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Aber selbst die geballte Macht des Druiden, der Magier und der Zauberer konnte die Höllenkreaturen nicht aufhalten. Eine schlug mitten in die Frontlinie der Nachtelfen ein. Sie richtete mehr Schaden an als ein Dutzend mit Sprengstoff beladene Katapulte. Die Nachtelfen wurden wie Blätter durch die Luft gewirbelt. Die Erde erbebte so stark, dass andere zu Boden gingen und sofort Opfer der Teufelsbestien wurden.

Immer mehr Teufelskreaturen schlugen auf. Die Frontlinie der Verteidiger versank im Chaos. Das Schlimmste war, dass die riesigen Dämonen sich aus ihren rauchenden Kratern wieder erhoben und über die Nachtelfen herfielen.

Die Wurzeln, die Malfurion beschworen hatte, konnten den skelettköpfigen Teufelskreaturen nichts entgegensetzen. Diese zerfetzten das Holz mühelos. Gleichzeitig rissen sie gewaltige Schneisen in die Reihen der Nachtelfen.

Plötzlich erhob sich die Lanze eines gefallenen Soldaten unmittelbar vor einer Teufelskreatur in die Luft. Sie leuchtete bläulich und schoss dem Dämon mit solcher Geschwindigkeit entgegen, dass dieser zu stehen schien. Die Lanze wurde im Flug größer, ihre Spitze schmaler und scharf wie eine Nadel.

Sie durchbohrte den Dämon mit solcher Leichtigkeit und Wucht, dass er gar nicht mehr begriff, wie er starb. Er öffnete das Maul und begann zu zucken. Seine Vorwärtsbewegung endete, als die magisch angetriebene Lanze weiterflog.

Die gewaltige Höllenkreatur wurde zurückgerissen, als habe sie das Gewicht eines Kleinkindes. Die Lanze wurde immer schneller und erwischte ein zweites Opfer, das sich gerade in seinem Einschlagkrater aufrichtete. Das Ungeheuer riss noch die Augen auf, als die Lanze es auch schon durchbohrte.

Einem dritten Dämon wurde von der magischen Waffe der Garaus gemacht. Erst dann wurde sie langsamer und stürzte mitsamt ihrer der Reihe nach aufgespießten Opfer zwischen die Toten am Boden.

Neben Malfurion nickte Rhonin zufrieden. Einen Moment lang sah es so aus, als könnten die Verteidiger ihre Niederlage abwenden, doch dann ertönten von Norden her Hörner.

„Die Legion!“, schrie Krasus. „Sie greift von der anderen Seite an!“

Jetzt endlich offenbarte sich das ganze schreckliche Ausmaß der Schlacht. Eine gewaltige Horde schien aus dem Boden zu wachsen und fiel über die Soldaten her, die im Norden aufmarschiert waren. Wie die Dämonen am Himmel hatte man auch diese Ungeheuer hinter einem Illusionszauber versteckt gehalten, den günstigsten Zeitpunkt abgepasst, sie zu enttarnen. Jetzt schwärmten sie aus wie Ameisen. Die Nachtelfen kämpften tapfer, aber sie konnten den Gegner nicht bezwingen.

Die Dämonen hatten ihre Falle sorgfältig geplant und sich auf die Arroganz der Nachtelfen verlassen. Ravencrest hatte an einen leichten Sieg geglaubt, an ein kurzes Gefecht, mit dem er das Selbstvertrauen seiner Truppen aufbauen wollte. Bekommen hatte er eine blutige, schwer verdauliche Niederlage.

„Wir müssen uns zurückziehen“, sagte Rhonin. „Wir haben keine andere Wahl.“

Im ersten Moment sah es so aus, als sei Ravencrest dazu nicht bereit. Er gab kein Signal zum Rückzug, obwohl die Dämonen weit überlegen waren. Höllenkreaturen stürzten sich weiter auf die Nachtelfen, während die Eredar-Hexenmeister einen Zauber nach dem anderen schleuderten. Malfurion und seine Begleiter konnten nicht länger angreifen, zu sehr mussten sie sich auf die Verteidigung konzentrieren. Sogar die Mondgarde war voll und ganz in den Schutz der Soldaten eingebunden.

Schließlich bliesen die Hörner doch zum Rückzug. Allerdings ließ die Brennende Legion nicht locker. Jeder Schritt zurück musste hart erkämpft werden.

„Der Druck ist zu groß“, zischte Krasus, als er neben dem Druiden auftauchte. „Wir müssen eine Lücke zwischen ihnen und uns schaffen.“

„Aber wie?“, fragte Malfurion.

Die Miene des hageren Zauberers wurde noch düsterer. „Wir dürfen nicht mehr gegen die Eredar kämpfen, sondern nur noch gegen die Hauptstreitmacht der Dämonen.“

„Aber die Hexenmeister werden dann umso härter angreifen. Sie werden zahllose Soldaten töten…“

„Es werden noch mehr sterben, wenn wir uns in diesem Schneckentempo zurückziehen!“

Krasus hatte Recht, auch wenn es dem Druiden nicht gefiel. Die Teufelswächter hieben von allen Seiten auf die Nachtelfen ein, nutzten jede kleine Schwäche für ihre Attacken. Die Eredar benötigten wesentlich mehr Zeit, um ihre Zauber zu weben. Diese wirkten dann zwar höchst zerstörerisch, aber das taten die Klingen der Wächter letztendlich ebenfalls.

„Sag deinem Bruder, dass er sich uns anschließen soll“, befahl der Magier.

„Er wird nicht auf mich hören.“ Es war schon schwierig gewesen, Illidan dazu zu bewegen, einen Blick zum Himmel zu werfen. Es würde zu lange dauern, ihn von Krasus’ Plan zu überzeugen… wenn das überhaupt möglich war.

„Ich rede mit ihm“, bot Rhonin an. „Vielleicht hört er auf mich eher.“

Illidan respektierte den Menschen. Rhonin kannte Zauber, die selbst Malfurions Zwilling noch nicht beherrschte. Für Illidan war er fast schon ein shan’do.

„Versuche es“, wandte sich Krasus an Rhonin.

Als der rothaarige Zauberer davonritt, fragte Malfurion: „Was machen wir jetzt?“

„Alles, was uns von ihnen trennt.“

Der Druide hatte auf eine klarere Antwort gehofft, verstand jedoch, dass Krasus ihm keine Anweisungen geben wollte. Beide würden die Magie einsetzen, die ihnen lag. Die Vorgehensweise des älteren Magiers musste nicht mit der des Druiden harmonieren.

Krasus wartete nicht auf Malfurions Angriff, sondern gestikulierte in Richtung des Feindes. Zuerst sah der Druide nichts, doch dann bemerkte er, dass die Dämonen in den ersten Reihen zu schrumpfen begannen. Es dauerte eine Weile, bis er erkannte, dass sie plötzlich in einem Sumpf standen, der sie nach unten zog. Die Dämonen, die hinter ihnen waren, wurden aufgehalten und mussten versuchen, durch den Morast zu waten.

Die Nachtelfen nutzten die Gelegenheit, um sich weiter zurückzuziehen. Doch Krasus hatte nur einen Teil ihrer Linien geschützt, an anderen Orten brachen die Dämonen bereits durch. Malfurion bückte sich und begann mit den Pflanzen zu sprechen, bat sie, noch einmal ihre Wurzeln einzusetzen. Ihnen war klar, was nach dem Rückzug der Nachtelfen geschehen würde: dass die Legion sie und alle anderen Lebensformen vernichten würde. Trotzdem halfen sie mit all ihrem Vermögen.

Tränen rollten über Malfurions Gesicht, als er sich für ihr Opfer bedankte und seinen Zauber begann. Die Wurzeln platzten in gewaltigen Knäueln aus dem Boden heraus und erschufen einen dichten Wald. Die Dämonen schlugen auf die kräftigen Tentakel ein. Sogar die Teufelskreaturen wurden langsamer. Der Druide spürte jeden Schnitt, den sie den Wurzeln zufügten, aber sein Zauber zeigte die erhoffte Wirkung. Die Nachtelfen zogen sich immer weiter von ihrem höllischen Feind zurück.

Unerwartete Hilfe näherte sich in Gestalt von Nachtsäbler-Reitern aus dem Süden. Malfurion hatte nicht mehr an die Soldaten gedacht, die Ravencrest ausgesandt hatte. Es waren weniger als zu Anfang, aber sie kämpften immer noch mit großer Wut. Einige Panther waren verwundet, und auch ihre Reiter hatten Blessuren davongetragen. Trotzdem warfen sie sich mutig der Legion entgegen und verschafften damit den Fußsoldaten wertvolle Sekunden.

„Nach Norden!“, schrie Krasus. „Konzentriert euch auf den Norden!“

Weder Malfurion noch der Magier konnten körperlich sehen, was sich dort abspielte, aber sie hatten andere Methoden zu ihrer Verfügung. Der Druide griff mit seinem Geist nach Vögeln oder geflügelten Insekten. Erstere fand er nicht, letztere hingegen schon. Selbst die niedrigsten Tiere hatten erkannt, dass die Dämonen tödlich waren. Trotzdem erklärten sich die bereits fliehenden Käfer dazu bereit, ihm zu helfen.

Durch ihre merkwürdigen Augen betrachtete der Druide das nördliche Schlachtfeld. Der Anblick raubte ihm fast den Atem. Eine gewaltige Streitmacht der Brennenden Legion ergoss sich über die Soldaten. Überall lagen Tote. Gesichter, die ihm vertraut waren, starrten blicklos auf die, die sie getötet hatten. Höllenbestien spielten mit den Toten, während andere Dämonen weiter angriffen.