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Er brach ab und wandte sich an Knafti. »Doch jetzt habe ich etwas begriffen. Ein Mensch, der so etwas tun würde, wäre ein Monstrum, und ich würde ihm mit meinen bloßen Händen das Herz aus dem Leib reißen. Aber Sie sind kein Mensch.«

Grimmig ließ er seine Kinder los und ging auf Knafti zu. »Ich kann Ihnen nicht verzeihen. Gott helfe mir, es ist unmöglich. Doch ich kann Ihnen ebensowenig Vorwürfe machen wie dem Blitz, der mein Haus zerstört. Ich glaube, ich habe mich geirrt. Vielleicht irre ich mich auch jetzt. Aber - ich weiß nicht, wie man das macht in der Hölle, die Sie da draußen im All geschaffen haben - aber ich würde Ihnen gern die Hand schütteln. Ich habe Sie als perversen Mörder und schmutzige Bestie betrachtet, aber eins kann ich Ihnen sagen. Ich würde lieber mit Ihnen zusammenarbeiten - für Ihren Friedensstützpunkt, für alles, was wir gemeinsam erreichen können - als mit gewissen Menschen in diesem Raum.«

Ich blieb nicht, um die zärtliche Szene mitanzusehen, die jetzt folgte.

Das war auch gar nicht nötig, denn die Kameras und die Mikrofone, die das 3-V-Team hinter jedem einseitigen Spiegel im Raum angebracht hatte, würden alles an meiner Stelle beobachten. Ich konnte nur hoffen, daß sie kein einziges Wort und keinen einzigen Schrei verpaßt hatten, denn ich würde es bestimmt nicht schaffen, diese Show noch einmal abzuziehen.

Lautlos öffnete ich die Tür und ging hinaus. Dabei ertappte ich das kleinste Connick-Kind, das sich an mir vorbeistehlen wollte, zum 3-V-Gerät im Wartezimmer, und streckte einen Arm aus, um es festzuhalten. »Stinktier!« zischte es mich an. »Ratte!«

»Du hast wahrscheinlich recht«, sagte ich. »Aber geh jetzt lieber zu deinem Vater und leiste ihm Gesellschaft. Du wirst einen historischen Augenblick erleben.«

»Quatsch! Am Montagabend sehe ich immer >Dr. Schiwago<, und das fangt in fünf Minuten an, und.«

»Heute abend nicht. Daran bin ch übrigens auch schuld. Heute gibt's eine ganz andere Show.«

Ich eskortierte es ins Zimmer zurück, nahm meinen Mantel vom Haken und ging.

Candace wartete im Wagen auf mich. Sie saß am Steuer.

»Werde ich die Neun-Uhr-dreißig-Maschine schaffen?« fragte ich.

»Natürlich, Gunner.« Sie lenkte den Wagen in die AutomatikSchnellstraße, schaltete den Wagen auf Servo um, rief den Flughafen an, um einen Platz in der Maschine zu buchen, dann lehnte sie sich zurück und zündete Zigaretten für uns beide an. Ich nahm mir eine und blickte düster aus dem Fenster.

Unter uns, auf der Ebene für den langsamen Verkehr, zog eine Fackelparade vorbei, mit Festwagen und Gesangsvereinen und Freibier an den größeren Passantenübergängen. Ich öffnete das Handschuhfach, nahm den Feldstecher heraus und blickte hinab.

»Oh, du brauchst dich nicht zu vergewissern, Gunner. Ich habe mich um alles gekümmert. Das Programm läuft.« Ich sehe es. Da marschierten nicht nur die Burschen mit den Spruchbändern, die für unsere 3-V-Show warben, für meine Show, die in diesem Augenblick begann - da fuhren auch die Festwagen mit den Riesenbildschirmen und den Lautsprechern. Man konnte nirgendwohin schauen, ohne Knafti zu sehen, groß und häßlich in seinem goldenen Panzer, wie er die Kinder an sich drückte und sie vor jenem Monstrum von einem anderen Planeten schützte -vor mir. Die Leute vom Studio hatten großartige Arbeit geleistet und die Filme sowie die Tonbänder praktisch in Sekundenschnelle zusammengeklebt. Die ganze Szene lief da auf den Bildschirmen ab, so wirklich, wie ich sie erlebt hatte.

»Willst du zuhören?« fragte Candace, holte den Hyperbo-loid-Fernkopfhörer hervor und reichte ihn zu mir herüber. Aber ich brauchte ihn nicht. Ich wußte, was die einzelnen Stimmen sagen würden. Connick würde mich beschimpfen. Timmy Brown würde mich beschimpfen. Die Kinder würden mich beschimpfen. Alle. Colonel Peyroles würde mich beschimpfen. Commander Whitling würde mich beschimpen - Sogar Knafti würde mich beschimpfen. So viel Haß - auf ein einziges Ziel gerichtet, auf mich.

»Der Junior wird dich natürlich feuern, Gunner. Das muß er tun.«

»Ich habe ohnehin einen längeren Urlaub nötig.« Es würde keine Rolle spielen. Früher oder später, wenn Gras über die Sache gewachsen war, würde der Junior einen Weg finden, um mich wieder engagieren zu können.

Wir glitten über den Gipfel einer Spiralenrampe und hinab in die Parketagen des Seat-Flughafens. »Leb wohl, Schätzchen«, sagte ich. »Und ich wünsche euch beiden fröhliche Weihnachten.«

»O Gunner, ich wünschte.«

Aber ich wußte, was sie sich wirklich wünschte, und ich ließ sie nicht zu Ende reden. »Whitling ist ein netter Kerl - und weißt du was? Ich bin das nicht.«

Ich gab ihr keinen Abschiedskuß.

Das Scatjet stand bereit, und ich konnte an Bord gehen. Ich steckte mein Ticket in den Schlitz des Entwerters. Ein grünes Licht flammte auf, als sich das Drehkreuz bewegte. Ich betrat die Maschine und setzte mich auf die andere Seite, auf einen Fensterplatz.

Man kann alles gewinnen, wenn man bereit ist, den richtigen Preis zu zahlen. Man braucht nur ein Menschenopfer zu bringen.

Als das Scatjet zu dröhnen und zu zittern begann, als es sich um seine Achse drehte und den Flughafen verließ, hatte ich die Tatsache akzeptiert, daß der Preis ein für allemal bezahlt war. Ich sah Candace auf der Laderampe stehen, der Wind des Rückstoßes peitschte ihren Rock. Sie winkte mir nicht, aber sie ging nicht weg. Sie blieb auf der Rampe stehen, solange ich sie sehen konnte.

Ende