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Captain Varo’then ließ den Kristall sinken. Finster sagte er: „Black Rook hat den Palast stets beneidet, Licht der Lichter.“

Sie schmollte einen Augenblick lang. „Ich habe entschieden, dass Lord Ravencrest mir missfallen hat“, erklärte sie schließlich. „Kannst du dieses Problem lösen?“

Er zeigte seine Überraschung nicht. „Das wird uns einiges kosten… aber es kann uns gelingen, sollte das Euer Wunsch sein.“

„Mein größter Wunsch, lieber Captain.“

Azshara streichelte leicht über seine Wange, dann wendete sie ihr Reittier abrupt und ritt zurück zu der wartenden Eskorte. Ihre lange schimmernde Schärpe flatterte im Wind. Der Offizier nahm sich zusammen und dachte über die Wünsche seiner Herrin nach. Kur’talos Ravencrest missfiel ihr also. Eines größeren Verbrechens konnte man sich in ganz Kalimdor nicht schuldig machen.

„Wir werden das Problem beseitigen, meine Königin“, murmelte er. „Wir werden es beseitigen.“

Sie ließen Suramar hinter sich und trieben die Dämonen in Richtung Zin-Azshari. Rhonins Meisterzauber hatte den Vorstoß ausgelöst, aber jetzt übernahmen Illidans Mondgarde und die Soldaten an vorderster Front. Sie vernichteten jeden Dämon, der es wagte, sich ihnen entgegenzustellen.

Rhonin ruhte sich nicht auf seinem Erfolg aus. Er legte zwar eine kurze Pause ein, nutzte die Situation jedoch dann, um die Brennende Legion weiter zu schwächen. Jeder Dämon, der fiel, war einer, der seiner Familie kein Leid mehr zufügen konnte. Rhonin interessierte es nicht mehr, welche Konsequenzen seine Anwesenheit in diesem Krieg haben würde. Wenn es ihnen gelang, die Brennende Legion hier zu vernichten, würde die Welt der Zukunft weder unter ihr, noch unter der Untoten-Geißel zu leiden haben.

Brox hatte ebenfalls alle Zweifel abgelegt. Er war ein Orc-Krieger, und Orc-Krieger kämpften. Über die Konsequenzen konnten sich andere Sorgen machen. Er wusste nur, dass seine Axt das Blut von Dämonen schmecken wollte.

Die Streitmacht der Nachtelfen schlug einen Keil mitten in die Dämonen. An den Flanken kämpfte die Mondgarde gegen den Feind. Die Eredar und die Schreckenslords wagten zwar hin und wieder Gegenangriffe, aber sie hatten Illidans Zaubern nichts entgegenzusetzen.

„Wir treiben sie zu den Hügeln von Urae!“, rief Jarod Rhonin zu. „Dahinter liegt nur noch Zin-Azshari.“

„Zum Glück haben wir sie in Panik versetzt“, antwortete der Magier grimmig. „Wenn sie Verstärkung hätten oder organisierter vorgingen, sähe es für uns nicht gut aus. Wir müssten uns den Berg hinaufkämpfen.“

„Auf der anderen Seite werden wir die Hügel zu unserem Vorteil nutzen.“

„Dann sollten wir sie so schnell wie möglich erreichen.“

Die Dämonen zogen sich weiter in die Hügel zurück. Es war ein chaotischer, unstrukturierter Vorgang. Archimonde konnte Rhonin nicht ausmachen. Wäre der Dämonenlord anwesend gewesen, hätte die Brennende Legion sicherlich besser gekämpft, außer…

Ist das möglich?, fragte er sich. Der Gedanke war furchteinflößend.

„Jarod! Brox! Ich muss Ravencrest finden!“

„Geh ruhig“, knurrte der Orc, während seine Axt zuerst durch die Rüstung eines Dämons und dann in dessen Brust schnitt.

Rhonin hatte Schuldgefühle, weil er seine Freunde mitten im Kampf verließ, aber gleichzeitig spürte er, dass er den Kommandanten so schnell wie möglich finden musste. Die Theorie, die unerwünscht in seinem Verstand erschienen war, konnte nur der Adlige bestätigen oder verwerfen.

Doch Lord Ravencrest zu finden, war keine einfache Aufgabe. Der Nachtsäbler schob sich langsam durch die vorrückenden Soldaten, während der Zauberer die Gegend absuchte – ohne Erfolg jedoch. Er wusste nicht, wo sich sein Ziel aufhielt. Es gab tausend Möglichkeiten.

Rhonin wurde nervös, doch dann sah er endlich jemanden, der möglicherweise Ravencrests Aufenthaltsort kannte. Lord Desdel Stareyes Rüstung war fleckenlos, und seine Katze wirkte, als habe man sie eben erst gebürstet. Rhonin fragte sich, ob er überhaupt in die Nähe der Schlacht geraten war, geschweige denn darin gekämpft hatte. Allerdings war Stareye Ravencrests Vertrauter; etwas anderes zählte in dieser Situation nicht.

„Mylord! Mylord!“, rief der rothaarige Magier.

Der Nachtelf sah ihn mit deutlichem Widerwillen an. Dann griff er in seine Gürteltasche und nahm ein Pulver heraus, das er schniefte. Sein Schwert ließ er jedoch stecken.

„Das ist ein sehr ungünstiger Zeitpunkt, Zauberer“, beschwerte er sich. „Was willst du?“

„Wo ist Lord Ravencrest? Ich muss ihn sprechen.“

„Kur’talos ist gerade sehr beschäftigt. Was machst du überhaupt hier? Solltest du nicht deine Zauber an der Front wirken oder so etwas?“

Rhonin kannte Leute wie diesen Nachtelf aus seiner eigenen Zeit. Solche hochgestellten Persönlichkeiten waren nicht nur unnütz, als Kommandanten waren sie sogar gefährlich. Sie interessierte nichts außer dem eigenen Vergnügen, und sie sahen im Krieg nur ein weiteres Spiel.

„Es ist überaus wichtig, Mylord.“

„Worum geht es?“

Der Magier hatte keine Zeit für diese Verzögerungstaktik, erkannte jedoch, dass er Stareye von der Dringlichkeit seiner Bitte überzeugen musste, um zu Ravencrest vorgelassen zu werden.

Also sagte er: „Ich muss wissen, ob Ravencrest in der letzten Zeit Kundschafter ausgesandt hat und ob sie irgendwas auf der anderen Seite der Hügel gefunden haben.“

Der Nachtelf schnaubte. „In ein paar Stunden wirst du selbst sehen können, was sich jenseits der Hügel befindet.“

Rhonin bedauerte, dass er keine magische Verbindung zum Kommandanten aufgebaut hatte, aber Ravencrest lehnte diese Art der Kommunikation an. Er glaubte, dass die magischen Kräfte der Zauberer es dem Feind erleichterten, ihre Gedanken zu lesen. Und er wollte verhindern, dass seine Pläne durch seine Verbindung zu ihnen in Gefahr gerieten.

Rhonin hielt diese Behauptung für lächerlich, hatte es aber längst aufgegeben, mit Ravencrest darüber zu streiten. Diese Verfehlung rächte sich jetzt vielleicht.

„Lord Stareye, wo ist er?“

Der hagere Adlige wirkte einen Moment lang nachdenklich, dann sagte er: „Folge mir, Zauberer. Ich bringe dich an die Stelle, wo ich ihn zuletzt sah.“

Rhonin atmete erleichtert auf und folgte Stareye. Zu seiner Überraschung wandte sich der Nachtelf von der Schlacht ab. Im ersten Moment wollte er dagegen protestieren, doch dann erkannte er, dass sie auf diese Weise ungehinderter und schneller vorankamen.

Trotz dieses Manövers verstrich kostbare Zeit, während sie sich von einer Seite der Streitmacht zur anderen bewegten. Gleichzeitig kämpften sich die Nachtelfen weiter vorwärts, folgten den Dämonen auf immer schmaler werdenden Wegen die Hügel hinauf.

Vielleicht hat Stareye sogar Recht, dachte er Magier pessimistisch. Bis wir Ravencrest gefunden haben, steht die Streitmacht längst auf der anderen Seite der Hügel.

„Da!“, rief sein Begleiter schließlich. „Siehst du sein Banner?“

Rhonin suchte vergeblich danach. „Wo?“

„Da, du Narr! Es – “ Stareye schüttelte den Kopf. „Jetzt sehe ich es auch nicht mehr. Komm, ich bringe dich hin.“

Stareye hatte wohl gehofft, den Magier schnell loswerden zu können, doch das erwies sich als falsch. Rhonin hielt zwar nach dem Banner des Adligen Ausschau, entdeckte es jedoch nirgends. Hinzu kam, dass sich die Streitmacht so schnell bewegte, dass der Kommandant wahrscheinlich ständig die Position wechselte, um den Überblick zu behalten.

„Verdammt“, murmelte der Nachtelf nach einer Weile und wischte sich Lehm von seiner glänzenden Rüstung. „Er war hier. Ich habe ihn doch gesehen.“

Sie zogen weiter durch die vorrückenden Linien. Rhonin warf einen Blick zu den Hügeln, die bedrohlich näher gekommen waren und ihn an die spitzen Reißzähne einer Bestie erinnerten. Zwischen ihnen sah er die Dämonen, deren Rückzug durch den Aufstieg verlangsamt wurde. An manchen Punkten war er sogar ganz zum Erliegen gekommen.