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Und so ging der Kampf um Kalimdor weiter.

Während die Nachtelfen um ihr Leben kämpften und Illidan mit seinen dunklen Gedanken rang, beschäftigte sich Krasus mit einer ganz anderen Angelegenheit, eine, die er nicht erwartet hatte – zumindest glaubte Malfurion das.

„Es erstreckt sich so weit, wie meine Wahrnehmung reicht“, zischte der Magier frustriert.

Es ließ sich nicht sehen, nur fühlen. Es war ein riesiger, unsichtbarer Schild, der sie nur eine Tagesreise von ihrem Ziel entfernt am Weitermarsch hinderte.

Sie waren buchstäblich darauf gestoßen. Krasus’ Hippogriff war so heftig gegen das „Nichts“ geprallt, dass der Magier vom Rücken des verletzten Tiers geschleudert worden war. Malfurion, dessen eigenes Tier noch weit von Krasus entfernt war, hatte den Wind um Hilfe gebeten. Eine kräftige Böe trug den Magier so hoch, dass der Druide seinen Arm ergreifen konnte. Dann waren sie gelandet, um das Objekt zu untersuchen.

Doch auch nach mehreren Stunden schien Krasus einer Lösung nicht näher zu sein… und sein irritierter Gesichtsausdruck verstörte den Druiden mehr, als er es sich anmerken lassen wollte.

Schließlich gab Krasus das Unvorstellbare zu: „Ich gebe mich geschlagen.“

„Ihr wisst nicht, wie sich der Schild durchdringen lässt?“

„Es ist schlimmer, Druide. Ich weiß noch nicht einmal, wie ich jemanden dahinter kontaktieren kann. Sogar meine Gedanken werden abgeschmettert.“

Malfurion respektierte Krasus sehr. Der geheimnisvolle Magier hatte bei seiner Rettung aus den Fängen von Lord Xavius geholfen. Krasus hatte den Nachtelfen auch bei der Vernichtung des königlichen Beraters unterstützt und mit ihm zusammen das erste Portal vernichtet. Ihn jetzt geschlagen zu sehen…

„So nahe“, fuhr der Magier fort. „So nahe. Das muss er getan haben.“

„Wer ist er?“

Krasus’ Augen verengten sich. Er erinnerte an einen blassen Nachtelf, als er seinen Begleiter musterte. Malfurion hoffte, dass er jemanden sah, dem er sich anvertrauen konnte.

„Ja… du solltest es erfahren. Das hast du verdient.“

Der Druide hielt den Atem an. Er ahnte, dass Krasus’ Enthüllung von großer Wichtigkeit sein würde.

„Sieh mir in die Augen, Malfurion.“ Als der Nachtelf seinem Befehl nachkam, sagte Krasus: „Es gibt drei, die von deinem Volk als Fremde bezeichnet werden. Da ist zum einen Rhonin, der sich selbst Mensch nennt, und da ist zum anderen Brox, der Orc. Du kennst ihre Völker nicht, aber sie stellen sich als das dar, was sie sind – ein Mensch und ein Orc.“

Der ältere Mann machte eine Pause. Malfurion, der irgendetwas sagen wollte, nickte. „Ein Mensch und ein Orc.“

„Habe ich jemals erwähnt, was ich bin? Haben die anderen das je erklärt?“

Der Nachtelf durchsuchte seine Erinnerung, aber er fand keinen Hinweis darauf, dass jemand je das Volk benannt hatte, dem Krasus angehörte. „Ihr tragt das Blut von Nachtelfen in Euch. Ihr seht aus, als wäret Ihr mit uns verwandt.“

„Ich sehe aus wie ein Nachtelf, der seit einer Woche tot ist, wenn du das sagen willst. Eine größere Ähnlichkeit wirst du nicht finden, denn du siehst nur eine Verkleidung. Es gibt keine Blutsverwandtschaft zwischen deinem Volk und meinem… und auch keine zwischen mir und den Menschen, Orcs, Zwergen oder Tauren.“

Malfurion war verwirrt. „Aber… was bist du dann?“

Krasus’ Blick ließ ihn nicht los. Er sah nichts außer diesen fremden Augen. „Blicke hinein, Druide. Blicke hinein und denke an das, was du über mich bereits weißt.“

Malfurion folgte der Aufforderung und versuchte sich an all das zu erinnern, was er über Krasus wusste. Es war nicht viel. Er war ein Zauberer mit bemerkenswert großem Wissen und ebenso großem Talent. Selbst während seiner schweren Krankheit hatte ihn eine Aura umgeben, die auf enorme Weisheit und Können schließen ließ. Die Schwestern und die Mondgarde hatten es ebenfalls gespürt, auch wenn beide nicht verstanden, was es bedeutete. Sogar die Nachtsäbler behandelten ihn besser als die Reiter, von denen sie aufgezogen worden waren.

Und dieser Magier war sogar mit einem Drachen befreundet…

… einem Drachen…

Ohne den Leviathan hatte Krasus gelitten, als läge er auf seinem Sterbebett. Der Drache hatte ebenfalls deutliche Anzeichen von Schwäche gezeigt. Zusammen waren sie jedoch eins gewesen. Sogar ihre Stärke hatte sich potenziert.

Es musste noch mehr damit zusammenhängen. Korialstrasz hatte vertrauter mit Krasus gesprochen als mit allen anderen – als wären sie gleichgestellt, beinahe Brüder.

Krasus bemerkte den wechselnden Gesichtsausdruck des Druiden. „Du stehst an der Schwelle zur Erkenntnis“, flüsterte er. „Überschreite sie.“

Er öffnete sich für Malfurion. Vor seinem geistigen Auge sah der Nachtelf, wie sich Krasus zu verwandeln begann. Sein Gewand zerriss, als sein Körper sich ausdehnte. Seine Beine bogen sich nach hinten und seine Füße und Hände wurden zu Tatzen. Schwingen wuchsen aus seinem Rücken, bis sie so groß waren, dass sie den Mond verhüllten.

Krasus’ Gesicht wurde länger. Seine Nase und sein Mund schoben sich vor, wurden zu einem Maul. Seine Haut verwandelte sich in Schuppen, die sich über seinen ganzen Körper bis an die Spitze seines neu geschaffenen Schwanzes erstreckten.

Als Malfurion die roten Schuppen sah, stieß er den einzigen Namen hervor, der zu diesem Anblick passte.

„Drache!

Das beeindruckende geistige Bild verschwand so schnell, wie es erschienen war. Malfurion schüttelte den Kopf und betrachtete die Gestalt, die jetzt wieder vor ihm stand.

„Ja, Malfurion, ich bin ein Drache. Ein roter Drache, um genau zu sein. Allerdings habe ich schon lange die unterschiedlichsten sterblichen Gestalten angenommen, denn ich möchte unter euch wandeln, lehren und lernen und den Frieden zwischen allen Völkern erreichen.“

„Ein Drache…“ Malfurion schüttelte den Kopf. Rückblickend erklärte das so viel… warf aber zugleich auch neue Fragen auf.

„Nur Rhonin weiß, wer ich wirklich bin. Der Orc versteht es möglicherweise – und die Schwestern ahnen vermutlich etwas.“

„Sind Menschen und Drachen Verbündete?“

„Nein. Aber in dieser Gestalt, die du jetzt siehst, habe ich Rhonin unterrichtet. Er ist ein außergewöhnlicher Magier, selbst für einen Menschen. Ich vertraue ihm mehr als vielen aus meinem eigenen Volk.“

Krasus schlug mit einer Hand gegen die Barriere, als wolle er damit seiner Aussage Gewicht verleihen. „Und das bestätigt mich nur in meiner Ansicht. Diesen Schild dürfte es eigentlich nicht geben.“

„Ein Drache… aber wieso habt Ihr Eure Gestalt nicht verändert und seid selbst hierher geflogen? Warum musste ich die Hippogriffs beschwören?“ Dem Nachtelf fielen weitere merkwürdige Situationen ein. „Ihr hättet getötet werden können in dieser Gestalt, zum Beispiel bei unserem letzten Kampf gegen die Dämonen.“

„Einige Dinge müssen verborgen bleiben, Malfurion, aber so viel kann ich dir verraten: Ich verwandele mich schlicht deshalb nicht, weil ich es nicht kann. Diese Fähigkeit wurde mir bis auf weiteres genommen.“

„Ich… verstehe.“

Krasus wandte sich wieder der unsichtbaren Wand zu. „Jetzt verstehst du hoffentlich auch, weshalb ich so sicher war, dass die Drachen auf mich hören würden. Schließlich gehöre ich zu ihnen. Sie würden mir auch verraten, weshalb sie sich so seltsam benehmen.“ Er zischte so laut, dass der Nachtelf zusammenzuckte. „Wenn ich mit ihnen reden könnte.“

„Wer würde so etwas wie den Schild errichten?“

Einen Moment lang sah es so aus, als wolle Krasus antworten, doch dann schloss er stumm den Mund. Nach einem inneren Kampf, der mehrere Sekunden währte, antwortete er schließlich düster: „Das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ich versagt habe. Ich hatte geglaubt, den Ausgang dieses Krieges bestimmen zu können, doch diese Hoffnung scheint vergebens.“