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Einen Moment später droschen sie bereits aufeinander ein. Glücklicherweise verwandelte sich Pete in diesem Augenblick in einen Blobel, so daß niemand zu Schaden kam. George, der noch seine menschliche Gestalt besaß, hockte nun allein da, während Pete davonfloß und sich vermutlich auf die Suche nach einigen anderen Kameraden machte, die ebenfalls die Blobelform angenommen hatten.

Vielleicht können wir irgendwo auf einem gottverlassenen Mond eine neue Zivilisation gründen, dachte George verdrossen. Eine, die weder etwas mit der Erde noch mit den Blobels zu tun hat.

Ich muß zu Vivian zurück, entschloß sich George. Was sollte ich auch sonst tun? Ich kann von Glück sagen, daß ich sie überhaupt getroffen habe; sonst wäre ich nichts anderes als ein Kriegsveteran, der sich hier im VuK-Vereinshaus jede verdammte Nacht und jeden verfluchten Tag das Bier hineinzieht, ohne Zukunft, ohne Hoffnung, ohne Aussicht auf ein einigermaßen normales Leben...

Er hatte einen neuen Plan ins Auge gefaßt, mit dem er viel Geld zu verdienen hoffte. Ein Versandgeschäft, für das er bereits eine Anzeige in der Saturday Evening Post aufgegeben hatte.

MAGISCHE MAGNETEISENSTEINE - IMPORTIERT AUS EINEM FERNEN SONNENSYSTEM - WERDEN AUCH IHNEN GLÜCK BRINGEN!

Die Steine stammten von Proxima Centauri und wurden auf Titan weiterverkauft; Vivian hatte für ihn die ersten Geschäftskontakte mit ihrem Volk geknüpft. Aber bisher hatten nur sehr wenige Interessenten die erforderlichen anderthalb Dollar überwiesen. Ich bin ein Versager, sagte sich George im stillen.

Glücklicherweise erwies sich das nächste Kind, das im Winter des Jahres 2039 zur Welt kam, als hybride; zwölf Stunden am Tag nahm es menschliche Gestalt an, so daß George endlich ein Kind hatte, das - zumindest gelegentlich

- seiner eigenen Rasse angehörte.

Er feierte noch immer Maurices Geburt, als eine Delegation ihrer Nachbarn vom Gebäude QEK-604 heftig an der Tür klopfte.

„Wir haben eine Unterschriftensammlung veranstaltet", erklärte der Anführer der Abordnung und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen, „und wir verlangen, daß Sie und Mrs. Munster QEK-604 verlassen."

„Aber warum?" fragte George verwirrt. „Bis jetzt hat sich doch noch niemand über uns beschwert."

„Aus dem einfachen Grund, weil Ihr Neugeborenes ein Hybride ist und später vermutlich mit unseren Kindern spielen will, und das erscheint uns dann doch ein wenig ungesund zu... "

George schlug ihnen die Tür vor der Nase zu.

Aber trotzdem spürte er die Abneigung, die Feindseligkeit, die ihnen von allen Seiten entgegenschlug. Und wenn ich daran denke, durchfuhr es ihn voller Verbitterung, daß ich im Kriege für diese Leute gekämpft habe! Ich muß verrückt gewesen sein.

Eine Stunder später saß er wieder im Vereinslokal des VuK, trank sein Bier und unterhielt sich mit seinem Freund Sherman Downs, der ebenfalls eine Blobel geheiratet hatte.

„Sherman, es hat keinen Sinn. Wir sind unerwünscht; wir müssen auswandern. Vielleicht sollten wir es auf Titan versuchen, in Vivis Heimat."

„Herr im Himmel!" protestierte Sherman. „Es gefällt mir ganz und gar nicht, mitansehen zu müssen, wie du einfach aufgibst. Was ist denn aus deinem elektromagnetischen Schlankheitsgürtel geworden; verkauft er sich inzwischen?"

In den letzten Monaten hatte sich George mit der Herstellung und dem Vertrieb eines komplexen elektronischen Schlankheitsapparates beschäftigt, bei dessen Entwicklung er von Vivian unterstützt worden war; im Prinzip handelte es sich dabei um ein von den Blobels benutztes Gerät, das auf

Titan sehr verbreitet, auf der Erde hingegen völlig unbekannt war. Und dieses Geschäft lief ausgezeichnet. Aber...

„Ich hatte ein schreckliches Erlebnis, Sherm", vertraute er seinem Freund an. „Neulich war ich in einem Drugstore und erhielt dort einen umfangreichen Auftrag über meine Schlankheitsgürtel, und darüber war ich so aufgeregt... " Er brach ab. „Du kannst dir vorstellen, was dann geschah. Ich verwandelte mich. Direkt vor den Augen von hundert Kunden. Und als der Drogist das bemerkte, strich er den Auftrag für die Gürtel. Es war genau das, wovor wir uns alle fürchten... du hättest sehen sollen, wie sich ihr Verhalten mir gegenüber änderte."

„Dann stell doch jemand ein, der für dich verkauft", riet Sherin „Einen reinblütigen Menschen."

Heiser erwiderte George: „Ich bin ein reinblütiger Mensch, und das solltest du nicht vergessen. Niemals."

„Ich meinte doch nur..."

„Ich weiß, was du meintest", versicherte George. Und versetzte Sherman einen Schlag. Glücklicherweise verfehlte er ihn, und durch die Aufregung verwandelten sich beide in Blobels. Eine Zeitlang walzten sie sich wütend übereinander, bis einige ihrer Veteranenkameraden sie trennten.

„Ich bin ein ebenso guter Mensch wie jeder andere", tele-pathierte George auf Blobelart Sherman zu. „Und ich werde jeden verprügeln, der etwas anderes behauptet."

In seiner Blobelgestalt war er nicht in der Lage, allein heimzukehren; er mußte Vivian anrufen und sie bitten, daß sie ihn abholte. Es war beschämend.

Selbstmord, entschied er. Das ist die einzige Möglichkeit.

Wie ließ sich sein Vorhaben am besten verwirklichen? In der Gestalt eines Blobels konnte er keinen Schmerz empfinden; also mußte er es in dieser Inkarnation in die Tat umsetzen. Bestimmte chemische Mittel lösten jeden Blobelkör-per auf... zum Beispiel brauchte er sich nur in das mit Chlor versetzte Wasser des Swimming-pools stürzen, der sich im Erholungstrakt von QEK-604 befand.

Vivian - in ihrer menschlichen Gestalt - entdeckte ihn, als er zögernd am Rand des Swimming-pools spät des Nachts entlangkroch.

„George, ich flehe dich an - sprich noch einmal mit Dr. Jones."

„Nein", brummte er dumpf, nachdem er aus einem Teil seiner Körpermasse einen Stimmapparat geformt hatte. „Es ist sinnlos, Vivian. Ich will einfach nicht mehr weiterleben." Sogar seine Gürtel waren eher Vivians Idee als die seine gewesen. Auch in diesem Bereich war er ihr unterlegen... und jeder Tag machte alles nur noch schlimmer.

„Aber du kannst den Kindern doch noch soviel bieten", erinnerte ihn Vivian.

Das stimmte. „Vielleicht sollte ich mich noch einmal an das Kriegsbüro der UNO wenden", erwiderte er. „Ein paar Worte mit ihnen wechseln und mich erkundigen, ob die medizinische Forschung in der Zwischenzeit nicht ein Mittel entdeckt hat, mit dessen Hilfe ich mich stabilisieren kann."

„Aber was wird aus mir, wenn du dich als Mensch stabilisieren läßt?" fragte Vivian.

„Dann könnten wir achtzehn Stunden am Tag zusammen sein, die ganzen Stunden, die du in deiner menschlichen Gestalt verbringst.“

„Aber du würdest dann nicht länger mit mir verheiratet sein wollen, George. Denn dann könntest du mit einer Menschenfrau zusammenleben."

Es wäre nicht fair ihr gegenüber, erkannte George. Und er ließ den Gedanken fallen.

Im Frühjahr 2041 wurde ihr drittes Kind geboren - ebenfalls ein Mädchen und eine Hybride wie Maurice. Es war nachts eine Blobel und tagsüber ein Mensch.

In der Zwischenzeit hatte George für einige seiner Pro

bleme eine Lösung befunden.

Er nahm sich eine Geliebte.

Er und Nina richteten es so ein, daß sie einander im Hotel Elysium trafen, ein heruntergekommenes Holzgebäude im Herzen von Los Angeles.

„Nina", begann George, während er an seinem Teacher's Scotch nippte und neben ihr auf dem schäbigen Sofa saß, das ihnen das Hotel zur Verfügung gestellt hatte, „du hast mein Leben wieder lebenswert gemacht." Er fummelte an den Knöpfen ihrer Bluse.