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»Und die Duellmaschine benutzt er als Werkzeug für seine ehrgeizigen Ziele«, sinnierte Leoh. »Gentlemen, mir bleibt wohl nichts übrig, als in den Acquataine Cluster zu reisen. Die Duellmaschine fällt in meinen Verantwortungsbereich, und wenn ein technischer Fehler oder ein Bedienungsfehler aufgetreten ist, werde ich mein Bestes tun, ihn zu beheben.«

»Darum wollten wir Sie bitten«, sagte Massan. »Danke.«

Die acquatainische Szene verblaßte, und die drei Männer im Rektorat sahen wieder eine solide Wand vor sich.

»Also«, meinte Leoh und blickte den Rektor an, »es scheint, ich muß um einen längeren Urlaub bitten.«

Der Rektor runzelte die Stirn. »Und es scheint, ich muß ihnen diesen Urlaub gewähren — obwohl das Studienjahr kaum angefangen hat.«

»Tut mir leid, aber es ist unumgänglich«, sagte Leoh. Mit einem breiten Grinsen fügte er hinzu: »Mein Assistent hier kann ohne Schwierigkeiten die Kurse zu Ende führen. Vielleicht gelingt es ihm sogar, die Vorlesungen ohne Störungen abzuhalten.«

Der Hilfsdozent bekam einen hochroten Kopf.

»Und jetzt«, murmelte Leoh, »möchte ich doch gerne wissen, wer dieser Kanus ist und warum er die Kerak-Welten in ein Waffenarsenal verwandeln will.«

Kanzler Kanus, Oberster Führer der Kerak-Welten, stand am äußersten Rand des Balkons und blickte hinaus über die tiefe und schroffe Schlucht zu den zerklüfteten Bergen.

»Das sind die Kräfte, welche den Menschen prägen«, sagte er zu der kleinen Gruppe von Funktionären und Beratern. »Der heulende Sturm, das mächtige Gebirge, der offene Himmel und die dunklen Mächte der Wolken.«

Die Männer nickten und murmelten zustimmend.

»So wie die Berge aus dem unbedeutenden Flachland aufsteigen, so werden wir uns über die anonyme Masse Mensch erheben«, fuhr Kanus fort. »So wie sie Donner und Blitz fürchten, so werden sie uns fürchten und sich unserem Willen beugen.«

»Wir werden die Vergangenheit tilgen«, sagte einer der Minister.

»Und uns für die Niederlage rächen«, fügte Kanus hinzu. Er wandte sich um und betrachtete die kleine Gruppe von Männern. Kanus war der Kleinste auf dem Balkon: zierlich, schlank, mit einem hageren Gesicht. Die protzige Uniform paßte nicht recht zu ihm — zu groß und zu schwer, zu überladen mit Litzen, Tressen und Orden. Aber er verfügte über stechende schwarze Augen und eine befehlsgewohnte Stimme.

Er schlenderte durch die Gruppe und blieb vor einem großen schlanken, blonden jungen Mann stehen, der eine hellblaue Uniform trug. »Und Sie, Major Odal, sind ein wichtiges Werkzeug auf dem Weg zum Sieg.«

Odal verbeugte sich ungelenk. »Ich hoffe, meinem Führer und meinen Welten dienen zu können.«

»Das werden Sie. Und das haben Sie bereits«, sagte Kanus, und sein Gesicht leuchtete auf. »Schon reagieren die Acquatainier völlig konfus wie eine Schlange, der man den Kopf abgehackt hat. Ohne Dulaq fehlt ihnen die starke Führung. Was Ihren Anteil an diesem Triumph betrifft…« Kanus schnalzte mit den Fingern, worauf ein Mitarbeiter zu ihm trat und ihm eine kleine Ebenholz-Schatulle gab. »Ich überreiche Ihnen dies als Zeichen der Dankbarkeit der Kerak-Welten und als Ausdruck meiner persönlichen Wertschätzung.«

Odal klappte die Schatulle auf und entnahm ihr eine kleine juwelenbesetzte Anstecknadel.

»Der Stern von Kerak«, verkündete Kanus. »Es ist das erste Mal, daß er an einen anderen als einen todesmutigen Krieger auf dem Schlachtfeld verliehen wird. Aber wir haben schließlich ihre sogenannte zivilisierte Duellmaschine zu unserem eigenen Schlachtfeld gemacht, nicht wahr?«

Odal lächelte. »Jawohl, Sir, das haben wir. Ich danke Ihnen untertänigst, Sir. Das ist der größte Moment meines Lebens.«

»Bis jetzt, Major, bis jetzt. Es wird noch weitere Höhepunkte geben, noch größere Triumphe. Kommen Sie ins Haus. Wir haben viele Pläne zu besprechen… weitere Duelle… weitere Triumphe.«

Sie traten alle in Kanus’ großes, durchdacht eingerichtetes Arbeitszimmer. Der Führer ging durch den luxuriösen Raum und nahm hinter seinem erhöht angebrachten Schreibtisch Platz, während seine Untergebenen sich auf die Sessel und Sofas davor verteilten. Odal blieb in der Nähe der Tür stehen.

Kanus ließ seine Finger über die Tasten einer kleinen, in der Tischplatte versenkten Kontrollkonsole fliegen, und eine dreidimensionale Sternkarte erschien an der gegenüberliegenden Wand. In der Mitte leuchteten die elf Sonnen der Kerak-Welten. Zum Rand hin war der Acquataine Cluster zu sehen — reich, mächtig, die wirtschaftlich und politisch bedeutendste Nation in diesem Sektor der Galaxie. Noch weiter entfernt von Kerak erschien der äußerste Zipfel des Terranischen Commonwealth; um das ganze Commonwealth auf der Karte darzustellen, hätte man Acquatainia winzig und Kerak mikroskopisch klein machen müssen.

Kanus deutete auf die Karte und begann einen seiner obligatorischen Vorträge. Politische und militärische Ziele. Schon hatte er die Kerak-Welten durch seinen eisernen Willen geeint. Das Volk würde ihm folgen, wohin er es auch führte. Schon begannen die politischen Bündnisse, die nach dem letzten Krieg von den Acquatainiern abgeschlossen worden waren, zu zerbröckeln, jetzt, nachdem Dulaq ausgeschaltet war. Kerak rüstete auf. Ein politischer Handstreich hier, gegen die Szarno Confederation, um sie und ihre Rüstungsindustrie Kerak dienstbar zu machen. Dann eine diplomatische Allianz mit dem Etra Dominium, das zwischen dem Acquataine Cluster und dem Terranischen Commonwealth lag, um die Acquatainier zu isolieren. Dann schließlich der militärische Schlag gegen Acquatainia.

»Eine überraschende Offensive, schnelle, überfallartige Angriffe, und das acquatainische Regime wird zusammenbrechen wie ein Kartenhaus. Selbst wenn die Star Watch intervenieren sollte, würden wir als Sieger hervorgehen, bevor sie dem Acquataine Cluster zu Hilfe kommen kann. Und wenn wir die Rohstoffe und Hilfsquellen Acquatainias zu unserer Verfügung haben, können wir es mit jeder Macht in der Galaxie aufnehmen — sogar mit dem Terranischen Commonwealth!«

Die Männer im Zimmer nickten und lächelten.

Sie haben diesen Vortrag schon oft gehört, dachte Odal. Für ihn war es das erste Mal. Wenn man die Augen schloß oder nur die Sternkarte betrachtete, klang der Plan bizarr, weit hergeholt, nachgerade undurchführbar. Aber wenn man Kanus ansah und sich von diesen durchdringenden, fast hypnotischen Augen in Bann schlagen ließ, dann klangen die wildesten Visionen des Führers nicht nur erregend, sondern plausibel und fast wie selbstverständlich.

Odal lehnte sich mit der Schulter an die holzgetäfelte Wand und betrachtete die anderen Männer im Zimmer.

Da war der dicke Greber, Vizekanzler von Kerak, der krampfhaft versuchte wach zu bleiben, nachdem er beim Essen und danach zuviel Wein getrunken hatte. Und Modal, auf der Couch neben ihm, mit glänzenden und wachsamen Augen, dachte nur an den Geld- und Machtzuwachs für sich als Industrieminister, wenn das Rüstungsprogramm einmal auf vollen Touren lief.

Für sich auf einer anderen Couch saß Kor, der Stille, Chef der Geheimdienste und offiziell Odals Vorgesetzter. Der schweigsame Kor, dessen wenige Worte meist Terror auslösten bei denjenigen, denen sie galten. Kor verfügte über einen unerschöpflichen Vorrat an Grausamkeiten.

Marschall Lugal sah gelangweilt aus, solange Kanus über Politik sprach, aber sein Gesichtsausdruck änderte sich, als militärische Dinge zur Sprache kamen. Der Marshall lebte nur einem Zieclass="underline" die schmachvolle Niederlage seiner Streitkräfte in dem Krieg gegen Acquatainia wieder wettzumachen. Er war sich jedoch nicht im klaren darüber — wie Odal wußte —, daß Kanus ihn in die Wüste schicken und durch Jüngere ersetzen wollte, sobald er die Streitkräfte reorganisiert und wiederbewaffnet hatte. Jüngere Männer, deren Loyalität nicht dem Militär galt, nicht einmal den Kerak-Welten und ihren Völkern, sondern dem Führer persönlich.