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„Achtung!“, schrie Brox, aber Ravencrest konnte ihn nicht hören. Der Lärm der Schlacht übertönte alle anderen Geräusche.

Das Reittier des Attentäters scheute und zwang ihn einige Schritte zur Seite. Brox stieß Soldaten aus seinem Weg und winkte mit seiner riesigen Axt in der Hoffnung, Ravencrests Aufmerksamkeit zu erregen.

Die des Adligen erregte er nicht… aber die des verräterischen Soldaten.

Dessen Augen wurden schmal. Verzweiflung verzerrte sein Gesicht, dann warf er sich dem Kommandanten entgegen.

„Vorsicht!“, schrie Brox.

Ravencrest begann sich zu dem Orc zu drehen. Er runzelte die Stirn, als wolle er nicht – von niemandem! – in seinem Tun unterbrochen werden.

Der Attentäter stieß ihm die Klinge in den Nacken.

Der Adlige versteifte sich im Sattel. Er ließ sein Schwert fallen und tastete nach der kleinen Klinge, aber der Soldat hatte sie bereits aus der Wunde gezogen. Blut lief über Ravencrests dünnen Umhang.

Niemand in seiner Nähe bemerkte, was geschehen war. Der Attentäter warf den Dolch weg und wollte davonreiten, doch die vielen Soldaten behinderten ihn.

Unter lautem Gebrüll bahnte sich Brox seinen Weg. Nachtelfen wichen ihm erschrocken aus, befürchteten wohl, er habe den Verstand verloren. Der Orc erklärte ihnen nicht, worum es ging. Ihn interessierte nur noch der Verräter.

Zitternd sackte Lord Ravencrest zusammen. Seine Soldaten drehten sich zu ihm um. Einige stützten ihn, um zu verhindern, dass er von seinem Reittier kippte.

Brox erreichte Ravencrest. „Da! Da!“

Einige Nachtelfen sahen ihn verwirrt an. Zwei schlossen sich dem Orc an.

Dem Attentäter fiel es schwer, sich mit seinem Tier einen Weg durch die Menge zu bahnen. Er schaute über seine Schulter und entdeckte die Verfolger. Fatalistisch nickte er, dann rief er seinem Nachtsäbler einen Befehl zu. Die Katze reagierte sofort und schlug einen Soldaten zur Seite, der den Weg verstellt hatte. Gleichzeitig biss sie einen zweiten. Andere Soldaten sprangen hastig zur Seite. Sie mussten denken, das Tier sei durchgegangen.

Brox schätzte die Entfernung ab und sprang. Er landete unmittelbar hinter dem Nachtsäbler, holte mit seiner Axt aus und schlug nach der Flanke der Katze.

Der Schlag streifte sie nur, dennoch fuhr sie, fauchend vor Wut, herum. Sie ignorierte die hastigen Befehle ihres Reiters und stürzte sich auf ihren Angreifer.

Brox parierte die Schläge der mächtigen Tatzen mühsam. Der Nachtsäbler knurrte und sprang.

Der Orc hob die Axt und grub die Klinge tief ins Fleisch der Katze, direkt unter ihrem Kiefer. Blut spritzte Brox entgegen. Er wich der Bestie aus, die, von ihrem eigenen Schwung getrieben, vorwärts stolperte.

Ein heißer Schmerz strich plötzlich über den linken Arm des Orcs. Er blickte darauf und sah eine klaffende blutende Wunde.

Der Attentäter riss das Schwert zurück und holte ein zweites Mal aus, aber eine andere Schwertklinge kreuzte die seine.

Jarod grunzte. Der Schwung des gegnerischen Schwerts zwang ihn beinahe in die Knie. Der verräterische Soldat trat nach dem Captain, aber Jarod wich ihm aus.

Der Captain achtete zu wenig auf den sterbenden Nachtsäbler. Die Katze rang mit dem Tod und schlug nach allem, was in ihre Nähe kam. Sie erwischte Jarod mit einer Tatze und schleuderte ihn zu Boden.

Brox zog seine Axt aus der Wunde. Mit einem gurgelnden Geräusch brach die Bestie endgültig zusammen und blieb reglos liegen.

Der Nachtelf sprang von seinem toten Reittier und stürmte Brox mit gezogenem Schwert entgegen. Er prallte gegen den erfahrenen Krieger und trieb ihn zurück. Der Orc kämpfte um sein Gleichgewicht.

„Stinkendes Monster!“, fauchte der Nachtelf. Er stieß mit der Schwertklinge nach Brox und trennte ihm fast das Ohr ab. Der Orc trat nach den Beinen seines Gegners, aber der Soldat sprang geschmeidig hoch…

… wo ihn Brox’ Axt traf, noch bevor seine Füße wieder den Boden berührten.

Ein Ausdruck völliger Überraschung trat auf das Gesicht des Verräters, als die Klinge zuerst durch seine Rüstung und dann in seine Brust schnitt. Seine Hand umklammerte immer noch sein Schwert, als er zurücktaumelte. Brox ging auf ihn zu.

Sein Gegner blieb schwer atmend stehen. Er hob sein Schwert und sah den Orc herausfordernd an.

Brox holte aus.

Doch zu seiner Überraschung ließ der Attentäter die Waffe fallen und rief: „Für Azshara!“

Die Axt durchschlug seine Rüstung mit aller Macht und grub sich tief in seine Brust. Der Nachtelf brach zusammen. Er war tot, bevor sein Körper auf dem blutgetränkten Erdreich aufschlug.

Brox trat neben die Leiche. Er stieß sie mit dem Fuß an, aber sie bewegte sich nicht.

Jarod tauchte neben ihm auf. Er rieb sich seinen linken Arm, schien ansonsten jedoch unverletzt zu sein. „Du hast ihn erwischt!“, sagte er. „Gut gemacht!“

Der Orc kümmerte sich nicht um das Lob. Sein Blick glitt zurück zu Lord Ravencrest. Einige Soldaten hatten ihn hoch gehoben und trugen ihn weg von der Front. Ravencrests Augen waren geschlossen. Es sah beinahe so aus, als würde er schlafen, aber Brox wusste, dass der Eindruck täuschte. Der Mund des Nachtelfen war leicht geöffnet, und ein Arm baumelte herab. Der Krieger wusste, was das bedeutete.

Brox hatte versagt. Der Herr von Black Rook war tot.

Die Streitmacht hatte ihren Anführer verloren.

Die behufte Gestalt legte amüsiert den Kopf schief. „Magst du etwa keine Überraschungen, Malfurion Stormrage? Oder habe ich mich so zu meinem Vorteil verändert, dass dein beschränkter Geist mich nicht mehr erkennt?“ Er verbeugte sich übertrieben. „Dann erlaube mir, mich erneut vorzustellen: Lord Xavius aus Zin-Azshari, wieder im Dienste der Königin… und wieder höchst lebendig.“

„Du bist… gestorben!“, stieß der Druide hervor. „Wurdest zerrissen…“

„Du hast mich ja schließlich umgebracht, nicht wahr?“ Der Sarkasmus war aus Xavius’ Stimme verschwunden. „Mich zerfetzt.“

Er machte einen weiteren Schritt auf den Druiden zu, genau wie Malfurion gehofft hatte. Je weiter dieses Ungeheuer sich von Tyrande entfernte, desto besser. Malfurion erinnerte sich an Legenden, in denen Wesen aufgetaucht waren, die wie Xavius aussahen. Man hatte diese listigen Dämonen als Satyrn bezeichnet.

„Du hast mich getötet“, fuhr der ehemalige Berater der Königin fort. Sein Grinsen war boshaft. „Und du hast mich zu einem noch schlimmeren Schicksal verdammt. Ich hatte den großen und ruhmreichen Sargeras enttäuscht… und wie es einem Gott zusteht, bestrafte er mich dafür mit aller Härte.“

Malfurion hatte die Gräuel gesehen, zu denen die Brennende Legion fähig war und konnte sich vorstellen, was Xavius mit „Härte“ meinte. Gnade war etwas, das den Dämonen völlig fremd sein musste.

Die monströsen künstlichen Augen leuchteten auf, als Xavius fortfuhr. „Ich hatte keinen Mund, und doch schrie ich. Ich hatte keinen Körper, und doch spürte ich Schmerzen jenseits deiner Vorstellungskraft. Aber meinem Herrn und Meister gab ich daran nicht die Schuld. Er tat nur, was getan werden musste.“

Trotz dieser Worte erschauderte der Satyr einen Moment lang. „Während meiner Strafe beschäftigte sich mein Verstand nur mit dem Gedanken an den, der mich in diese Lage gebracht hatte.“

„Wegen dir sind Hunderte gestorben“, entgegnete der Druide und bemühte sich, den Satyr weiter in seine Richtung zu locken. Er wollte einen Zauber versuchen, doch das ging nur, wenn sich Tyrande in sicherer Entfernung befand. „Du hast Unschuldige abgeschlachtet!“

„Nicht die Unschuldigen, sondern die Unvollkommenen. Die Welt muss für Sargeras und seine Anhänger gereinigt werden.“

„Sargeras wird Kalimdor zerstören! Die Brennende Legion wird alles zerstören!“

Xavius grinste. „Ja, das wird sie.“