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»Das Gerücht kenne ich«, erwiderte Bloketu.

»Die Gelbmesser sind unsere Feinde.« Hcis Blick fiel auf Iwoso.

»Wenn du Iwoso den Hof machen willst«, sagte Bloketu, »kannst du heute abend zum Bau kommen und dich hinsetzen und die Liebesflöte spielen. Dann entscheide ich, ob ich meiner Zofe gestatte, den Bau zu verlassen.«

»Du hast sie noch immer nicht wie eine Sklavin ausstaffiert.«

»Es ist wirklich überflüssig, Iwoso mit heraushängender Zunge zu folgen«, sagte Bloketu.

»Nicht deshalb folge ich ihr«, erwiderte Hci. »Wenn ich sie wollte, würde ich zu deinem Zelt kommen. Ich würde eine Kaiila für sie bieten und gleich eine Fessel mitbringen.«

»So redet man nicht, auch nicht als Sleensoldat!« rief Bloketu.

»Heute früh«, sagte Hci, »seid ihr beide mit Watonka aus dem Lager der Isanna geritten.«

»Er hat uns bespitzelt!« rief Iwoso.

»Ihr traft euch mit anderen Reitern«, fuhr Hci fort. »Ich habe die Spuren gefunden. Was habt ihr getan?«

»Nichts«, sagte Bloketu.

»Was waren das für andere Reiter?«

»Du bist doch ein erfahrener Spurenleser«, entgegnete das Mädchen. »Sag’s uns! Gewiß hast du im Staub nach Mokassinabdrücken gesucht.«

»Niemand ist abgestiegen«, sagte Hci.

»Es waren Isanna-Jäger«, behauptete Bloketu.

»Heute früh haben keine Jagdgruppen der Isanna das Lager verlassen«, widersprach Hci.

»Oh«, erwiderte Bloketu.

»Das hatte Watonka persönlich angeordnet«, fuhr Hci fort.

»Es waren Wismahi«, sagte Bloketu.

»Nein, Krieger der Gelben Messer. Drei Kämpfer«, widersprach Hci.

»Das kannst du unmöglich wissen!« rief Bloketu unwirsch.

»Und genau zu einem solchen Anlaß würdest du die Gelbmesser-Sklavin mitnehmen«, sagte Hci und schaute auf Iwoso. »Um mit diesen Leuten sprechen zu können.«

»Sklave!« rief Iwoso aufgebracht.

»Ja, Sklave!« sagte Hci.

Bloketu schaute sich um. »Sprich nicht so laut!« sagte sie. »Du hast recht, Hci. Es waren Gelbmesser. Und Iwoso hat uns sehr geholfen. Sie kann mit ihnen sprechen, während wir nur die Zeichensprache beherrschen. Die Krieger der Gelben Messer haben sich mit Watonka in Verbindung gesetzt. Sie wollen mit den Kaiila Frieden schließen.«

»Das ist ja wunderbar!« sagte Cuwignaka.

»Kümmere dich um deine Arbeit, Mädchen«, sagte Hci zu Cuwignaka, »sonst teile ich dich zum Nähen ein.«

Zornig setzte sich Cuwignaka auf die Fersen.

»Dir ist das wahrscheinlich nicht bekannt, Hci«, sagte Bloketu, »aber Mahpiyasapa und die anderen Häuptlinge wissen Bescheid. Wegen dieser Angelegenheit wird eine Ratsversammlung stattfinden.«

»Die Gelbmesser sind unsere Feinde!« sagte Hci. »Mit denen gibt es niemals Frieden. Waren es wirklich die Gelbmesser, die sich zuerst bei Watonka meldeten?«

»Ja«, antwortete das Mädchen.

»Ich kann mir das kaum vorstellen.«

»Warum?«

»Ich kenne den Stamm der Gelben Messer«, sagte Hci, und seine Hand berührte unwillkürlich die lange Narbe an der linken Wange. »Ich habe sie kennengelernt, Lanze gegen Lanze, Knüppel gegen Knüppel, Messer gegen Messer.«

»Im Leben gibt es mehr als das Sammeln von Coups«, sagte Bloketu.

»Da magst du recht haben«, entgegnete Hci und betrachtete Iwoso, die hastig den Kopf senkte. Sie war sehr hübsch. Sie war im Alter von zwölf Jahren von Gelbmessern erbeutet worden und inzwischen alt genug, daß sich Männer für sie interessieren konnten.

»Sei unbesorgt, Hci!« sagte Bloketu lachend. »Es waren nur drei, außerdem haben wir jetzt die Zeit der großen Tänze.«

Während der Sommerfeste, während der Zeit der großen Tänze ruhen gewöhnlich alle Kriege und kämpferischen Auseinandersetzungen auf der Prärie. Es ist eine Zeit des Waffenstillstandes und des Friedens. Der feiernde Stamm enthält sich während dieser Zeit aller kriegerischen Aktivitäten. Entsprechend halten sich verfeindete Gruppen an diese Ruheperiode, vielleicht aufgrund der darin zum Ausdruck kommenden Vereinbarung, daß auch ihre Festzeiten geachtet werden. Für die roten Wilden stellen die Feiern während des Sommers, wann immer sie bei den verschiedenen Stämmen anfallen, im Laufe des Jahres die einzigen Perioden dar, in denen sie politisch und territorial geschützt sind. Ein alles in allem sehr fröhlicher Zeitabschnitt. Es ist ein angenehmes Gefühl, sich in dieser Zeit sicher zu wissen. Schon mehr als eine Kriegergruppe, die beim Vorstoß auf feindliches Land tanzende Gegner vorfand, zog sich höflich zurück. Solche Dinge sind nicht ohne Vorbild. Im alten Griechenland galten gewisse Spiele, zum Beispiel die Olympischen Spiele, als Waffenstillstandsperiode, in der die Auseinandersetzungen zwischen den Städten ruhten. Mannschaften und Zuschauer der verfeindeten poleis konnten dann ungestört zwischen den Stadien reisen. Bei den roten Wilden sprachen zwei weitere Gründe gegen ein aggressives Verhalten in dieser Zeit. Erstens minderte die Größe solcher Zusammenkünfte, die Massierung des Gegners die Nützlichkeit einer Attacke. Sich als einzelne Bande gegen eine ganze Nation zu wenden, war nicht ratsam. Zweitens gilt es als schlechte Medizin, während einer Festlichkeit zu kämpfen.

»Man kann Gelbmessern nicht trauen!« sagte Hci.

»Es ist schon in Ordnung, Hci«, sagte Bloketu. »Wenn du willst, kannst du deinen Vater Mahpiyasapa fragen.«

Hci zuckte ärgerlich die Schultern.

»Wegen dieser Frage wird eine Ratsversammlung zusammentreten«, fuhr Bloketu fort.

Mir erschien das alles durchaus plausibel. Wenn die Gelbmesser einen Frieden anstrebten und sich deswegen mit Watonka in Verbindung gesetzt hatten – oder er sich mit ihnen –, dann war diese Zeit die beste dafür, die Zeit der Tänze und Feiern. Die ideale Gelegenheit für solche Vorstöße und Anfragen und Verhandlungen.

Iwoso hob den Kopf. Hci hatte den Blick noch nicht von ihr abgewendet. Eine solche Musterung wäre natürlich bei einer freien Frau nicht schicklich gewesen.

»Oh!« lachte Bloketu frei heraus, als versuche sie das Thema zu wechseln. »Anscheinend hast du uns doch nicht nachspioniert, Hci. Du hast nur so getan! Du bist ein raffinierter junger Bursche! Du suchtest einen Vorwand, Iwoso zu folgen!«

»Nein!«, sagte Hci, dem solcher Spott ganz und gar nicht behagte.

»Ich weiß, daß du Iwoso attraktiv findest«, ließ Bloketu nicht locker. »Ich bemerke doch deine Blicke.«

»Sie ist eine Gelbmesser-Sklavin, weiter nichts«, sagte er.

»Sie lebt seit ihrem zwölften Lebensjahr bei den Kaiila«, sagte Bloketu. »Sie ist genauso sehr Kaiila wie Gelbmesser.«

»Nein«, widersprach der junge Mann. »Sie ist eine Gelbmesser. Das steckt in ihrem Blut.«

»Iwoso«, wandte sich Bloketu an ihre Zofe, »vielleicht gestatte ich Hci, um dich zu werben.«

»Nein, bitte nicht!« rief Iwoso, die Hci ehrlich zu fürchten schien. Ich sollte erst später begreifen, was es mit dieser Empfindung auf sich hatte.

»Ich werde die Entscheidung treffen«, sagte Bloketu, »ob du ihn erhören wirst oder nicht.«

»Nein, bitte!« flehte Iwoso.

»Willst du mir widersprechen, Zofe?«

»Nein.«

»Eigentlich müßte sie mit gesenktem Kopf auf dem Boden knien«, sagte Hci.

»Ihr Männer wollt doch nichts anderes, als uns alle zu euren hilflosen Sklavinnen zu machen«, sagte Bloketu zornig.

Ich bemerkte den Blick, der Bloketu von Cuwignaka zugeworfen wurde, und sagte mir, daß er sie in seiner Vorstellung wohl entkleide. Wahrscheinlich versuchte er sich klarzumachen, wie sie als Sklavin aussehen würde.

»Möchtest du Iwoso haben?« fragte Bloketu zornig.

Hci, direkt angesprochen, zuckte die Achseln. »Sie ist eine Gelbmesser«, sagte er. »Als Sklavin käme sie vielleicht in Frage, ich weiß nicht.«

»Wenn du sie haben willst, mußt du sie richtig umwerben.«

»Ich umwerbe keine Gelbmesserfrau«, sagte Hci. »Die bringe ich um oder stecke sie in meinen Kragen.« Mit diesen Worten spornte er seine Kaiila an und galoppierte davon.

»Was für ein arroganter junger Mann!« sagte Bloketu.

»Bitte laß nicht zu, daß er mich umwirbt«, flehte Iwoso.