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„Ich respektiere dich", erklärte Nina Glaubmann und half ihm, die Knöpfe zu öffnen. „Trotz der Tatsache - nun, daß du ein ehemaliger Feind meines Volkes bist."

„Mein Gott!" protestierte George. „Denken wir doch nicht mehr an die alten Zeiten - wir müssen endlich die Vergangenheit vergessen." Und nur noch an unsere Zukunft denken, fügte er in Gedanken hinzu.

Das Geschäft mit den Schlankheitsgürteln hatte sich so gut entwickelt, daß er inzwischen über fünfzehn menschliche Angestellte verfügte und eine kleine, moderne Fabrik in den Außenbezirken von San Fernando besaß. Wären die UNO-Steuern nicht so unverschämt hoch, hätte er es schon zu einem wohlhabenden Mann gebracht... während er darüber nachsann, fragte er sich, wie hoch wohl die Steuern auf den von den Blobels bewohnten Planeten sein mochten, auf Io zum Beispiel. Vielleicht sollte er sich einmal danach erkundigen.

Eines Abends im VuK-Vereinslokal diskutierte er dieses Problem mit Reinholt, Ninas Ehemann, der natürlich von dem modus vivendi zwischen George und Nina nichts ahnte.

„Reinholt", sagte George zwischen zwei Schlucken Bier, „ich habe große Pläne. Dieser Von-der-Wiege-bis-zur-

Bahre-Sozialismus, den die UNO eingeführt hat... der ist nichts für mich. Er schnürt mir die Luft ab. Der MunsterZaubermagnetgürtel ist" - er gestikulierte - „nun, er ist mehr wert als ich hier auf der Erde dafür bekommen kann. Kannst du mir folgen?"

Kühl entgegnete Reinholt: „Aber du bist ein Mensch, George; wenn du mit deiner Fabrik zu den Blobels überläufst, dann bist du ein Verräter an deinem eigenen..."

„Hör zu", unterbrach George, „ich habe ein hundertprozentiges Blobelkind, zwei Mischlinge, und ein viertes ist unterwegs. Mich verbinden starke gefühlsmäßige Bande mit diesen Leuten dort draußen auf Titan und Io."

„Du bist ein Verräter", erklärte Reinholt und schlug ihm ins Gesicht. „Und nicht nur das", fuhr er fort und versetzte George einen Hieb in den Magen, „du treibst dich auch noch mit meiner Frau herum. Ich werde dich umbringen."

Um der Auseinandersetzung zu entgehen, verwandelte sich George in einen Blobel; harmlos verpufften Reinholts Schläge in der feuchten, gallertartigen Masse. Dann verwandelte sich Reinholt ebenfalls und floß mordgierig auf ihn zu, versuchte Georges Zellkern aufzubrechen und zu absorbieren.

Zum Glück trennten einige Veteranen die beiden Kämpfenden, bevor jemand eine ernste Verletzung erlitten hatte.

Später in der Nacht saß George mit noch immer zitternden Gliedern zusammen mit Vivian im Wohnzimmer ihrer acht Räume umfassenden Suite, die hoch oben in dem großen neuen Kondominium-Apartmentgebäude ZGF-900 lag. Es war ein ernstes Gespräch, denn natürlich würde Reinholt in kürze Vivian von Nina erzählen; es war nur eine Frage der Zeit. Soweit George es beurteilen konnte, war ihre Ehe am Ende. Vielleicht war dies ihr letztes Zusammensein.

„Viv", begann er drängend, „du mußt mir glauben, daß ich dich liebe. Du und die Kinder - und natürlich auch das Gür tel-Geschäft - ihr seid mein ganzes Leben." Ihm kam ein verzweifelter Gedanke. „Komm, wir wandern noch heute nacht aus. Wir nehmen die Kinder und gehen nach Titan, jetzt in dieser Minute."

„Ich kann nicht", sagte Vivian. „Ich weiß, wie mich meine Leute behandeln würden, und auch dich und die Kinder. George, du wirst gehen. Verlege die Fabrik nach Io. Ich werde hierbleiben." Tränen standen in ihren dunklen Augen.

„Zum Teufel", entfuhr es George, „was wäre das denn für ein Leben? Du auf der Erde und ich auf Io - das ist doch keine Ehe. Und wer soll die Kinder bekommen?" Vermutlich würde Viv sie zugesprochen bekommen... aber seine Firma beschäftigte einen ausgezeichneten Rechtsanwalt - vielleicht konnte er ihm bei der Lösung seines häuslichen Problems behilflich sein.

Am nächsten Morgen erfuhr Vivian von seiner Verbindung zu Nina. Und nahm sich selbst einen Anwalt.

„Hören Sie", begann George sein Telefongespräch mit Henry Ramarau, seinem Rechtsberater, „Sie müssen mir die Vormundschaft über das vierte Kind besorgen; es wird sicherlich ein Mensch werden. Und wegen der beiden Hybriden müssen wir dann einen Kompromiß schließen; ich nehme Maurice und sie kann Kathy behalten. Und natürlich auch diesen Blobel, das sogenannte erste Kind. Soweit es mich betrifft, kann sie es haben." Er warf den Hörer auf die Gabel und wandte sich wieder an die Versammlung der Direktoren. „Nun, wo waren wir stehengeblieben?" fragte er. „Ah ja, die Analyse der auf Io gültigen Steuergesetze."

Während der nächsten Wochen wurde immer deutlicher, daß die geplante Verlegung der Firma nach Io vom geschäftlichen Standpunkt aus äußerst empfehlenswert war.

„Sehen Sie zu, daß Sie ein geeignetes Grundstück auf Io erwischen", befahl George Tom Hendricks, dem geschäftli chen Unterhändler für diesen Bereich. „Und kaufen Sie es billig; wir müssen von Anfang an richtig zuschlagen." Seiner Sekretärin, Miss Nolan, trug er auf: „Bis auf weiteres möchte ich von niemand belästigt werden. Ich fühle deutlich, daß ein Anfall naht. Wegen der Aufregung über die FirmenVerlegung von der Erde nach Io." Und er fügte hinzu: „Von meinen persönlichen Schwierigkeiten ganz zu schweigen."

„Sofort, Mr. Munster", sagte Miss Nolan und scheuchte Tom Hendricks aus Georges Privatzimmer. „Niemand wird Sie stören." George konnte sich darauf verlassen, daß sie jeden zurückweisen würde, während er sich in seine Blobel-gestalt verwandelte, wie schon so oft in diesen Tagen; der Druck, der auf ihm lastete, war zu stark.

Als er später am Tag wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte, erfuhr er von Miss Nolan, daß vor einigen Stunden ein Dr. Jones angerufen hatte.

„Ich will verdammt sein!" entfuhr es George, als er an die jetzt sechs Jahre zurückliegenden Ereignisse dachte. „Ich hatte gedacht, er wäre schon langst auf dem Schrottplatz gelandet." Zu Miss Nolan sagte er: „Rufen Sie Dr. Jones an und benachrichtigen Sie mich, sobald die Verbindung hergestellt ist. Ich werde mir ein paar Minuten frei nehmen und mit ihm sprechen." Es war wie in den alten Zeiten, damals, in San Francisco.

Kurz danach verband ihn Miss Nolan mit Dr. Jones.

„Hallo, Doktor", begrüßte George ihn, lehnte sich in seinem Sessel zurück, schaukelte hin und her und befingerte geistesabwesend eine auf dem Schreibtisch stehende Orchidee. „Schön, wieder etwas von Ihnen zu hören."

„Mr. Munster", ertönte die Stimme des homöosthatischen Analytikers in seinem Ohr, „ich höre, daß Sie jetzt über eine Sekretärin verfügen."

„Ja", bestätigte George, „ich bin jetzt Unternehmer, mache Geschäfte mit Schlankheitsgürteln; sie haben eine gewisse

Ähnlichkeit mit diesen Flohkragen, die man Katzen umlegt. Nun, was kann ich für Sie tun?"

„Ich hörte, daß Sie inzwischen vier Kinder haben..."

„Eigentlich erst drei; ein viertes ist noch unterwegs. Hören Sie, Doktor, dieses vierte ist für mich sehr wichtig; nach dem Mendelschen Gesetz wird es ein reinblütiger Mensch werden und, bei Gott, ich werde alles in meiner Macht Stehende unternehmen, um dafür die Vormundschaft zugesprochen zu bekommen." Nach einer Pause fuhr er fort: „Vivian -Sie erinnern sich gewiß an sie - ist inzwischen wieder auf Titan. Bei ihrem eigenen Volk, wo sie auch hingehört. Und ich habe die besten Ärzte angestellt, die ich für mein Geld bekommen kann, um mich zu stabilisieren; ich bin dieser dauernden Veränderungen überdrüssig. Tag und Nacht habe ich keine Ruhe, und bei der vielen Arbeit, die auf mir lastet, kann ich mir diesen Unsinn nicht mehr erlauben."

„Aus Ihrem Tonfall", bemerkte Dr. Jones, „geht hervor, daß Sie ein wichtiger, beschäftigter Mann sind, Mr. Munster. Seit ich Sie das letztemal sah, haben Sie es weit gebracht."

„Kommen Sie zum Thema, Doktor", verlangte George ungeduldig. „Warum haben Sie angerufen?"

„Ich dachte, äh, vielleicht könnte ich Sie und Ihre Frau wieder zusammenbringen."