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„Alexstrasza, ist sie – “

„Es geht ihr gut, Korialstrasz. Sie möchte so bald wie möglich mit dir sprechen.“ Der größere Drache blickte über die Schulter des Jüngeren, als suche er etwas. „Und sie wollte auch mit Krasus sprechen, aber er ist wohl nicht bei dir.“

„Er wollte bei den anderen bleiben.“

„Aber dein Zustand – “

Korialstrasz streckte seine Flügel aus. „Er hat eine Möglichkeit gefunden, uns beide beinahe vollständig zu machen. Sie ist nicht perfekt, aber wir kommen zurecht.“

„Das ist interessant.“

„Tyran… was ist hier geschehen? Was machen die anderen Clans hier?“

Der Blick des älteren Gefährten wurde düster. „Sie hat befohlen, dass nur sie dir davon erzählen darf, und daran werde ich mich halten.“

„Natürlich.“

Tyranastrasz führte ihn in das Nest des roten Clans. Korialstrasz betrachtete aus den Augenwinkeln die anderen Drachen, an denen sie vorbeigingen. Die Grünen waren nur Schatten, die verschwanden, bevor man sie richtig bemerkte. Das Verstörende an ihnen waren die geschlossenen Augen, die sie wie Schlafwandler wirken ließen. Die Bronzegestalten aus Nozdormus Clan schienen sich überhaupt nicht zu bewegen, wechselten aber mit jedem Blinzeln den Standort. Die Blauen schienen sich hingegen ohne Plan oder Ursache zu bewegen, tauchten mal hier und mal da auf. Korialstrasz beobachtete sie und erkannte, wie sehr er das ruhige Auftreten seines Volkes schätzte, auch wenn sich jeder Clan für den Besten hielt.

Es gibt so viele verschiedene Drachen, aber wir passen alle in diese Höhlen, dachte er plötzlich. Sind wir nur noch so wenige?

Keines der anderen Völker hätte man vollständig hier unterbringen können, doch den Drachen fiel dies nicht einmal schwer.

Korialstrasz dachte an die endlosen Heerzüge der Brennenden Legion und fragte sich, ob die Drachen ausreichen würden, sie aufzuhalten.

Als er jedoch die nächste Kammer betrat, verflog seine Angst. Sie stand da, als warte sie nur auf ihn. Ihr schlichtes Auftreten erfüllte den Drachen mit Ruhe und Frieden. Wenn sie ihn ansah, fühlte sich Korialstrasz sicher. Alles würde gut werden. Dafür würde die Königin des Lebens schon sorgen.

„Korialstrasz, mein Geliebter.“ Nur ihre Augen verrieten die ganze Bedeutung dieses einfachen Satzes. Die niederen Völker hielten die Drachen vielleicht für wilde Bestien, aber keines von ihnen verstand die intensiven Gefühle, zu denen Korialstrasz’ Volk fähig war.

„Meine Königin, mein Leben.“ Er neigte sein Haupt vor ihr.

„Es ist gut, dass du zurück bist. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“

„Und ich mir um euch. Niemand antwortete auf meine Rufe oder erklärte die plötzliche Stille.“

„Das war notwendig“, erklärte die Königin. Trotz ihrer schlanken Gestalt wog Alexstrasza deutlich mehr als ihre Gefährten. Sie und die anderen großen Aspekte verfügten über Kräfte, die denen ihrer Gefährten weit überlegen waren. „Geheimhaltung ist von größter Wichtigkeit.“

„Geheimhaltung? Weswegen?“

Sie sah ihn an. „Ist Krasus nicht bei dir?“

Er bemerkte ihre Furcht. Sie sorgte sich um Krasus ebenso wie um Korialstrasz. „Er hat beschlossen, zurückzubleiben. Er hat mit einem Trick dafür gesorgt, dass wir uns trennen können, ohne allzu viel zu leiden.“

Ein Lächeln erschien auf ihrem Schuppengesicht. „Natürlich hat er das.“

Korialstrasz wollte das Gespräch über Krasus vertiefen, doch in diesem Moment betrat ein anderer Drache die Kammer. Korialstrasz warf einen Blick auf den Neuankömmling. Seine Augen weiteten sich.

„Es ist wichtig, dass sich alle Drachen an diesem Ritual beteiligen“, sagte der schwarze Gigant mit einer Stimme, die wie ein rumorender Vulkan klang. „Meine haben das bereits getan. Jetzt sind die anderen Clans an der Reihe.“

Neltharion füllte seine Seite der Kammer aus. Er war der Einzige, der sich, was Macht und Größe anging, mit Alexstrasza messen konnte. Der Erdwächter strahlte eine Intensität aus, die Korialstrasz beinahe unangenehm war.

„Mein letzter Gefährte ist eingetroffen“, gab Alexstrasza zurück. „Der Bronzeclan ist gekommen. Nozdormu hat ihn zwar nicht begleitet, aber die Drachen haben einen Teil seiner Essenz mitgebracht, sodass auch er uns unterstützen wird. Damit fehlt nur Krasus. Ist das wirklich so schlimm?“

Der schwarze Drache legte den Kopf schräg. Korialstrasz hatte noch nie so viele Zähne gesehen. „Ein Drache… nein, ich denke nicht.“

„Worum geht es?“, wagte der junge Leviathan zu fragen.

„Die Dämonen haben das Tor in unsere Welt wieder geöffnet“, erklärte Alexstrasza. „Sie fließen hindurch wie Wasser. Mit jedem Tag werden sie stärker.“

Korialstrasz dachte an die gewaltige Armee und ihre Zerstörungen. „Dann müssen wir handeln!“

„Das tun wir. Neltharion hat bereits einen Plan erdacht, von dem wahrscheinlich das Schicksal unserer Welt abhängt.“

„Was für ein Plan?“

„Neltharion wird es dir zeigen.“

Der schwarze Drache nickte und schloss die Augen. Die Luft vor ihm begann zu flimmern.

Mit seinen magischen Sinnen spürte Korialstrasz die unglaubliche Macht, die von ihm ausging. Er glaubte, die Kammer habe sich mit Tausenden Drachen gefüllt.

Doch stattdessen materialisierte nur eine winzige goldene Scheibe in der Luft. Sie schwebte in Augenhöhe der Drachen. Korialstrasz spürte nichts darin, doch das allein bedeutete, dass diese Scheibe etwas anderes war, als sie zu sein schien.

Der Erdwächter öffnete die Augen. Ein Ausdruck der Euphorie glitt über sein Reptiliengesicht. Auf Korialstrasz wirkte es, als bete er das an, was er erschaffen hatte.

„Seht euch das an, was die Dämonen aus unserer Welt verjagen wird!“, donnerte der schwarze Drache. „Seht euch das an, was unser Land von allem säubern wird!“

Die kleine Scheibe fing an zu leuchten. Jetzt begann der junge Drache die Macht zu spüren, die darin schlummerte… und er verstand, weshalb auch Alexstrasza auf diesen Plan baute.

„Dies“, grollte Neltharion voller Stolz, „ist die Drachenseele.“

5

Captain Varo’then war niemand, der sich vor Schatten oder Geräuschen erschreckte. Er stellte sich diesen Dingen mit der gleichen ruhigen Ernsthaftigkeit, mit der er allen Aspekten seines Lebens begegnete. Der vernarbte Soldat war mit ganzer Seele Krieger und hatte sich trotz seines angeborenen Listenreichtums nie in einer anderen Rolle gesehen. Er führte seine Streitkräfte in Azsharas Namen an, und das reichte ihm. Die politischen Intrigen hatte er stets Lord Xavius überlassen, der sich darin weit besser als er selbst verstand.

Allerdings kreisten seine Gedanken in der letzten Zeit nicht sehr oft um militärische Dinge. Das lag an der Rückkehr von jemandem, den er für tot gehalten hatte… nämlich Xavius. Jetzt führte der königliche Berater, der von Sargeras selbst aus dem Jenseits geholt worden war, die Hochwohlgeborenen erneut an. Das allein hätte Varo’then keine Sorgen bereitet, aber Xavius hatte sich auf eine Weise verändert, die selbst die Königin nicht durchschaute. Der Captain war überzeugt davon, dass der Berater – oder das Ding, das einmal der Berater gewesen war – nicht den Ruhm Azsharas im Sinn hatte, sondern andere Interessen. Doch Varo’then, der auch dem Herrscher der Legion unterstand, war in erster Linie ein Diener seiner Königin.

„Der stets diensteifrige Captain. Ihr wandert sogar durch die Gänge, wenn Ihr frei habt.“

Der Offizier zuckte zusammen, ärgerte sich einen Moment später jedoch über diese Reaktion.

Xavius schien aus den Schatten herauszufließen, als er dem Nachtelfen entgegentrat. Seine Hufe klapperten auf dem Marmorboden, und er schnaufte bei jeder Bewegung. Archimonde hatte Xavius als Satyr bezeichnet, als einen von Sargeras’ gesegneten Dienern. Die künstlichen Augen, die der Adlige sich selbst eingesetzt hatte, starrten den Captain an und schienen ihn an einen dunklen Ort zerren zu wollen.