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Sie verstehen also, was ich meine. Die Verschwendung von Zeit und wertvollem Treibstoff, okay?

Und was der Jammer an der Sache ist - man könnte Informationen so einfach und so billig auf elektronische Weise weitergeben und erhalten. Ich weiß nicht, ob Sie schon mal das Fernsehtelefon aus dem Beil-Labor gesehen haben. Es wurde bei einigen Konferenzen vorgestellt, und es ist fast so, als würde man mit seinem Partner von Angesicht zu Angesicht sprechen.

Viel besser als das normale Telefon. Man kriegt alles mit - außer der Whiskyfahne, die der Gesprächspartner vielleicht von sich gibt. Und das ist nur eins dieser Geräte - es gibt auch noch Faksimile-, Telemetrie-, Fernlese-Computer und Fernschreiber. Wenn wir das alles haben - warum verwenden wir es nicht? Warum verzichten wir auf die Vorteile dieser Errungenschaften? Sie wissen doch, wie man eine Bandaufzeichnung bearbeiten kann. Man kann die überflüssigen Teile eines Vertrags weglassen, die Pausen streichen, und man kriegt trotzdem alles mit, nur daß man vierhundert Wörter pro Minute serviert bekommt statt sechzig oder siebzig, von denen die Hälfte aus Wiederholungen oder »Was ich damit sagen wollte« besteht.

Nun, das gehört zum System, und es ist nicht mein Bier. Damit müssen sich Experten befassen - nicht ich. Ein paar von den Burschen sind wirklich scharf darauf, und wir werden uns treffen, sobald wir Zeit dazu finden.

Vielleicht werden Sie sich fragen, welchen Beitrag ich zu leisten gedenke. Ich glaube, ich habe da was. Zum Beispiel - wie kann man Diskussionen so lenken, daß man sich der Lösung des jeweiligen Problems nähert? Ich habe ein paar Artikel gelesen, in denen stand, wie man eine Konferenz vereinfachen kann, so daß man wirklich konferiert. Und ich habe auch eine eigene Idee -eine Lieblingsidee. Ich nenne sie Debattenquantum, das nicht reduzierbare Minimum an Argumentation, das jedem Diskussionsteilnehmer zusteht, wenn eine seiner Behauptungen in Frage gestellt oder widerlegt wird, bevor er zum nächsten Programmpunkt übergeht.

Wenn nur die Hälfte meiner Idee verwirklicht werden könnte, würden Leute meinesgleichen ihr Pensum - oh, wir wollen konservativ sein - in einem Viertel der Zeit erledigen, die wir jetzt vergeuden.

Dann hätten wir drei Viertel mehr Zeit als jetzt - und was würden wir damit anfangen? Wir würden natürlich arbeiten, die Dinge tun, die wir tun müßten, die wir aber nicht tun, weil wir keine Zeit dafür haben. Ich meine das wörtlich und völlig ernst. Ich finde wirklich, daß wir viermal so viel arbeiten könnten wie jetzt. Und ich bin auch überzeugt, daß wir dann schon in fünf Jahren auf dem Mars landen könnten statt erst in zwanzig, daß wir die Leukämie in zwölf Jahren heilen könnten statt in fünfzig -und so weiter.

Das wären also meine Pläne - und deshalb wollte ich keine Zeit mit Gordie MacKenzie verschwenden. Ich hatte alle meine Notizen in der Aktentasche mitgenommen, und viereinhalb Stunden würden mir genügen, um sie alle zu ordnen und meinen Systematiker-Freunden und ein paar anderen Leuten, die sich dafür interessierten, einen Entwurf vorlegen zu können.

Sobald wir in der Luft waren, klappte ich den kleinen Tisch hinab und begann meine Papiere zu sortieren.

Aber es funktionierte nicht.

Komisch, wie oft es nicht funktioniert. Ich meine, wenn man etwas tun will und sich auf den Zeitpunkt freut, wo man es endlich tun kann - und wenn die Zeit dann plötzlich verstrichen ist, ohne daß man es getan hat. In meinem Fall lag es daran, daß Clara mit den Cocktails nach hinten kam. Sie wußte, daß ich einen Martini Extra-Dry mit einem Scheibchen Zitrone bevorzuge, und so schob ich die Papiere höflich beiseite, als sie mir das Glas hinstellte. Dann kam sie mit den Hors d'ceuvres, und ich steckte die Papiere in die Taschen zurück, weil ich Hunger hatte. Danach mußte ich entscheiden, wie ich meine Tournedos haben wollte, und das Dinner samt Wein und Kaffee dauerte fast zwei Stunden. Wenn ich mir den Film auch nicht ansehen wollte - es hat schon was für sich, wenn da vorn so eine Leinwand flimmert, wenn der Held auf dem eigenen Fernseher gerade einen Bombenangriff wagt, wenn die Helden auf den Bildschirmen der vorderen Sitze, die man aus den Augenwinkeln sieht, gerade erschossen werden oder in Flammenmeere stürzen oder bei Besprechungen sitzen oder an der Theke stehen. Das kann einen schon sehr ablenken, vor allem von dem Film, der über den eigenen Bildschirm läuft. Es gelang mir, meine Aufmerksamkeit zu konzentrieren, vor allem mit Hilfe meines Drinks. Und als der Film vorbei war, wurde der zweite Kaffee mit Pfefferminzplätzchen serviert, dann wurden wir aufgefordert, uns anzuschnallen, und wir landeten auf der großen Aluminiumfläche über Mount Wilson, und ich hatte keine Zeit gehabt, meine Notizen zu ordnen. Nun, daran war ich gewöhnt. In Potsdam hatte ich ja auch kein einziges Ginseng-Pflänzchen gefunden. Ich hatte um ein Stipendium kämpfen müssen.

Ich ging ins Hotel, wusch mir das Gesicht, dann ging ich hinunter in den Versammlungsraum, gerade rechtzeitig, um einen langweiligen Vortrag über die Klarluftturbulenzen in planetaren Atmosphären zu hören. Ziemlich viele Leute saßen im Saal, vielleicht siebzig oder achtzig, aber was sie sich von diesem Vortrag versprachen, konnte ich mir nicht vorstellen, und so nahm ich mir ein Programm und schlich hinaus.

Irgend jemand, der neben der Kaffeemaschine lehnte, rief mir zu: »Hallo, Chip!«

Ich ging hinüber und schüttelte ihm die Hand. Es war ein junger Bursche namens Resnik von dem kleinen College, wo ich meinen Bakkalaureus gemacht hatte. Jetzt wandte er sich an den Mann, der neben ihm stand - ein großer, grauhaariger Banker-Typ, den ich nicht kannte. »Dr. Ramos, das ist Dr. Chesley Grew. Chip, das ist Dr. Ramos. Er ist bei der NASA. Es war doch die NASA, nicht war?«

»Nein, ich bin Mitglied einer Stiftung. Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Dr. Grew.«

»Danke. Vielen Dank.« Ich hätte gern eine Tasse Kaffee getrunken, aber ich wollte dabei nicht hier herumstehen und mich mit diesen Leuten unterhalten. Deshalb sagte ich: »Nun, ich werde mal fragen, ob noch ein Zimmer frei ist. Wenn Sie mich entschuldigen würden.«

»Laß das doch, Chip!« entgegnete Larry Resnik. »Ich habe vor einer halben Stunde gesehen, wie du dir den Zimmerschlüssel geholt hast. Du willst nur in dein Zimmer gehen und arbeiten.«

Das war mir ein bißchen peinlich. Was Resnik betraf, so war es mir egal, aber den anderen Mann kannte ich nicht. Er grinste und sagte: »Larry hat mir schon erzählt, daß Sie so einer sind.

Übrigens, als Sie in den Saal gingen, meinte er, Sie würden in dreißig Sekunden wieder rauskommen. Er hat recht behalten.«

»Nun ja, Klarluftturbulenzen reizen mich nicht besonders.«

»Das kann Ihnen weiß Gott niemand übelnehmen. Haben Sie Lust auf einen Kaffee?«

Da ich nicht unhöflich sein wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als zu antworten: »Ja, bitte - danke.« Ich schaute zu, wie er einen Becher nahm und aus der großen silbernen Maschine Kaffee hineinfließen ließ. Irgendwie kam er mir bekannt vor, aber ich wußte nicht, wo ich ihn schon mal gesehen hatte. »Haben wir uns nicht in Dallas bei den Doppel-A-Sitzungen gesehen?«