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Sie setzte zu einer Antwort an. Dann füllten sich ihre Augen mit Tränen; schluchzend legte sie den Kopf an Hectors Schulter.

Er nahm sie in die Arme. »Ist ja gut, Geri, beruhige dich. Ich verstehe dich ja so gut. Es tut verdammt weh. Aber… du kannst einfach nicht verlangen, daß ich zu einem gemeinen Mörder werde… so wie er… ich meine, das kann ich einfach nicht…«

»Ich weiß«, schluchzte sie. »Ich weiß, Hector, ich weiß.«

Einen langen Moment standen sie eng umschlungen. Dann hob sie den Kopf und blickte ihn an. Hector küßte sie.

»Du hast mir gefehlt«, wisperte sie.

Hector grinste wie ein Zirkusclown. »Ich… also du hast mir auch sehr gefehlt, Geri.«

Sie lachten, und dann zog sie ein frisches Tuch hervor und tupfte an seiner Nase herum.

»Du, es tut mir leid um deine Blumen.«

»Halb so schlimm, das bringe ich schon wieder…« Sie verstummte und starrte zur Tür.

Als Hector den Kopf wandte, sah er einen blauschimmernden kistengroßen und kistenförmigen Roboter, der wichtigtuerisch auf den Klingelknopf drückte. Sein einzelnes Fotoauge schien bei Hectors Anblick aufzuleuchten.

»Sie sind Star-Watch-Lieutenant Hector H. Hector, der Pilot des Fahrzeugs, das dort draußen auf dem Blumenbeet verbotswidrig parkt?« erkundigte sich der Robot mit blecherner Stimme.

Hector nickte entgeistert.

»Sie werden folgender Vergehen und Übertretungen beschuldigt, Sir: Verletzung der Flugsicherheitsbestimmungen bezüglich der Benutzung von Luftkorridoren, Nichtannahme von Flugkontrollanrufen, nicht genehmigte Flugmanöver, Unterschreitung der Mindestflughöhe über Wohnbezirken, Landung auf einem nicht zur Landung freigegebenen Platz, widerrechtliches und gewaltsames Betreten eines Privatgrundstücks, Hausfriedensbruch unter Gewaltanwendung, Körperverletzung und Nötigung. Es wird Ihnen empfohlen, keine Erklärungen abzugeben oder Aussagen zu machen, bevor Sie nicht juristischen Beistand hinzugezogen haben. Sie sind aufgefordert, mit mir zu kommen, widrigenfalls Sie zusätzlich mit einer Anklage wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu rechnen haben. Vielen Dank.«

Der Watchman war völlig am Boden zerstört.

Geri unterdrückte nur mit Mühe ein Kichern. »Mach dir keine Sorgen, Hector. Ich kümmere mich um einen Anwalt. Wenn sie dich ins Gefängnis stecken, besuche ich dich natürlich. Das stelle ich mir schrecklich romantisch vor.«

Odal saß in der dunklen Duellmaschinen-Kabine und dachte angestrengt nach. Wenn er weiterhin Kors Versuchskaninchen blieb, bedeutete das schimpfliche Behandlung und qualvolle Psychoexperimente. Am Ende stand der Tod. Wenn er sich Romis anschloß, bedeutete das einen Attentatsversuch auf den Führer; ein Versuch, der — erfolgreich oder nicht — nur mit seinem eigenen Tod enden konnte. Und wenn er Romis’ Angebot ablehnte, führte das ebenfalls zu seinem Tod — und zwar auf der Stelle.

Für welche Möglichkeit er sich auch entschied, das Endergebnis blieb das gleiche. Gelassen und beinahe unbeteiligt wog Odal die Alternativen ab, fast so, als ginge es gar nicht um sein persönliches Geschick. Es war beinahe zum Lachen, daß sich die Ereignisse so überwältigend negativ gegen einen einzelnen Menschen verschwören konnten.

Romis’ Stimme in seinem Kopf klang drängend. »Ich kann diese Verbindung nicht mehr lange aufrechterhalten, ohne das Risiko einer Entdeckung einzugehen. Wie haben Sie sich entschieden?«

So lange wie möglich am Leben zu bleiben, dachte Odal. Er hoffte, daß dieser Gedanke nicht zu Odal durchgedrungen war, und sagte: »Ich mache mit.«

»Freiwillig, aus eigenem Antrieb?«

Das Bild des bewaffneten Sergeanten, der draußen auf ihn wartete, stand Odal vor Augen. »Freiwillig, aus eigenem Antrieb«, versicherte er.

»Ausgezeichnet. Bleiben Sie, wo Sie sind, benehmen Sie sich, als sei nichts geschehen. In ein paar Tagen, spätestens in einer Woche, haben wir Sie aus Kors Klauen befreit.«

Erst als er sicher sein konnte, daß die Verbindung getrennt war, daß Romis und der Mann an der Kontrollkonsole ihn nicht mehr hören konnten, erlaubte sich Odal den Gedanken: Wenn ich dem Führer Romis und all die anderen Verschwörer auf einem silbernen Tablett präsentiere, machen sie mich bestimmt wieder zum Helden von Kerak.

Hector grinste über das ganze Gesicht, als er in den großen Saal geschlendert kam, wo die Duellmaschine stand. Geri an seiner Seite lächelte ebenfalls.

»So, nachdem ihr endlich wieder vereint seid und alle Strafbefehle bezahlt sind«, sagte Leoh vergnügt, »hoffe ich sehr, daß du jetzt die entsprechende innere Ruhe zum Arbeiten hast.«

»Warten Sie nur ab«, versprach Hector.

Sie begannen behutsam. Zuerst teleportierte Hector nur von der einen Duellkabine in die andere. Er schaffte es ein gutes Dutzend Mal am ersten Tag. Leoh maß die Transitzeit und den jeweiligen Energieverbrauch. Der Sprung dauerte durchschnittlich vier Picosekunden. Und laut dem kleinen Tischrechner, den Leoh neben der Kontrollkonsole aufgestellt hatte, entsprach der Energieverbrauch ungefähr dem eines Raumschiffs, wenn es seine Masse entsprechend Hectors Gewicht über die gegebene Entfernung transportierte.

»Ist euch klar, was das bedeutet?« fragte Leoh die beiden.

Hector lehnte wieder an der Kontrollkonsole, während Geri sich einen Stuhl neben Leoh gestellt hatte. Hector schlug einen seiner gefürchteten Trommelwirbel auf der Konsole und überlegte einen Moment. »Na ja… es bedeutet, daß wir Objekte genauso wirtschaftlich transportieren können wie ein Raumschiff…«

»Nicht ganz richtig«, korrigierte Leoh. »Wir können Gegenstände oder Personen so wirtschaftlich transportieren, wie ein Raumschiff seine Nutzlast transportiert. Wir brauchen weder Rumpf noch Triebwerke zu bewegen. Unser Triebwerk — die Duellmaschine — bleibt auf dem Boden. Nur die reine Nutzlast wird bewegt.«

»Ist die Geschwindigkeit genauso groß wie bei einem Raumschiff?« fragte Geri.

»Offenbar größer, wenn ich mir die Testergebnisse hier anschaue«, erwiderte Leoh.

»Bewege ich mich im Subspace«, erkundigte sich Hector, »so wie ein Raumschiff? Oder was?«

»›Oder was‹, würde ich sagen«, meinte Leoh. »Aber das ist nur eine Vermutung. Wir haben keine Ahnung, wie das funktioniert, wie schnell du wirklich bist, wie weit du teleportieren kannst, oder welche Grenzen dieses Phänomen hat. Da liegt ein Berg von Arbeit vor uns.«

In den darauffolgenden Tagen bewegte Hector Objekte, während er in einer der Duellkabinen saß. Er hob Gewichte, ohne sie zu berühren, und transportierte dann sogar Geri von einer Kabine in die andere. Aber es klappte nur, wenn er in der Maschine saß.

»Sieht so aus, als hätten wir hier ein neues interstellares Transportmittel«, sagte Leoh am Ende der Woche, erschöpft, doch hochzufrieden. »Auf der Empfangsseite muß allerdings eine Duellmaschine oder so etwas Ähnliches stehen.«

Der Schmerz war unerträglich. Odal schrie lautlos, innerlich, als sich Dutzende von weißglühenden Lanzenspitzen in seinen Körper bohrten. Er wand sich krampfhaft, Arme und Beine zuckten unkontrolliert, Magen und Gedärme verknoteten sich, sein Pulsschlag erreichte eine bedrohliche Frequenz. Er konnte nicht sehen, konnte nicht hören, konnte nur Blut in seinem Mund schmecken.

Romis! Wo bleibt Romis? Warum kommt er nicht? Er hätte seinen Peinigern alles verraten, alles, was sie nur hören wollten, nur damit sie endlich aufhörten. Aber sie stellten ihm nicht einmal Fragen. Sie waren nicht interessiert an seinen Erinnerungen oder an seinen Geständnissen.

Springe!

Teleportiere in die andere Kabine!

Du bist ein ausgebildeter Telepath, du mußt auch latente Teleportationsfähigkeiten besitzen.