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Es wurde die merkwürdigste Woche ihres Lebens.

Leohs Plan war einfach: die Duellmaschine zu testen, sie bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit zu bringen, durch praktischen Einsatz — durch Duelle.

Sie begannen ganz langsam, ließen vorsichtig ihre geistigen Muskeln spielen. Leoh hatte die Maschine früher häufig benutzt, aber nur für routinemäßige Leistungstests. Nie im echten Kampf gegen einen anderen Mann. Für Hector war die Maschine natürlich völlig neu.

Das acquatainische Bedienungspersonal machte sich ohne große Fragen an die Arbeit und erwies sich für Leoh als unschätzbare Hilfe bei der Überwachung und Analyse der Duelle.

Zuerst spielten Leoh und Hector nichts weiter als Verstecken, wobei der eine sich eine bestimmte Umgebung auswählte, und er andere ihn suchen mußte. Sie wanderten durch Dschungel und Großstädte, über Gletscher und durch interplanetarische Räume, alles ohne je die Kabinen der Duellmaschine zu verlassen.

Dann, als Leoh zufriedengestellt war, daß die Maschine Gedankenmuster originalgetreu reproduzierte und verstärkte, begannen sie leichte Duelle auszutragen. Sie fochten mit stumpfen Klingen. Leoh stellte sich ungeschickt an, denn er verstand nichts vom Säbelfechten, und seine Reflexe waren viel langsamer als Hectors. Die Maschine veränderte nicht das Wissen und Können eines Mannes oder seine körperlichen Fähigkeiten; sie projizierte sie lediglich in einen Traum, den er mit einem anderen Mann teilte. Sie paarte Leohs Wissen und Erfahrung mit Hectors. Dann versuchten sie andere Waffen — Pistolen, Sonic-Strahler, Granaten —, aber immer dachten sie sich vorsichtshalber in Schutzkleidung gehüllt. Obwohl Hector an diesen Waffen ausgebildet war, gewann Leoh seltsamerweise die meisten Runden. Er war weder schneller noch akkurater beim Scheibenschießen. Aber wenn sich die beiden Auge in Auge gegenüberstanden, siegte Leoh irgendwie fast immer.

Die Maschine projiziert mehr als nur Gedanken, dämmerte es Leoh. Sie projiziert Persönlichkeit.

Sie arbeiteten jetzt Tag und Nacht mit der Duellmaschine, saßen zwölf Stunden am Tag oder länger in den Kabinen, trieben sich und das Bedienungspersonal an den Rand der Erschöpfung. Wenn sie zwischen Duellen ihre Mahlzeiten hinunterschlangen, fühlten sie sich körperlich zerschlagen und schlechtgelaunt. Über der täglichen Manöverkritik in Leohs Büro schliefen sie gewöhnlich ein.

Nach und nach wurden die Duelle ernster. Leoh trieb jetzt die Maschine an ihre Leistungsgrenze, vergrößerte bei jedem Waffengang vorsichtig die Härte. Obwohl er bei jeder Runde ganz genau wußte, wie weit er gehen wollte, mußte er sich oft mit Gewalt daran erinnern, daß es sich tatsächlich nur um eingebildete Kämpfe handelte.

Als die Duelle gefährlicher wurden und die künstlich verstärkten Halluzinationen mit Blutvergießen und Tod zu enden begannen, siegte Leoh immer häufiger. Ein Teil seines Verstandes versuchte die Ursache für den Dauererfolg zu ergründen. Aber ein anderer Teil von ihm fing an, die Überlegenheit zu genießen.

Die Anstrengungen gingen an Hector nicht spurlos vorüber. Die körperlichen Strapazen des praktisch pausenlosen Einsatzes waren schon beträchtlich. Aber der emotionale Effekt, wiederholt »verletzt« oder »getötet« zu werden, war noch weit schlimmer.

»Vielleicht sollten wir eine Weile aufhören«, schlug Leoh am vierten Tag vor.

»Nein, ich bin okay.«

Leoh betrachtete ihn. Hectors Gesicht war eingefallen, seine Augen blutunterlaufen.

»Sie sind fix und fertig«, stellte Leoh fest.

»Hören Sie jetzt nicht auf«, bat Hector. »Ich… ich kann jetzt nicht aufhören. Geben Sie mir bitte die Chance. Ich werde besser… heute nachmittag habe ich zweimal so lange ausgehalten wie bei den Duellen heute morgen. Bitte, machen Sie jetzt nicht Schluß… nicht solange ich völlig am Boden zerstört bin…«

Leoh starrte ihn an. »Sie wollen weitermachen?«

»Ja, Sir.«

»Und wenn ich nein sage?«

Hector zögerte. Leoh spürte, wie er mit sich rang. »Wenn Sie nein sagen«, antwortete er dumpf, »dann bleibt es eben dabei. Ich habe nicht mehr die Kraft, mich mit Ihnen zu streiten.«

Leoh schwieg einen langen Moment. Schließlich zog er eine Schreibtischlade auf und nahm eine kleine Flasche heraus. »Hier, nehmen Sie eine Schlafkapsel. Wenn Sie aufwachen, versuchen wir es noch einmal.«

Bei Morgengrauen machten sie weiter. Leoh war entschlossen, Hector gewinnen zu lassen. Er überließ dem jungen Star Watchman die Wahl der Waffen und Umweltbedingungen. Hector entschied sich für einsitzige Scout-Schiffe in einer planetarischen Umlaufbahn. Ihre Waffen waren konventionelle Laser-Strahler. Aber trotz seiner festen Absicht stellte Leoh fest, daß er am Gewinnen war! Die Schiffe umkreisten einen namenlosen Planeten, und ihre Bahnen kreuzten sich mindestens einmal pro Umlauf. Das Problem war, die orbitale Position des Gegners vorauszuschätzen und dann das eigene Schiff so zu programmieren, daß es entweder hinter oder neben dem »Feind« auftauchte. Dann konnte man die Geschütze auf ihn richten, bevor er selbst feuerbereit war.

Das Problem hätte leicht zu lösen sein sollen für Hector, mit seinen phantastischen Kopfrechenfähigkeiten. Aber Leoh erzielte den ersten Treffen. Hector hatte sein Schiff in eine ausgezeichnete Schußposition manövriert, aber die Salve lag weit daneben. Leoh manövrierte unbeholfen, sein Schuß streifte jedoch Hectors Schiff an der Seite.

Bei den nächsten drei Begegnungen erzielte Leoh zwei weitere Treffer. Hectors Fahrzeug war jetzt stark beschädigt. Der Star Watchmann hatte einen Streifschuß anbringen können. Bei der nächsten Begegnung hatte Leoh wiederum besser vorausgeschätzt als sein junger Gegner. Er richtete seine Geschütze auf Hectors Schiff, zögerte dann aber, die Hand reglos über der Feuertaste.

Bring ihn nicht wieder um, mahnte er sich. Eine weitere Niederlage kann er seelisch nicht verkraften.

Aber Leohs Hand senkte sich, wie von einem fremden Willen gesteuert, auf die Feuertaste und berührte sie leicht; noch ein Gramm Druck, und die Geschütze würden Feuer speien.

In diesem Moment des Zögern riß Hector sein waidwundes Schiff herum und zielte auf Leoh. Der Watchmann schoß einen blendenden Strahl ab, der Leohs Fahrzeug von Bug bis Heck erschütterte. Leohs Hand drückte die Feuertaste nieder; ob es ein reiner Reflex oder volle Absicht war, das wußte er nicht.

Leohs Salve beharkte Hectors Schiff, stoppte es aber nicht. Die beiden Raumfahrzeuge rasten direkt aufeinander zu. Verzweifelt versuchte Leoh, einer Kollision zu entgehen, aber Hector kam grimmig näher und paßte sich jedem Ausweichmanöver Leohs an.

Die beiden Schiffe prallten zusammen und explodierten.

Unvermittelt fand sich Leoh in der engen Kabine der Duellmaschine’ wieder, schweißüberströmt und mit zitternden Händen.

Er kletterte aus der Kabine und holte tief Atem. FreundlicheSonnenstrahlen fielen in den hohen Raum. Die weißen Wände schimmerten blendend hell. Durch die hohen Fenster konnte er Bäume sehen und die ersten Studenten und die Wolken am Himmel.

Hector gesellte sich zu ihm. Zum ersten Mal seit mehreren Tagen lächelte der Watchman wieder. Nicht viel, aber immerhin. »Also… dieses Mal war es ein Unentschieden.«

Leon lächelte zurück, leicht gequält. »Ja. Es war eine… interessante Erfahrung. Ich bin noch nie gestorben.«

»So schlimm ist es nicht, finde ich«, erwiderte Hector etwas verlegen. »Es… es nimmt einen aber doch ganz schön mit.«

»Ja. Das kann ich jetzt nachempfinden.«

»Wollen wir noch mal«, fragte Hector und machte eine Kopfbewegung zur Maschine.

»Nein. Jetzt nicht. Verschwinden wir ein paar Stunden. Haben Sie Hunger?«

»Und ob!«

In den nächsten anderthalb Tagen trugen sie noch zahlreiche weitere Duelle aus. Hector gewann drei davon. Es war später Nachmittag, als Leoh haltmachte.