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Combat... allein der Klang dieses Wortes schien etwas Unheilvolles in sich zu bergen. Es war ein Wort aus einer Sprache, die so tot war wie die, die sie gesprochen hatten, ein Wort, das Gedanken an Tod und Verwüstung und Verderben mit sich führte, das auszusprechen allein schon Frevel war. Combat. Die Brennende Stadt. Legende, Fluch und Hoffnung in einem ...

»Ihr ... seid verrückt«, keuchte er schließlich.

»Nein, Skar.« Vela schüttelte ruhig den Kopf und lächelte wieder, wenn auch auf eine ganz, ganz andere Art als bisher. Ernst, vielleicht sogar ein wenig traurig. Sie stand auf, strich sich mit einer unbewußten Geste über das Kleid und ging dann mit schnellen Schritten zum Fenster hinüber. Ihre Finger fuhren über das verquollene Holz des Rahmens und zeichneten die Risse und Sprünge darin nach. Obwohl sie vollkommen ruhig dastand und das Gesicht von ihm wegwandte, den Blick starr auf die geschlossenen Läden gerichtet, als könne sie dort etwas sehen, das ihm verborgen blieb, begann Skar zu spüren, wie nervös sie in Wirklichkeit war. »Ihr habt gerade gesagt«, fuhr sie fort, »daß Ihr nur zwei Satai-Söldner seid, Del und Ihr. Aber das stimmt nicht.« Sie fuhr mit einer abrupten Bewegung herum, stützte sich mit den Handflächen auf die Fen-Sterbrüstung und lehnte sich zurück, so daß ihr Kopf gegen die rostigen Gitterstäbe stieß. Ihre ganze Art, zu reden und sich zu geben, kam Skar mit einem Mal unnatürlich vor, steif und einstudiert, als hätte sie sich jedes Wort, jede Geste vorher genauestens überlegt. »Ich habe gesagt, daß ich mich über Euch informiert habe, Skar, und ich habe es gründlich getan, glaubt mir. Ihr seid die Besten. Es gibt keinen, der diese Aufgabe besser lösen könnte als Ihr.« Skar schüttelte langsam den Kopf. Er fühlte sich immer noch wie betäubt. »Ich danke Euch für das Lob«, antwortete er schleppend. »Aber was Ihr verlangt, ist schlichtweg unmöglich.«

»Das ist es nicht«, widersprach Vela. »Es ist schwer. Es ist schwer und gefährlich, aber nicht unmöglich. Andere haben es vor Euch versucht, und keinem ist es gelungen, das ist wahr. Aber Ihr könntet es schaffen. Ihr seid keine Abenteurer wie die, die vor Euch nach dem Stein der Macht gesucht haben und dabei umkamen. Ich gebe Euch die besten Männer mit, die Ihr für diese Aufgabe finden könnt. Und ich besitze etwas, das die anderen nicht hatten, Skar. Wissen. Ich weiß alles, was es über Combat zu wissen gibt, über die Stadt und den Weg, zu ihr zu gelangen. All diese Narren, die vor Euch versucht haben, Combats Geheimnis zu lüften, wußten nicht einmal, womit sie es zu tun hatten. Ich kenne Combat. Ich kenne es so gut, als wäre ich dort gewesen. Und ich gebe Euch all mein Wissen mit, Skar. Ich habe Karten, Karten, auf denen die genaue Position des Steines der Macht zu finden ist, und der Weg, zu ihm zu gelangen. Nach Combat hinein und wieder hinaus.«

Skar lachte rauh auf. »Ihr seid wahnsinnig!« behauptete er. Es war ihm jetzt völlig gleichgültig, daß sie eine Errish war und nicht nur die Worte, sondern allein der Ton, in dem er sie aussprach, genügt hätten, ihn den Kopf zu kosten. »Wenn es so ist, wie Ihr sagt, warum geht Ihr dann nicht selbst und holt den Stein? Und wenn ich ginge und ihn fände - woher nehmt Ihr die Überzeugung, daß ich ihn nicht für mich behalte?«

Vela wollte etwas sagen, aber Skar sprach rasch und laut weiter. »Wohlgemerkt - ich glaube nicht, daß es diesen Stein der Macht überhaupt gibt. Aber ich werde Euer Spielchen ein wenig mitspielen, wenn es Euch Freude macht. Nehmen wir also an, es gäbe diesen Stein, und nehmen wir weiter an, ich fände ihn - glaubt Ihr wirklich, es gäbe einen einzigen Menschen auf der Welt, der dieser Versuchung widerstehen könnte? Wenn es ihn gäbe, bedeutete er Macht, unendliche Macht. Sein Besitzer wäre ein Gott!«

»So wie die Herren Combats?« erwiderte Vela ruhig. »Ihr seid nicht der Mann, so etwas zu tun, Skar. Ihr mögt ein harter Mann sein, aber Ihr seid kein Dieb und Betrüger. Würde es Euch nach Macht gelüsten, hättet Ihr sie schon hundertmal haben können. Ich sagte bereits mehrmals, daß ich mich über Euch informiert habe, aber Ihr scheint mir nicht zu glauben. Ich kenne Euch, Skar, besser vielleicht, als Ihr selbst Euch kennt. Ihr hattet öfter als nur einmal die Gelegenheit, Euch einen Thron zu erobern. Die Versuchung, von der Ihr sprecht, existiert für Euch nicht. Ihr habt nie Macht gewollt. Ihr könnt nichts damit beginnen, weil sie Euch nichts bedeutet. Und Ihr wißt das sehr genau.

Dies zum einen.

Zum anderen werdet Ihr mich kaum für so dumm halten, mich nicht auch auf diese Möglichkeit vorbereitet zu haben. Für einen Mann wie Euch ist der Stein wertlos. Nur wer ihn zu handhaben weiß, kann seine Macht auch anwenden. Für den, der sein Geheimnis nicht kennt, würde er zum Fluch.«

Sie brach ab, starrte einen Moment zu Boden und sprach dann leiser und ruhiger weiter. »Ich verlange jetzt keine Entscheidung von Euch, Skar. Geht, besprecht Euch mit Del und denkt in Ruhe darüber nach. Gowenna wird kurz vor Sonnenuntergang zu Euch kommen und Eure Entscheidung hören.«

Skar schüttelte den Kopf. »Erspart ihr den Weg«, sagte er. »Die Antwort ist nein.« Er sprach schnell, fast hastig, als hätte er Angst, gegen seine Überzeugung etwas anderes sagen zu können.

»Ihr entscheidet eine Angelegenheit von solchem Gewicht recht vorschnell, nicht?«

»Es gibt nichts zu entscheiden«, sagte Skar. »Sucht Euch einen anderen. Es gibt genug Satai. Und es gibt genug Männer, die mindestens so gut mit dem Schwert umgehen wie ich. Vielleicht findet Ihr jemanden, der leichtsinnig und verzweifelt genug ist, auf diese Weise Selbstmord zu begehen. Ich tue es jedenfalls nicht.«

»Ich werde Eure Antwort nicht akzeptieren«, sagte Vela ruhig. »Nicht jetzt. Überlegt Euch die Sache. Ich biete Euch viel, Skar. Mehr als Geld und Reichtum. Ich werde Vertraute brauchen, Helfer. Wer wäre dazu besser geeignet als der Mann, der mir den Stein gebracht hat?«

»Macht interessiert mich nicht«, gab Skar ruhig zurück. »Sagtet Ihr es nicht selbst?«

Vela machte eine unwillige Bewegung mit der Hand. »Ich spreche nicht von solcher Macht, Skar. Ich spreche von dem, wofür ihr Satai kämpft. Von Frieden. Gerechtigkeit. All den Dingen, die ihr auf eure Fahne geschrieben habt. Ihr wißt, welche Gefahr sich über Enwor zusammenballt.«

»Ihr meint die Quorrl?«

»Auch sie. Mit dem Stein der Macht können wir sie in Schach halten. Aber das ist es nicht allein. Ich brauche Euch nicht zu erzählen, wie es in der Welt aussieht. Not und Barbarei greifen um sich. Durch wie viele Dörfer seid Ihr gekommen, in denen die Menschen hungerten und starben? Wie viele Sommer habt Ihr erlebt, die ein kleines bißchen heißer waren als die vorausgegangenen? Wie viele Flüsse habt Ihr gesehen, deren Wasserspiegel gesunken war? Enwor stirbt, Skar. Langsam, aber unaufhaltsam. Ich hätte Euch nicht um Hilfe bei diesem verzweifelten Unternehmen gebeten, wenn es nicht so wäre. Und ich brauche es Euch nicht einmal zu erzählen. Ihr wißt es so gut wie ich.«

Skar lächelte, aber es war ein unechtes Lächeln, und er hatte ein bitteres, verlogenes Gefühl dabei. »Und Ihr glaubt, all dies mit dem Stein der Macht ändern zu können? Ihr glaubt, das Schicksal besiegen zu können, den Willen der Götter zu brechen? Wäre diese Welt, wie sie ist, wenn es ein Instrument wie den Stein der Macht überhaupt gäbe?«

Vela zögerte sekundenlang, ehe sie antwortete. »Vielleicht.« Ihre Stimme war ein kaum hörbares Flüstern, und ihr Blick schien geradewegs durch Skar hindurchzugehen, als spräche sie weniger mit ihm als mit sich selbst. »Niemand weiß, ob es den Stein der Macht wirklich gibt«, gestand sie. »Vielleicht ist er nichts als ein wertloses Schmuckstück, vielleicht ist er aber auch wirklich der Schlüssel zu göttlicher Macht. Ich weiß es nicht, Skar. Aber ich weiß auch nicht, daß es ihn nicht gibt. Es ist eine Chance. Eine winzige Chance nur, aber eine Chance. Unsere Welt braucht diese Chance. Sie hat nicht mehr sehr viele.«