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»Radar abschalten«, rief Charity. »Beeilen Sie sich.«

»Ausgeführt«, meldete der Taktikcomputer, ungewöhnlich wortkarg, noch ehe Dubois’ Finger die Konsole erreicht hatte. Der Alarm wurde gleichzeitig abgeschaltet.

Auf dem Bildschirm schloß sich der dritte Gleiter der Gruppe an. Das Übertragungsfeld im Transmitterring wogte plötzlich und zeigte sich in schillernden grünen Farben. Die Silhouette eines vierten Gleiters war zu erkennen. Laserschüsse trafen die nackte Felswand und bohrten sich in die kraterbedeckte Ebene, erzeugten gewaltige Staubfontänen. Charity konnte nicht erkennen, worauf der Moroni-Pilot eigentlich feuerte. Im nächsten Moment gab es innerhalb des Transmitterrings eine heftige Explosion, und ein paar Wrackteile regneten in Zeitlupe auf die Mondoberfläche herab. Das Transmitterfeld erlosch, und als die Staubwolken sich senkten, sah man den intakten Ring, der sich unverrückbar an seinem alten Platz erhob.

»Die Botschaft wurde in der dritten Wiederholung unterbrochen«, meldete der Würfel.

»Kein Zufall«, sagte Charity mürrisch. »Was ist mit den Gleitern?«

»Sie halten Position.« Der Würfel schwieg einen Moment. »Ich empfange gestreute Richtfunksignale. Anscheinend beraten sie sich.«

»Irgend etwas stimmt da nicht«, sagte Charity. Sie beugte sich zu einem der Pulte, das eine Standleitung zu den Docks am magnetischen Katapult hatte. »Skudder, Harris, zurück in die Zentrale. Beeilt euch.«

»Gib uns zwei Minuten«, kam Skudders knappe Antwort. Flüchtig kam ihr zu Bewußtsein, wie gut sie inzwischen aufeinander eingespielt waren. Es gab keine überflüssigen Fragen, keine Diskussionen, sie erkannten sofort den dringenden Tonfall in der Stimme des jeweils anderen.

»Haben die übrigen Gleiter auf irgend etwas geschossen?« fragte sie.

Dubois schüttelte den Kopf. »Es war nichts zu sehen. Ich habe nicht mal erkennen können, worauf überhaupt gezielt worden ist.«

»Vermutlich lag das Ziel auf der anderen Seite des Transmitters«, sagte Charity langsam. »Und dann ist die Übertragung schiefgelaufen.«

»Sie meinen, diese Moroni sind geflohen, während jemand ihren Transmitter in Fetzen geschossen hat?« erkundigte sich Dubois.

»Niemand schießt einen Transmitter in Fetzen«, sagte Charity und dachte an den ersten Sternentransmitter in dem Wrack, mit dem vor sechzig Jahren alles angefangen hatte. »Und diese ersten drei Piloten hatten es einfach nicht eilig genug. Nein, was immer passiert ist, es hat sie so überrascht wie uns.«

»Der Transmitter ist jedenfalls hin«, meinte Dubois und konzentrierte sich auf die Zeitlupen-Wiederholung der Kameraaufzeichnung. Charity sah ihr über die Schulter und verfolgte, wie der vierte Gleiter durchsichtig wurde und sich zu verformen begann.

»Vielleicht nicht«, sagte sie. »Ich habe so etwas schon einmal gesehen.«

Dubois warf ihr einen abwartenden Blick zu.

»Als wir von der Orbitstadt in die Schwarze Festung gesprungen sind, nach der Explosion der Black-Hole-Bombe«, erklärte Charity langsam. »Unser Gleiter wurde genauso auseinandergenommen wie dieser hier.«

»Das Netz ist vielleicht noch immer erschüttert von der Explosion«, mischte sich der Würfel in die Diskussion ein.

»Was du und ich über Transmitter wissen, könnte man in Großbuchstaben auf einen Fingernagel lackieren«, betonte Charity grimmig.

»Vielleicht ein Zehennagel?« witzelte der Computer.

Sie unterdrückte mühsam eine unflätige Antwort. »Was ist mit den drei Gleitern?«

»Sie haben sich in Bewegung gesetzt, in Richtung auf die Absturzstelle der HOME RUN.«

»Moroni«, sagte sie mißmutig. »Vermutlich war das ihr ursprünglicher Auftrag, und weil sie nicht wissen, was sie tun sollen, machen sie einfach, was man ihnen befohlen hat.«

Eine Explosion ließ den Boden vibrieren. Der Einschlagsort schien weit entfernt zu sein, aber dafür hatte es sich um ein großes Kaliber gehandelt. Der Bildschirm zeigte die drei silbernen Scheiben, die sich gleichmäßig an einer großen Pilzwolke vorbeibewegten.

»Was war das?« fragte Charity ohne Überraschung.

Dubois hob den Kopf. »Die automatische Radarstation, die unsere Freunde angepeilt hatte.«

»Ameisengründlichkeit«, kommentierte Charity. Aus den Augenwinkeln sah sie, daß Skudder und Harris die Zentrale betraten, und nickte ihnen zu. »Halten sie Kurs?«

»Noch immer in Richtung HOME RUN«, meldete der Würfel. »Verlieren Höhe.«

»Dann haben wir erst mal Ruhe vor ihnen.« Charity sah zu den beiden Männern hinüber, die vom raschen Lauf noch außer Atem waren. »370/98, gib mir bitte eine Verbindung zu Kias. Und beeil dich ein wenig.«

Dubois hatte inzwischen auf ihrem Bildschirm nebeneinander zwei unterschiedlich lange Texte stehen, wobei der längere zahlreiche Lücken aufwies. »Das ist dieselbe Botschaft«, sagte sie.

»Irrtum ausgeschlossen?« fragte Charity.

»Dieselben Worte an denselben Stellen.« Skudder und Harris sahen auf den Bildschirm vor Dubois. »Vom Transmitter?« fragte Harris ungläubig. »Was ist da passiert?«

»Jemand, der sehr daran interessiert ist, hat uns eine Botschaft zukommen lassen«, meinte Charity. »Und es sieht so aus, als wenn unsere chitingepanzerten Freunde versucht hätten, ihn daran zu hindern, und sich dabei selbst in die Luft gejagt haben.«

»Diese Botschaft wurde nur dreimal wiederholt, wobei die letzte Wiederholung unvollständig ist«, bemerkte 370/98 pedantisch.

»Stimmt«, sagte Dubois. »Die Botschaft vom Pol wurde über mehr als zwanzig Minuten wiederholt, fast zwei Dutzend Mal.«

Charity zuckte die Achseln. »Wenn diese Idioten wissen, daß wir hier sind, warum teilen sie uns dann nicht etwas mit, das wir noch nicht ... Scheiße. Shait.«

Skudder nickte grimmig. »Diesmal haben wir den vollständigen Text. Es ist dort unten, und es hat einen Sternentransmitter.«

Charity starrte Dubois und Harris durchdringend an. »Das haben die Jared gewußt. Diese räudigen, stinkenden, dreckfressenden Misthaufen von eierlegenden Schmeißfliegenspottgeburten ...«

»Captain Laird?« erkundigte sich eine höfliche Stimme hinter ihr, von der Decke her. Sie beherrschte sich und drehte sich zu dem Bildschirm herum. Eine Ameise betrachtete sie. Kias, erkannte sie. Perfektes Timing.

»Ich will mit Stone sprechen.«

»Gouverneur Stone ist leider nicht zu sprechen.«

»Hör zu, mir ist es egal, ob er in Ungnade gefallen ist, oder ob ihr ihn irgendwo verlegt habt, ich will ihn sprechen. Jetzt!«

»Die Einheit Stone steht nicht zur Verfügung.«

Das brachte Charity zum Schweigen. Etwas ließ sie sehr, sehr vorsichtig werden.

»Ist er tot?« fragte sie nach einer Weile bedächtig.

»Ich kann Ihnen alles sagen, was er Ihnen sagen könnte«, antwortete Kias ausweichend.

Diesmal hatte sie begriffen. »Du meinst das wörtlich«, sagte sie.

Kias verzichtete auf einen Kommentar. Sie mußte drei Sekunden warten, um das herauszubekommen. Es trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei.

Sie griff über die Konsole und nahm ihr Gewehr hoch, entsicherte es in derselben Bewegung und richtete es auf Dubois und Harris.

»Bleiben Sie genau da sitzen«, sagte sie kurz angebunden, »und riskieren Sie nicht einmal einen bedrohlichen Blick.« Sie streifte Skudder mit einem Blick. »Tu mir den Gefallen und leg ein wenig Abstand dazwischen, ja.«

Skudder gehorchte wortlos, aber sein Gesichtsausdruck verriet, daß er nicht gerade einverstanden war mit ihrem Vorgehen.

»Kias, ich weiß nicht, für wie dämlich ihr mich haltet, aber ich habe eine ganze Kiste voller Fragen, die ich euch schon seit einiger Zeit stellen will, UND MEINE GEDULD IST ZU ENDE!« Sie hatte nicht gewußt, daß sie so gut bei Stimme war. Harris machte ein Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen. Nach anderthalb Sekunden zuckte sogar Kias zusammen.