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Einer der Pokerspieler erzählte einen langen, komplizierten Witz über Marsmenschen, die am Miami Beach Pelzmäntel trugen. Angewidert blickte Mr. Mandala zu den Leuten hinüber. Wenn wenigstens ein paar von den Quälgeistern auf ihre Zimmer gingen, würde er eine Gelegenheit finden, die anderen zu fragen, ob sie Anmeldeformulare ausgefüllt hätten. Andererseits konnte er ohnehin niemanden mehr unterbringen, da schon alle Räume des Motels doppelt belegt waren. Er gab diesen Plan auf und starrte desinteressiert auf die Marsmenschen, die wieder einmal auf dem Bildschirm erschienen, und versuchte sich vorzustellen, daß es irgendwo auf der Welt Leute gab, die sich diese Sendung jetzt auch ansahen, die in den Zeitungen von den Marsbewohnern lasen und das tatsächlich wichtig fanden. Er verstand nicht, daß man sich für diese Wesen interessieren konnte, die da ungeschickt auf ihren langen, schwachen Gliedmaßen herumkrochen, keuchend versuchten, gegen die Erdenschwerkraft anzukämpfen, und sich mit großen, länglichen, trüben Augen umblickten.

»Diese Bastarde sehen verdammt stupide aus«, sagte einer der Reporter zu dem Pfeifenraucher. »Weißt du, was ich gehört habe? Die Astronauten haben sie die ganze Zeit in der kleinen Kammer eingesperrt, weil sie stinken.«

»Auf dem Mars merkt man das wahrscheinlich nicht, weil dort die Luft so dünn ist«, meinte der Pfeifenraucher.

»Sie merken es nicht? Sie lieben diesen Gestank!« Der Mann legte einen Dollarschein auf die Rezeptionstheke und wandte sich an Mr. Mandala. »Kann ich ein bißchen Kleingeld für den Cola-Automaten haben?« Schweigend drückte ihm der Manager ein paar Münzen in die Hand. Er wäre nicht auf die Idee gekommen, daß die Marsmenschen stinken könnten, aber das war auch kein Wunder, denn er hatte kaum einen Gedanken an sie verschwendet. Wenn er darüber nachgedacht hätte, wäre er wohl auch auf die Frage des Körpergeruchs gestoßen.

Mr. Mandala nahm sich auch ein Zehncentstück und folgte den beiden Männern zum Cola-Automaten. Auf dem Bildschirm waren jetzt ein paar unscharfe Fotos zu sehen, die das Astronautenteam mitgebracht hatte - niedere, unregelmäßige sandfarbene Gebäude auf einem hellen Sandboden. Das wurde von der NASA als »größte Marsstadt« bezeichnet - eine Gruppe von etwa hundert flachen, fensterlosen Bauten. »Ich weiß nicht«, sagte der zweite Reporter, bevor er die Cola-Flasche an die Lippen setzte, »glaubst du, daß sie eine gewisse Intelligenz besitzen?«

»Das ist schwer zu sagen«, erwiderte der Pfeifenraucher. Er war von Reuter und sah auch danach aus mit seinem roten, breiten englischen Squire-Gesicht. »Immerhin können sie Häuser bauen.«

»Das kann auch das Leittier einer Gorillaherde.«

»Zweifellos, zweifellos.« Plötzlich leuchteten die Augen des Reuter-Mannes auf. »Moment mal. Da fallt mir einer ein. Wie ging der noch? Daheim erzählen wir den über die Iren. Ach ja, jetzt weiß ich's wieder. Das zweite Erdenschiff fliegt zum Mars, und die Besatzung stellt fest, daß eine gefürchtete Erdenkrankheit die ganze Rasse dahingerafft hat - alle bis auf eine Frau. Natürlich sind sie entsetzt. In der UNO wird lange debattiert. Sie unterzeichnen einen AntiVölkermord-Vertrag, und Amerika spendet zweihundert Millionen Dollar für eine Wiedergutmachungsaktion und. Nun ja, um es kurz zu machen - da sie die Rasse vor dem Aussterben retten wollen, beschließen sie, einen nichtmenschlichen Mann mit der einzigen überlebenden Marsfrau zu kreuzen.«

»Quatsch!«

»Ja, genau. Nun, sie finden Paddy O'Shaugnessy, der gerade eine Pechsträhne hat, und sagen zu ihm: >Hör mal, du gehst jetzt in diesen Käfig, Paddy, und da drin findest du diese Frau. Du brauchst nichts weiter zu tun, als sie zu schwängern, verstehst du?< O Shaughnessy fragt: >Und was ist für mich drin?< Sie bieten ihm tausend Pfund an. Natürlich ist er damit einverstanden.

Aber dann öffnet er die Tür des Käfigs und sieht, wie die Frau ausschaut. Da geht er wieder raus. Der Reuter-Mann steckte seine leere Cola-Flasche in das Gestell, das dafür bestimmt war, und imitierte Paddys angewidertes Gesicht. >Du lieber Gott<, sagt er, >mit so was habe ich nicht gerechnete - >Zehntausend Pfund, Paddy!< sagen sie zu ihm und flehen ihn an, reinzugehen.

>Also gut<, sagt er, >aber nur unter einer Bedingung.< - >Und was ist das für eine Bedingung?< fragen sie. Da sagt er: >Ihr müßt mir versprechen, daß die Kinder katholisch erzogen werden.<«

»Ja, den habe ich schon mal gehört«, sagte der andere Reporter. Er steckte seine Cola-Flasche in das Gestell, blieb mit einem Fuß daran hängen, und vier Reihen leerer Flaschen fielen klirrend auf den Boden.

Das war so ungefähr das Äußerste, was Mr. Mandala noch ertragen konnte. Er keuchte und stotterte, ließ seine Glocke ertönen und schrie: »Ernest! Berzie! Kommt sofort her!« Und als Ernest seinen dunklen Kopf aus der Küchentür steckte, wobei sich in seinen Auge, deutlich die Angst vor einer nahenden Katastrophe widerspiegelte, brüllte Mr. Mandala: »Ihr verdammten Schwachköpfe! Ich habe euch schon tausendmal gesagt, ihr sollt dieses Gestell regelmäßig leerräumen!« Wutentbrannt stand er daneben, als die beiden Pagen die Flaschen und Glasscherben einsammelten und ihm immer wieder besorgte Seitenblicke zuwarfen.

Und dann ging er hinaus in die Nacht, um sich abzukühlen -und weil es ihm leid tat und weil er ahnte, daß er sich zu einer Aktion hinreißen lassen könnte, die noch viel bedauerlicher ausfallen würde.

Das Gras war feucht, Tau tropfte vom Trampolin ins Schwimmbecken. Das Motel war nicht so still, wie es um diese Zeit, kurz vor dem Morgengrauen, sein sollte - aber es war relativ still. Nur hin und wieder drang ein gedämpftes Gelächter aus der Halle. Das tröstete Mr. Mandala. Er hätschelte seine Seele, in dem er an den Veranden der Zimmer vorbeiging, die Eis- und Zigarettenautomaten inspizierte und feststellte, daß alles in Ordnung war.

Ein Militärjet von McCoy kreischte über seinem Kopf. Die Sterne funkelten immer noch am Himmel, obwohl es im Osten bereits hell wurde. Mr. Mandala gähnte, blickte nach oben und fragte, welcher dieser Lichtpunkte der Mars sein mochte.

Dann kehrte er zur Rezeption zurück. Bald darauf mußte er die Gäste wecken und war viel zu beschäftigt, um noch über die Marsmenschen nachzudenken. Und als die meisten Reporter lärmend in ihre Autos und Kleinbusse stiegen und das Tagesteam des Motels eintraf, öffnete Mr. Mandala zwei eisgekühlte Cola-Flaschen und brachte sie Ernest an die Küchentür.

»Das war eine schlimme Nacht«, sagte er, und Ernest akzeptierte sowohl die beiden Flaschen als auch die gute Absicht und trank einen großen Schluck. Später lehnten sie an der Wand, die das Schwimmbecken von der Zufahrt abschirmte, und beobachteten die Reporter und Reporterinnen, die zum Highway und zur Lagebesprechung fuhren. Die meisten hatten kein Auge zugetan. Mr. Mandala schüttelte den Kopf und konnte nicht verstehen, warum man so viel Wirbel um eine solche Bagatelle machte.

Und Ernest schnippte mit den Fingern, grinste und sagte: »Ich weiß einen Marswitz, Mr. Mandala. Wie reden Sie einen sieben Fuß großen Marsbewohner an, wenn er mit einem Speer auf Sie zukommt?«

»Ach, zum Teufel, Ernest«, erwiderte Mr. Mandala, »ich sage natürlich Sir zu ihm. Der Witz ist doch schon uralt.« Er gähnte und streckte sich und fügte nachdenklich hinzu: »Man sollte meinen, daß jetzt ein paar neue Witze aufkommen. Aber ich habe nur alte gehört. Der einzige Unterschied besteht darin, daß man sich jetzt nicht mehr über die Juden und Katholiken und -und alle anderen lustig macht, sondern über die Marsmenschen.«