Выбрать главу

Die Hippogriffs gingen in atemberaubender Geschwindigkeit in den Sinkflug. Sie rasten den niedrigeren Bergen entgegen. Wenn sie dort angekommen waren, konnte Krasus sich entspannen. Die Schwarzen würden dann sicherlich an ihnen vorbeifliegen.

Doch einer der Drachen blickte in ihre Richtung, gerade als es den Anschein hatte, als würden sie den Wächtern entkommen. Der Leviathan brüllte auf, und sein Begleiter wandte seinen sehnigen Hals, um nachzusehen, worauf sich diese Warnung bezog. Als er die beiden Reiter entdeckte, brüllte auch er voller Wut.

Mit der Vollkommenheit von Wesen, die für den Flug geboren sind, machten sich die Drachen an die Verfolgung ihrer Beute.

„Was sollen wir tun?“, rief Malfurion.

„Tiefer fliegen. Wir können engere Haken um die Berge schlagen als sie. Sie müssen uns folgen, denn wenn sie uns verlieren, riskieren sie den Groll ihres Herrn.“

Mehr konnte er über Neltharion nicht sagen, denn dessen Zauber blockierte ihn immer noch. Er dankte den Aspekten dafür, dass der Druide ihm keine weiteren Fragen stellte. Er musste es merkwürdig finden, dass sie vor den Drachen flohen, wo sie doch nach Drachen gesucht hatten. Offenbar hatte Malfurion inzwischen verstanden, dass Krasus unter diesen Umständen weit mehr wusste als er selbst. Und wenn Krasus fliehen wollte, war es wohl besser, ihm ohne weitere Fragen zu folgen.

Der größere – und damit auch der ältere – Drache flog schneller als sein Begleiter. Er brüllte erneut. Etwas, das im ersten Moment wie eine Flamme aussah, schoss aus seinem Maul und explodierte unweit von dem Zauberer entfernt. Sein Reittier krächzte erschrocken, als sich die Luft plötzlich aufheizte. Dann fielen die „Flammen“ der Erde entgegen, und Krasus bemerkte, dass es sich in Wirklichkeit um Lava gehandelt hatte. Kein anderes Drachenvolk außer den Schwarzen beherrschte diesen Zauber.

Bevor der Drache weitere Lava abfeuern konnte, tauchten die Hippogriffs in die Bergkette ein. Ihre Verfolger waren jetzt unmittelbar hinter ihnen und mussten seitwärts fliegen, um nicht mit den Bergspitzen zu kollidieren.

Krasus verzog das Gesicht. Er wusste, wie gut sich sein Volk in den Bergen bewegen konnte. Dort spielten Drachen, sobald sie fliegen gelernt hatten. Er bezweifelte, dass er und der Druide ihnen hier entkommen konnten, aber sie mussten es zumindest versuchen.

Dann dachte der Magier noch einmal an die Spiele… und begann zu hoffen.

Er zog Malfurions Aufmerksamkeit auf sich und erklärte mit einigen kurzen Gesten, was er vorhatte. Dann zeigte er auf einen Gipfel in nordöstlicher Richtung. Zum Glück verstand der Druide rasch, worauf es ankommen würde. Malfurions Gesichtsausdruck wirkte zwar alles andere als überzeugt, aber wie Krasus erkannte auch er, dass sie keine andere Chance hatten. Selbst einem herausragenden Magier wie ihm wäre es schwer gefallen, einen Zauber zu weben, der ausreichte, gleich zwei Drachen zu vertreiben.

Sie flogen auf einen Berggipfel zu. Unmittelbar davor lenkte Malfurion sein Reittier nach rechts. Krasus tat das Gegenteil. Der Magier blickte rasch über seine Schulter und sah, dass die Drachen ihrem Beispiel folgten. Der Größere hatte sich hinter ihn gesetzt.

„Alexstrasza, hilf mir“, murmelte er. „Es muss klappen…“

Er konnte weder Malfurion, noch den Drachen sehen, der ihn verfolgte, doch damit hatte er gerechnet. Krasus machte sich keine Gedanken über den Druiden. Es gab zwei Möglichkeiten, um diesen Plan erfolgreich zu beenden, und beide hingen davon ab, dass er vor seinem Verfolger blieb.

Doch das war gar nicht so einfach. Der große Schwarze war ein geübter Flieger, der sich geschickt durch die engen Täler bewegte.

Das Hippogriff war ebenfalls ein exzellenter Flieger, aber es musste seine Flügel wesentlich häufiger bewegen als der Drache, um die Entfernung zu ihm zu halten. Trotz dieser Bemühungen holte der Leviathan Stück für Stück auf.

Ein Brüllen warnte Krasus Sekunden bevor eine Lavakugel knapp hinter ihm einschlug. Nur sein Wissen über die Taktiken der schwarzen Drachen hatte ihn dieses Mal gerettet. Einige Funken glommen in seiner Robe, und sein Reittier schüttelte Asche von seinem Hinterlauf.

Krasus flog unter gewaltigen schnabelförmigen Felsen hindurch, dann glitt sein Reittier durch eine Lücke, die einen Berggipfel spaltete. Beide Male konnte der Drache trotz der hohen Geschwindigkeit, mit der sie flogen, einem Zusammenstoß entgehen.

Der Berg, den der Drachenmagier dem Druiden gezeigt hatte, näherte sich rasch. Ungeachtet der Gefahr nahm sich Krasus einen Moment Zeit, um nach Süden zu blicken. Dort hätte sich der Druide befinden sollen. Er hörte oder sah zwar nichts, hoffte aber, dass alles nach Plan verlaufen würde.

Erneut brüllte der Drache. Eine Lavakugel schoss an Krasus vorbei. Er runzelte die Stirn. So schlecht zielten Drachen normalerweise nicht.

Erst als die Bergseite zu seiner Rechten auseinander barst und ihm die Splitter entgegenflogen, erkannte Krasus, dass man ihn ausgetrickst hatte.

Er zog das Hippogriff hoch und zur Seite. Trotzdem regnete es Steine und Dreck auf ihn und das Tier. Ein Felsen, so groß wie Krasus’ Kopf, traf das Hippogriff an der Flanke. Es jaulte auf und hätte seinen Reiter beinahe abgeworfen. Krasus konnte sich gerade noch festhalten, sonst wäre er in den Tod gestürzt.

Ein plötzlicher Gestank hüllte Tier und Reiter ein. Der Schwarze war unmittelbar hinter ihnen. Krasus hob die Hand und murmelte den schnellsten Zauber, der ihm einfiel.

Mehrere Blitze explodierten vor dem Leviathan. Sie waren relativ harmlos, erschreckten aber den Drachen, blendeten ihn sogar für einen Moment. Er wand sich und brüllte wütend. Eine seiner Schwingen traf den Berg und riss tonnenweise Gestein heraus.

Krasus hatte ein paar Sekunden gewonnen. Er hoffte, dass der Druide schneller war als der Drache, der ihn verfolgte. Dabei kannte er die Hartnäckigkeit seines Volkes. Wenn Malfurion noch lebte, war er wahrscheinlich nicht weiter von dem Drachen entfernt als Krasus von seinem Verfolger.

Dann, gerade als der Berg, den er ausgesucht hatte, vor ihm aufragte, erhaschte er einen Blick auf den anderen Reiter. Das Hippogriff wirkte panisch, und Malfurion hatte seinen Kopf auf dessen Nacken gelegt. Direkt hinter ihnen tauchte der zweite Leviathan auf.

Krasus lenkte sein eigenes Tier auf Malfurion zu und versuchte, ein Stück vor den Druiden zu gelangen. Sein Hippogriff krächzte und erregte damit nicht nur die Aufmerksamkeit seines Artgenossen, sondern auch die Malfurions. Der nickte jedoch nur knapp, als er seinen Gefährten entdeckte.

Sie trafen sich an der Südseite des Berges. Krasus ließ sein Hippogriff um die eine Seite fliegen, Malfurion um die andere. Einen Moment später folgte der große Schwarze. Er ignorierte die anderen Wesen und konzentrierte sich nur auf Krasus. Sein Begleiter setzte die Verfolgung des Druiden fort.

Krasus hatte nur einen Vorteil gegenüber den schwarzen Drachen. Sie wussten nicht, dass er ihrem Volk angehörte. Und sie wussten nicht, dass er sich schon so oft in dieser Gegend aufgehalten hatte, dass er sich besser auskannte als die meisten anderen.

Wieder brüllte der Schwarze hinter ihm. Dieses Mal schlug die Lava so dicht neben Krasus in den Berg, dass der Drachenmagier husten musste. Das Hippogriff flog weiter. Es vertraute auf seine Schnelligkeit und die Führung seines Reiters. Krasus ließ es tiefer gehen und zwang es, etwas langsamer zu fliegen. Das Tier wehrte sich gegen den zweiten Befehl, aber der Magier zwang ihm seinen Willen auf.

Das Hippogriff gehorchte. Im gleichen Moment tauchte Malfurion am Rand des Berges auf.

Krasus ließ sein Tier leicht aufsteigen, um sich dem Druiden anzupassen. Er und Malfurion flogen jetzt so dicht nebeneinander, dass die Flügel der Tiere einander fast berührten.

Der Magier sah eine Lederschwinge hinter seinem Begleiter auftauchen.

Er zwang das Hippogriff wieder nach unten.