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Das rote Haar trug sie wie meistens offen. Bis auf Cankas Kragen war sie nackt.

»Ja«, sagte ich lächelnd. »Wie man sieht, bist du bestraft worden.«

»Das ist aber gar nicht lustig«, sagte sie. »Ich dachte, du magst mich.«

»Du lebst noch«, stellte ich fest.

Sie blickte mich zornig an. Ich lächelte. Anscheinend hatte die ehemalige Miß Millicent Aubrey-Welles zum erstenmal zu spüren bekommen, was es bedeutet, den Zorn ihres Herrn zu erwecken. Dabei kam ihr die körperliche Züchtigung beinahe ebenso schlimm vor wie die Schande in den Augen anderer.

»Du scheinst darüber entrüstet zu sein«, sagte ich.

»Und ob«, sagte sie.

»Würdest du diese Erfahrung gern wiederholen?«

»Nein!« rief sie erschaudernd.

»Dann scheint die Lektion ja ganz lehrreich gewesen zu sein. Warum wurdest du geschlagen?«

»Weil ich draußen auf der Prärie nicht gut Fleisch geschnitten habe«, erklärte sie.

»Wasnapohdi hatte dich gewarnt«, sagte ich. »Aber du wolltest dir von ihr nicht helfen lassen.«

Zornig wand sich Winyela hin und her. »Ich bin beschämt«, sagte sie, »und würde mich am liebsten verstecken. Bitte laß mich in dein Zelt eintreten.«

Ich überlegte. »Na, schön«, sagte ich dann.

Sie bedankte sich flüsternd und kroch ins Innere. Cuwignaka blieb im Freien. Er hatte drei Häute am Boden festgepflockt und kratzte sie mit einem Messer ab. Überall waren ähnliche Arbeiten im Gange, dazwischen standen Gestelle mit schweren Streifen Kailiaukfleisch, ein gewohnter Anblick im Sommerlager. Das Fleisch bleibt zwei oder drei Tage lang in der Sonne liegen, was genügt, um es haltbar zu machen. Zum Schutz vor der Nachtluft wird es abends hereingeholt.

In meinem Bau lag Winyela schluchzend auf den Roben.

»Reg dich nicht auf!« sagte ich. »Du bist doch nur eine Sklavin.«

»Wir stehen im Besitz unserer Herren«, flüsterte sie. »Aber ich dachte wirklich, Canka würde mich nicht schlagen.«

»Warum nicht?«

»Ich hatte geglaubt, er mag mich.«

»Das dürfte stimmen«, sagte ich. »Er hat dich ohnehin bisher mit großer Nachsicht behandelt, was ich für einen Fehler halte. Du wirst feststellen müssen, daß es mit seinem Großmut aus ist. Wenn ich mich nicht sehr irre, wird sich das Leben für dich in seinem Zelt sehr verändern.«

»Verändern?«

»Die Disziplin, der du ab sofort unterworfen sein wirst«, sagte ich, »wird dir vermutlich wenig Zweifel über dein Sklavendasein lassen. Sie wird hart und genau sein. Weichst du vom schmalen Grat der Vollkommenheit ab, mußt du mit einer Strafe rechnen. Kurz, du wirst genau das erhalten, was Frauen wie du sich ersehnen und brauchen.«

Zornig senkte sie den Kopf.

»Was empfindest du gegenüber Canka?« wollte ich wissen.

»Ich hasse ihn«, sagte sie. »Gleichzeitig habe ich Angst, daß er mich nicht mehr mag.«

»Wieso?«

»Er war so abweisend zu mir.«

»Wahrscheinlich war er zornig auf dich.«

»Meinst du, er wird mich weggeben?«

»Ich weiß es nicht.«

Schluchzend senkte sie den Kopf.

»Weiß Canka, daß du hier bist?« fragte ich.

»Ja. Ich erhielt sogar den Befehl, mich bei dir zu melden.«

»Nicht bei Cuwignaka?«

»Nein.«

»Bei mir persönlich?«

»Ja, Herr.«

»Weißt du, was es bedeutet, wenn eine Sklavin nackt und in Fesseln zu einem Mann geschickt wird?«

»Ich kenne mich mit goreanischen Gebräuchen nicht aus.«

»Kannst du dir den Symbolismus nicht denken? Sehr interessant.«

»Wieso?«

»Du bist eine schöne Sklavin«, sagte ich, »die Sklavin eines hohen Kriegers, der bei den Kampfgefährten sogar schon als Blotanhunka gedient hat.«

Sie warf den Kopf in den Nacken.

»Angeblich bist du sogar fünf Felle des gelben Kailiauk wert«, fuhr ich fort. »Das sollte Grunt für dich von Mahpiyasapa erhalten.«

Sie wandte den Kopf ab.

»Warum bist du dann hierher geschickt worden, zu einem Mann, der wie du nur Sklave ist?«

»Ich soll bestraft werden«, sagte sie. »Ich habe meine Befehle. Ich soll dir für den Nachmittag in jeder Beziehung zu deiner Zufriedenheit dienen – als Sklavin.«

»Damit wärst du die Sklavin eines Sklaven!« stellte ich fest.

»Ja«, sagte sie zornig. »Und nun fang an mit der Bestrafung!«

»Ich kann mir nicht denken, daß Canka dich wirklich in meinen Armen sehen will«, sagte ich. »Außerdem finde ich, daß du schon gestraft genug bist.«

Erstaunt sah sie mich an.

»Leg dich hier auf die Felle«, sagte ich. »Ruh dich aus. Später bringe ich dich dann zu Cankas Zelt zurück.«

»Willst du mich nicht?« fragte sie.

»Dich sehen heißt, dich zu begehren«, sagte ich.

»Du kannst mich haben.«

»Du liebst Canka, du gehörst ihm.«

Daraufhin deckte ich sie mit einem kleinen Fell zu.

»Es ist aber gar nicht kalt«, sagte sie lächelnd.

»Ich bin ein Mann«, bemerkte ich. »Laß mich nicht schwach werden.« Und ich verließ das Zelt.

Draußen gerbte Cuwignaka noch immer seine Kailiaukhäute.

»Wo ist Winyela?« wollte er wissen.

»Drinnen. Sie schläft.«

»Sie hatte sicher einen schweren Tag.«

»Bestimmt.« Ich lachte.

»Wie war sie?«

»Ich weiß es nicht. Ich habe sie schlafen lassen.«

»Aber sie sollte sich doch bei dir melden! Was hast du dagegen, daß Canka sie dir kurzzeitig zum Geschenk macht?«

»Nichts!« sagte ich lachend. »Ich meine nur, daß sie für heute schon genug gestraft ist.«

»Das zu entscheiden, dürfte aber Cankas Sache sein, nicht die deine.«

»Sicher hast du recht. Er ist ihr Herr.«

»Und du hast sie schlafen lassen! Wie rücksichtsvoll du bist!«

»Mag sein«, sagte ich. Es war lange her, seit mich jemand rücksichtsvoll genannt hatte.

Ich schaute mich um.

»Da hinten sind Bloketu und Iwoso«, sagte ich. »Sie scheinen uns besuchen zu wollen.«

»Natürlich«, sagte Cuwignaka und unterbrach die Arbeit an seiner Kailiaukhaut nicht.

»Wie kommt es, daß Bloketu dich so haßt?« fragte ich.

»Keine Ahnung«, antwortete Cuwignaka. »Wir waren früher einmal befreundet.«

»Sie kommen näher.«

Cuwignaka beugte sich noch tiefer über seine Arbeit. Seine Bewegungen hatten etwas Zorniges.

Natürlich geschieht es sehr oft, daß Frauen sich über ein Stammesmitglied in Cuwignakas Lage lustig machten. Bloketu schien darin allerdings ein besonders bösartiges Vergnügen zu haben.

»Gestern abend habe ich von Bloketu geträumt«, sagte Cuwignaka.

»Ach?«

»Ja, im Traum steckte ich sie in meinen Kragen und besaß sie und hatte mein Vergnügen mit ihr.«

»Ein guter Traum«, bemerkte ich.

»Ja.«

»Ach, Iwoso!« sagte Bloketu und blieb neben uns stehen. »Hier haben wir ja das hübsche Mädchen, das wir schon draußen auf der Prärie sahen, du weißt schon, das Mädchen in dem Kleid einer Weißen.«

»Ich erinnere mich«, sagte Iwoso.

»Sie hatte soviel Fleisch geschnitten! Die Stangen ihres Transportgestells bogen sich durch!«

»Ja«, sagte Iwoso und blickte hinter sich, als erwartete sie, dort jemanden zu sehen.

»Aber dann war sie ein böses Mädchen«, fuhr Bloketu fort. »Sie war ungehorsam gegenüber einem Sleensoldaten und verlor das ganze Fleisch.«

Iwoso lachte.

»Wie heißt sie doch gleich? Cuwignaka, nicht wahr?«

»Ja«, bestätigte Iwoso.

»Ah, Cuwignaka«, sagte Bloketu, »du kannst dich wirklich glücklich schätzen, nicht die Frau eines Kaiila-Kriegers zu sein. Von ihm hättest du sicher eine schmerzhafte Strafe empfangen.«

»Er ist wieder da«, flüsterte Iwoso ihrer Herrin zu und schaute erneut nach hinten.

»Ach?« Zornig drehte sich Bloketu um.

Hci ritt auf dem Rücken seiner Kaiila herbei; er trug das Haar geflochten und ohne Federschmuck. Stumm schaute er auf die beiden Mädchen hinab.

»Folgst du uns durch das Lager?« fragte Bloketu.

»Es geht das Gerücht, daß wir mit den Gelbmessern vielleicht bald Frieden haben«, sagte Hci.