Выбрать главу

»Das stimmt schon, aber ich dachte eher an meine eigene Sklavin.«

»Wahrscheinlich könntest du billig eine von den Isanna erstehen«, sagte ich. »In ihren Mädchenherden gibt es so manches hübsche Ding.«

»Ich dachte eher an eine rote Sklavin.«

»Dazu mußt du dich auf den Kriegspfad begeben, um ein Mädchen zu erobern und sie an der Seite deiner Kaiila nach Hause zu holen.«

»Ich bin zweimal nicht auf den Kriegspfad gegangen«, erwiderte Cuwignaka, »weil ich mit den Fliehern keinen Händel hatte. Nun wäre es sicher ziemlich heuchlerisch von mir, aus egoistischen Motiven, nur wegen eines Mädchens, doch noch auf den Kriegspfad zu gehen und dem Feind Rache und Vernichtung zuzuteilen.«

»Vielleicht hast du recht.«

»Ich dachte auch weniger an irgendeine rothäutige Sklavin, als vielmehr an eine bestimmte.«

»Ich verstehe«, sagte ich. »Nun ja, mein Freund, den Gedanken an Bloketu solltest du dir aus dem Kopf schlagen. Sie kannst du nicht erbeuten. Sie ist eine Kaiila, außerdem die Tochter eines Häuptlings.«

»Ich weiß«, sagte Cuwignaka lächelnd. Eine solche Frau, mochte sie auch noch so hochmütig und frech sein, konnte für einen Kaiila keine Beute sein. Vor den Kaiila war sie sicher.

»Was hast du da?« fragte ich. Cuwignaka hielt einen länglichen Gegenstand in der Hand, der in ein Stück Leder eingebunden war.

»Ich hab’s nicht vergessen«, sagte er lachend. »Ich bringe dir diesen Gegenstand von Canka.«

»Was ist das?«

»Du darfst sie bis zum Ende der Feiern behalten. Schau!«

Und er wickelte den Gegenstand aus.

»Ah!« sagte ich.

»Canka hat sich über deine Arbeit mit Winyela sehr gefreut.«

»Das sieht man.«

Cuwignaka hielt mir eine schwere, geschmeidige, perlenbesetzte Kaiilapeitsche hin. Vor allem anderen war sie ein Symbol, das mir Zutritt verschaffte zu allen Sklavinnen der Kaiila, die nicht in privaten Zelten gehalten wurden.

»Ein sehr großzügiges Geschenk«, sagte ich.

»Er mag dich«, sagte Cuwignaka. »Außerdem wollte er dich sowieso nie versklaven. Nur mußte er es tun, wollte er nicht Gefahr laufen, daß du wegen meiner Befreiung angegriffen würdest. In Wirklichkeit wartet er wohl nur den geeigneten Augenblick ab, dich freizulassen. Als ehemaliger Blotanhunka muß er dabei natürlich Rücksichten nehmen.«

»Er ist sehr großzügig«, sagte ich.

»Ich glaube, er wird dir während der Feiern und der anschließenden Beschenkerei die Freiheit geben«, sagte Cuwignaka lächelnd. »Jedenfalls schiene mir das der ideale Moment zu sein. Auf jeden Fall kannst du dich bei den Kaiila ab sofort ziemlich sicher fühlen, auch ohne Kragen. Man hat sich an dich gewöhnt, außerdem ist allgemein bekannt, daß du mein Freund bist.«

»Das ist nun wirklich eine angenehme Nachricht«, sagte ich. Schon zu lange hatte ich meine eigentliche Mission im Ödland vernachlässigt, den Versuch, mit dem Kurii-Kriegsgeneral Zarendargar, auch Halb-Ohr genannt, Kontakt aufzunehmen. Ich mußte ihn warnen vor dem Exekutionskommando, das unter Kogs und Sardaks Kommando – der letztere ein Blut, ein hoher Offizier der Kurii – nach ihm suchte: Die Gruppe war zwar bei dem Überfall auf den Wagenzug sehr dezimiert worden, doch hatten viele zu allem entschlossene Kämpfer überlebt. Meine einzige Spur zu Zarendargar war eine Bilderhaut, die im Augenblick von Grunt verwahrt wurde. Dieses Leder zeigte unter anderem die Darstellung eines Schildes mit Zarendargars Bild. Der Eigentümer dieses Schildes konnte mich hoffentlich auch zu Zarendargar führen.

»Außerdem«, fuhr Cuwignaka fort, »halte ich es für möglich, daß Canka nach dem Fest dir eine Frau schenken wird, die dir aushelfen und dich in den Fellen warmhalten soll.«

»Er muß mit Winyela wirklich zufrieden sein«, sagte ich lächelnd.

»Und ob! Ich sollte hinzufügen, auch wenn ich nicht weiß, ob dies angebracht ist, daß die beiden sehr verliebt sind.«

»Trotzdem muß er sie als Sklavin halten!«

»Sei unbesorgt«, sagte Cuwignaka. »Canka wird dafür sorgen.«

Ich war froh. Der Rotschopf von der Erde würde unter der eisernen Disziplin ihres Sklavinnendaseins auf das Schönste erblühen.

»Wie gut es uns doch allen geht!« sagte Cuwignaka. »Heute soll im Lager eine Abordnung der Gelbmesser eintreffen. Wir schreiben die Zeit der Tänze und Feiern. Canka ist glücklich. Du bist vielleicht bald frei, und ich, Cuwignaka, Frauenkleid, betrete morgen das große Tanzzelt.«

In der Mitte des Lagers war aus Gezweig eine große Tanzhalle errichtet worden. Die etwa vierzig Fuß hohen Mauern, auf Pfählen und Plattformen errichtet, umschlossen eine gesäuberte, festgetretene Tanzfläche, die einen Durchmesser von fünfzig Fuß hatte. In der Mitte dieses Raums stand der Pfahl, der aus dem kürzlich von Winyela gefällten Baum gestaltet worden war. In die Erde versenkt, von zusätzlichen schweren Stämmen abgestützt, erreichte dieser Pfahl eine Höhe von etwa zweiundzwanzig Fuß. Zwei Astgabeln waren dem Stamm gelassen worden, die eine etwa zehn Fuß, die andere fünfzehn Fuß über dem Boden. In der unteren Astgabel befanden sich, zusammengerollt, der Schmuck und die Kleidung, die Winyela getragen hatte. An der oberen Gabel baumelten zwei Lederfiguren: eine Kailiaukdarstellung und die Nachbildung eines Mannes mit einem übertrieben großen Phallus. Diese Bilder hatten offenbar mit dem Symbolismus und der Medizin des Tanzens zu tun. Dieser Tanz ist für die roten Wilden etwas Heiliges. Er stellt eine rätselhafte Medizin dar, weshalb ich auch keine vereinfachte Deutung versuchen will. Jedenfalls hat dieser Tanz im weitesten Sinne mit Dingen wie Glück, Jagd und Männlichkeit zu tun.

»Ich freue mich für dich, Cuwignaka«, sagte ich.

»Jahrelang habe ich darauf gewartet, das Tanzzelt zu betreten«, sagte er. »Der Augenblick wird einer der größten meines Lebens sein.«

»Ich freue mich für dich«, wiederholte ich.

11

»Führt sie vor, die rothaarige Sklavin!« forderte Mahpiyasapa, Häuptling der Isbu-Kaiila, der vor Cankas Zelt stand.

Furchtlos blickte Canka ihn an. »Winyela!« rief er.

Angstvoll kam das Mädchen aus dem Zelt und kniete neben dem Eingang nieder.

»Sie ist es«, sagte einer der Männer, die Mahpiyasapa begleiteten.

»Sie hat am Pfahl getanzt«, sagte ein anderer.

»Ich möchte die Frau haben«, sagte Mahpiyasapa zu Canka und deutete auf Winyela.

»Du bekommst sie nicht«, antwortete Canka.

»Sprich, Wopeton«, sagte Mahpiyasapa zu Grunt, den er mitgebracht hatte.

»Mein Freund Canka«, begann Grunt. »Die Frau wurde für Mahpiyasapa ins Ödland gebracht. Er hat letztes Jahr eine solche Frau bei mir bestellt. Für ihn erstand ich sie in Kailiauk an der Ihanke, und für ihn brachte ich sie mit nach Osten. Es war ein alter Handel, schon letztes Jahr besiegelt. Er ist dein Häuptling. Gib ihm die Frau.«

»Nein«, beharrte Canka.

»Ich sollte fünf Felle des gelben Kailiauk für sie erhalten«, fuhr Grant fort. »Andererseits möchte ich keinen Unfrieden stiften zwischen zwei großen Kriegern der Isbu. Gib sie an Mahpiyasapa. Ich verzichte auf die Felle.«

»Er bekommt die Frau nicht«, sagte Canka. »Nach dem Recht der Gefangennahme gehört sie mir. Mahpiyasapa, mein Häuptling, weiß dies sehr wohl. Mahpiyasapa, mein Häuptling, ist ein Kaiila. Er wird sich über die Gebräuche dieses Stammes nicht hinwegsetzen.«

»Es soll einen ehrlichen Frieden zwischen den Kaiila und den Gelbmessern geben«, sagte Mahpiyasapa. »Watonka hat alles arrangiert. Schon wohnen Zivilhäuptlinge der Gelbmesser in seinem Zelt.«

»Was hat das mit mir zu tun?« fragte Canka.

»Du hast dich nicht richtig verhalten«, sagte Mahpiyasapa. »Die Frau gehört eigentlich mir. Als Häuptling könnte ich sie in mein Zelt entführen. Doch als Häuptling werde ich das nicht tun. Ich möchte dich nicht erzürnen.«

»Ich kaufe dir zwei andere Frauen und schenke sie dir«, sagte Canka.

»Ich möchte aber die hier haben«, sagte Mahpiyasapa und deutete auf Winyela.

»Die gehört mir.«