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»Nein, Sie haben es nicht vergessen«, erwiderte ich. »Bei Des Moines haben Sie meinen Namen gar nicht gekannt. Sie wußten nicht einmal, daß ich existierte, weil Sie viel zu sehr damit beschäftigt waren, die Wahl unseres Klienten zu verlieren. Ich habe die Karre damals aus dem Dreck gezogen, und das werde ich jetzt auch tun.«

Das Lächeln bekam ein paar Risse, aber Haber war schon so lange bei der Firma, daß er sich von mir nicht einschüchtern ließ. »Was wollen Sie mir denn mitteilen, Gunner? Ich bin Ihnen dankbar. Glauben Sie mir, mein Junge, ich brauche Hilfe.«

»Ich bin nicht Ihr Junge. Haber, Sie waren schon damals ein fetter Kater, und Sie sind auch jetzt ein fetter Kater. Und jetzt werde ich Ihnen sagen, was ich von Ihnen will - erstens will ich eine rasche Besichtigungstour durch den Laden hier machen, zweitens will ich eine Konferenz mit den Leitern aller Abteilungen abhalten, Sie eingeschlossen - in dreißig Minuten. Also sagen Sie Ihrer Sekretärin, sie soll alle zusammentrommeln, und wir fangen jetzt mit unserer Besichtigungstour an.«

Ich war mit dem Scatjet nach Beiport geflogen und hatte eine Liste von allen Dingen gemacht, die ich erledigen wollte. Ganz oben auf der Liste stand: Erstens: Haber feuern.

Allerdings ist das meiner Erfahrung nach nicht immer das beste Mittel, um einen Brand zu löschen. Man entfernt einige Warzen, andere läßt man dahinwelken. M & B bezahlt mich nicht dafür, daß ich kosmetische Operationen an ihren Habers vornehme. Ich muß nur dafür sorgen, daß die Arbeit, die diese Habers tun müßten, irgendwie getan wird.

Als Public-Relations-Filialleiter war er eine Warze, aber als Touristenführer war er gut, obwohl er schwitzte. Er führte mich durch den ganzen Laden.

Haber hatte mehrere Räume in einer der Hauptgeschäftsstraßen gemietet - Luftvorhangtür, geschmackvolle Fenstervorhänge aus grauer Seide. Der Laden sah aus wie das beste von allen Bestattungsunternehmen, die sich in der Nachbarschaft befanden. Auf der Fensterscheibe stand in Goldlettern der Name des Schuppens: »Moultrie & Bigelow, Public Relations, Northern Lake State-Filiale, T. Wilson Haber, Filialleiter.«

»Public Relation fangen mit der Fassade des Büros an«, informierte er mich. »Die Leute können nicht übersehen, daß wir hier sind, was, Gunner?«

»Das erinnert mich an das Büro in Iowa«, sagte ich, und er stolperte über die Schwelle, obwohl gar keine da war. Damals hatten wir die Präsidentenwahlkampagne von 88 gemanagt. Haber hatte versucht, die Wahl für den Kandidaten zu gewinnen, der unsere Dienste in Anspruch genommen hatte. Wir bekamen die zwölf Wahlstimmen in letzter Minute, und das nur, weil wir Haber zur Erholung nach Nassau geschickt hatten und ich die ganze Sache in die Hand nahm. Ich glaube, Habers Frau hat damals Firmenaktien besessen.

Aber seine Belportfiliale war nicht übel - vier Befragungszellen, jede mit einer Simplex 9090 ausgestattet, eine Empfangsdame, die auch als Telefonistin fungierte und im Donatorenwarteraum saß. Nach der äußeren Erscheinung kann man ja nicht immer gehen, aber die Donatoren, die auf ihre Befragung warteten, sahen repräsentativ aus - eine gute Mischung, was Geschlecht, Alter und Lebensumstände betraf. Wenn Haber die Fähigkeit besäße, die Spreu vom Weizen zu trennen, müßte er einen umfassenden Überblick über die einzelnen Meinungen bekommen. Die Ergebnisse der Befragungen wurden im hinteren Raum integriert. Ich erkannte einen der Programmierer und nickte ihm zu - ein guter Mann, unterstützt von einer Telefax-Ausrüstung und den größeren Nachschlagewerken, der Brittanica und der Kongreßbibliothek, von Nachrichtendiensten und so weiter. Der Leiter der Integrationszentrale konnte mit Hilfe aller erforderlichen Daten eine Rede entwerfen, einen 3-V-Werbespot, eine Weltraumannonce und die Wirkung am angesprochenen Publikum testen. An der Vorderfront des Gebäudes lag ein Aufnahmestudio. Die Ausrüstung war klein und halbtragbar, aber von guter Qualität. Hier konnte man ein 3-V-Interview genausogut zusammenschneiden und herausgeben wie in den riesigen Studios des Hauptquartiers.

»Eine A-Nummer-1-Ablage, Gunner«, sagte Haber. »Ich habe sie selbst installiert.«

»Warum arbeiten Sie dann nicht damit?« fragte ich. Er zuckte zusammen. Seine Augen verengten sich und sahen jetzt etwas intelligenter aus, aber er schwieg. Er nahm meinen Ellbogen und führte mich zum Datenverarbeitungsraum.

»Ich möchte, daß Sie jemanden begrüßen«, sagte er, öffnete die Tür, ließ mich eintreten und machte sich dann aus dem Staub.

Ein großes, schlankes Mädchen sah von einer Tastatur auf. »Oh, hallo, Gunner!« sagte sie. »Wir haben uns schon lange nicht gesehen.«

»Hallo, Candace.«

Offenbar war Haber doch nicht so dumm, wie er aussah, denn er hatte was über mein Privatleben herausgefunden, bevor ich in seinem Büro aufgetaucht war. Der Rest der Liste, die ich an Bord des Scatjet aufgestellt hatte, lautete: Zweitens: Große Lüge erforderlich. Drittens: Kinderproblem untersuchen. Viertens: Vorschlag des Gegners prüfen. Fünftens: Candace Harmon heiraten?

Das war ein relativ kleiner Job, den ich für Moultrie & Bigelow erledigte, aber die Verantwortung war sehr, sehr groß. Es war wichtig, daß wir siegten. Unser Klient war die Arcturus-Konföderation.

Im Hauptquartier munkelte man, daß sie von drei oder vier anderen PR-Agenturen abgewimmelt worden waren, bevor wir ihr Angebot angenommen hatten. Niemand sagte genau, warum, aber der Grund war völlig klar. Es ging einzig und allein darum, daß es die Arcturus-Konföderation war. Es ist weder illegal noch unmoralisch, daß eine Public Relationsfirma einen ausländischen Klienten vertritt. Dabei geht es nur um die Statuten - was die meisten Leute offenbar nicht wissen, um den Smith-Macchioni-Beschluß von 71. Die Gerichte haben 1985 festgestellt, daß dieses Gesetz ebenso für »außerplanetare Ausländer« gilt wie für terrestrische. 1985 waren die Marsmumien die einzigen »intelligenten außerirdischen Wesen«. Nicht daß die Mumien jemals irgend jemanden auf der Erde beauftragt hätten, irgend etwas für sie zu erledigen. Aber es war die Rechtsabteilung von Moultry & Bigelow, die jenen Gerichtsbeschluß erwirkte - für alle Fälle. So arbeitet man eben bei M & B.

In den Augen mancher Leute nimmt jeder Public RelationsManager die Hautfarbe seiner Klienten an. Das liegt in der Natur der Sache. Dieselben Leute würden nie daran denken, einen Chirurgen anzugreifen, weil er einem Staatsfeind Nummer eins ein bösartiges Geschwür herausoperiert hat. Sie würden nicht einmal den Anwalt ächten, der den Staatsfeind verteidigt. Aber wenn man das emotionale Image eines Klienten aufbaut und wenn dieses Image den Leuten nicht gefallt, muß man als der verantwortliche PR-Mann damit rechnen, daß man selber Mißfallen erregt.

Nun, wenn wir an den Gehaltsscheck denken, den wir an jedem Monatsende von M & B bekommen, macht uns das nichts aus. M & B sind dafür bekannt, daß sie nur schwierige Kunden nehmen.

Beim Beispiel betreuen wir die einzige überlebende amerikanische Zigarettenfabrik. Ebenso die Castro-Exilregierung von Kuba, die immer noch glaubt, daß sie das Außenministerium eines Tages dazu kriegen wird, ihren Anspruch auf die Auszahlung der Wertpapiere zu unterstützen, die sie selber gedruckt hat. Aber aus zwei Gründen - weil wir uns ganz einfach die Arbeit erleichtern wollen und weil das eine bessere Doktrin ist -brüsten wir uns nicht mit unpopulären Klienten. Vor allem dann nicht, wenn die Sache schlecht läuft. Die sicherste Methode, um als PR-Firma eine schlechte Publicity zu bekommen, besteht in einem solchen Fall darin, die Öffentlichkeit wissen zu lassen, daß ein Super-PR-Team daran arbeitet.

Also war alles, was Haber in letzter Zeit gemacht hatte, falsch gewesen.

In dieser Stadt war es zu spät für Befragungszellen und MF.

Ich hatte noch fünf Minuten Zeit, bevor ich zu der Konferenz gehen mußte, und die verbrachte ich trotzdem im Befragungszellensektor. Im Empfangsraum, wo die Donatoren saßen und warteten, bis sie dran kamen, entdeckte ich ein Drei-D-Bild vom Heimatplaneten unserer Klienten. Es war ein hübsches Bild -große, stille Meere, aus denen vertikale Luftinselchen ragten.