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Im Terminal mußte er eine fünfzig Meter lange Schleuse mit automatischen Zoll-Scannern passieren, bevor er in den Roadster einsteigen konnte, der ihn zur Kerakischen Botschaft bringen würde. Wenn es Scherereien gab, dann würde es hier passieren.

Zwei seiner Leibwächter betraten vor ihm die Inspektionsschleuse, zwei folgten dicht hinter ihm.

Odal schritt langsam zwischen den beiden mannshohen Röntgenschirmen hindurch und blieb dann vor dem Strahlungsdetektor stehen. Er schob seinen Paß und seine Botschaftsausweise in die entsprechenden Schlitze des Identifizierungsrobots.

Dann hörte er in der Nachbarschlange eine Frauenstimme: »Das ist er. Ich kenne doch seine Uniform aus den Tri-Di-Nachrichten.«

»Ausgeschlossen«, antwortete eine Männerstimme. »Die würden nicht wagen, ihn hierherzuschicken.«

Odal drehte sich zu den Sprechern um und lächelte unergründlich. »Was hab ich dir gesagt, er ist’s!« flüsterte die Frau vernehmlich. Der Mann funkelte Odal böse an.

Kor hatte für ein paar Reporter gesorgt. Als Odal am Ende der Inspektionsschleuse seine Ausweiskarten und seine Reisetasche einsammelte, richtete ein Schwarm von wartenden Kameraleuten die Tapers auf ihn. Rasch lief er auf den nächsten Ausgang zu, vor dem der Botschafts-Roadster wartete. Seine vier Begleiter drängten die Reporter zurück.

»Major Odal, halten Sie es nicht für riskant, nach Acquatainia zurückzukommen?«

»Glauben Sie, daß diplomatische Immunität auch einen Politkiller schützt?«

»Haben Sie keine Angst vor einem Mordanschlag?«

Die Reporter kläfften hinter ihm her wie ein Pack junger Hunde. Aber Odal konnte jetzt den Haß fühlen. Nicht so sehr von den Reportern ausgehend als vielmehr von der Menschenmenge in der Ankunftshalle. Haßerfüllt starrten sie ihn an. Als Keraks unüberwindlichen Krieger hatten sie ihn gefürchtet, ja sogar beneidet. Aber jetzt brachten sie ihm nur noch Haß entgegen.

Odal schlüpfte in den Roadster und ließ sich auf den Rücksitz fallen. Kors Wachen stiegen ebenfalls ein. Die Türen glitten zu und sperrten den Lärm und die feindselige Atmosphäre aus. Zum ersten Mal dachte Odal daran, warum er nach Acquatainia zurückgekommen war. Bei dem Gedanken, was er zu tun gezwungen war, bewölkte sich seine Miene. Aber als er an Hector dachte, an die Rache, die er für diesen absurden Duellsieg nehmen würde, erlaubte er sich ein Lächeln.

Leoh lungerte in seinem Schreibtischsessel in dem kleinen Arbeitszimmer hinter der Duellmaschine. Er mußte nachdenken, und sein Apartment war zu einlullend komfortabel für kreative Kopfarbeit. Durch die geschlossene Tür seines Büros hörte er eine andere Tür zuschlagen, dann rasche Schritte und schrilles, unmelodisches Pfeifen. Mit einem resignierten Lächeln befahl er dem Türcomputer, die Tür freizugeben. Draußen stand Hector mit erhobener, klopfbereiter Hand.

»Woher wußten Sie denn…?«

»Ich habe auch telepathische Fähigkeiten«, grinste Leoh.

»Tatsächlich? Das wußte ich gar nicht. Meinen Sie, das hat Ihnen geholfen bei dem Duell mit… ach ja, darüber wollte ich mit Ihnen sprechen.«

Leoh stoppte seinen Redefluß mit einer Handbewegung. »Komm rein, mein Junge, und setz dich. Hast du die Tri-Di-Nachrichten heute morgen gesehen?«

Hector pflanzte sich auf einen Stuhl. »Nein, Sir. Ich bin gestern abend ziemlich, äh, spät ins Bett gekommen und habe heute morgen verschlafen… Habe Wasser im linken Ohr… es gurgelt jedesmal, wenn ich den Kopf bewege…«

Nur mit Mühe blieb Leoh beim Thema. »In den Nachrichten wurde Odal bei seiner Ankunft auf dem Raumhafen gezeigt. Er ist zurückgekommen.«

Hector schoß aus dem Stuhl hoch wie von einem Laser getroffen. »Er… er ist hier?«

»Jetzt bleib mal auf dem Teppich«, sagte Leoh gelassen. »Kein Mensch steht mit schußbereiten Strahlern vor der Tür und will mich ermorden.«

»Möglich… aber, ich meine… es ist durchaus möglich, daß Odal irgendwas plant.«

»Unsinn«, knurrte Leoh.

Hector antwortete nicht. Er schien mit sich zu ringen; sein Gesicht drückte eine Folge rasch wechselnder Empfindungen aus: Sorge, Verwirrung, Entschlossenheit.

»Was ist los?« fragte Leoh.

»Wie? Ach nichts… ich denke nur nach.«

»Die Sache mit Odal beunruhigt dich mehr als erwartet.«

»Nein… nein… ich bin nicht beunruhigt… ich, äh, ich muß nur nachdenken…« Hector schüttelte heftig den Kopf. Leoh vermeinte, das Gurgeln von Wasser zu hören.

»Es ist meine Pflicht«, erklärte Hector, »Sie, äh, zu beschützen. Ich werde ab sofort ständig in Ihrer Nähe bleiben. Am besten ziehe ich in Ihr Apartment und begleite sie überallhin.«

Das beunruhigte jetzt Leoh mehr als erwartet. Aber wenn er nicht freiwillig Hector in seiner Nähe bleiben ließe, würde er es heimlich tun, und das wäre noch nervenaufreibender für beide Seiten.

»Also gut, mein Junge, wenn du darauf bestehst. Trotzdem glaube ich, du dramatisierst die Sache ein bißchen.«

»Nein«, widersprach Hector. »Ich muß in Reichweite sein, wenn Odal auftaucht… Und außerdem glaube ich, daß der terranische Botschafter mich gerne loswerden möchte. Er, äh, geht mir etwas zu betont aus dem Wege.«

Leoh verbiß sich ein Lächeln. »Na gut. Pack deine Sachen und zieh bei mir ein.«

»In Ordnung«, strahlte Hector. Und im stillen fügte er hinzu: Ich werde ihn keine Sekunde aus den Augen lassen. Wenn Odal dann auftaucht, kann ich ihn beschützen… und das tun, was Geri von nur verlangt.

Hector war wie eine Klette. Er zog in Leohs Wohnung und entfernte sich nie weiter als zehn Schritte von dem alten Wissenschaftler, weder tagsüber noch bei Nacht. Wenn Leoh aufwachte, pfiff Hector schon schrill und falsch in der Roboküche, wo es ihm trotz aller Automatisierung regelmäßig gelang, irgendeine Frühstückszutat anbrennen zu lassen. Hector chauffierte ihn und wich nicht von seiner Seite. Leoh ging zu Bett mit Hectors fröhlichem Geschnatter im Ohr.

Häufig waren sie jetzt zum Abendessen in Geri Dulaqs Luxusvilla am Stadtrand eingeladen. Hector scharwenzelte um sie herum wie ein Hündchen. Und Leoh sah, wie sie ihn kühl und mühelos auf Distanz hielt. Sie wollte irgend etwas von Hector, dämmerte es dem alten Mann, etwas, worüber Hector nicht sprechen mochte. Was höchst ungewöhnlich bei ihm war.

Eine Woche verging, und Odal hatte sich noch nicht außerhalb des Botschaftsgeländes sehen lassen. Aber ein unternehmungslustiger Reporter, der auf neue Duelle hoffte, bat Leoh um ein Interview. Der Professor traf sich mit ihm vor der Duellmaschine, wie immer begleitet von Hector.

Der Journalist hatte Hectors Alter und Leohs Statur, war pausbäckig, nachlässig gekleidet und unsympathisch.

»Das Funktionsprinzip ist mir bekannt«, behauptete er herablassend, als ihm Leoh die Arbeitsweise der Duellmaschine erklären wollte.

»Ach ja? Haben Sie Psychonik studiert?«

Der Reporter lachte. »Nein, aber ich weiß alles über diese sogenannte Traummaschine.«

Er schlenderte an der unbesetzten Kommandokonsole entlang und spähte hinauf zu den unförmigen Energieaggregaten. »Woher wissen Sie«, fragte er, »daß in dieser Kiste niemand mehr umgebracht werden kann? Immerhin hat Major Odal damit Menschen getötet…«

»Eine berechtigte Frage«, erwiderte Leoh. »Ich habe drei neue Schaltkreise installiert. Der erste isoliert die beiden Duellanten psychonisch in der Maschine; während eines Duells kann jetzt niemand mehr mit der Außenwelt in Kontakt treten.«

Der Reporter steuerte seinen Armbandrecorder höher aus. »Fahren Sie fort.«

»Die zweite Vorrichtung zeichnet das gesamte Duell auf. Wenn eine Partei hinterher Protest anmeldet, kann der leitende Meditechniker das Tri-Di-Band abspielen und feststellen, ob irgendwelche Regelverstöße begangen wurden. Auf diese Art kommen wir einem Schwindel immer auf die Spur.«