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Skar hatte plötzlich das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Er sah auf. Die beiden Soldaten hatten in ihrem Würfelspiel innegehalten und starrten zu ihm hinüber. Der eine sah sofort wieder weg, während der andere Zuflucht zu einem dümmlichen Grinsen suchte. Er muß sich dabei nicht allzusehr verstellen, dachte Skar.

»Es wäre sicher das Klügste, wenn du zurückgehen und noch ein paar Stunden schlafen würdest«, fuhr Rache fort. »Dann ist wenigstens einer von euch ausgeruht, wenn der Kampf beginnt.«

Skar schüttelte den Kopf. »Ich habe es versucht. Aber dieses Kellerloch, in dem Cubic uns untergebracht hat, ist zu feucht dazu. Ich bin froh, wenn alles vorbei ist und wir hier wegkönnen.«

»Wenn ihr wegkönnt«, sagte einer der beiden Soldaten.

Skar sah auf, runzelte mißbilligend die Stirn und sah den Mann scharf an. Der Soldat war betrunken. Er schwankte vor und zurück und mußte sich mit der Faust auf dem Boden abstützen, um nicht vornüber zu fallen.

»Was meinst du damit, Soldat?« fragte Skar. Er bemühte sich, ruhig zu wirken, konnte aber einen leisen Unterton von Schärfe nicht aus seiner Stimme verbannen.

Der Mann wollte zu einer Antwort ansetzen, aber sein Kamerad unterbrach ihn, indem er ihn unsanft an der Schulter herumriß. »Halt den Mund, Bors«, zischte er. »Du wirst dir nur Ärger einhandeln.«

Bors lachte meckernd. Er hatte ein breites, von einer dünnen weißen Narbe verunziertes Gesicht mit flacher Nase, dunklen Augen und vorgestülpten Lippen, das durch den flachen Stirnschild des Helmes ein fast affenartiges Aussehen erhielt. Seine Augen wirkten wäßrig, aber das mochte vom Wein stammen. »Du weißt genau, was ich meine, Satai«, lallte er, ohne auf die beschwörenden Blicke seines Kameraden zu achten. »Es gibt eine Menge Leute in der Stadt, die sich Gedanken über den Kampf machen. Eine Menge. Nicht nur ich.« Er kicherte, beugte sich vor und griff nach seinem Becher, bemerkte aber dann, daß er leer war, und führte die Bewegung nicht zu Ende.

»Was für Gedanken?« fragte Skar.

Der zweite Soldat wandte sich um und warf ihm einen fast flehenden Blick zu. »Verzeiht ihm, Herr«, sagte er hastig. »Er hat zuviel getrunken und weiß nicht mehr, was er sagt. Hört nicht auf ihn. Er ist ein Dummkopf.«

»Ich bin kein Dummkopf«, widersprach Bors. »Ich weiß sehr gut, was ich sage. Und du weißt es auch. Jedermann weiß es. Man macht sich eben Gedanken über den Kampf. Viele Gedanken. Es heißt«, kicherte er, »daß der Scharfrichter bereits sein Beil geschliffen hat.«

»Was für Gedanken?« fragte Skar noch einmal. Irgend etwas mußte in seinem Gesicht gewesen sein, daß er nicht hatte hineinlegen wollen, denn das alberne Grinsen verschwand plötzlich aus der Miene des Soldaten und machte einem betroffenen, fast ängstlichen Ausdruck Platz. Aber nur für einen Moment. Dann erschlafften seine Züge wieder, und er begann erneut zu feixen, breiter als zuvor. »Gedanken eben«, sagte er undeutlich. Er versuchte noch einmal, seinen Becher aufzuheben, aber seine Bewegungen waren so unsicher, daß er danebengriff und den Becher umwarf. Er grunzte, betrachtete den Becher zornig und hob die Hand vor die Augen. Nacheinander streckte er die Finger aus, bewegte sie der Reihe nach und grinste dann wieder, als wäre der Anblick ungemein erheiternd. »Zwei Satai, die in einem Arenakampf gegen zwei Kinder antreten«, fuhr er mit schwerer Zunge fön, »da denkt man sich eben etwas. Ich habe jedenfalls mein Geld auf die beiden Kohoner gesetzt.«

»Du hättest es lieber vertrinken sollen«, mischte sich Rache ein. »Es wäre nutzbringender angelegt gewesen. So hast du es weggeworfen.«

Bors kicherte. Sein Kamerad ergriff ihn erneut bei der Schulter und sagte etwas in einem schnellen, unverständlichen Dialekt, aber wenn Bors die Worte überhaupt hörte, so ignorierte er sie. Er sah Skar an, grinste auf eine unangenehme, unverschämte Art und sah dann wieder zu dem umgestürzten Becher zwischen seinen verschränkten Beinen. Vielleicht, dachte Skar, ist er doch nicht ganz so betrunken, wie er tut.

»Gib ihm noch einen«, murmelte er. »Auf meine Rechnung.« Rache grunzte mißbilligend, stand aber trotzdem gehorsam auf, um die Becher der Soldaten neu zu füllen.

»Ich habe mein Geld nicht rausgeworfen«, fuhr Bors mit einem leisen, siegessicheren Lächeln fort. »Ich habe auch ... auf euch gesetzt. Auf beide. Auf euch und die Kohoner. Jeweils ein Dim. Ist ganz egal, wer gewinnt. Gewinnt ihr, gehe ich ohne Verlust aus und habe meinen Spaß gehabt; gewinnen die Kohoner, bin ich ein reicher Mann.« Er lachte wieder, stellte seinen Becher auf den Kopf und zog hörbar die Nase hoch. »Ich bin ein reicher Mann, Satai«, wiederholte er. »Und du ein toter.«

»Halt jetzt endlich den Mund«, zischte sein Kamerad. »Du redest uns um Kopf und Kragen.« Auch er war betrunken, aber lange nicht so betrunken wie Bors.

Bors machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach was«, lallte er. »Die ganze Stadt weiß es. Nur dieser Satai spielt den Unwissenden.«

»Was weiß die ganze Stadt?« fragte Skar ruhig.

»Daß der Kampf eine abgekartete Sache ist«, erwiderte Bors trotzig. »Diese beiden halben Kinder können gar nicht gewinnen. Nicht gegen euch. Ginge es mit rechten Dingen zu, würdet ihr sie nach den ersten drei Atemzügen niedermachen. Oder ihr macht sie nicht nieder, und euer Lastar verdient sich eine goldene Nase. Und du«, fügte er hämisch hinzu, »verlierst deinen Kopf.«

Skar blieb noch immer ruhig und scheinbar unbeeindruckt. Der Soldat hatte einen Grad der Betrunkenheit erreicht, an dem er mehr reden würde, wenn er, Skar, einfach schwieg, statt Fragen zu stellen. Skar winkte Rache, den Wein zu bringen, ging zu den beiden Soldaten hinüber und ließ sich neben ihnen nieder. Bors' Kamerad fuhr zusammen und wurde sichtlich bleich. An seinem Hals begann ein Nerv zu zucken. Seine Hand glitt zum Schwertgriff und fuhr so abrupt zurück, als hätte er glühendes Eisen berührt, als er Skars Lächeln begegnete. Er wich seinem Blick aus und sah sehnsüchtig zur Tür.

»Wir ... müssen gehen«, sagte er unsicher. »Unser Dienst beginnt gleich.«

Skar legte ihm die Hand auf den Unterarm und drückte ihn mit sanfter Gewalt auf den Boden zurück. »Bleibt noch ein wenig«, sagte er. »Der Wachwechsel ist erst in einer Stunde. Trinkt noch einen Becher Wein mit mir. Man trifft zu dieser Stunde wenige Menschen, mit denen man sich unterhalten kann.«

»Wirklich, Herr«, stammelte der Soldat. »Wir...«

»Wollt ihr mich beleidigen?«

Der Mann verstummte, wurde noch ein wenig blasser und schluckte schwer.

Skar wartete, bis Rache den bestellten Krug Wein gebracht hatte. Er schenkte den beiden Soldaten ein, trank selbst einen winzigen Schluck und wandte sich dann wieder an Bors. »Was hast du damit gemeint, als du sagtest, ich würde meinen Kopf verlieren, wenn die Kohoner siegen? Es ist kein Kampf auf Leben und Tod, weißt du das nicht?«

Bors griff nach seinem Becher und verschüttete fast die Hälfte, ehe es ihm gelang, zu trinken. »Die Templer sehen es nicht gerne, wenn betrogen wird«, sagte er.

Skar spannte sich. »Betrogen?«

Bors drehte den Becher in den Händen und kniff ein Auge zu. »Du hast selbst gesagt, daß es kein Kampf auf Leben und Tod ist, nicht? Du vergibst dir nichts, wenn du verlierst. Und es steht eine Menge Geld auf dem Spiel.« Er schwieg einen Moment, trank wieder und sah Skar aus verschleierten Augen an. »Alle wissen, daß ihr in dem Ruf steht, unbesiegbar zu sein. Die beiden Super-Satai! Wißt ihr, wie man euch nennt? Die Kampfmaschinen, die Unbesiegbaren. Und fast alle haben auch auf euch gesetzt. Wenn die richtigen Männer auf die Kohoner setzen und gewinnen, machen sie ein Vermögen. So wie ich.«

»Und wieso«, fragte Skar mit einer Ruhe, die er längst nicht mehr spürte, »glaubst du, daß wir unterliegen könnten?«