Выбрать главу

Diesmal sahen sich Charity und ihre Begleiter ungläubig an.

»Kurz bevor ich von Kyle getrennt wurde«, fügte Hartmann hinzu. »In der Halle, als die Moroni ein paar Gleiter durch den Sternentransmitter geschickt haben. Nach kaum zwei Minuten hatten sie uns entdeckt. Sie haben fast die gesamte Halle in Schutt und Asche gelegt, um uns zu erwischen.«

Charity nickte langsam. »Diese Botschaft hat uns hierhergebracht«, sagte sie. »Der Transmitter hat sie an die Oberfläche übertragen, und wir sind ihr gefolgt.«

»Wir sind aber nicht in der Halle mit dem Sternentransmitter herausgekommen«, warf Skudder nachdenklich ein.

Hartmann verzog das Gesicht. »Ich bezweifle, daß die Moroni den Sternentransmitter so schnell wieder in Betrieb nehmen«, sagte er. »Es sah so aus, als wäre ihnen die Sache außer Kontrolle geraten, als der Pilot eines Gleiters auf die Idee kam, sich an dem Feuerwerk zu beteiligen.«

Charity ging neben Hartmann in die Hocke und musterte ihn aufmerksam. »Wir haben vor acht Wochen Bruchstücke einer Botschaft desselben Wortlauts empfangen«, sagte sie.

»Vor acht Wochen«, sagte Net fassungslos.

»Die Sendung war insgesamt fast zwanzig Minuten lang, aber der größte Teil ging bei der Übertragung verloren«, verdeutlichte Charity. »Soweit die Jared es rekonstruieren konnten, handelt es sich um ein paar knappe Sätze, die mehrfach wiederholt wurden.«

»Wir haben keine zwanzig Minuten gesendet«, sagte Hartmann verwirrt. »Irgendwas paßt hier überhaupt nicht zusammen.«

Charity beobachtete ihn aufmerksam. »Wie lange seid ihr schon hier?« fragte sie unvermittelt.

»Zwei Tage«, sagte Hartmann ungeduldig.

Net faßte seine Hand und drückte sie beruhigend. »Zwei Tage«, bestätigte sie und sah Charity wachsam ins Gesicht. »Hat jemand irgendwelche Einwände?«

Charity stieß einen langgezogenen Pfiff hervor. »Die Schwarze Festung ist vor drei Monaten gefallen«, sagte sie leise.

Wortlos sahen sie von einem zum anderen.

»Wir scheinen irgendwo ein paar Wochen verloren zu haben«, sagte Hartmann schließlich.

Skudder schüttelte verständnislos den Kopf. »Seit wann dauert ein Transmittersprung drei Monate?«

»Ich glaube nicht, daß wir es hier mit einer Panne zu tun haben«, antwortete Charity. »Dazu paßt einfach alles zu gut zusammen. Hier hat jemand an verschiedenen Fäden gezogen, jemand, der Transmitterdurchgänge beeinflussen kann.«

»In der Zeit?« fragte Skudder ungläubig.

Charity nickte. »Nun, wenn man euch durch die Zeit geschickt hat, dann immerhin in die richtige Richtung.«

»Was ist mit dem Funksignal«, warf Net ein. »Ich meine, mit dieser ersten Botschaft?«

Charity antwortete mit einem stummen Achselzucken.

»Sie meinen, etwas ... jemand hat sie in die Vergangenheit geschickt?« vergewisserte sich Harris. »Drei Monate weit?«

»Wenn es so war, dann wurde es mehrmals getan«, antwortete sie schlicht. »Über zwanzig Minuten hinweg.« Sie ignorierte Harris’ ungläubigen Blick. Net schüttelte stumm den Kopf und wandte sich wieder Hartmanns Verletzungen zu.

»Ich kann diese Transmitter nicht ausstehen«, sagte Skudder nach einiger Zeit. »Nicht genug damit, daß diese verdammten Ameisen uns umbringen wollen, jetzt stellen sie auch noch jede Ordnung auf den Kopf.«

Charity nickte wieder. »Gurk meinte, genau das wäre das Problem.«

»Was ist aus ihm geworden«, erkundigte sich Hartmann.

»Er ist tot«, antwortete Charity. »Zumindest nehmen wir das an.«

»Wie ist das passiert?«

»Sagen wir, er ist in ein großes Loch gefallen«, sagte sie. »Da haben wir auch die erste Botschaft her bekommen.« Sie versuchte, die Vorfälle nach der Explosion der Black-Hole-Bombe in ein paar Sätzen zusammenzufassen. »Das Netz hat die Energie absorbiert«, schloß sie ihre Erklärungen, »aber der größte Teil davon wird zurückschwappen, und wenn dann das Loch noch offen ist, wird der Rückschlag die Erde zerreißen.«

»Das sind ja schöne Aussichten.« Hartmann verzog das Gesicht, als Net einen weiteren Verband um seinen Oberarm schlang. »Und jetzt?«

»Wir müssen den Shait finden und vernichten«, sagte Charity. »Und danach ...« Sie hob hilflos die Hände.

Harris sah sich ratlos in der Verteilerkammer um. »Und wo sollen wir ihn suchen?«

»Diese ganze Anlage wurde nur zu dem einen Zweck geschaffen, ihm die Flucht ins Netz zu ermöglichen«, erklärte Charity grimmig. »Und dieser Fluchtweg führt durch den Sternentransmitter.«

»Falls in dieser Halle überhaupt noch etwas steht«, sagte Skudder und streifte Hartmanns Verletzungen mit einem bedeutungsvollen Blick.

Charity schüttelte den Kopf. »Wir müssen in diese Halle«, beschloß sie.

Hartmann verdrehte die Augen. »Nicht schon wieder.«

Tatsächlich war es nicht notwendig, Hartmann zu stützen. Die schmerzstillenden Medikamente betäubten nicht nur seine Schmerzen, sondern verlangsamten auch seine Reflexe, aber er konnte aus eigener Kraft gehen. Sie ließen ihn und Net am Ende der kleinen Kolonne gehen. Harris und Skudder waren noch einmal zum Bagger zurückgekehrt und hatten die Bombe und den Computer geholt. Sie versuchten mit Hilfe von Nets Erkundungsgängen und dem Überblick aus dem Baggercockpit einen direkten Weg in die Transmitterhalle zu finden, anstatt die Treppe zu benutzen, die Net entdeckt hatte. Auf der nächsttieferen Ebene gelangten sie auf eine breite Rampe, auf der ein halbes Dutzend der mächtigen Transportbänder von den geschlossenen Toren der Zufahrtsrampe hinab in die Tiefe führten. Die Bandanlagen standen still, aber noch immer lag vorverarbeitetes Erzgestein darauf.

»Die Transportbänder führen bis zum Sternentransmitter«, vermutete Harris, der zusammen mit Skudder die Bombe trug, während Dubois sich den Würfel auf den Rücken geschnallt hatte.

»Oder bis zum Reaktor, den Hartmann gefunden hat«, versetzte Charity nachdenklich und ließ den Lichtkegel ihres Scheinwerfers an den Transportbändern entlangwandern. »Vielleicht haben wir beide recht«, fügte sie hinzu. »Da vorne ist eine Verzweigung.«

Sie gingen weiter. Vier der Transportbänder bogen in einen steil nach unten abknickenden Seitenstollen ab, in dem sich eine warme, rote Helligkeit zeigte, die anderen beiden Bänder folgten weiter der Rampe, deren Neigung sich immer mehr verringerte.

»Die Rampe führt zur Halle«, entschied Skudder und wollte weitergehen.

Charity hielt ihn am Arm fest. »Warte«, sagte sie und löste das Gewehr von ihrer Schulter. »Da vorne ist irgend etwas.«

Sie gingen vorsichtig weiter. Im sich überkreuzenden Licht ihrer Scheinwerfer schimmerte der schwarze Körper eines Moroni-Kriegers, der reglos zwischen den Transportbändern lag. Die Facettenaugen reflektierten das Licht wie vielfach gebrochene Spiegel.

»Tot?« flüsterte Skudder, das Gewehr auf die Ameise gerichtet.

Charity schüttelte den Kopf. »Er atmet noch.« Die Membranen seitlich am oberen Thorax bewegten sich schwach, aber gleichmäßig.

»Katatonisch«, sagte Harris erstaunt. »Dahinten ist noch einer.«

Hastig sahen sie sich nach allen Seiten um. Mindestens zwanzig Moroni lagen zusammengekauert zwischen den Transportbändern, und keiner von ihnen zeigte irgendeine Reaktion.

Vorsichtig lief Charity auf den nächsten Krieger zu und ging vor der Kreatur in die Hocke. Sie nahm ein Werkzeug aus dem Gürtel und klappte eine langgezogene Klinge heraus, dann berührte sie vorsichtig eine der vier kräftigen Klauenhände.

Die Zangen schlossen sich und zerbrachen dabei die gehärtete Messerklinge. Sie wich hastig zurück und wäre dabei fast gestolpert, aber der Moroni gab keine weiteren Lebenszeichen von sich.

»Weiter«, sagte sie heiser. »Beeilen wir uns.«

Sie gingen an dem dunklen Stollen vorbei. Skudder blieb stehen und blickte in die Tiefe hinunter. Etwa vierzig Meter entfernt und vielleicht eine Ebene unter ihnen brodelte heiße Lava, und ein stickiger Lufthauch schlug ihnen entgegen.