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Ausruhen… muss mich ausruhen… dann Krasus finden…er wird wissen, was zu tun ist

Der rote Gigant ließ seinen Kopf zur Seite fallen. Er brauchte nur einige Minuten Ruhe. Dann konnte er sich wieder in die Lüfte erheben.

Doch wenig später nahm sein feines Gehör neue Geräusche wahr. Er erkannte sofort, worum es sich handelte.

Es war Schlachtenlärm.

Die Dämonen griffen wieder an.

Ein Alptraum. Krasus steckte inmitten eines furchtbaren Alptraums. Er und Malfurion waren an einem Punkt angelangt, von dem aus sie zwar nicht die Schlacht, aber wenigstens die Ereignisse am Himmel verfolgen konnten.

Krasus musste mit ansehen, wie sein Volk einer einzigen, wahnsinnigen Kreatur zum Opfer fiel.

Er hatte beobachtet, wie sein jüngeres Ich mutig, aber leider auch sinnlos, dem Aspekt entgegengetreten war. Der Kampf war so ausgegangen, wie er es erwartet hatte, obwohl er auf seine eigenen Erinnerungen so gut wie nicht zugreifen konnte. Sein Herz hatte einen Schlag ausgesetzt, als er Korialstrasz’ Sturz beobachtete. Zwar hatte er den Schmerz gespürt, wusste aber auch, dass der Rote überlebt hatte. Das war zumindest ein kleiner Erfolg.

Es war schlimm, dass so viele Nachtelfen durch Neltharions Hand gestorben waren, aber für Krasus war es kein Vergleich zum Schicksal der Drachen. Er wusste, dass Malygos den Verlust seines Clans nicht verkraften und in seinem eigenen Wahnsinn versinken würde. Der fröhliche Riese gehörte der Vergangenheit an. An seine Stelle würde eine gefährliche, in sich selbst gekehrte Bestie treten.

Dass der letzte Angriff die anderen Drachen bis hinter den Horizont geschleudert hatte, traf Krasus schwer. Immer wieder sagte er sich, dass es Alexstrasza gut ging, dass die meisten Drachen diese Reise um die halbe Welt überstehen würden. Die Geschichte gab ihm Recht, doch sein Herz behauptete das Gegenteil.

Er drängte sich an Malfurion vorbei und versuchte verzweifelt, sich zu verwandeln. Er war jetzt älter und weiser, erfahrener. Er würde eine größere Chance im Kampf gegen Neltharion haben. Der Drachenmagier wollte die Transformation erzwingen, wollte endlich wieder er selbst werden…

Doch stattdessen stolperte er nur und fiel mit dem Gesicht nach vorne in den Dreck. Dort blieb er liegen. Das Gefühl, versagt zu haben, überwältigte ihn.

„Meister Krasus!“ Malfurion hob ihn hoch.

Der Drachenmagier war beschämt über sein Scheitern und verbarg seine Gefühle hinter einer emotionslosen Maske. „Es geht mir gut, Druide.“

Der junge Nachtelf nickte. „Ich verstehe ein wenig von dem, was Ihr durchmacht.“

Krasus wollte ihm wütend entgegnen, dass er das unmöglich verstehen konnte, erkannte jedoch rechtzeitig, wie dumm eine solche Bemerkung gewesen wäre. Natürlich verstand Malfurion es. In diesem Moment starben schließlich unweit entfernt die Angehörigen seines Volkes, vielleicht sogar Freunde.

Plötzlich sah sein Begleiter auf. „Gelobt sei Cenarius! Wir haben Glück.“

Glück? Krasus folgte seinem Blick und entdeckte Tyrande, die ihnen mit zwei weiteren Schwestern und zwei gesattelten reiterlosen Nachtsäblern entgegenritt.

Sie zügelte ihr Reittier vor ihnen, sprang ab und umarmte Malfurion, ohne zu zögern. Die anderen Schwestern sahen höflich zur Seite. Krasus bemerkte, wie respektvoll sie sich gegenüber Tyrande verhielten, obwohl sie deutlich älter wirkten.

„Dank sei Mutter Mond!“, stieß sie hervor. „Nach allem, was heute passiert ist und nach Korialstrasz’ Niederlage fürchtete ich schon, du seiest – “

„Ähnliches fürchtete auch ich umgekehrt“, antwortete der Druide.

Krasus’ Herz zog sich zusammen. In seinem Geiste sah er nicht die beiden Nachtelfen, sondern sich selbst und Alexstrasza. Doch zu dieser Begegnung würde es nur kommen, wenn sie die Brennende Legion und Neltharion aufhielten.

„Wir müssen weiter“, sagte er. „Wir müssen die Dämonen stoppen. Erst dann können wir uns um den Erdwächter kümmern.“

Malfurion und Tyrande trennten sich zögernd. Dann stiegen sie und Krasus auf ihre Nachtsäbler und ritten mit den anderen in Richtung der Schlacht. Sie hörten die Schreie und das Waffenklirren lange bevor sie auf das erste Blutvergießen stießen. Die Schlacht hatte sich so schnell gewendet, dass sogar Tyrande und die Schwestern überrascht waren.

„Die Front sollte nicht so nahe sein“, merkte eine von ihnen an. „Die Linien brechen in sich zusammen.“

Die andere nickte und wandte sich an Tyrande. „Herrin, wir müssen einen anderen Weg finden. Der, auf dem wir gekommen sind, ist in Feindeshand.“

Krasus und Malfurion bemerkten die ungewöhnliche Anrede, konnten jedoch über ihre Bedeutung nur spekulieren. Tyrande trug zu dem Rätsel bei, als sie dem Vorschlag wie eine Kommandantin zustimmte. „Wähle den Weg, der dir am besten erscheint.“

Sie ritten weiter und versuchten die Streitmacht auf anderen Pfaden zu erreichen. Der Weg, auf den sie schließlich stießen, brachte sie jedoch gefährlich nahe an die Front. Eine Alternative schien es nicht zu geben. Sie hätten die Armee zwar an der Rückseite umgehen können, doch das hätte Stunden gedauert.

Während des Ritts beobachtete Krasus den Verlauf der Schlacht. Die Dämonen glaubten wohl immer noch, sie könnten die Welt für ihren Herrn erobern. Dabei würde Neltharion sie wahrscheinlich ebenso auslöschen wie die Nachtelfen. Archimonde wollte die Schlacht vermutlich so schnell wie möglich beenden und sich dann dem schwarzen Drachen stellen. Krasus wusste nicht, wie er sich diesen Kampf vorstellte, aber der Dämonenlenker war ein guter Taktiker. Und da die Zukunft längst nicht mehr in Stein gemeißelt war, konnte alles passieren.

„Hier lang“, sagte die Priesterin, die die Führung übernommen hatte. Sie leitete ihr Reittier über einen Pfad, der an einer Hügelseite hinablief und hinter einer Kurve verschwand.

Die anderen folgten ihr rasch. Sie wussten, dass jede Sekunde zählte. Doch als sie den Hügel umrunden wollten, rief Malfurion: „Vorsicht!“

Die Schlacht schien aus dem Nichts vor ihnen aufzutauchen. Verzweifelte Soldaten wichen vor grinsenden Dämonen zurück. Die Reiter wären beinahe mit ihnen zusammengestoßen. Und dann standen sie plötzlich vor dem Feind.

Die Schwester, die an der Spitze ritt, versuchte einer brennenden Dämonenklinge auszuweichen, doch sie war nicht schnell genug. Das gewaltige Schwert schnitt tief in ihre Schulter und in ihren Hals. Lautlos brach sie zusammen. Ihr Nachtsäbler tötete zwar den Dämon, doch für seine Reiterin kam jede Hilfe zu spät.

„Herrin!“, rief eine andere Schwester. „Zurück!“ Sie schlug auf eine Teufelswache ein und versuchte, sie von Tyrande abzulenken.

Doch die scheute nicht den Kampf. Mit einer Leidenschaft, die Krasus an sein eigenes Volk erinnerte, kam sie der Priesterin zu Hilfe und bohrte ihre Klinge in einen Dämonenkörper. Die Teufelswache brach zusammen. Die Front der Verteidiger verdichtete sich wieder.

„Wir müssen Rhonin und Lord Ravencrest finden!“, drängte Krasus.

Sie versuchten weiterzukommen, wurden jedoch von Freund und Feind zugleich zurückgedrängt. Krasus sprach einen Zauber, der die am Boden liegenden Waffen belebte und der Brennenden Legion entgegenschickte. Zahlreiche Dämonen kamen durch die Angriffe der Nachtelfen und die verzauberten Klingen ums Leben.

Der Einsatz der Magie schwächte Krasus unerwartet schnell. Die Verletzungen seines jüngeren Ichs wirkten sich auch auf seine Kraft aus. Über die Verbindung, die zwischen ihnen bestand, zog er Lebensenergie von dem Drachenmagier ab.

Malfurion hatte dieses Problem nicht. Er erschuf einen Sandsturm, der die Brennende Legion blendete. Die Soldaten töteten die verwirrten, wild um sich schlagenden Dämonen mit Leichtigkeit.