke von Los Angeles, stammte noch aus dem zwanzigsten Jahrhundert und benötigte dringend einen neuen Außenanstrich. Die Mittel des VuK waren allerdings sehr beschränkt, denn der Großteil der Mitglieder fristete, wie George Munster, von den UNO-Pensionen ihr Leben. Zumindest gab es dort einen Billardtisch und einen alten 3-D-Fernseher und ein paar Dutzend Cassetten mit Unterhaltungsmusik sowie ein Schachbrett. Gewöhnlich trank George dort einige Glä

ser Bier und spielte mit seinen Freunden Schach, ob diese nun in menschlicher Gestalt oder in der eines Blobels anwesend waren; dies war der einzige Ort, wo beide Erscheinungsformen akzeptiert wurden.

An diesem Abend saß er mit Pete Ruggles zusammen, einem alten Kameraden, der wie er einen weiblichen Blobel geheiratet hatte, die sich gleich Vivian zeitweise in einen Menschen verwandelte.

„Pete, ich kann so nicht mehr weitermachen. Statt einem Kind habe ich zu Hause einen Klumpen Gallert auf dem Teppich liegen. Mein ganzes Leben habe ich mich nach einem Kind gesehnt, und was habe ich bekommen? Etwas, das aussieht, als sei es an den Strand gespült worden."

Pete nippte an seinem Bier - im Augenblick besaß er ebenfalls menschliche Gestalt - und erwiderte: „Teufel, Teufel, George, du hast es wirklich nicht leicht. Aber du hast doch gewußt, auf was du dich einläßt, wenn du sie heiratest. Und, mein Gott, nach dem Mendelschen Gesetz wird das nächste Kind... "

„Ich meine", unterbrach George, „ich respektiere meine Frau nicht mehr; das ist die Ursache alldessen. Ich sehe sie als Ding an. Und mich auch. Wir sind beide Dinge." Mit einem Zug leerte er sein Glas.

„Aber vom Standpunkt der Blobels..." begann Pete nachdenklich.

„Hör einmal, auf welcher Seite stehst du eigentlich?" erkundigte sich George.

„Schrei mich nicht an", verlangte Pete, „oder du fängst dir ein paar!"