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Die Bibliothek bedrückte ihn. Sie erinnerte ihn zu stark an die mühsamen acht Jahre, die nun vorbei waren. Er verließ das Gebäude und fuhr mit dem Bus nach Hause.

Nur knapp zwei Stunden waren verstrichen, seit er in LaFittes Büro gewesen war.

Das war noch nicht genug. Nicht einmal der Mitarbeiterstab des großen LaFitte konnte in so kurzer Zeit eine Information aufschnappen und entsprechend agieren. Dunlop hatte plötzlich keine Lust mehr, die Wartezeit daheim zu verbringen. Er blieb vor einem billigen Restaurant stehen, lächelte breit, dann ging er über die Straße und in ein kleines, gemütliches, teures Lokal mit Topfpalmen in den Fenstern. Hier würde er seine gesamte restliche Barschaft ausgeben, aber was machte das schon?

Dunlop aß seinen besten Lunch seit zehn Jahren und nahm sich viel Zeit dazu. Als er das Gefühl hatte, daß genug Minuten verstrichen waren, schlenderte er die Straße hinab, zu dem Mietshaus, in dem er wohnte. Die Männer waren schon da.

Die Zimmerwirtin spähte verängstigt hinter dem Fenstervorhang hervor.

Dunlop lachte laut auf und winkte ihr zu, als sie ihn in ihre Mitte nahmen. Es waren zwei große Männer mit ausdruckslosen Gesichtern. Der dickere roch nach Chlorophyll-Kaugummi, der dünnere nach Tod.

Dunlop hängte sich bei ihnen ein, grinste breit und wandte der Zimmerwirtin den Rücken zu. »Was habt ihr der Dame denn erzählt, w-wer ihr seid, Jungs? Finanzamt? Oder FBI?«

Sie gaben keine Antwort, aber das spielte keine Rolle. Sollte sie doch glauben, was sie wollte! Er würde sie nie, nie, nie wiedersehen. Die paar erbärmlichen Habseligkeiten in seinem billigen Koffer konnte sie ruhig haben. Hector Dunlop würde sehr bald nur das Beste vom Besten besitzen.

»Ihr kennt das Geheimnis eures Chefs nicht, was?« fragte Dunlop die Männer, als sie im Wagen saßen. »Aber ich kenne es. Ich habe acht Jahre gebraucht, um es herauszufinden. Also behandelt mich ein b-bißchen respektvoller, oder er wird euch feuern.«

»Halten Sie den Mund!« sagte der Chlorophyll-Geruch liebenswürdig, und Dunlop gehorchte höflich. Es war unwichtig, wie alles andere, was jetzt passierte. In kurzer Zeit würde er LaFitte gegenüberstehen, und dann.

»St-stoßen Sie doch nicht so!« sagte er ärgerlich, als er vor den beiden aus dem Wagen stolperte.

Sie packten ihn, jeder an einem Ellbogen, Chlorophyll öffnete das Riesentor am Ende des Weges, und Tod schob ihn hindurch. Einer von Dunlops Brillenbügeln löste sich vom Ohr, und er griff danach.

Sie hatten den Hudson überquert und waren außerhalb der Stadt. Dunlop hatte nur eine verschwommene Ahnung von Geographie, da er die vergangenen acht Jahre profitableren Studien gewidmet hatte, aber er nahm an, daß sie sich irgendwo in den Bergen hinter Kingston befanden. Sie gingen in ein großes Steinhaus und sahen niemanden. Es war ein Frankenstein-Haus, aber es amüsierte Dunlop sehr, denn es war genau das Haus, das er sich vorgestellt hatte - genau das Haus, das LaFitte brauchen würde, um sein Geheimnis zu hüten.

Sie stießen Dunlop durch eine Tür in ein Zimmer mit Kamin. In einem Ledersessel vor dem Feuer - obwohl es draußen so heiß war - saß ein Mann, der Quincy LaFitte sein mußte.

»Hallo!« sagte Dunlop würdevoll und ging auf ihn zu. »Ich v-vermute, Sie w-wissen, warum ich. He! Was m-machen Sie denn da?«

Chlorophyll streifte einen grauen Handschuh über eine Hand. Er ging zu einem Schreibtisch, öffnete eine Schublade und nahm etwas heraus - einen Revolver. Er hielt ihn in der erhobenen behandschuhten Hand und feuerte auf die Wand. Platsch! Es war ein leises, dünnes Geräusch - aber aus der Wand fiel ein großes Stück Mörtel.

»He!« sagte Dunlop noch einmal.

Mr. LaFitte beobachtete ihn mit höflichem Interesse. Chlorophyll ging rasch auf Dunlop zu, und Tod griff plötzlich nach -nach.

Chlorophyll gab Dunlop die Waffe, die er gerade abgefeuert hatte. Dunlop umfaßte sie automatisch, während Tod eine noch größere hervorzog, die viel gefahrlicher aussah.

Dunlop sprang abrupt nach hinten, ließ den Revolver fallen und begann alles zu verstehen. »Warten Sie!« schrie er in wilder Panik. »Ich h-h-h.« Er schluckte und sank auf die Knie. »Nicht schießen! Ich h-h-habe alles aufgeschrieben -imB-B-B. ImB-B-B.«

»Einen Augenblick, Jungs«, sagte LaFitte sanft.

Chlorophyll blieb stehen und wartete. Tod richtete sein Schießeisen auf Dunlop und wartete.

»Im B-Büro meines Anwalts!« brachte Dunlop mühsam hervor. »Wenn mir was passiert, wird er es l-l-lesen.«

LaFitte seufzte. »Nun«, sagte er mit milder Stimme, »das war das Risiko, das wir eingehen mußten. Okay, Jungs, laßt uns allein.« Chlorophyll und Tod trugen ihre Gerüche und ihre Bedrohlichkeit zur Tür hinaus.

Dunlop keuchte. Er wußte, daß er seinem Ende sehr nahe gewesen war. Ein Mann hatte ihm einen Revolver gegeben, und der andere sollte ihn erschießen. Dann hätten sie die Polizei gerufen, um ihr einen erfolglosen Attentäter zu übergeben. Zu schade, Officer, aber er hat uns wirklich zum Narren gehalten. Sehen Sie? Dort in der Mauer steckt seine Kugel. Ich versuchte dem armen Irren den Revolver zu entreißen, aber. Ein Schulterzucken.

Dunlop schluckte. »Pech für Sie«, sagte er heiser. »Aber ich mußte natürlich gewisse V-V-Vorsichtsmaßnahmen treffen. Hören Sie mal - kann ich einen Drink haben?«

Mr. LaFitte zeigte auf ein Tablett. Er hatte viel Zeit. Er wartete nur, mit Geduld und wenig Besorgnis. Er war ein großer alter Mann mit kahlem Schädel, aber wenn er wollte, konnte er sich sehr schnell bewegen. Das hatte Dunlop bereits bemerkt. Komisch - er hatte nicht erwartet, daß LaFitte eine Glatze haben würde.

Aber alles andere verlief genau nach Plan.

Er goß einen doppelten, zwölf Jahre alten Bourbon in ein Glas aus Steubens bestem handgeschliffenem Kristall und leerte es in einem Zug.

»Ich habe Sie am Wickel, LaFitte«, sagte er. »Und das wissen Sie auch, nicht wahr?«

LaFitte schenkte ihm einen herzlichen, verzeihenden Blick.

»Das ist ja Klasse!« jubelte Dunlop. »Sie sind ein guter V-V-Verlierer. Sie wissen also, daß ich herausgefunden habe, worauf Ihr Vermögen basiert.« Er trank noch einen Whisky und spürte, wie sich das brennende Prickeln in seinem Körper ausbreitete. »Nun, um mm-mal anzufangen - vor acht Jahren studierte ich an der Universität, an der Sie unterrichtet haben. ch stolperte über ein Zitat aus einer Dissertation, betitelt >Gewisse Beobachtungen zur Ontogenese der Mars-P-Paraprimaten<. Von einem Burschen namens Quincy A.W. L-L-LaFitte, Bakkalaureus der Naturwissenschaft.«

LaFitte nickte kaum merklich und lächelte. Seine Augen können einen leicht täuschen, dachte Dunlop. Es sind die Augen eines Mannes, der sich an den Erfolg gewöhnt hat. Ich muß auf der Hut sein.

Aber, so sagte er sich zuversichtlich, er hatte ja alle Trümpfe in der Hand. »Ich s-suchte nach der Dissertation und konnte sie nicht f-finden. Aber das wissen Sie ja sicher.« Er hatte sie nicht finden können? Nein, nicht in der Bibliothek, nicht in den Akten des Dekans, nicht einmal in den Archiven. Ein Glück, daß Dunlop so ein beharrlicher Mann war. Er hatte den Drucker aufgestöbert, der die Dissertation gedruckt hatte, und da fand er sie, immer noch an die alte, verstaubte Quittung geheftet.

»Ich erinnere mich an den g-genauen Wortlaut«, sagte Dunlop und zitierte aus dem letzten Absatz. Dabei stotterte er kein einziges Mal.

»Deshalb ist anzunehmen, daß die Mars-Paraprimaten in früheren Zeiten eine reife Kultur besessen haben, die den höchst gebildeten Millieux auf unserem Planeten vergleichbar ist. Die Kunstwerke und Ruinen stammen nicht von einer anderen Rasse. Vielleicht besteht hier ein Zusammenhang mit der sogenannten Shternweiser-Anomalie, der zufolge der Mars durch eine Explosion von planetaren Ausmaßen seiner Wasservorräte beraubt wurde.'«

»Shternweiser!« unterbrach ihn LaFitte. »Wissen Sie, diesen Namen hatte ich vergessen. Es ist schon so lange her. Aber Shternweiser vertrat in seiner Dissertation die Ansicht, daß der Mars sein Wasser in unseren eigenen historischen Zeiten verloren haben könnte. Der Rest ist dann ganz einfach.«