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»Keine Ahnung«, sagte sie. »Ich werde diese Henne auf Grund setzen, und wir werden gemeinsam über unserer dunklen Zukunft brüten.«

»Und wenn uns dasselbe passiert wie dem vierten Gleiter?« mischte sich Harris ein.

»Keine Ahnung«, wiederholte Charity und biß sich auf die Zunge, als eines der Triebwerke ausfiel und die KEEP COOL einen Satz nach vorn machte. »Kommt schon, ich bin fast so dumm wie ihr. Laßt mich in Ruhe diesen Badeschwamm fliegen, okay?« Der Bildschirm zeigte die leergeräumte Grube II in voller Breite, und sie konnte den Transmitterring sehen. »Außerdem ist die Tür offen.«

Dubois beugte sich vor und schaltete das Radar ein. Der Bildschirm zeigte die Felswand und unter dem Überhang ein Loch, dort, wo das Übertragungsfeld des Transmitters die Radarwellen einfach verschluckte.

»Entweder haben sie die Anlage repariert«, sagte Dubois, »oder sie öffnen das Tor nur zu bestimmten Zeiten ...«

Es war nicht schwer, ihre Gedanken zu erraten. Sie hatten keine Funksignale empfangen, die die Moroni-Gleiter zurückriefen.

»Der letzte Gleiter wird bald hier sein«, sprach Dubois ihre Befürchtungen aus.

»Wohl kaum«, preßte Charity zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus, als das Lastschiff wieder zur Seite ausbrach. Auf den Bildschirmen war eine gewaltige Explosion hinter den Hügeln zu sehen, dort, wo sich vor wenigen Minuten noch die MacDonalds-Basis befunden hatte. »Diesmal gewinnen wir das Rennen.«

Die anderen verzichteten auf einen Kommentar. Das Lastschiff zog so tief über den Boden, daß die Unterseite die Abraumhalden zu berühren schien. Mondstaub und kleinere Felsen wirbelten zu einer langgezogenen Schleppe empor, während der Transmitterring immer näher kam. Schwitzend und fluchend bemühte sich Charity, die unförmige Kapsel unter Kontrolle zu behalten. Der Ring war groß genug, um das Lastschiff durchzulassen, aber es blieb nicht viel Platz, und bei einer Kollision mit dem Ring oder der dahinterliegenden Felswand würde von ihnen nicht genug übrigbleiben, um ein Butterbrot zu belegen.

»BANNNZZAAAIIII«, brüllte sie, als der Ring ihnen entgegensprang. Im nächsten Moment hatte die graue Dunkelheit sie verschlungen.

6

Der Luftschacht endete, wie Luftschächte zu enden pflegten, vor einem gewaltigen, sich einladend langsam drehenden Ventilator. Hartmann blieb stehen und rang nach Atem. In einer etwas höheren Schwerkraft hätte er sich auf die Knie fallen lassen, aber bei weniger als einem Zehntel Schwerkraft dauerte der Fall selbst viel zu lange. Er sah sich um und packte eines der an der Decke verlaufenden Kabelrohre. Die Moroni-Krieger konnten nicht weit hinter ihm sein, irgendwo in der Dunkelheit des schmalen Schachtes, der ebenso zur Inspektion wie für die Abluft zu dienen schien. Das Rohr löste sich leicht aus den spröde gewordenen Verankerungen. Es waren keine Kabel darin verlegt worden. Der größte Teil dieser Anlage war niemals wirklich benötigt worden, bis die Moroni sie in Besitz genommen hatten.

Wütend rammte er das Rohr vor eines der gewaltigen Schaufelblätter. Der Ventilator kam knirschend zum Stillstand, und Sekunden später unterbrach irgendeine zuvorkommende Sicherung die Stromzufuhr zu dem durchbrennenden Motor. Bei dieser Schwerkraft waren Motoren nur für niedrige Leistung ausgelegt, und wenn die Ventilatorschaufeln nicht rasiermesserscharf gewesen wären, hätte er sie wohl auch mit der Hand aufhalten können.

Er bückte sich und zwängte sich zwischen zwei Schaufeln hindurch, wobei er sich die Handflächen verletzte. Das Funkgerät schlug gegen seine Knie. Er kümmerte sich nicht darum, sondern blickte sich hastig in der Sammelkammer um. Ein Dutzend kleinerer Luftschächte führten von verschiedenen Ebenen in diese Kammer. Irgendwo hinter sich hörte er, wie Metall gegen Fels schlug. Hastig warf er sich in einen der abwärts führenden Schächte. Bei dreißig Grad Neigung vermochte auch eine geringe Schwerkraft nach einer Weile beachtliche Beschleunigung zu erzielen. Er rutschte kopfüber den Schacht hinunter, wobei das glatte Plastikmaterial die Überreste seiner Uniform aufheizte und in Stücke riß. Sein Sturz schien kein Ende nehmen zu wollen. Erschrocken schrie er auf, als er mit dem Kopf zuerst gegen einen Luftfilter prallte. Das feinmaschige Gitter war glücklicherweise nicht besonders gut befestigt worden, und er platzte wie ein Geschoß in den dunklen Raum hinein.

Nach einigen Sekunden Besinnungslosigkeit kam er abrupt wieder zu sich. Vorsichtig richtete er sich auf und tastete nach seiner rechten Schulter. Es sah so aus, als hätte er die Moroni vorerst abgehängt. Es würde den Ameisen schwerfallen, sich in diesen Schacht zu zwängen. Trotzdem legte er das ramponierte Funkgerät ab und verbrachte ein paar Minuten damit, einen leeren Schrank vor die Öffnung des Luftschachtes zu schieben und ihn mit herumliegendem Gerumpel zu füllen. Falls ihm jemand nachkommen sollte, würde er sich an der Rückwand des Schranks den Schädel einschlagen.

Hartmann rechnete nicht mehr damit, daß Kyle ihm nachkommen würde. Nicht einmal ein Megakrieger konnte eine solche Explosion überstanden haben, und die Moroni hatten sich vermutlich bereits seiner Reste angenommen. Soweit es ihn betraf, war der Krieg vorbei, und er gehörte zu den Verlierern. Nur die Erinnerung an Net und das Versprechen, das er ihr gegeben hatte, hielt ihn noch auf den Beinen.

Er war in eine weitere Lagerhalle geraten, in der man anscheinend Maschinenteile abgeladen hatte. Es dauerte eine Viertelstunde, bis er die Tür aufgebrochen hatte und in einen niedrigen, kaum beleuchteten Gang hinausgelangte. Das Funkgerät hatte einige Beulen bekommen, aber die Kontrollanzeigen leuchteten noch immer grün. Er ließ es auf Empfang geschaltet und auf maximaler Lautstärke. Er konnte nur hoffen, daß das von Kyle programmierte Frequenzband noch eingestellt war. Seine Chancen, Net zu empfangen, waren andernfalls praktisch gleich Null.

Soweit er seine panische Flucht vor den Moroni noch rekonstruieren konnte, mußte er deutlich unterhalb der Transmitterhalle angekommen sein, noch unter der Halle, in der Net sich versteckt hatte, und ein ganzes Stück in Richtung auf den Transmitter, durch den Kyle, Net und er hierhergekommen waren. Er entschied sich dafür, dem Gang in dieser Richtung zu folgen. Nach einer halben Stunde erreichte er einen größeren Tunnel, der auf die nächste Ebene hinaufführte. Es gelang ihm, eines der geparkten Elektrofahrzeuge in Betrieb zu nehmen. Am anderen Ende des Tunnels wurden die nüchternen grauen Wände plötzlich von schwarz schillernden Moroni-Materialien ersetzt, und der Tunnel weitete sich zu einer riesigen Halle, deren Decke mindestens einen Kilometer hoch sein mußte.

Hartmann stoppte den Wagen hinter einer bizarr geformten Säule aus Basaltfelsen, die bis zur Decke hinaufreichte und mindestens zwanzig Meter Durchmesser hatte. Ein seltsames rotes Licht schien von überallher aus dem Fels zu dringen, und die Luft war warm und roch nach Schwefel und glühendem Eisen. Er hatte dieses Licht schon einmal gesehen. »Willkommen in der Hölle«, sagte er bitter. »Hatten Sie eine interessante Reise?«

Vermutlich spannte sich irgendwo über ihm in einem Loch in der Decke das Drahtseil, an dem Net und er sich die Hände aufgerissen hatten, und irgendwo über ihnen mußte auch der lavagefüllte Schacht sein. Er dachte an den Shait und wünschte sich eine Waffe. Vorsichtig umrundete er die Säule. Er befand sich auf einer Art Galerie, etwa hundert Meter breit und aus mehreren Metern Fels gemacht, die die gesamte Halle umspannte. Die Halle selbst schien wie eine Blase geformt zu sein, mit fast fünf Kilometern Durchmesser. Der Boden war bedeckt mit einer rotglühenden, brodelnden Masse. Hin und wieder löste sich eine Felsplatte aus der Wand oder der Galerie und stürzte in die Masse aus geschmolzenem Gestein, und gelbes Feuer verschlang sie, bis der Fels sich in roter Glut aufgelöst hatte und vollständig geschmolzen war.

Drähte spannten sich in alle Richtungen durch die Blase, und in unregelmäßigen Abständen waren Plattformen und Maschinen zwischen den Drahtgeflechten aufgehängt. Die Hitze stieg ihm in den Kopf und bedeckte seine Haut mit riesigen Schweißtropfen.