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Aber wie ist das mit Dulaq passiert? fragte er sich zum tausendsten Mal. An der Maschine konnte es nicht liegen; es mußte etwas in Odals Geist sein, das Dulaq überwältigt hatte.

Überwältigt? Ein verdammt laienhafter Ausdruck, schimpfte Leoh innerlich.

Bevor er seine private Debatte fortsetzen konnte, hörte er den Haupteingang des großen Hörsaals aufgleiten und wieder zuknallen, dann hallte Hectors schrilles und unmelodisches Pfeifen durch den hohen Raum.

Leoh seufzte und verschob sein innerliches Streitgespräch. Im Beisein von Hector logisch zu denken, war ein hoffnungsloses Unterfangen.

»Sind Sie da, Professor?« erklang die Stimme des Star Watchmans.

»Hier drinnen.«

Hector kam durch die Tür geschossen und verstaute seine langen Glieder auf der Couch. »Wie läuft’s, Professor?«

Leoh zuckte die Achseln. »Leider nicht besonders gut. Ich kann keinen Fehler an der Duellmaschine finden. Ich kann sie nicht einmal dazu bringen, fehlerhaft zu arbeiten.«

»Na, das ist doch prima, oder?« trällerte Hector vergnügt.

»In gewisser Weise schon«, räumte Leoh ein, leicht verärgert über Hectors grenzenlosen und unbegründeten Optimismus. »Aber, verstehen Sie, das bedeutet, daß Kanus’ Leute Sachen mit der Maschine anstellen können, die ich nicht fertigbringe.«

Hector ließ sich das Problem durch den Kopf gehen. »Hmm… ja, das stimmt auch wieder.«

»Haben Sie das Mädchen sicher zu ihrem Schiff zurückgebracht?« fragte Leoh.

»Yessir«, bestätigte Hector und nickte nachdrücklich. »Sie ist schon auf dem Rückweg zu ihrem Infoschalter in der Raumstation. Sie bedankt sich herzlich bei Ihnen und läßt Ihnen ausrichten, daß sie den Besuch sehr genossen habe.«

»Fein. Nett von Ihnen, daß Sie das Mädchen auf dem Campus herumgeführt haben. Dadurch ist sie mir wenigstens nicht in die Quere gekommen.«

Hector grinste. »Ach, es hat mir Spaß gemacht, ihr alles zu zeigen… na ja, und außerdem bin ich Ihnen dadurch nicht in die Quere gekommen, richtig?«

Leohs Brauen schossen in die Höhe.

Lachend sagte Hector: »Professor, ich bin vielleicht etwas tolpatschig, und ein Wissenschaftler bin ich ganz bestimmt nicht… aber für völlig hirnlos dürfen Sie mich nicht halten.«

»Tut mir leid, wenn ich diesen Eindruck gemacht habe.«

»Nein, nein… Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. So habe ich es nicht gemeint… das heißt, na ja, ich weiß, daß ich Ihnen im Weg bin… « Er wollte gehen.

Leoh winkte ihn auf die Couch zurück. »Nur mit der Ruhe, mein Junge. Wissen Sie, ich habe hier den ganzen Nachmittag gesessen und überlegt, was ich jetzt tun soll. Irgendwie bin ich in diesem Moment zu einem Entschluß gekommen.«

»Ja?«

»Ich werde den Acquataine Cluster verlassen und nach Carinae zurückkehren.«

»Was? Das können Sie doch nicht tun! Ich meine…«

»Warum nicht? Hier erreiche ich nichts. Egal was hinter Kanus’ oder Odals Aktionen steckt, es ist im Grunde genommen ein politisches Problem, kein wissenschaftliches. Das Bedienungspersonal der Maschine wird Odal früher oder später auf die Schliche kommen.«

»Aber, Sir, wenn Sie schon die Antwort nicht finden können, wie sollen die es dann schaffen?«

»Offengestanden, ich weiß es nicht. Aber, wie gesagt, es ist eher ein politisches als ein technisches Problem. Ich bin müde und frustriert und spüre meine Jahre. Ich möchte nach Carinae zurückkehren und die nächsten paar Monate herrliche abstrakte Probleme wälzen, wie zum Beispiel die technischen Möglichkeiten verzögerungsfreien Transports. Sollen sich Massan und die Star Watch mit Kanus herumärgern.«

»Oh! Deswegen bin ich eigentlich zu Ihnen gekommen. Massan wurde von Odal zum Duell gefordert.«

»Was?«

»Heute nachmittag. Odal ging zur Zentralen Verwaltung, begann mitten in der Haupthalle einen Streit mit Massan und forderte ihn heraus.«

»Massan hat angenommen?« fragte Leoh.

Hector nickte.

Leoh beugte sich vor und griff nach dem Tri-Di-Communicator. Es dauerte ein paar Minuten, und zahlreiche Sekretärinnen, Sekretäre und Assistenten waren zu überwinden, aber schließlich erschien Massans dunkles, bärtiges Gesicht auf dem Bildschirm über dem Schreibtisch.

»Sie haben Odals Herausforderung angenommen?« erkundigte sich Leoh, ohne lange Vorrede.

»Wir treffen nächste Woche zusammen«, erwiderte Massan ernst.

»Sie hätten ablehnen sollen.«

»Unter welchem Vorwand?«

»Kein Vorwand. Eine entschiedene Ablehnung, gegründet auf die Gewißheit, daß Odal oder sonst jemand aus Kerak die Duellmaschine manipuliert.«

Betrübt schüttelte Massan den Kopf. »Verehrter Professor, Sie begreifen die politische Lage nicht ganz. Die Regierung von Acquatainia steht dichter vor dem Kollaps, als ich es öffentlich zuzugeben wage. Die Koalition von Sternennationen, die Dulaq gezimmert hatte, um Kerak zu neutralisieren, ist völlig auseinandergebrochen. Kerak rüstet bereits auf. Heute morgen hat Kanus erklärt, daß er Szarno mit seiner enormen Rüstungsindustrie annektieren wolle. Heute nachmittag fordert mich Odal… «

»Ich verstehe, glaube ich…«

»Natürlich. Die acquatainische Regierung ist jetzt gelähmt, bis der Ausgang des Duells bekannt ist. In der Szarno-Krise können wir nicht wirkungsvoll intervenieren, solange wir nicht wissen, wer nächste Woche die Regierung führt. Und ganz offen gesagt, mehr als nur ein paar Kabinettsangehörige sympathisieren jetzt offen mit Kanus und argumentieren, wir sollten freundschaftliche Beziehungen zu ihm herstellen, bevor es zu spät dazu sei.«

»Um so mehr Grund haben Sie, das Duell zu verweigern«, beharrte Leoh.

»Und mich in meinem eigenen Kabinett der Feigheit bezichtigen lassen?« Massan schüttelte den Kopf. »In der Politik, mein lieber Professor, bedeutet das Image eines Mannes sehr viel — gelegentlich mehr als das, was dahintersteckt. Als ein Feigling könnte ich mich nicht sehr lange im Amt halten. Aber als Sieger in einem Duell gegen den unüberwindlichen Odal… oder selbst als Märtyrer… erreiche ich vielleicht etwas Positives.«

Leoh schwieg.

»Ich habe mir eine Woche Zeit ausbedungen«, fuhr Massan fort, »länger wagte ich das Duell nicht hinauszuzögern. Ich hoffe, daß Sie in dieser Frist Odals Geheimnis entdecken. So wie es aussieht, kann die politische Situation jeden Moment explodieren.«

»Ich nehme die Maschine auseinander und setze sie wieder zusammen, Molekül für Molekül«, versprach Leoh.

Als Massans Bild auf dem Schirm verblaßte, wandte sich Leoh zu Hector um. »Es bleibt uns eine Woche, sein Leben zu retten.«

»Und, äh, vielleicht einen Krieg zu verhindern.«

»Ja.« Leoh lehnte sich zurück und starrte ins Leere.

Hector scharrte mit den Füßen, kratzte sich die Nase, pfiff eine schrille Melodie und platzte schließlich heraus: »Wie können Sie die Duellmaschine auseinandernehmen?« wiederholte Hector. »Ich meine… na ja, es ist doch ein Riesenjob für eine Woche.«

»Allerdings. Aber, mein Junge, vielleicht schaffen wir es —wir beide zusammen.«

Hector kratzte sich am Schädel. »Tja, wissen Sie, Sir… ich bin nicht besonders… also meine Noten in Praktischer Mechanik auf der Akademie…«

Leoh lächelte ihm zu. »Sie brauchen keine handwerklichen Fähigkeiten, mein Junge. Sie wurden doch für den Kampf ausgebildet, stimmt’s? Wir können diesen Job im Kopf erledigen.«