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Die Brennende Legion… Manchmal fragte sich Illidan, ob er nicht besser bei Königin Azshara und den Hochwohlgeborenen aufgehoben gewesen wäre. So wie es im Moment aussah, würden sie die Früchte aus ihrer Allianz mit den Dämonen ernten. Krasus und Rhonin behaupteten zwar, die Dämonen würden alles Leben einschließlich der Königin und ihrer Anhänger vernichten, aber er glaubte nicht daran. Wenn das stimmte, weshalb stand Azshara dann auf ihrer Seite? Die Hochwohlgeborenen mussten doch nur das Portal schließen, um die Gefahr zu bannen. Aber das taten sie nicht, also wussten sie wohl etwas, das Illidan verborgen blieb.

Er knurrte. In seinem Kopf prallten unterschiedliche Gedanken und Ideen, die er vor wenigen Tagen noch als unmöglich abgetan hätte, aufeinander. Er blickte zu Rhonin, der die Mondgarde anführte. Der Zauberer würde diese Position sicher nicht freiwillig wieder aufgeben. Illidan fluchte. Nicht nur sein Bruder hatte ihn verraten, sondern auch Rhonin und Lord Ravencrest waren ihm in den Rücken gefallen.

Illidan!, rief Malfurion in seinen Gedanken.

Der Zauberer verschloss seinen Geist vor ihm.

Tyrande rutschte aus dem Griff des Satyrs und fiel zu Boden. Sie regte sich kaum, was Malfurion in seinem Verdacht bestätigte, dass Xavius sie mit einem Zauber belegt hatte.

Der ehemalige Berater hielt seine Schulter umklammert, die von einem Pfeil getroffen worden war. Blut floss aus der Verletzung, aber Xavius wirkte eher wütend als davon ernstlich beeinträchtigt. Er zog an dem Pfeil, und als dieser sich nicht sofort aus der Wunde lösen wollte, brach er ihn einfach ab.

Die anderen Satyrn sahen sich nach dem Angreifer um. Einer von denen, die Malfurion festhielten, zuckte plötzlich und brach zusammen. Ein Pfeil ragte zwischen seinen Schulterblättern hervor.

Ein Arm des Druiden war jetzt frei. Er griff in eine seiner Gürteltaschen und warf seiner zweiten Wache den Inhalt entgegen. Der Satyr schrie auf und rieb sich die Augen. Die Kräuter, die Malfurion mit Cenarius’ Hilfe gesammelt hatte, brannten sich in das Fleisch. Der Satyr taumelte zur Seite, beachtete seinen Gefangenen nicht mehr. Malfurion zog seinen Dolch und schlitzte der blinden Kreatur die Kehle auf. Der Satyr sackte zusammen. Der Druide rief den Wind zu Hilfe und bat ihn, seine Klinge zu führen, als er sie Xavius entgegen schleuderte.

Der ehemalige Hochwohlgeborene war zwar verwundet, wich dem Dolch aber dennoch geschmeidig aus. Er warf einen kurzen Blick auf das Portal, das die drei Satyrn immer noch kontrollierten, dann griff er erneut nach Tyrande.

Ein Pfeil bohrte sich unmittelbar vor seinem Huf in den Boden. Xavius’ Augen blitzten. Mit einer Geste erteilte er den Satyrn, die nicht durch den Portalzauber gebunden waren, seine Befehle.

Zwei liefen auf Malfurion zu, der dritte suchte nach dem unbekannten Schützen. Der Druide nahm ein kleines rundes Samenkorn aus seiner Gürteltasche und warf es auf die heranstürmenden Dämonen.

Der erste Satyr wich zurück, und das Samenkorn landete vor ihm im Dreck. Das triumphierende Grinsen gefror jedoch auf seinem Gesicht, als sich das Korn öffnete und ihn mit weißem Staub besprühte. Der Satyr begann heftig zu niesen und zu husten. Schließlich fiel er atemlos auf die Knie, aber auch jetzt ließ der quälende Reiz nicht nach.

Malfurion warf ein zweites Samenkorn, doch es verfehlte den anderen Satyr. Der Dämon sprang ihm entgegen. Klauen griffen nach der Kehle des Druiden. Malfurion sah, wie Xavius weiter hinten Tyrande hochheben wollte, doch die Wunde machte sich langsam bemerkbar. Einhändig zog er sie auf das Portal zu.

Der Nachtelf befürchtete, dass Xavius mit seiner Gefangenen entkommen würde und suchte rasch nach einem Zauber, um mit seinem Gegner fertig zu werden. Der Satyr lachte schadenfroh. Seine Nägel rissen die Haut unter Malfurions Kinn auf. Er stieß einige Worte hervor, und der Druide spürte, wie eine schreckliche Hitze um seine Kehle herum aufstieg. Er drohte zu ersticken.

Im gleichen Moment erreichte die Schlacht den Hügel.

Nachtelfen und Dämonen stolperten kämpfend heran. Soldaten, die vor ihren Gegnern zurückwichen, prallten mit Xavius und seiner Gefangenen zusammen. Der Satyr knurrte und enthauptete einen Krieger mit seinen Klauen.

Doch selbst Xavius konnte sich gegen die Massen nicht durchsetzen. Es herrschte Chaos. Die Satyrn, die das Portal geöffnet hatten, kämpften um ihre Konzentration.

Malfurion rang um Atem. Der grinsende Satyr, der auf ihm hockte, hob eine Klauenhand, um ihm die Brust zu zerfetzen. Malfurion griff nach dem erstbesten Korn, das er in seiner Gürteltasche fand und warf es seinem Gegner in das aufgerissene Maul.

Die Augen des Gehörnten weiteten sich. Er wich zurück. Der Druide bekam endlich wieder ausreichend Luft. Die Augen des Satyrs schwollen immer weiter an. Eine große Hitze ging plötzlich von ihm aus, dann schlugen Flammen aus seinem Körper. Er kreischte, während sich sein Körper schwarz zu färben begann und das Feuer ihn verzehrte.

Der Druide musste würgen und bedeckte Mund und Nase. Cenarius hatte ihm bei ihrer letzten Begegnung gezeigt, wie man die Hitze, die in manchen Samen und Pflanzen steckte, um ein Tausendfaches verstärkte. Malfurion hatte zufällig eines dieser Samenkörner in das Maul des Dämons geworfen.

Nur wenige Sekunden später brach der Satyr zusammen. Nur einige verkohlte Knochen blieben von ihm übrig. Malfurion hatte einige Lehren seines shan’do nicht ernst genommen, aber jetzt begriff er, welche Macht ihnen innewohnte. Es gab wirklich keine größere Kraft als die Natur.

Sein Blick fiel wieder auf Xavius. Einer der anderen Satyrn half ihm jetzt. Gemeinsam schleppten sie Tyrande zu dem Portal. Doch dann sah Xavius, dass der Druide ihm entgegen lief und ließ seine Gefangene los.

Der Satyr stampfte mit einem Fuß auf. Die Erde erzitterte und brachte Malfurion und einige Krieger zu Fall. Ein Spalt entstand und raste auf Malfurion zu, der sich mit einem Sprung in Sicherheit brachte.

Xavius ging auf ihn zu. Sein lautes monströses Gelächter erschütterte den Druiden bis ins Mark.

„Als Held solltest du ab und zu Gutes tun“, sagte der Satyr ironisch, „nicht nur im Dreck herumkriechen und auf den Tod warten.“

Malfurion griff nach seiner Gürteltasche, aber Xavius kam ihm zuvor. Er holte mit seinen Klauen aus, und der Gürtel des Druiden flog davon.

„Lass das bitte.“ Xavius schien mit jedem Schritt größer und animalischer zu werden. „Der große Sargeras will dich zwar lebend haben, aber dieses eine Mal werde ich seinen Befehl wohl missachten. Dein Bruder und das Mädchen müssen reichen…“

Cenarius hatte Malfurion gelehrt, allen Lebensformen mit Respekt zu begegnen, doch in diesem Moment empfand der Druide nur Hass und Ekel. Er warf sich auf Xavius und versuchte, ihn zu Boden zu werfen.

Xavius packte ihn mit seiner unverletzten Hand an der Kehle. Malfurion hing nach Luft schnappend in seinem Griff. Der Satyr genoss die Situation sichtlich. „Vielleicht lasse ich doch ein wenig Leben in dir, Malfurion Stormrage“, sagte er grinsend. „Wenn ich mich bei meiner Rache zurückhalten kann…“

Vor seinem geistigen Auge sah Malfurion Tyrande und Illidan in den Fängen der Brennenden Legion. Der Anblick verlieh ihm neue Kraft. Er holte aus und trat so kräftig er konnte zu.

Mit der Ferse erwischte er Xavius’ verletzte Schulter und trieb den abgebrochenen Pfeil tiefer ins Fleisch.

Der Satyr heulte auf. Seine Hand öffnete sich, und der Druide fiel zu Boden. Malfurion rollte sich ab und kam auf die Beine.

„Du hast zu viele verraten“, sagte er zu Xavius. „Du hast zu viele verletzt, Lordberater. Ich werde nicht zulassen, dass du noch einmal jemandem Leid zufügst.“

Er wusste, was er zu tun hatte. „Du wirst ab jetzt nur noch Leben hervorbringen, nicht mehr den Tod.“

Xavius’ rote Augen glitzerten. In seinem Lächeln lag absolute Bösartigkeit. Dunkle Kräfte bildeten sich um ihn herum.

Aber der Druide schlug zuerst zu. Der hölzerne Pfeil hatte ihn auf eine Idee gebracht.

An dem Pfeil bildeten sich auf einmal Wurzeln. Der Satyr bemerkte die Gefahr, brach seinen eigenen Zauber ab und versuchte, den Pfeil aus seiner Schulter zu ziehen. Doch das war unmöglich, denn die Wurzeln bildeten sich auch im Inneren der Wunde. Das Holz ernährte sich von der Lebenskraft des Satyrs.