Выбрать главу

Doch den Halbgott selbst erspürte Malfurion nicht. Cenarius hatte viele Aufgaben. In erster Linie musste er die anderen Halbgötter davon überzeugen, für die Rettung ihrer Welt zu kämpfen. Durfte Malfurion überhaupt hoffen, dass der Waldgott die Zeit fand, auf seine Anrufung zu reagieren?

„Dieses Land hat schon viel gelitten“, sagte sein Begleiter. „Ich kann das Böse spüren, das hier wütete.“

„Ich ebenfalls. Krasus, ich weiß nicht, ob Cenarius mich erhören wird.“

„Ich kann dich nur bitten, es zu versuchen, Malfurion. Wenn es fehlschlägt, werde ich dir keinen Vorwurf machen. Dann werde ich meine Reise auf einem Nachtsäbler unternehmen müssen, auch wenn sie dadurch viel Zeit erfordern wird.“

Sie drangen tiefer in den Wald ein, bis Malfurion einen Platz fand, der friedlicher wirkte. Beide stiegen von ihren Reittieren ab.

„Soll ich dich allein lassen?“, fragte der Magier.

„Wenn Cenarius auf meinen Ruf reagieren sollte, wird er kommen. Es spielt keine Rolle, ob Ihr dabei seid oder nicht, Meister Krasus.“

Malfurion setzte sich in das weiche wilde Gras. Krasus trat respektvoll zur Seite, um den Druiden nicht zu stören.

Mit geschlossenen Augen konzentrierte sich Malfurion. Zuerst tastete er nach den Bäumen und den anderen Lebensformen und suchte unter ihnen nach einem Hinweis auf den Halbgott. Wenn Cenarius hier gewesen war, würde er es bald erfahren.

Doch der Wald wusste nichts über den Halbgott. Frustriert dachte der Druide seine anderen Möglichkeiten durch. Er erkannte, dass er seinen shan’do nur durch den smaragdgrünen Traum mit Sicherheit kontaktieren konnte.

Das hatte er befürchtet. Malfurion atmete tief durch und konzentrierte sich auf die fremde Welt. Er musste den Traum nicht wirklich betreten, nur seine Enden berühren. Das reichte, um seine Gedanken an Cenarius zu übertragen. Schon diese kleine Berührung beunruhigte Malfurion, doch er wusste, dass es sein musste.

Er spürte, wie er sich von seiner sterblichen Hülle zu lösen begann. Der Druide wagte es jedoch nicht, die Trennung zu vollenden, sondern verharrte auf halbem Weg. Das war schwieriger, als er gedacht hatte, doch diesen Zustand würde er ja nicht lange halten müssen. Er stellte sich Cenarius vor und benutzte dieses Bild, um eine Verbindung zu ihm aufzubauen.

Plötzlich wurde er von einer Stimme aus seiner Konzentration gerissen.

„Malfurion! Wir sind nicht allein.“

Der Rücksturz in seinen Körper erschütterte den Druiden. Benommen öffnete er die Augen… und sah eine Teufelsbestie auf sich zuschießen.

Jemand murmelte Worte der Macht, und der schreckliche Hund begann auszutrocknen. Die Bestie zog sich zusammen und wand sich, bis nur ein Haufen aus Knochen und Sehnen übrig blieb.

Krasus ergriff Malfurion und zog ihn mit überraschender Stärke hoch.

„Kannst du dich wehren?“, fragte der ältere Magier.

Dem Druiden blieb keine Zeit für eine Antwort, denn der Wald war plötzlich voller Dämonenhunde und gehörnter Teufelswächter. Die beiden Magier waren mindestens zehn zu eins unterlegen. Ihre Reittiere, die sie an einen Baum gebunden hatten, fauchten und zerrten an ihren Zügeln, aber sie konnten sich nicht befreien. Die Dämonen ignorierten die Panther. Ihr Ziel waren der Magier und der Druide.

Krasus malte einen unsichtbaren Kreis um sich und seinen Begleiter, dann murmelte er einen weiteren kurzen Zauber. Kristallspeere schossen aus dem Boden und wurden so groß wie ein Nachtelf.

Drei Teufelswächter wurden von den Speeren aufgespießt. Eine Bestie jaulte, als eine Spitze ihr die Schnauze abriss.

Durch Krasus’ schnelle Reaktion hatte Malfurion Bedenkzeit. Er betrachtete die Bäume, die den heranstürmenden Dämonen am nächsten standen, und bat sie um Hilfe.

Kräftige Äste beugten sich nach unten und schleuderten dann vier monströse Krieger empor. Die Dämonen verschwanden aus Malfurions Sicht und tauchten nicht wieder auf.

Andere Bäume streckten einfach nur ihre Äste aus, als die Legion heranstürmte. Eine Teufelsbestie fiel über einen Ast, eine andere brach sich mit lautem Knacken das Genick, als sie gegen das unerwartete Hindernis prallte.

Doch die Dämonen kamen immer noch näher, vor allem die Hunde. Die zwei gefangenen Magier schienen ihren Appetit anzuregen.

Malfurions Angriff war zwar erfolgreich gewesen, trotzdem schienen die Dämonen Krasus mehr zu fürchten – und das aus gutem Grund. Der Magier beherrschte seine Kunst weit besser als es der Nachtelf bisher gelernt hatte. Deshalb waren seine Zauber schnell und gnadenlos. Er wirkte bei weitem nicht mehr so krank wie bei ihrer ersten Begegnung. Man sah ihm zwar die Anstrengung an, aber er brach nicht darunter zusammen.

Ein Knall wie von einem Peitschenhieb hallte durch den Wald. Krasus griff nach seiner Kehle. Ein dünner, brennender Tentakel hatte sich darum gewickelt und zog sich wie eine Schlinge zusammen. Der Magier wurde von den Beinen gerissen und auf die Speere zugezogen, die er selbst erschaffen hatte.

Der Nachtelf wagte einen Blick über seine Schulter und sah ein Wesen, das beinahe so furchtbar wie Archimonde war – einen riesigen Skelettkrieger, in dessen gehörntem Schädel Flammenaugen steckten. Mit seiner brennenden Peitsche zog er Krasus ins Verderben. Er war größer als die anderen Dämonen. Sie wichen respektvoll vor ihm zurück, deshalb nahm Malfurion an, dass er ihr Anführer war.

Der Druide riss einige Grashalme aus und warf sie auf die Peitsche. Die Halme begannen sich rasch zu drehen. Wie Messerklingen schnitten sie tief in den Strang, bis er zerriss.

Krasus krächzte, als der Druck auf seinen Hals schwand, und fiel auf die Knie. Der Dämon stolperte einige Schritte zurück, wahrte jedoch sein Gleichgewicht. Er holte mit der immer noch sehr langen Peitsche aus. Sein Ziel war der Druide.

Malfurion sah keine großen Überlebenschancen. Sein Begleiter war verletzt, und sie waren von Dämonen umzingelt. Er und Krasus hatten den Fehler begangen, nicht sorgfältig genug auf die Meuchelmörder zu achten, die sie verfolgten. Der Anführer der Bestien war selbst erschienen, um diesen Fehler auszunutzen. Jarod konnte ihnen nicht helfen. Nur Rhonin und Brox wussten, wo sie waren, und beide ahnten nichts von der Gefahr, in der sie sich befanden. Wieso waren sie nur so leichtsinnig gewesen?

Zu seiner Überraschung schlug der Dämon aber nicht sofort zu. Stattdessen zischte er: „Ergib dich, Kreatur, und ich werde dich verschonen. Dasss verspreche ich im Namen meinesss Herrn Sssargerasss. Nur sssso kannsssst du überleben…“

Krasus räusperte sich. „Das Schicksal, das uns als Gefangene der Brennenden Legion erwartet, ist weitaus schlimmer als der Tod. Wir müssen kämpfen, auch wenn wir verlieren, Malfurion.“

Der Nachtelf dachte an seine Begegnung mit Archimonde und stimmte Krasus innerlich zu. Er konnte sich vorstellen, was die Dämonen mit Gefangenen anstellten, vor allem mit solchen, die ihre Pläne durchkreuzt hatten.

„Wir werden uns niemals ergeben!“

Die Feueraugen des Dämons flackerten wütend, dann ließ er die Peitsche vier Mal knallen. Blitze zuckten, als der Riemen den Boden berührte. Unförmige Gestalten erschienen plötzlich vor dem Dämon. Mit jedem Peitschenknall kam eine neue Teufelsbestie hinzu.

„Dann werden meine Tiere ihren Appetit an euch sssstillen, Zauberer!“

Krasus richtete sich auf und sah den Dämonenführer an. Seine Augen verengten sich.

Der Skelettkrieger erahnte den bevorstehenden Angriff. Er schwang die Peitsche herum und erschuf einen Nebel, der Funken sprühte.

Der Nachtelf schluckte einen Fluch herunter. Ihr Gegner hatte einen starken Zauber mit Leichtigkeit abgewehrt.

„Das hatte ich befürchtet“, murmelte Krasus. „Sein Name ist Hakkar. Er ist der Hundemeister.“

Malfurion hätte ihn gern gefragt, was er über den Dämon wusste, aber in diesem Moment griffen die anderen Ungeheuer wieder an. Die Speere halfen zwar bei der Verteidigung, aber die Dämonen versuchten sie jetzt mit Klauen und Zähnen zu zerstören. Hinter ihnen lachte ihr Anführer. Es klang wie das Zischen von tausend wütenden Schlangen.