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Neben ihm verdrehte Stareye die Augen. Auch die anderen Adligen schnitten ähnliche Grimassen.

Der Magier ahnte, dass seine Bitte auch dieses Mal kein Gehör finden würde, blieb aber hartnäckig. „Die Zwerge, die Tauren und die anderen Völker kämpfen in diesem Moment selbst gegen die Brennende Legion. Solange wir ein jeder für sich kämpfen, haben wir keine großen Siegeschancen, aber gemeinsam könnten wir Zin-Azshari ohne große Verluste einnehmen.“

„Tauren in Zin-Azshari?“, stieß ein Adliger hervor. „Wie barbarisch!“

„Gefallen ihnen Dämonen dort besser?“, murmelte Rhonin an Malfurion gewandt.

„Du verstehst das nicht“, antwortete der Druide resignierend.

„Stimmt.“

Der bärtige Kommandant trank seinen Wein und reichte Lord Stareye den leeren Kelch. Dann sah er den Magier an, als gelte sein Blick einem respektierten, aber fehlgeleiteten Alten. „Meister Krasus, dein Rat hat uns während dieses Unternehmens sehr geholfen. Dein magisches Wissen ist größer als das unserer Zauberer, und wenn es um dieses Wissen geht, werde ich mich gerne wieder an dich wenden.“ Sein Gesichtsausdruck wurde düsterer. „Allerdings geht es hier um andere Dinge, daher muss ich dich daran erinnern, dass du keiner der unsrigen bist. Du verstehst die grundlegenden Tatsachen nicht. Selbst wenn ich so verrückt wäre, die Zwerge und die Tauren zu Hilfe zu rufen, würden sie nicht kommen. Sie misstrauen uns so sehr, wie sie einander misstrauen. Und selbst wenn sie es täten, würden unsere Soldaten nicht an ihrer Seite kämpfen.“

„Die Zwerge würden uns wahrscheinlich in den Rücken fallen“, mischte sich Stareye ein. „Sie sind für ihre Hinterlist bekannt. Sie würden uns ausrauben und zurück in ihre Löcher kriechen.“

Ein anderer Offizier fügte hinzu: „Und die Tauren würden sich die ganze Zeit gegenseitig bekämpfen. Sie sind Tiere, keine zivilisierten Wesen. Ihr Chaos würde unsere Soldaten so sehr beeinträchtigen, dass die Dämonen leichtes Spiel hätten.“

Lord Ravencrest nickte zustimmend. „Verstehst du, Meister Krasus? Wir würden unsere Streitmacht in ein Tollhaus verwandeln. Der Krieg könnte nur in einer Katastrophe enden.“

„In der wird er auch enden, wenn wir allein vorrücken.“

„Dieses Thema ist hiermit erledigt, mein guter Zauberer. Ich möchte dich respektvoll darum ersuchen, es nicht wieder anzusprechen.“

Die beiden starrten sich mehrere Sekunden lang an, dann sah Ravencrest als erster zur Seite. Trotz des kleinen Siegs entschuldigte sich Krasus.

„Vergebt mir meine Aufdringlichkeit“, sagte er.

„Wir werden jetzt über Vorräte und Logistik sprechen, Meister Krasus. Außer Illidan, der mir direkt unterstellt ist, muss eigentlich kein Zauberer anwesend sein. Ich schlage vor, dass ihr euch die Ruhe gönnt, die ihr verdient habt. Wir werden eure Kräfte brauchen, wenn wir weiterziehen.“

Krasus verbeugte sich höflich und schwieg. Dann verließ er zusammen mit den anderen ruhig das Zelt.

Doch kaum war er außer Hörweite, sagte er bitter: „Ihre Kurzsichtigkeit wird eine Tragödie auslösen. Ohne eine Allianz mit den anderen Völkern kann es keinen Sieg geben.“

„Sie werden sie nicht akzeptieren“, beharrte Malfurion. „Mein Volk wird nie Seite an Seite mit ihnen kämpfen.“

„Sie haben Korialstrasz sofort akzeptiert“, konterte Rhonin.

„Nur wenige würden es wagen, sich gegen einen Drachen zu stellen, Meister Rhonin.“

„Wie wahr“, murmelte Krasus nachdenklich. „Rhonin, ich muss sie suchen.“

„Wen?“

„Meine… die Drachen natürlich.“

Brox schnaufte, und Malfurion wirkte überrascht. Der Druide wusste, dass es eine Verbindung zwischen Krasus und Korialstrasz gab, aber die ganze Wahrheit kannte er nicht.

„Die Drachen, Meister Krasus? Aber sie halten sich verborgen. Wie wollt Ihr sie finden?“

„Ich habe meine Methoden… doch dazu brauche ich ein schnelles Transportmittel. Die Nachtsäbler sind zu langsam. Ich brauche etwas, das fliegen kann.“

„Wie ein Drache?“, fragte Rhonin trocken.

„Etwas Kleineres würde es auch tun, mein Freund.“

„Ganz in der Nähe liegt ein Wald“, sagte Malfurion überraschend. „Vielleicht kann ich Kontakt zu Cenarius aufnehmen. Er könnte eine Lösung wissen.“

Es war Krasus anzusehen, dass er die Idee für nicht sehr erfolgversprechend hielt, aber niemand sonst schien einen besseren Vorschlag zu haben. Also nickte er schließlich und sagte: „Wir müssen so bald wie möglich abreisen. Captain Shadowsong wird ansonsten versuchen, uns aufzuhalten, oder schlimmer noch, uns mit seinen Truppen zu begleiten. Ich fürchte, dadurch würden wir die Aufmerksamkeit der Brennenden Legion und der Nachtelfen auf uns ziehen.“

Jarod und der restlichen Leibwache hatte man eine Erholungspause zugestanden. Inmitten der Streitmacht glaubte niemand, dass die Zauberer körperlich gefährdet waren, und gegen magische Angriffe waren die Soldaten ohnehin nicht gerüstet. Während des Marschs würde die Leibwache ihre Pflichten natürlich wieder aufnehmen.

Aber bis dahin wollte Krasus längst unterwegs sein.

„Hältst du das wirklich für nötig?“, fragte der rothaarige Magier.

„Ich gehe aus zwei Gründen, Rhonin. Über den ersten haben wir gerade gesprochen. Die Drachen könnten die Schlacht entscheiden. Der zweite Grund ist persönlicher. Ich möchte wissen, warum ich nur Schweigen von ihnen wahrnehme. Wie du weißt, dürfte das nicht der Fall sein. Ich muss die Wahrheit herausfinden.“

Niemand widersprach ihm. Lord Ravencrest wollte den Marschbefehl bei Einbruch der Dunkelheit geben. Dann würde Krasus’ Abwesenheit auffallen, also musste er bis dahin weit weg sein.

Rhonin nickte. „Was ist mit mir und Brox?“

„Wenn es unserem Druidenfreund gelingt, mir ein Transportmittel zu besorgen, sollte er lange vor Nachteinbruch zurück sein. In der Zwischenzeit sollten du und Brox versuchen, Ravencrest aus dem Weg zu gehen. Er könnte Fragen über uns stellen. Und er wird schon wütend genug werden, wenn er entdeckt, dass ich weg bin.“

„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Dann stellt wenigstens niemand mehr öffentlich seine Entscheidungen in Frage.“

Krasus ignorierte den Scherz des Menschen und wandte sich an Malfurion. „Wir müssen aufbrechen. Wenn wir auf Nachtsäblern in die Zone der Flüchtlinge reiten, werden uns die Soldaten nicht aufhalten. Dann können wir umdrehen und uns auf den Weg in den Wald machen.“ Er zischte leise. „Und dann können wir nur noch hoffen, dass dein Lehrer uns wirklich seine Hilfe anbietet.“

Sie ließen die anderen zurück und hielten sich an den Plan des Magiers. Die Soldaten beobachteten sie mit leichtem Misstrauen und auch Neugierde, aber da sie sich nicht in Frontrichtung bewegten, schwand ihre Aufmerksamkeit bald.

Malfurion gefiel die Idee des Zauberers nicht, aber er schwieg. Er respektierte Krasus’ Weisheit. Längst hatte er verstanden, dass der ältere Magier mehr über Drachen wusste als jeder andere, den er je getroffen hatte. Er wirkte sogar häufig selbst wie ein Drache. Wahrscheinlich hatte er irgendwann einmal die Gelegenheit gehabt, bei diesen einzigartigen Wesen zu leben. Eine andere Erklärung für seine Verbindung zu den Leviathanen gab es wohl kaum.

Nach fast drei Stunden erreichten sie endlich den Wald. Malfurion fühlte nicht den Frieden, den er bei seinem letzten Aufenthalt zwischen Bäumen gespürt hatte. Dieser Wald war von der Legion beschmutzt worden, und dieser Makel war haften geblieben. Hätte sich das Schlachtenglück nicht gewendet, wären die Pflanzen längst zerstört worden.

Trotz der Drohung, die in der Luft lag, gab es noch reichlich Leben hier. Vögel sangen, und Malfurion spürte, wie die Bäume sich gegenseitig über die neuen Eindringlinge informierten. Das Rauschen der Blätter wurde lauter, wenn Krasus sich ihnen näherte, so als wüssten auch die Bäume, dass er etwas Besonderes war. Den Nachtelf hießen sie willkommen, denn sie erkannten seine Aura und spürten, dass Cenarius ihn gesegnet hatte.