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«Aber, «sprach der stillschweigende Grimaud, stets in demselben Dialekte,»aber wir werden unsere Haut dort lassen.«

Athos hob die Augen und den Finger zum Himmel empor. Grimaud stellte seinen Korb auf die Erde und setzte sich, den Kopf schüttelnd, nieder.

Athos nahm eine Pistole aus seinem Gürtel, schaute, ob sie mit Zündkraut versehen war, spannte und hielt den Lauf Grimaud an das Ohr.

Grimaud war auf den Beinen, als ob ihn eine Feder emporgeschnellt hätte.

Athos hieß ihn durch ein Zeichen den Korb nehmen und vorausgehen. Grimaud gehorchte.

Der arme Bursche hatte bei dieser Pantomime eines Augenblicks durchaus nicht mehr gewonnen, als daß er von der Nachhut zur Vorhut gekommen war.

Als die vier Freunde die Bastei erreichten, wandten sie sich um. Mehr als vierhundert Soldaten von allen Waffen waren an einem Thor des Lagers versammelt, und man konnte in einer getrennten Gruppe Herrn von Busigny, den Dragoner, den Schweizer und den vierten Theilnehmer an der Wette unterscheiden.

Athos nahm seinen Hut ab, steckte ihn an das Ende seines Degens und schwenkte ihn in der Luft.

Alle Zuschauer gaben ihm den Gruß zurück und begleiteten diese Höflichkeit mit einem Hurrah, das bis zu ihnen drang.

Hierauf verschwanden alle vier in der Bastei, wohin ihnen Grimaud vorausgegangen war.

XIX. Der Rath der Musketiere

Die Bastei war, wie dies Athos vorhergesehen, nur von einem Dutzend Todter, sowohl Franzosen als Rocheller, besetzt.

«Meine Herren, «sprach Athos, der das Kommando bei diesem Zug übernommen hatte,»während Grimaud die Tafel zurichtet, wollen wir zuvörderst die Gewehre und Patronen sammeln. Wir können übrigens sprechen, so lange wir dieses Geschäft besorgen, denn diese Herren, «fügte er auf die Todten deutend bei,»hören uns nicht.«

«Wir könnten sie immerhin in die Gräben werfen, «sagte Porthos,»nachdem wir uns zuvor versichert, daß sie nichts in den Taschen haben.«

«Allerdings, «versetzte Athos,»aber das ist ein Geschäft für Grimaud.«

«Wohl, «sprach d'Artagnan,»so mag Grimaud sie hernach durchsuchen und in die Gräben werfen.«

«Das sei ferne von uns, «rief Athos,»sie können uns nützlich sein.«

«Diese Todten könnten uns nützlich sein?«fragte Porthos» ei. Du wirst ein Narr, mein lieber Freund.«

«Urtheilt nicht vorlaut, sagen das Evangelium und der Herr Kardinal, «antwortete Athos.»Wie viele Flinten, meine Herren?«

«Zwölf, «antwortete Aramis.

«Wie viel Schüsse zu feuern?«

«Etwa hundert.«

«Das ist so viel, als wir brauchen; laden wir die Gewehre.«

Die vier Musketiere machten sich an die Arbeit. Als sie das letzte Gewehr geladen hatten, deutete Grimaud mit einem Zeichen an, das Frühstück sei bereit.

Athos antwortete, stets mit einer Geberde, es sei gut, und zeigte Grimaud eine Art von Nische. Dieser begriff, daß er darin Wache halten sollte. Um ihm jedoch die Unannehmlichkeit seiner Trennung etwas zu versüßen, erlaubte ihm Athos ein Brod, zwei Kalbsrippchen und eine Flasche Wein mitzunehmen.

«Und nun zu Tische, «sprach Athos.

Die vier Freunde setzten sich auf die Erde, die Beine gekreuzt, wie Türken oder wie Schneider.

«Doch jetzt, «sagte d'Artagnan,»jetzt, da Du nicht mehr gehört zu werden fürchten mußt, wirst Du uns hoffentlich Dein Geheimniß mittheilen?«

«Ich hoffe Euch zugleich Vergnügen und Ruhm zu verschaffen, meine Herren, «antwortete Athos.»Ich habe Euch einen reizenden Spaziergang machen lassen. Hier ist ein äußerst schmackhaftes Frühstück und dort unten stehen, wie Ihr durch die Schießscharten sehen könnt, fünfhundert Personen, die uns für Narren oder für Helden halten, zwei Klassen von Schwachköpfen, die sich ziemlich gleichen.«

«Aber das Geheimniß, «sagte d'Artagnan.

«Das Geheimniß, «erwiederte Athos,»besteht darin, daß ich gestern Abend Mylady gesehen habe.«

D'Artagnan setzte eben sein Glas an die Lippen, aber bei dem Namen Mylady zitterte seine Hand so sehr, daß er es auf den Boden stellte, um den Inhalt nicht zu verschütten.

«Du hast Deine Fr.. — »Stille«, unterbrach ihn Athos.»Ihr vergeßt, mein Lieber, daß diese Herren nicht wie Ihr in das Geheimniß meiner häuslichen Angelegenheiten eingeweiht sind. Ich habe Mylady gesehen.«—»Und wo dies?«fragte d'Artagnan. — »Ungefähr zwei Meilen von hier, in der Herberge zum Rothen Taubenschlag.«—»Dann bin ich verloren, «rief d'Artagnan. — »Nein, noch nicht ganz, «versetzte Athos,»denn zu dieser Stunde muß sie die Küste von Frankreich verlassen haben.«

D'Artagnan athmete.

«Aber wer ist denn diese Mylady?«fragte Porthos. — »Eine reizende Frau, «erwiederte Athos, ein Glas Schaumwein kostend.»Canaille von einem Wirth!«rief er,»der uns Anjouer für Champagner gibt und glaubt, wir lassen uns hintergehen! Ja, «fuhr er fort,»eine reizende Frau, der unser Freund d'Artagnan irgend einen schlimmen Streich gespielt hat, für den sie sich dadurch zu rächen suchte, daß sie ihn vor einem Monat mit Musketenschüssen tödten lassen wollte, daß sie ihn vor acht Tagen zu vergiften trachtete, und daß sie gestern sich vom Kardinal seinen Kopf erbat.«—»Wie! vom Kardinal meinen Kopf erbat?«rief d'Artagnan bleich vor Schrecken. — »Gewiß!«sprach Porthos,»das ist so wahr wie das Evangelium; ich habe es mit meinen eigenen zwei Ohren gehört.«—»Ich ebenfalls, «fügte Aramis bei. — »Dann, «versetzte d'Artagnan und ließ entmuthigt die Arme sinken,»dann ist es unnütz, länger zu kämpfen; es ist besser, ich schieße mir eine Kugel vor den Kopf, und Alles ist vorbei.«—»Das ist die letzte Dummheit, die man zu machen hat, «sprach Athos,»insoferne es die einzige ist, für die es kein Gegenmittel gibt.«—»Aber bei solchen Feinden werde ich nie entkommen, «erwiederte d'Artagnan.»Zuerst mein Unbekannter von Meung; sodann Herr von Wardes, dem ich vier Degenstiche beigebracht habe; ferner Mylady, deren Geheimniß ich entdeckte, und endlich der Kardinal, dessen Rache ich vereitelt habe.«—»Gut, «sprach Athos,»Alles das macht zusammen nur vier, einer gegen einen, bei Gott! Wenn wir den Zeichen glauben dürfen, die uns Grimaud macht, so werden wir es mit einer viel größeren Anzahl von Menschen zu thun haben. Was gibt es, Grimaud? In Betracht des Gewichts der Umstände erlaube ich Euch zu sprechen; doch ich bitte, faßt Euch kurz. Was seht Ihr?«—»Eine Truppe!«—»Von wie viel Personen?«—»Von zwanzig Menschen.«—»Was für Menschen?«—»Sechszehn Gefangene, vier Soldaten.«—»Auf wie viel Schritte sind sie von uns entfernt?«—»Auf fünfhundert Schritte.«—»Gut, wir haben noch Zeit, dieses Huhn vollends zu verzehren und ein Glas Wein zu trinken. Auf Deine Gesundheit! d'Artagnan!«—»Auf Deine Gesundheit!«wiederholten Porthos und Aramis. — »Wohl denn, auf meine Gesundheit, obgleich ich nicht glaube, daß mir Eure Wünsche viel nützen werden.«—»Bah!«rief Athos,»Gott ist groß, wie die Anhänger Mahomeds sagen, und die Zukunft liegt in seinen Händen.«

Nachdem Athos sein Glas geleert hatte, stand er gleichgültig auf, nahm das nächste beste Gewehr und näherte sich einer Schießscharte.

Porthos, Aramis und d'Artagnan thaten dasselbe. Grimaud erhielt Befehl, sich hinter die vier Freunde zu stellen um die Gewehre wieder zu laden.

Bald sah man die Truppe erscheinen; sie kam durch einen schlauchartigen Laufgraben, der eine Verbindung zwischen der Bastei und der Stadt bildete.

«Bei Gott!«sprach Athos,»es war wohl der Mühe Werth, unser Mahl wegen zwanzig solcher mit Karsten, Hauen und Schaufeln bewaffneter Schufte zu unterbrechen. Grimaud hätte ihnen nur durch ein Zeichen bedeuten dürfen, sie sollen gehen und ich bin überzeugt, sie würden uns in Ruhe gelassen haben.«

«Ich bezweifle es, «sprach d'Artagnan,»denn sie rücken sehr entschlossen heran. Uebrigens sind bei den Arbeitern vier mit Musketen bewaffnete Soldaten und ein Brigadier.«