»Du scheinst nicht mehr viel Ähnlichkeit zu haben mit Miß Millicent Aubrey-Welles, der Debütantin aus Pennsylvanien«, sagte ich.
»Die war doch ahnungslos! Das beste, was der im Leben widerfahren konnte, war die Versklavung auf Gor.«
»In der Tat scheinst du mir Talente zu offenbaren, die die schlichte Millicent nicht besaß.«
»Ja«, erwiderte sie. »Ich verfüge nun über die Macht einer Sklavin.« Damit hatte sie recht.
»Wir müssen bald zu Cankas Zelt aufbrechen«, sagte ich.
»Aber du hast mich noch nicht bestraft.«
»Nein.«
»Canka hatte mir eine Strafe zugedacht.«
»Ich weiß nicht, ob er das wirklich so gemeint hat.«
»Natürlich. Er ist ein roter Sklavenherr.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, sagte ich und mußte daran denken, daß Cuwignaka und Grunt derselben Ansicht gewesen waren.
»Trotzdem hast du nicht die Absicht, mich zu bestrafen? Canka wollte, daß du mich besitzt. Findest du mich nicht attraktiv? Besitze ich nicht wenigstens den geringen Charme einer Sklavin?«
»Du bist attraktiv und schön«, erwiderte ich. »Doch letztlich liegt die Macht bei jenen, die dich besitzen.«
Ich schnipste mit den Fingern, ein Kommando, dem sie sofort nachkam, indem sie aufsprang.
»Siehst du, hübsche Winyela, in letzter Konsequenz zählt mein Wille und nicht deine ›Macht‹.«
Langsam hob sie den Kopf. »Ganz machtlos bin ich nicht«, sagte sie lächelnd.
»Was meinst du?«
»Ich werde dir zeigen, wie die Sklavin den Mann verführen kann.«
Plötzlich legte sie mir die wohlgeformten nackten Arme um den Hals und drückte ihre Lippen auf die meinen. »Ai!« schrie ich erzürnt auf. Doch ich brachte es nicht fertig, sie fortzustoßen. Sie war eine Sklavin. Es ist nicht leicht, eine Sklavin aus seinen Armen zu entlassen. Endlich löste ich mich von ihr. Ihr Kuß, der Kuß einer Sklavin, brannte auf meinen Lippen. Ich war wütend. Der Kuß, zu kurz, köstlich schmeckend, hatte mich erbeben lassen. Er war wie eine Chemikalie, ein Katalysatormittel, das mir plötzlich eingegeben worden war. Reaktionen und Umwandlungen, umwälzend, zwingend, unwiderstehbar, gewalttätig, schienen in mir vorzugehen. Und wieder hielt sie mir die Lippen hin. »Koste noch einmal den Mund einer Sklavin, Herr«, sagte sie und schmiegte sich in meine Arme. Plötzlich schien es nur noch sie und das Dröhnen meines Blutes zu geben. Im nächsten Moment hielt ich sie in den Armen. »Siehst du meinen Kragen?« fragte sie lachend.
»Ja.«
»Gefällt dir, wie sich die Sklavin anfühlt, Herr?« Wieder legte sie mir die Arme um den Hals, wieder trafen sich unsere Lippen. Ich war außer mir vor Zorn und schleuderte sie zur Seite.
»Dirne! Tier! Sklavin!« schrie ich.
»Ja, Herr!« rief sie lachend. »Ich glaube nicht, daß du mir jetzt noch widerstehen kannst.«
Mein Zorn verrauchte, und ich kniete neben ihr und hob sie in eine halb sitzende Position.
»Es wird eine große Entehrung für mich sein«, sagte sie, »eine schlimme Strafe, von dir genommen zu werden. Denn auch du bist nur Sklave.«
»Zweifellos«, sagte ich.
»Nach den Anweisungen meines Herrn Canka«, sagte sie, »soll ich mich dir rückhaltlos hingeben, als Sklavin.«
»Ja.«
»Aber auch ohne den Befehl könnte ich wohl nichts anderes tun, als mich dir hilflos zu ergeben, denn ich habe deine Hände schon gespürt, ich weiß, daß du mich dazu bringen kannst, dir meine sklavische Hilflosigkeit hinauszuschreien. Ich bin bereit zu meiner Strafe.«
»Schön«, sagte ich.
Schlaff lag sie in meinen Armen. »Das war eine herrliche Strafe, Herr«, sagte sie.
Ich schwieg. Es hatte mir großes Vergnügen bereitet, dieses Mädchen zu strafen. Es ist sehr angenehm, eine Frau in eine sich windende, hilflose Sklavin zu verwandeln.
»Ich gehöre dir für den Nachmittag«, fügte sie hinzu. »Es ist noch früh.«
Das stimmte sicher nicht. Aber immerhin waren die Kochfeuer für das Abendessen noch nicht angezündet worden.
»Herr«, sagte sie.
»Ja.«
»Bestrafe mich noch einmal.«
»Bittest du mich darum?«
»Ja, ich erbitte meine Strafe.«
»Ich liebe meinen Herrn Canka«, sagte sie.
»Ich weiß.«
»Ich möchte ihm in allem gefallen.«
»Das sei dir auch geraten.«
»Da hast du recht. Aber seltsam ist es doch.«
»Was?«
»Ich bin Cankas Sklavin«, erklärte sie. »Doch liebe ich ihn so sehr, daß ich seine Sklavin sein wollte, selbst wenn ich es noch nicht wäre.«
»Interessant.«
»Liebe«, sagte sie, »legt jeder Frau Fesseln an, und je mehr sie liebt, desto unterworfener ist sie.«
»Mag sein«, erwiderte ich.
»Aber wenn das stimmt«, sagte sie, »müßte daraus folgern, daß keine Frau, die nicht Sklavin ist, wirklich lieben kann.«
»Ich finde, man muß daraus schließen, daß jede Frau, die wirklich und wahrhaftig liebt, mit einer Sklavin gleichzusetzen ist.«
»Dann stell dir nur vor«, hauchte sie, »welche Liebe eine echte Sklavin, eine Frau, die im Eigentum ihres Herrn steht, empfinden kann. Wie hilflos sie seiner Zuneigung zu ihm ausgeliefert wäre!«
»Besitz und Unterwerfung der Frau – das ist ein natürlicher Nährboden für die Liebe.«
»Unbedingt«, sagte sie.
»Und dem Zwang der Ketten folgt oft der Zwang der Liebe.«
»Ich rieche Kochfeuer«, sagte sie zufrieden und machte Anstalten, sich aufzurichten, doch ich drückte sie grob wieder auf das Lager. »Herr?« fragte sie.
»Du scheinst begierig, in das Zelt deines Herrn zurückzukehren«, stellte ich fest.
»Ja, Herr.«
»Aber bis ich dich freigebe, mußt du mir als Sklavin dienen, nicht wahr?«
»Ja, Herr.«
»Nun denn, ich werde dich gleich freigeben. Aber erst wenn ich mit dir fertig bin, stehst du auf und folgst mir gehorsam zur Unterkunft deines Herrn.«
»Ja, Herr«, sagte sie. »Ohhh. Ohhh!«
Ich lächelte vor mich hin. Das kleine Biest hatte mich hereingelegt. Nun wollte ich süße Rache an ihr nehmen.
»Ohh!« rief sie. »Ohh! Ohhhh!«
Ja, überlegte ich, meine Rache war durchaus angemessen.
10
Wir standen vor Cankas Zelt.
Er trat ins Freie.
Sofort fiel Winyela, eine bestrafte Sklavin, auf ihre Knie.
»Sie hatte mein Mißfallen erregt«, sagte Canka zu mir.
»Das weiß sie«, gab ich zurück.
Canka zog das Mädchen hoch. »Sie scheint nicht sonderlich gestraft zu sein«, bemerkte er.
»Ich glaube, die Disziplinierung, der sie unterworfen wurde, wird sich als ausreichend erweisen«, sagte ich. »Wenn nicht, läßt sich die Strafe immer noch verdoppeln oder verdreifachen.«
Ich schaute auf das Mädchen nieder. Ich war sicher, sie hatte ihre Lektion gelernt. Intelligente Frauen begreifen ihre Sklavinnenlektion sehr viel schneller als dumme Frauen.
»Ich hoffe, daß sie ihren Fehler nicht wiederholt«, sagte Canka und bedeutete seiner Sklavin, ihm ins Zelt zu folgen.
»Canka ist sehr zufrieden«, sagte Cuwignaka, der soeben ins Zelt trat. Es war der Tag nach Winyelas Bestrafung.
»Das freut mich zu hören«, antwortete ich. Ich mochte Canka und hatte guten Grund, ebenfalls zufrieden zu sein, war ich doch genau genommen sein Sklave.
»Er kleidet sie in weiches Tabukleder«, berichtete Cuwignaka, »kremig-weiß und durchgegerbt. Außerdem hat er ihr Glasperlen und Mokassins geschenkt und ihr die Haare geflochten. Für die Zeit des Festes hat er ihr das Gesicht angemalt.«
»Großartig!«
»Nie habe ich Canka so glücklich gesehen«, bemerkte Cuwignaka. »Und erst Winyela! Sie ist frohgemut, verführerisch, bei bester Laune.«
»Ausgezeichnet.« Der Gedanke, an ihrer Umwandlung mitgewirkt zu haben, stimmte mich froh. Genau genommen hatte ich nichts anderes getan, als die beiden als Herrn und Sklavin endgültig zusammenzuführen.
»Auch ich spüre das Bedürfnis nach einer Sklavin«, sagte Cuwignaka.
»Grunt wäre sicher froh, dir Wasnapohdi zu überlassen.«