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Dunlop riß sich zusammen und nickte. »N-n-natürlich.« Er hatte sich vorgestellt, LaFitte würde der Erpressung hilflos zum Opfer fallen, so wie man es in Krimis lesen konnte. Er hatte geglaubt, man müßte dem Mann nur mit wissendem Grinsen ins Ohr flüstern, man hätte die Dissertation, und schon würden Billionen vom Himmel regnen. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß LaFitte von ehrlichem Stolz auf seine Tat erfüllt sein könnte. Jetzt, wo er dies wußte oder zu wissen glaubte, wandte er eine bessere Taktik an.

»Großartig? N-nein, LaFitte, es ist noch mehr als das. Es überrascht mich, daß Sie ihn großgezogen haben, ohne daß er R-Rachitis bekam - oder daß er straffällig wurde, oder was es auch immer sein mag, das junge Marsmenschen kennzeichnet, wenn sie die richtige Fürsorge entbehren mußten.«

LaFitte nickte zufrieden. »Nun, kommen wir zur Sache. Sie wollen also mein gleichberechtigter Partner in den LaFitte Enterprises werden?«

Dunlop zuckte mit den Schultern. Er brauchte nicht zu antworten, und das war gut so. Denn er war plötzlich so nervös, daß er kein Wort hervorgebracht hätte.

»Warum nicht?« rief LaFitte fröhlich. »Was soll ich denn allein mit dem vielen Geld anfangen? Außerdem kann es nicht schaden, wenn mal ein frischer Wind durch die Firma weht.« Er blickte auf den zitternden Marsmenschen. »Unser Freund hier war in letzter Zeit ein bißchen lethargisch. Okay, Sie können die Hälfte von allem haben, aber Sie müssen dafür arbeiten.«

»D-d-danke.«, stotterte Dunlop mühsam.

»Oh, gern geschehen, Dunlop. Wie wollen wir's denn machen? Ich nehme nicht an, daß Sie sich auf mein Wort verlassen werden.«

Dunlop lächelte.

LaFitte war nicht beleidigt. »Also gut, dann werden wir alles schriftlich festlegen. Ich werde meine Anwälte beauftragen, einen Vertrag aufzusetzen. Ich vermute, Sie haben einen Anwalt, mit dem sie sich in Verbindung setzen können?« Er schnippte mit den Fingern. Tod trat mit einem silbernen Kugelschreiber vor und Chlorophyll mit einem Notizblock.

»S-s-sehr gut!« sagte Dunlop eifrig. »Mein Anwalt heißt P. George M-M-Metzger - im Empire State Building, einundvierzigster St.«

»Narr!« brüllte der Marsmensch in grausiger Freude. LaFitte notierte sich rasch den Namen und die Adresse und faltete den Zettel zu einem kleinen Quadrat zusammen. Dann gab er ihn dem Mann, der nach Chlorophyll-Kaugummi roch.

»Das ist nicht d-d-derselbe Anwalt«, sagte Dunlop verzweifelt.

LaFitte wartete höflich. Dann fragte er: »Was für ein Anwalt?«

»Mein anderer Anwalt ist der, d-d-der die D-D-Dissertation und meine schriftliche Erklärung hat.«

LaFitte schüttelte lächelnd den Kopf.

Dunlop schluchzte. Er konnte nichts dagegen tun. Vor seinen Augen war eine Billion Dollar entschwunden, und er hatte die letzte Prämie seiner Lebenversicherung nicht bezahlt. Sie hatten Metzgers Namen. Sie wußten, wo sie den dicken Manilapapierumschlag finden würden, der das Ergebnis einer acht Jahre langen Arbeit enthielt.

Chlorophyll oder Tod oder irgendein anderer von LaFittes zahllosen Vertrauten würde in Metzgers Büro gehen und vielleicht einen gefälschten richterlichen Durchsuchungsbefehl vorweisen. Oder er würde hineinstürmen, einen Revolver in der Hand und ein Taschentuch vor dem Gesicht. So oder so, sie würden die Dissertation finden. Die Leute, die bei LaFitte beschäftigt waren, würden sich bestimmt nicht vom Bürosafe eines ehemaligen Gerichtsbeamten abschrecken lassen, der eben erst seine eigene Anwaltspraxis eröffnet hatte.

Dunlop schluchzte wieder und wünschte, er hätte sich nicht mit Metzger eingelassen. Aber für solche Überlegungen war es jetzt zu spät. LaFitte wußte, wo sich die Dissertation befand, und er würde sie an sich bringen. Dann brauchte er nur noch die letzte Kopie des Werkes zu vernichten - die Kopie in Hector Dunlops Kopf.

Chlorophyll steckte den Zettel in die Tasche und ging, Tod klopfte auf die Ausbuchtung unter seinem Arm und sah LaFitte an.

»Nicht hier«, sagte LaFitte.

Dunlop holte tief Atem.

»L-l-leb wohl, Marsmensch«, sagte er traurig und wandte sich zur Tür. Hinter ihm lachte die dröhnende, schreckliche Stimme.

»Sie nehmen das alles sehr gelassen hin«, sagte LaFitte überrascht.

Dunlop zuckte mit den Schultern und trat beiseite, um LaFitte durch die Tür gehen zu lassen.

»W-w-was bleibt mir denn anderes übrig? Ich weiß, daß ich verloren bin.« Tod hatte die Schwelle überschritten, ebenso LaFitte, halb umgewandt, um Dunlop höflich zuzuhören. Dunlop griff nach der Tür, zögerte, lächelte. Dann sprang er zurück und schlug die Tür zu, tastete hastig nach dem Schloß und drehte es herum. »Aber erst mal müssen Sie mich erwischen!« schrie er.

Hinter ihm lachte der Marsmensch wie ein verwundeter Wal.

»Sie waren sehr gut«, lobte die Donnerstimme.

»D-d-das war ganz einfach N-N-Notwehr«, erklärte Dunlop.

Er hörte Lärm im Korridor, aber er hatte Zeit. »S-so! Hören Sie zu, Marsmensch! Wir werden fliehen. Sie kommen m-mit mir, denn er w-wird es nicht wagen, Sie zu erschießen. Und Sie, mit Ihrem gewaltigen Gehirn, werden bestimmt einen Fluchtweg für uns beide finden.«

Der Marsmensch sagte mit belegter Stimme: »Ich habe es schon versucht.«

»Aber ich kann Ihnen helfen? Ist das nicht der Sch-Schlüssel für den Käfig?«

Er nahm den glänzenden Metallgegenstand von der Wand und sperrte die Gittertür auf. Der Marsmensch schwang die klebrigen Arme.

»Chrrrrummmm!« knurrte er und starrte Dunlop mit Schlangenaugen an.

»Sprechen Sie doch deutlicher!« verlangte Dunlop ungeduldig und versuchte den Schlüssel, an dem noch ein zweiter für die Fußfessel hing, aus dem Schloß zu ziehen.

»Ich habe gesagt, daß ich auf Sie gewartet habe«, dröhnte die Gigantenstimme.

»Natürlich. Sie m-m-müssen ja ein schreckliches Leben geführt haben.«

Krach! Die Tür des Raumes war aufgeflogen und prallte krachend gegen die Wand. Dunlop wagte nicht hinzuschauen. Und dieser verdammte Schlüssel ließ sich nicht aus dem Schloß ziehen - da endlich hatte er es geschafft. Er sprang an die Seite des Marsmenschen - jetzt würden sie wenigstens nicht wagen, auf ihn zu schießen, aus Angst, ihre kostbare Melkkuh zu töten.

»Mit Ihrer Hilfe werden wir hier r-r-rauskommen!« keuchte Dunlop, suchte nach dem Schloß am Fußring des Marsmenschen und würgte - es stimmte - sie rochen wirklich wie verfaulte Fische. »Aber Sie m-m-müssen jetzt stark sein. LaFitte war zwar eine Art Vater für Sie - aber ein grausamer Vater. Sie schulden ihm keine Loyalität. Er hat Sie versklavt - auch wenn er für Ihre körperliche und geistige Gesundheit gesorgt hat.«

Und hinter ihm stand LaFitte und räusperte sich. »Aber das habe ich nicht getan«, bemerkte er. »Ich habe nicht für seine geistige Gesundheit gesorgt.«

»Nein«, knurrte die heisere Marsstimme. »Das hat er nicht getan.«

Die schleimigen Arme, die nach faulen Fischen stanken, schlössen sich liebevoll und tödlich um Dunlops Hals.

Die Kinder der Nacht

1

»Wir haben uns schon mal getroffen«, sagte ich zu Haber. »1988 - als Sie das Des Moines-Büro geleitet haben.«

Er strahlte und hielt mir die Hand hin. »Klar! Verdammt will ich sein! Jetzt erinnere ich mich auch, Odin.«

»Ich mag es nicht, wenn man mich Odin nennt.«

»Nein? Also gut, Mr. Gunnarsen.«

»>Mr. Gunnarsen< gefallt mir auch nicht. Sagen Sie doch ganz einfach >Gunner<.«

»Natürlich, Gunner! Das hätte ich beinahe vergessen.«