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»Richtig«, sagte ich.

»Wir haben dagegen drei oder, um genau zu sein, sogar vier Geschlechter. Da ist das dominante Geschlecht, das wohl am ehesten dem menschlichen Mann entsprechen würde. Dem Instinkt nach drängt es den Dominanten, zu töten und sich zu paaren. Dann gibt es eine Art von Kur, die dem Dominanten ähnelt, sich aber nicht paart und auch keine Tötungen mitmacht. Wenn man will, kann man das als zwei Geschlechter ansehen. Dann gibt es da die Ei-Träger, die befruchtet werden. Diese Art von Kur ist kleiner als der Dominante oder Nicht-Dominante, von dem wir eben gesprochen hatten.«

»Der Eiträger ist das Weibchen«, sagte ich.

»Wenn du willst. Aber kurz nach der Befruchtung, innerhalb eines Mondzyklus’, setzt die Ei-Trägerin den befruchteten Samen in einer weiteren Kur-Art ab, die einen Mund besitzt, aber sich nicht vom Fleck bewegen kann, eine Art Tentakelwesen.

Diese setzen sich an harten Oberflächen fest, dunklen, kugelförmigen Anemonen gleich. Das Ei entwickelt sich im Körper dieser Blut-Amme und bricht sich einige Monate später einen Weg in die Freiheit.«

»Das junge Wesen hat keine Mutter«, stellte ich fest.

»Nicht im menschlichen Sinne«, lautete die Antwort. »Wenn es nicht selbst eine Blut-Amme ist, wird es dem ersten Kur folgen, den es sieht, vorausgesetzt, es handelt sich dabei um eine Ei-Trägerin oder einen Nicht-Dominanten.«

»Was passiert, wenn es einen Dominanten zu Gesicht bekommt?«

»Wenn es selbst Ei-Trägerin oder Nicht-Dominanter ist, wird es dem Dominanten aus dem Weg gehen«, lautete die Antwort.

»Und wenn es selbst potentiell ein Dominanter ist?«

Das Ungeheuer bleckte die Zähne. »Das hoffen ja alle. Wenn es ein Dominanter ist und einem Dominanten begegnet, wird es die Zähne fletschen und seine Klauen zeigen.«

»Bist du ein Dominanter?«

»Natürlich«, lautete die Antwort. »Die meisten sind als Dominanten geboren. Die meisten überleben aber auch das Töten nicht.«

»Dann erscheint es mir überraschend, daß es viele Kurii gibt«, sagte ich.

»Aber gar nicht«, sagte der Kur. »Die Ei-Trägerinnen können ständig neu befruchtet werden und geben die befruchteten Samen laufend an die Blut-Ammen ab, die es in großer Zahl gibt. Die Tragzeit ist außerdem viel kürzer als bei den Menschen.«

»Sind die Blut-Ammen intelligent?«

»Wir nehmen es nicht an. Sie bewegen sich höchstens, wenn man sie schlägt oder ihnen mit einer Fackel zu nahe kommt.«

»Aber es gibt eingeborene Kurii auf Gor«, sagte ich, »oder zumindest Kurii, die sich auf dieser Welt fortgepflanzt haben.«

»Gewisse Schiffe, die ursprünglich für eine Kolonisation eingerichtet waren, hatten Vertreter unserer verschiedenen Geschlechter an Bord, mit Ausnahme der Nicht-Dominanten«, kam die Antwort. »Wo wir von solchen Kurii-Gruppen wußten, haben wir manchmal auch Ei-Trägerinnen und Blut-Ammen hinzugegeben.«

»Ist es für euch von Vorteil, eingeborene Kurii auf Gor zu haben?«

»Selbstverständlich«, sagte das Wesen, »doch sind sie als Verbündete selten zu gebrauchen. Sie degenerieren rasch und fallen schnell in die Barbarei zurück.«

»Gibt es eine Rangfolge unter den Geschlechtern?«

»Eine biologische Rangordnung«, antwortete er. »Erstens der Dominante, dann die Ei-Trägerin, dann der Nicht-Dominante und schließlich die Blut-Amme, wenn man ein solches Wesen überhaupt als Kur ansehen will.«

»Das Weibchen, die Ei-Trägerin, steht über dem Nicht-Dominanten?« fragte ich.

»Natürlich. Sie haben große Angst vor dem Dominanten. Oft leben sie in seinem Haushalt indem sie die Weibchen versorgen und von ihnen Befehle annehmen. Die meiste Arbeit, einschließlich der Versorgung der Jungen, obliegt den Nicht-Dominanten.«

»Ich glaube nicht, daß ich gern ein Nicht-Dominanter wäre.«

»Sie sind verachtenswert«, sagte Halb-Ohr. »Dennoch kommt es zuweilen vor, daß ein Nicht-Dominanter zum Dominanten wird. So etwas ist schwer zu verstehen. Manchmal geschieht es, wenn kein Dominanter in der Nähe ist – eine unerklärliche Umwandlung.«

»Vielleicht ist der Nicht-Dominante nur ein latenter Dominanter«, sagte ich.

»Mag sein.«

»Die Beschränkung der Fortpflanzung auf die Dominanten, dazu die Auswahl bei den Tötungen – das muß zu einer ungewöhnlich aggressiven und wilden Spezies führen.«

»Auch zu einer äußerst intelligenten Rasse«, sagte das Tier.

Ich nickte.

»Aber wir sind ein zivilisiertes Volk«, fuhr der Kur fort und begab sich an einen Schrank, Mit zwei Gläsern und einer Flasche kehrte er zurück.

»Ist das nicht Paga aus Ar?« fragte ich.

»Ist dies nicht eines deiner Lieblingsgetränke?« fragte das Wesen. »Schau doch, hier siehst du das Siegel des Brauers Temus.«

»Erstaunlich!« sagte ich. »Du bist sehr aufmerksam.«

»Ich habe mir diesen Trunk aufgehoben, denn ich war davon überzeugt, daß du es zu mir schaffen würdest.«

»Welche Schmeichelei!«

»Ich habe lange auf diese Gelegenheit gewartet, mit dir zu sprechen.«

Er goß zwei Gläser Paga ein und verschloß die Flasche wieder. Wir hoben die Gläser und stießen an.

»Auf unseren Krieg«, sagte der Kur.

»Auf unseren Krieg«, sagte ich.

Wir tranken.

»Ich kann noch nicht mal deinen Namen aussprechen«, sagte ich.

»Es genügt völlig, wenn du mich Zarendargar nennst, oder Halb-Ohr.«

30

»Siehst du?« fragte das Ungeheuer und deutete auf den sternenübersäten Himmel.

»Ja«, antwortete ich.

»Das war unser Stern«, fuhr der Kur fort, »ein gelber, mittelgroßer, langsam rotierender Stern mit einem Planetensystem, klein genug, um so langlebig zu sein, daß sich Leben entwickelte, und groß genug, um eine geeignete Lebenszone zu bieten.«

»Ganz wie Tor-tu-Gor oder Sol«, sagte ich, »die gemeinsame Sonne von der Erde und Gor.«

»Genau«, sagte er.

»Erzähl mir von deiner Welt.«

»Meine Welt besteht aus Stahl.« Der Tonfall war bitter.

»Ich meine deine alte Welt.«

»Natürlich habe ich sie nie gesehen. Sie kreiste in passender Entfernung von ihrem Stern. Sie war klein genug, um Wasserstoff entweichen zu lassen, und groß genug, um den Sauerstoff zu halten. Sie war dem Stern nicht so nahe, daß sie ein heißer Felsbrocken war, und auch nicht so weit entfernt, um als überfrorener Himmelskörper durch das Weltall zu ziehen.«

»Die Temperaturen ließen es zu, daß Wasser in einer flüssigen Form Bestand hatte?«

»Ja«, sagte das Wesen, »und dann begannen die Abläufe, die atomaren Zwangläufigkeiten der chemischen Evolution, und mit der Zeit bildeten sich die Makromoleküle und Protozellen.«

»Gase wurden ausgetauscht, und die vom Wasserstoff bestimmte Atmosphäre wich einer, aus deren Hauptbestandteil Sauerstoff gebildet wurde.«

»Sie wurde grün«, sagte der Kur.

»Von neuem begann das Leben seinen Aufstieg.«

»Aus den zwei Milliarden Jahren Kriegen und Tötungen und Zerfleischungen und Jagden ging mein Volk hervor. Wir waren der Triumph der Evolution in all ihrer erbarmungslosen Wildheit.«

»Und der Schlüssel zum Untergang eurer Welt«, sagte ich.

»Von diesen Ereignissen sprechen wir nicht«, sagte Halb-Ohr. Er begab sich zur Wand, ließ die Hand vor einem Schalter vorbeifahren und die Projektion an der Decke verschwinden. Dann wandte er sich in meine Richtung. »Unsere Welt war sehr schön«, sagte er. »Wir werden eine neue besitzen.«

»Vielleicht aber nicht«, sagte ich.

»Das Menschenwesen kann ja nicht einmal mit den Zähnen töten.«

Ich zuckte die Achseln.

»Aber wir wollen nicht streiten«, fuhr der Kur fort. »Es freut. mich, dich hier zu haben, denn du gefällst mir.«

»Draußen auf dem Eis glaubten wir dein Gesicht am Himmel zu sehen«, bemerkte ich.

Das Wesen bleckte die Zähne. »Ja«, sagte es.

»Normalerweise sieht man solche Lichter nur im Herbst und Frühling, zur Zeit der Tag-und-Nacht-Gleiche.«

»Klug bemerkt.«