Выбрать главу

Er umklammerte die Scheibe und verließ hastig die Kammer. Dabei strahlte er eine Trübsinnigkeit aus, die selbst seine Gefährtinnen erschüttert hätte. Der Atem des Erdwächters ging schwer. Er befürchtete, dass all seine Mühen umsonst gewesen waren.

Der Drache kehrte jedoch nicht in die Höhlen des Clans zurück, sondern bog in einige andere Tunnel ein. Das Hämmern wurde lauter. Neltharion schob seinen massigen Körper durch enge Korridore, bis das ständige Hämmern als das Geräusch schwerer Arbeit erkennbar wurde. Seltsam helle Stimmen unterhielten sich zwitschernd, aber ihre Worte blieben durch den Lärm unverständlich.

Neltharion betrat die neue Kammer. Der Feuerschein zwang ihn, seine Augen abzuwenden, bis sie sich an das Licht gewöhnt hatten. Als es so weit war, sah er Dutzende kleiner, gelenkiger Goblins, die unermüdlich Metall formten. Überall standen riesige Öfen, die mit der Lava, die hier aus dem Berg aufstieg, beheizt wurden. Ein halbes Dutzend grünhäutige Goblins mühten sich mit der Fassung eines Rundschildes ab, der für einen Riesen gemacht zu sein schien. Das Metall darin leuchtete gelblich. Die Goblins drehten die Fassung rasch um und ließen den Inhalt in ein Wasserbad gleiten. Dampf stieg laut zischend auf und verbrühte beinahe einen der langsameren Arbeiter.

Andere Goblins hämmerten auf Metallstücke ein. Einige, die Kittel trugen, gingen zwischen ihnen umher und achteten darauf, dass jeder seine Aufgabe sorgfältig verrichtete.

Neltharion sah sich in der Kammer um, fand jedoch nicht die Person, nach der er suchte. „Meklo! Meklo!“, brüllte er. „Zu mir!“

Der Ruf des Leviathans übertönte alle anderen Geräusche. Überrascht unterbrachen die Goblins ihre Arbeit. Zwei hätten vor Schreck beinahe Lava auf einen dritten geschüttet.

„An die Arbeit!“, schimpfte eine hohe Stimme. „Wollt ihr denn alles ruinieren?“

Die Arbeiter gehorchten sofort. Ein älterer dürrer Goblin, auf dessen kahlem Schädel nur ein Flecken grauen Fells wuchs, kletterte von einem Gerüst herab und ging auf den ungeduldigen Drachen zu. Den ganzen Weg über sprach der Goblin-Häuptling leise mit sich selbst, aber in seinen Worten lag kein Ärger gegenüber seinem Herrn. Er schien nur Berechnungen anzustellen.

„Dichte von acht Zoll bei einer Oberfläche von hundertzwanzig Quadratfuß, also noch rund zweiundvierzig Pfund für die Mischung und – “

Sein Fuß stieß gegen einen Zeh der Drachentatze. Der Goblin sah auf und schien überrascht zu sein, den Drachen hier zu sehen. „Mylord Neltharion?“

„Meklo, sieh dir das an!“

Der Erdwächter streckte seine Tatze aus, sodass der Goblin die Scheibe betrachten konnte. Meklo kniff die Augen zusammen und neigte den Kopf.

„Was für eine kunstvolle Arbeit hier beschädigt wurde. Sie war vollkommen!“

„Eine meiner Schuppen ist darauf gefallen, Goblin. Erklär mir, wieso dies etwas eigentlich Unzerstörbarem schaden konnte.“

„Da ist auch Blut, wie ich sehe.“ Meklo sah auf und betrachtete einen Moment lang Neltharions Verletzung. Dann neigte er erneut das Haupt. „So ergibt das natürlich Sinn. Mylord Neltharion, Ihr wart unmittelbar an der Schöpfung dieser Scheibe beteiligt, nicht wahr?“

„Du warst dabei, Goblin. Du weißt, dass es so ist!“

„Ja. Ihr habt die Matrix für ihre Konstruktion erschaffen.“ Der Goblin-Häuptling dachte einen Moment länger nach, dann fragte er: „Haben die anderen ihre Essenz geopfert? Sind sie mit der Matrix der Scheibe verbunden?“

„Natürlich.“

„Aha, aber Ihr seid es nicht. Ihr habt die Matrix der Drachenseele erschaffen, sie aus Eurem Blut und Eurer Macht entstehen lassen… aber Ihr seid der einzige Drache, der nicht unmittelbar mit ihr verbunden ist.“

Der Goblin grinste und zeigte spitze gelbe Zähne. „Daher seid Ihr ihre einzige Schwäche, Mylord. Die Schuppe, Euer Blut… jeder Teil von Euch hat die Fähigkeit, die Drachenseele zu zerstören. Ihr könntet sie problemlos zerquetschen.“

Meklo machte eine entsprechende Geste mit Daumen und Zeigefinger.

Der Blick des Erdwächters ängstigte selbst den Goblin. „So etwas würde ich nie tun.“

„Natürlich nicht, natürlich nicht“, bestätigte Meklo hastig. „Und das heißt, dass nichts die Scheibe zerstören kann, richtig?“

Die Wut, die in dem Drachen aufgestiegen war, verrauchte. Neltharion bleckte seine Zähne, die größer als der Goblin waren. „Ja, nichts vermag das. Meine Drachenseele ist unverwundbar.“

„Solange Ihr nicht der Grund für ihre Zerstörung seid“, wagte der Goblin einzuwerfen.

„Was niemals geschehen wird!“ Neltharion betrachtete den Riss in der Drachenseele. „Aber dies muss bereinigt werden. Die Scheibe muss wieder vollkommen werden.“

„Dazu benötige ich das Gleiche wie letztes Mal.“

Der Drache schnaufte. „Du wirst so viel Blut von mir bekommen, wie du benötigst. Sie muss wieder vollkommen werden!“

„Natürlich, natürlich.“ Meklo blickte zu den anderen Goblins. „Dadurch wird sich die Vollendung Eurer anderen Pläne verzögern. Denn auch dafür brauchen wir Eure Magie und Euer Blut.“

„Alles andere kann warten, nur die Scheibe nicht.“

„Dann werden wir sofort beginnen, Mylord. Erlaubt mir nur einen Moment, um die anderen Arbeiten zu unterbrechen. Dann können meine Assistenten und ich anfangen.“

Als sich der Goblin zurückzog, atmete Neltharion leichter. Seine Schöpfung würde geheilt werden. Wie er würde auch sie vollkommen sein.

Und gemeinsam würden sie über alle anderen herrschen…

10

„Das ist unerträglich“, sagte Lord Stareye, während er ein wenig Schnupfpulver aus einem Beutel nahm und es durch ein Nasenloch schniefte. „Wir haben uns die Gelegenheit durch die Lappen gehen lassen, Kur’talus.“

„Vielleicht, Destel. Vielleicht auch nicht. Aber wir müssen uns damit abfinden, dass es nun einmal geschehen ist.“

Die beiden Adligen standen mit einigen anderen aristokratischen Offizieren in Lord Ravencrests Zelt und sprachen über die nächste Vorgehensweise. Desdel Stareye war der Meinung, Krasus habe die Streitmacht voreilig gestoppt; schließlich war der Feind ja vor den Nachtelfen geflohen. Stareye war überzeugt, dass die Soldaten den Feind bis Suramar hätten treiben können – eine Ansicht, die er mehrfach dargelegt hatte, vor allem, seit Krasus und die anderen der Gruppe beigetreten waren.

„Die Soldaten haben mutig gekämpft“, antwortete der Magier höflich, „aber sie sind aus Fleisch und Blut und daher erschöpft. Sie brauchen diese Pause.“

„Und was zu essen“, grunzte Brox, der die Zauberer begleitete. Bei den Nachtelfen war der Orc zwar nicht gern gesehen, aber da Ravencrest ihn nicht aus seinem Zeit geworfen hatte, schwiegen sie. Sogar Stareye äußerte sich nicht abfällig über seine Gegenwart.

„Ja, das stimmt“, sagte der Herr von Black Rook Hold. „Die Soldaten und die Flüchtlinge müssen essen und schlafen. Damit ist das Thema erledigt. Wenden wir uns also der Zukunft zu.“

„Zin-Azshari ist die Zukunft“, meldete sich Stareye prompt zu Wort. „Wir müssen Königin Azshara retten.“

Die anderen Adligen stimmten zu. Krasus verzog das Gesicht, schwieg jedoch. Er und seine Begleiter hatten vor ihrem Besuch im Zelt über das Problem gesprochen. Sie waren zu der Überzeugung gelangt, dass die Nachtelfen sich an dem Glauben, die Königin sei eine Gefangene der Dämonen, regelrecht aufrecht hielten. Da aber Zin-Azshari auch der Ort war, an dem die Brennende Legion nach Kalimdor einfiel, schien nichts gegen dieses Ziel zu sprechen. Die Hauptstadt musste eingenommen werden, ganz gleich, aus welchem Grund.

Krasus bezweifelte jedoch, dass Malfurions Volk dazu allein in der Lage sein würde.

Er ignorierte die Höflichkeitsregeln, stand auf und sagte: „Mylord Ravencrest, ich muss mich noch einmal zu einem Thema äußern, das Ihr nicht besprechen wollt, das aber doch besprochen werden muss.“

Ravencrest nahm einen Weinkelch entgegen, den Lord Stareye gefüllt hatte. Selbst inmitten einer solch großen Krise achteten die Nachtelfen noch auf ihre Hierarchie. „Du redest von einem Gespräch mit Zwergen und ähnlichem.“