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Aber der Empfangschef sagte: »Ich habe eine Nachricht für Sie, Dr. Grew. Dr. Ramos läßt Sie bitten, nicht zu gehen, bevor Sie mit ihm gesprochen haben.«

»Danke.« Ich überlegte, ob ich ihm den Gefallen tun sollte, aber es stellte sich heraus, daß ich keine Entscheidung zu treffen brauchte. Ramos kam durch die Halle auf mich zugelaufen, mit besorgtem Gesicht.

»Ich habe mir gedacht, daß Sie abreisen würden«, sagte er. »Bitte, schenken Sie mir zwanzig Minuten von Ihrer Zeit.«

Ich zögerte, und er winkte einen Pagen heran. »Er soll sich um Ihr Gepäck kümmern, und dann gehen wir hinunter und trinken einen Kaffee.« Ich ließ mich auf die Terrasse vor dem Cafe führen, wo es nach dem Regen warm und sauber war, und ich fragte mich, ob Dr. Ramos die Stelle wiedererkennen würde, wo Larry aufgeschlagen war. Aber ich bin nicht besonders feinfühlig in solchen Dingen, und er war es offenbar auch nicht. Wenn er wollte, konnte er ziemlich autoritär wirken. Kaum hatten wir uns an einen Tisch gesetzt, hatte er auch schon eine Kellnerin zu sich beordert und Kaffee und Sandwichs bestellt, ohne mich vorher zu fragen. Dann begann er ohne Umschweife: »Chip, geben Sie's nicht auf. Es tut mir leid wegen Ihrer Notizen - aber ich möchte nicht, daß Sie aufgeben.«

Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück und fühlte mich sehr müde. »Ich werde nicht aufgeben, Dr. Ramos.«

»Nennen Sie mich Laszlo.«

»Ich werde nicht aufgeben, Laszlo. Übrigens - ich habe schon die ganze Zeit darüber nachgedacht.«

»Das wußte ich.«

»Wenn ich nächste Woche ein paar Konferenzen ausfallen lasse und Larrys Tod als Entschuldigungsgrund angebe - ich würde jeden Grund angeben, der mir nur irgendwie von Nutzen wäre -, könnte ich den Großteil der Notizen aus dem Gedächtnis rekonstruieren. Vielleicht würde ich es in einer Woche nicht schaffen. Ich müßte mir einige Unterlagen noch einmal kopieren und schicken lassen.«

»Sehr gut. Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen.« Die Kellnerin servierte den Kaffee und die Sandwichs, und er verscheuchte sie, sobald sie alles auf den Tisch gestellt hatte. »Sehen Sie, Chip - ich bin nur Ihretwegen hierhergekommen.«

Ich sah ihn an. »Interessieren Sie sich für Fotometrie?« »Nein - nicht für Ihren Vortrag, aber für Ihre Idee. Worüber wir da die halbe Nacht geredet haben. Ich wußte nicht, daß Sie mein Mann sind, bevor Resnik Sie gestern erwähnt hat. Und nach der letzten Nacht war ich mir ganz sicher.«

»Ich habe schon einen Job, Dr.. Laszlo.«

»Ich biete Ihnen keinen Job an.«

»Was wollen Sie dann von mir?«

»Ich biete Ihnen die Chance, Ihre Idee zu verwirklichen. Ich habe Geld, Chip - das Geld der Stiftung, das für etwas Sinnvolles ausgegeben werden soll. Nicht für Raum- oder Krebsforschung oder höhere Mathematik. Das wird ohnehin alles hinreichend finanziert. Meine Stiftung sucht nach Projekten, die nicht in das übliche Schema passen. Nach großen Projekten -wie dem Ihren.«

Nun, ich war natürlich ziemlich aufgeregt. Und es tat mir richtig gut, so ernst genommen zu werden.

»Ich habe den Sekretär unseres Aufsichtsrats in Washington angerufen, sobald das Büro geöffnet war. Natürlich konnte ich ihm am Telefon nicht genug mitteilen, um ihn dazu zu bewegen, Ihnen schon jetzt einen offiziellen Auftrag zu erteilen. Aber er ist interessiert. Und der Aufsichtsrat wird uns sicher keine Schwierigkeiten machen. Nächste Woche findet eine Versammlung statt, und ich möchte, daß Sie daran teilnehmen.«

»In Washington? Ich weiß nicht, ob ich.«

»Aber nein«, unterbrach mich Dr. Ramos. »Unsere Stiftung ist international, Chip. Wir werden uns am Corner See treffen. Dort können Sie in Ruhe arbeiten und werden nicht ständig von Ihrem Büro angerufen.«

»Aber - ich bin mir nicht sicher.«

»Wir werden Sie unterstützen. Sie bekommen alles, was Sie brauchen, einen Mitarbeiterstab, ein Büro. Wir bauen gerade ein Werk in Ames, Iowa. Dort wird man Sie natürlich ebenfalls brauchen - aber höchstens zwei Tage im Monat. Und.« Er grinste entschuldigend. »Ich weiß, es wird Ihnen nichts bedeuten. Wenn Sie erst mal eine Medaille auf der Brust haben, ist der Rest nicht mehr so aufregend. Aber es wird sich ganz gut in Ihrem Who's Who-Eintrag machen. Und, wie dem auch sei, der Sekretär hat mich bereits dazu ermächtigt, Ihnen zu sagen, daß man Ihnen ein Amt in unserem Kuratorium anbietet.«

Ich begann den Kaffee zu brauchen und trank einen großen Schluck. »Das geht mir alles ein bißchen zu schnell, Laszlo«, sagte ich.

»Die Mitglieder unserer Organisation treffen sich in Flagstaff. Sie besitzen dort einen Country Club. Es wird Ihnen gefallen. Dort treffen wir uns natürlich nur sechsmal im Jahr. Aber es lohnt sich. Natürlich sind wir wie jede andere Körperschaft auch politisch orientiert, und als Mitglied unseres Kuratoriums werden Sie großen Einfluß gewinnen.«

Und so redete er weiter, und ich saß da und hörte zu, und alles, was ich mir jemals erhofft hatte, wurde Wirklichkeit. Eine Woche später saß ich an einem riesengroßen Fenster, blickte auf den Corner See hinaus und war Projektdirektor mit allen Vollmachten, war Kurator und hochgeehrtes Mitglied der Organisation und hatte einen Mitarbeiterstab von einundvierzig Mann.

Nächste Woche werden wir das Lawrence Resnik-Gedenkhaus in Ames einweihen. Es war meine Idee gewesen, es so zu nennen, und alle hatten zugestimmt. Und wenn es auch ein teuflisches Jahr war, so kann ich doch sehen, daß wir Fortschritte gemacht haben. Es erscheint mir immer noch unvernünftig, daß ich so viel Zeit mit Verwaltungskram und Konferenzen verschwende. Aber als ich gestern in Montreal mit Laszlo darüber sprach, grinste er mich anerkennend an. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis Ihnen das auffällt. Aber man soll nichts überstürzen, und Sie sehen ja selber, daß es sich lohnt. Habe ich Ihnen schon erzählt, was für einen guten Eindruck Ihre Vortragsreise gemacht hat?«

»Ja, das haben Sie schon getan - danke. Aber wenn das Resnik-Werk erst einmal läuft, werden wir mehr Zeit haben.«

»Klar! Sagen Sie nicht, daß ich es Ihnen erzählt habe.«

Er zwinkerte mir zu. »Aber vergessen Sie nicht, daß ich schon mal was von dem Auftrag des Präsidenten bezüglich der interdisziplinarischen Angelegenheiten angedeutet habe. Nun ja, das ist noch nicht offiziell. Aber definitiv. Wir haben in Shoreham schon eine Suite für Sie gemietet, die werden Sie oft bewohnen. Wir haben sogar einen Raum als Büro einrichten lassen. Dort können Sie Ihre Notizen aufbewahren und zwischen den einzelnen Trips ein bißchen was arbeiten.«

Nun, ich sagte ihm natürlich, falls er die Notizen meinte, die ich zu rekonstruieren versucht hatte - die würden nicht soviel Platz brauchen.

Eigentlich brauchten sie überhaupt keinen Platz, denn bisher war ich noch gar nicht dazu gekommen, daran zu arbeiten.

Ich hatte gedacht, mit ein bißchen Glück würde ich es schaffen. Aber ich hatte nicht viel Glück gehabt. Der arme Honeyman zum Beispiel - ich hatte ihm bereits geschrieben und ihn um eine Kopie des Berichts gebeten, den er mir schon mal geschickt hatte, als ich hörte, daß seine Jolle in einem Sturm gekentert war. Man fand seine Leiche erst eine Woche später. Und kein Mensch scheint zu wissen, wo er die Kopie des Berichts aufbewahrt hat. Wenn er sie überhaupt angefertigt hat. Und.

Nun, da war diese komische Bemerkung, die Resnik am Tag vor seinem Tod machte - daß sich die ganze Welt gegen jeden Mann verschwören würde, der irgendwas zu tun versucht. Und dann hatte er noch hinzugefügt: »Ich bin nicht einmal sicher, ob es diese Welt ist.«