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Eine halbe Stunde später bekam ich einen Anruf von Haber. »Gunner! Junge! Guter Gott! Das ist das Ende!«

»Das hört sich ja so an, als hätten Sie spitzgekriegt, daß ein Arcturer im Waffenstillstandteam ist.«

»Sie wissen es schon? Und Sie haben es mir nicht erzählt?«

Ich war nahe daran, ihn zusammenzustauchen, weil er es mir nicht gesagt hatte, aber das hätte mir nicht viel genützt. Trotzdem versuchte ich es, doch er versank wieder im Nebel seiner Ignoranz. »Ich habe nicht den leisesten Hinweis aus Chicago erhalten. Was kann ich denn dafür? Jetzt seien Sie mal fair, Gunnerboy!«

Gunnerboy war so fair, den Hörer aufzulegen.

Ich begann mich ziemlich schläfrig zu fühlen. Eine Zeitlang überlegte ich, ob ich ein Aufputschmittel schlucken sollte, aber der sanfte Schwips, den Connicks Scotch ausgelöst hatte, war recht angenehm, und außerdem war es schon spät.

Ich fuhr zum Hotel, ging in die Suite, die Candace für mich bestellt hatte, und kroch ins Bett.

Es dauerte nur wenige Minuten, bis ich einschlief, aber ich nahm einen schwachen Geruch wahr. Es war dasselbe Hotel, in dem auch das Waffenstillstandteam abgestiegen war.

Ich konnte Knafti, diesen Arcturer, nicht wirklich riechen. Das bildete ich mir nur ein. Und das sagte ich mir immer vor, bis ich ins Reich der Träume hinüberglitt.

Das Telefon auf dem Nachttisch surrte, und Candaces Stimme sagte: »Wach auf und zieh dir was Anständiges an, Gunner. Ich komme hinauf.«

Mühsam setzte ich mich auf, schüttelte den Kopf und nahm Benzedrin. Wie immer machte mich das Zeug hellwach, aber zu dem üblichen Preis: daß ich das Gefühl hatte, ich hätte nicht genug geschlafen. Trotzdem schlüpfte ich in meinen Morgenmantel und war gerade im Badezimmer, um das Frühstück zu machen, als sie anklopfte. »Die Tür ist offen!« rief ich. »Willst du eine Tasse Kaffee?«

»Klar, Gunner.« Sie kam herein, blieb in der Badezimmertür stehen und sah zu, wie ich die Spritzkanne zum Kochen brachte, zwei Tassen mit heißem Wasser füllte und Pulverkaffee hineinrührte. Dann stellte ich die Spritzkanne ab.

»Orangensaft?« fragte ich. Sie nahm den Kaffee und schüttelte den Kopf. Also füllte ich nur einen Becher, trank ihn leer, warf ihn in den Abfalleimer und ging mit meiner Tasse in den anderen Raum. Das Bett hatte sich bereits selbsttätig abgezogen und war nun eine Couch. Ich setzte mich darauf und nippte an meinem Kaffee. »Also, Schätzchen, was hat Connick auf dem Kerbholz?« fragte ich.

Sie zögerte, dann öffnete sie ihre Tasche und nahm eine Fotokopie heraus. Es war die Reproduktion eines alten Stahlstichs, und darauf stand in antiker Schrift: Die Army der Vereinigten Staaten - Bekanntmachung an alle Männer - DANIEL T. CONNICK ASIN Aj-32880515 wurde heute aus dem Militärdienst der Vereinigten Staaten entlassen, zum Wohle der Regierung. Außerdem wird allen Männern mitgeteilt, daß er wegen Wehrunwürdigkeit aus der Army ausgestoßen wurde.

»Na, siehst du, Schätzchen!« sagte ich. »Das ist ja immerhin etwas.«

Candace trank ihre Kaffeetasse leer, stellte sie behutsam auf ein Fensterbrett, dann nahm sie sich eine Zigarette. Das sah ihr ähnlich. Sie machte immer eins nach dem anderen und hatte einen Sinn für Ordnung, mit dem ich mich nicht messen konnte und den ich auch nicht ertrug. Zweifellos wußte sie, was ich dachte, weil sie es zweifellos auch dachte aber in ihrer Stimme klangen keine nostalgischen Gefühle mit, als sie sagte: »Du warst gestern abend bei ihm, nicht wahr? Und du willst ihn immer noch fertigmachen?«

»Ich werde dafür sorgen, daß er eine Wahlniederlage erleidet -ja. Dafür werde ich bezahlt. Ich und noch ein paar andere Leute.«

»Nein, Gunner. Dafür werde ich nicht von M & B bezahlt, denn soviel Geld kann es gar nicht geben.«

Ich stand auf und ging zu ihr. »Willst du noch eine Tasse Kaffee? Nein? Na, ich glaube, ich will auch keine mehr. Schätzchen.«

Candace erhob sich, durchquerte das Zimmer und setzte sich auf einen Stuhl mit gerader Lehne. »Du wachst plötzlich auf, nicht wahr? Wechsle das Thema nicht! Wir sprachen gerade über.«

»Wir sprachen über einen Job, für den wir bezahlt werden. Okay, du hast einen Teil davon für mich erledigt. Du hast mir eine Information über Connick beschafft, die ich gebraucht habe.«

Ich brach ab, weil sie den Kopf schüttelte. »Ich bin mir nicht so sicher, ob ich das getan habe.«

»Wie meinst du das?«

»Nun, es steht nicht auf der Fotokopie, aber ich weiß, warum er wehrunwürdig war. Wegen >Desertion in gefährlicher Lage<. Er war mit der U.N. Space Force auf den Mond geflogen -1998.«

Ich nickte, weil ich wußte, wovon sie sprach. Connick war nicht der einzige. In diesem Jahr war die halbe Space Force zusammengebrochen. Im November. Ein gewaltiger Leoniden-Meteoritenhagel und gleichzeitig eine Sonnenfackel.

Die Kommandanten der Space Force hatten beschlossen, runterzufliegen, und die U.S. Army ersucht, jeden Soldaten, der davongerannt war und sich irgendwo verkrochen hatte, vor ein Kriegsgericht zu stellen. Die Army war bereitwillig darauf eingegangen. »Aber die meisten sind doch vom Präsidenten begnadigt worden«, sagte ich. »Er nicht?«

Candace schüttelte den Kopf. »Er hat kein Gnadengesuch eingereicht.«

»Hm. Jedenfalls steht es immer noch in den Akten.« Ich ließ das Thema fallen. »Jetzt was anderes. Was ist mit diesen Kindern?«

Sie drückte ihre Zigarette aus und sprang auf. »Ich bin bereit. Das stand ja auf deiner Liste. Also, zieh dich an.«

»Wozu?«

Sie lächelte. »Erstens, um meinen Seelenfrieden zu bewahren. Und zweitens, um das Kinderproblem zu untersuchen, wie du es ausgedrückt hast. Ich habe für dich einen Termin in der Klinik ausgemacht, in fünfundfünfzig Minuten.«

Ich muß vorausschicken, daß ich nichts über die Kinder wußte. Ich hatte nur Gerüchte gehört. Der gute Haber hatte es natürlich nicht für notwendig gehalten, mir irgend etwas zu erklären. Und Candace sagte nur: »Warte, bis wir im Krankenhaus sind, dann wirst du es selber sehen.«

Die Donnegan-Klinik bestand aus cremefarbenen Keramikziegeln, war sieben Stockwerke hoch, hatte eine Klimaanlage und Leuchtmauern und winzige Asepsislampen, die blau funkelten, wenn sich die Ventilationsröhren öffneten. Candace parkte den Wagen in einer Tiefgarage und führte mich zum Lift und dann in einen Warteraum. Sie schien sich hier sehr gut auszukennen. Nachdem sie auf ihre Uhr geblickt hatte, sagte sie mir, daß wir ein paar Minuten zu früh dran wären. Sie zeigte auf einen Orientierungsplan, ein Wandgemälde aus bunten Lichtern, das den Besuchern zeigte, wie sie zu ihrem Ziel kamen. Es zeigte auch, sehr eindrucksvoll, die Größe und Anlage der Donnegan-Klinik. Sie hatte zweiundzwanzig voll ausgestattete Operationssäle eine Organbank für Transplantationen, Röntgen- und Radiochemieabteilungen, eine Kryogenik-Zentrale, die modernste Prothesenfabrik der ganzen Welt, eine geriatrische Abteilung, zahllose Krankenzimmer.

Und was am wichtigsten war - die Klinik besaß auch eine gut ausgestattete und überfüllte pädriatische Abteilung.

»Ich dachte, Donnegan wäre von der Fürsorgeverwaltung für Kriegsteilnehmer gebaut worden«, sagte ich.

»Genau. Da kommt unser Mann.«

Ein Navy Officer trat ein und gab Candace lächelnd die Hand. »Hallo! Was für ein erfreuliches Wiedersehen! Und das muß Mr. Gunnarsen sein.«

Candace machte uns miteinander bekannt, als wir uns die Hände schüttelten. Der Bursche hieß Commander Whitling. Sie nannte ihn Tom. »Wir müssen uns beeilen«, sagte er zu ihr. »Nachdem ich mit Ihnen telefoniert hatte, wurde für elf Uhr ein Manöver für alle Mann anberaumt. Irgendwelche hohen Tiere wollen die Klinik inspizieren. Ich möchte Sie ja nicht hetzen -aber es wäre schön, wenn wir den Leuten nicht vor die Füße laufen würden. Was wir da machen, ist nämlich ein bißchen irregulär.«