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ÖFFNEN SIE DEN STERNENTRANSMITTER, BEVOR DIE SCHOCKWELLE EINTRIFFT.

»Wie?«

WIE HABEN SIE ES DENN BEIM LETZTEN MAL GEMACHT?

»Das ist wieder typisch«, sagte Skudder. »Eine Bombe als Lösung für alle Probleme. Großartig. Warum fällt eigentlich nie jemandem etwas anderes ein?«

»Also, für mich ist das okay«, sagte Harris, und klopfte mit den Hacken gegen den Bombencontainer.

Skudder machte ein verächtliches Geräusch.

»Sehen Sie es mal so«, sagte Harris ernsthaft, »wenn wir dieses verdammte Ding die ganze Zeit umsonst mit uns herumgeschleppt hätten, dann müßten wir uns ziemlich bescheuert vorkommen.«

»Vielleicht ist dein kleiner Liebling ein erstklassiger Blindgänger«, sagte Skudder wütend. »Was machen wir, wenn es nicht funktioniert, aus welchem Grund auch immer?« Skudder deutete über die Schulter. »Das ist ein ziemlich großer Transmitter. Vielleicht sind ein paar Megatonnen nicht genug.«

»Sie werden genügen«, meinte Charity und musterte Dubois. »Es ist bestimmt das richtige Kaliber, nicht wahr?«

Dubois nickte stumm.

»Zündelektronik und Funkanlage sind nicht mehr in Ordnung«, warf Harris kleinlaut ein. »Die Bedienungselemente haben etwas abbekommen, als wir in MacDonalds waren.«

»Dann können wir von Hand zünden«, sagte Dubois ungerührt.

»Großartig«, wiederholte Skudder und versetzte dem Bombenbehälter einen Tritt, der ihn fast den Bodenkontakt verlieren ließ.

Charity sah nach oben. Es war seltsam, mit jemandem zu reden, der anscheinend überall um sie herum war. »Wieviel Zeit haben wir noch?«

Wieder kratzte das geisterhafte Lachen unter ihrer Schädeldecke. SIE SOLLTEN SICH BEEILEN.

»Noch etwas?«

ICH WILL SIE WARNEN, kam die weiß leuchtende Antwort. AUF DIESER SEITE DER WIRKLICHKEIT IST EINE GEWISSE SORGLOSIGKEIT GEGENÜBER WERKZEUG AN DER TAGESORDNUNG.

»Ich habe verstanden«, sagte Charity grimmig.

VERSUCHEN SIE, NICHT ZU SEHR DARÜBER NACHZUDENKEN, sagte der Bildschirm noch, dann erlosch das Bild endgültig. Sie warteten noch eine Weile, bevor sie es wagten, den Blick von den Pulten zu lösen.

»Was meint er damit?« fragte Skudder.

Charity grinste freudlos. »Daß wir vielleicht keine Zeit zum Davonlaufen haben werden«, sagte sie.

Die Transmitterhalle sah aus, als hätte ein Wirbelsturm von einem Ende bis zum anderen das Unterste nach oben gekehrt. Der Boden war bedeckt mit Scherben, Felstrümmern und den Überresten von Maschinen. In drei tieferliegenden Abschnitten war der Boden eingebrochen, und Lava kochte und dampfte zwischen den schwarzen Hülsen ausgebrannter Maschinen, die langsam in dem verflüssigten Basalt versanken, ohne selbst zu schmelzen. Ein Dutzend Scheinwerfer umgab den Sternentransmitter und leuchtete die unmittelbare Umgebung aus. Der Ring ragte unbeschädigt und in vollkommener Perfektion über seinem ramponierten Podest in die Höhe, und das silberfarbene Metall schimmerte, als wäre es mit einem schmutzabweisenden Lack beschichtet worden. Innerhalb des Ringes waberte das Übertragungsfeld und streckte sich immer wieder in die Luft hinaus. Es sah aus, als würde die Luft zu kochen beginnen. Nach ein paar Sekunden war der Spuk vorbei, und das Feld beruhigte sich wieder. Ein paar Fahrzeuge standen auf Rampen, die sich unsicher über die Bodeneinbrüche spannten. Der hintere Teil der Halle lag in Dunkelheit, aber im Infrarot konnten sie die Umrisse von Hunderten von Moroni sehen, die fieberhaft daran arbeiteten, die intakt gebliebenen Maschinen wieder an dicke Kabelbündel anzuschließen, die bis zum Transmitter führten.

»Nicht übel«, sagte Charity anerkennend zu Hartmann. »Sie haben ganze Arbeit geleistet.«

Er schüttelte den Kopf. »Das waren wir nicht«, sagte er nachdrücklich. »Was ist hier bloß passiert.«

»Sieht aus, als hätte jemand die Halle ergriffen und kräftig durchgeknetet«, meinte Skudder und deutete nach vorn. »Da vorne sieht die Decke aus, als würden zwanzig Meter fehlen.«

»Herausgebrochen?« fragte Charity und versuchte, etwas zu erkennen.

»Nein«, sagte Skudder verwirrt. »Sieht eher so aus, als wären sie einfach herausgeschnitten worden.«

Sie sah, was er meinte. Das Deckengewölbe hatte einen scharfen Knick, und ein paar Kabel und Rohre, die unter der Decke verliefen, verschwanden glatt im Fels. Nicht weit entfernt klaffte eine offene Lücke, so, als habe man mit einem unglaublich scharfen Messer zehn Meter Fels und Metall abgeschnitten und entfernt.

»Der Transmitter sieht wirklich nicht so aus, als wenn sie ihn unter Kontrolle hätten.«

Dubois robbte näher heran. Sie lagen nebeneinander auf einem Laufgang, der mindestens drei Stockwerke über dem Boden in der Luft hing. Die angeschlagene Konstruktion wirkte, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen.

»Der Shait muß verrückt sein, es überhaupt zu versuchen«, sagte sie.

»Ihm sind die Alternativen ausgegangen«, antwortete Charity ohne echten Triumph. Die Verwüstungen waren niederschmetternd. »Seht mal, es geht wieder los.«

Das Transmitter-Kraftfeld wölbte sich einen halben Meter weit in den Raum hinaus. Die Halle bebte merklich, und ein paar Randstücke aus den Felsbassins lösten sich und versanken in der dampfenden Lava. Ein grüner Schimmer legte sich über die schattenhafte Trümmerlandschaft, dann zerplatzte das Feld wie eine Blase. Der Ring war sekundenlang leer, bevor sich das Kraftfeld knisternd wieder aufbaute, glatt wie ein Spiegel.

»Sie können es nicht stabilisieren«, sagte Dubois. »Zu viele Störungen.«

»Die ersten Ausläufer des Rückstaus«, sagte Charity. »Nun, sie waren stark genug, die ganze Halle in Schutt und Asche zu legen.«

»Wir sollten besser nicht warten, bis eine heftigere Schockwelle eintrifft«, sagte Hartmann besorgt.

»Das habe ich nicht vor«, sagte Charity. Sie dachte nach. »Hartmann, können Sie mit einem Moroni-Gleiter umgehen?«

»Ich komme zurecht«, antwortete er.

Sie deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Net, begleite ihn. Nehmt einen der Kampfgleiter aus dem Hangar und macht ihn startklar. Sobald ich euch rufe, schießt ihr das große Tor in Fetzen, und zwei Minuten danach startet ihr. Kapiert?«

»Die Rampe hinauf?« fragte Net.

»Genau«, sagte Charity. »Wir schießen uns den Weg frei und versuchen, den Transmitter zu erreichen, der zur Mondoberfläche führt. Vielleicht reißt uns die Schockwelle einen Weg auf, oder unser unbekannter Gönner hilft uns wieder aus diesem Schlamassel heraus.«

»Zwei Minuten«, wiederholte Hartmann nachdenklich. »Das gibt euch nicht viel Zeit, aus der Halle herauszukommen.«

»Das ist unser Problem«, versetzte sie. »Hören Sie irgendwelche Einwände?«

Skudder wirkte nicht besonders begeistert. Ihre Worte schienen nicht zu Harris durchzudringen, und falls Dubois Angst vor dem Tod hatte, dann behielt sie es für sich.

»Verschwinden wir«, sagte Net pragmatisch und faßte Hartmanns Hand. Der Soldat nickte widerstrebend, dann folgte er der Wastelanderin in die Computerzentrale.

»370/98«, sagte Charity gedehnt, als die beiden verschwunden waren.

»Was würden Sie ohne mich machen«, bemerkte der Würfel ahnungsvoll.

»Das frage ich mich gerade auch«, sagte sie.

»Oh, oh«, machte der Würfel. »Ich vermute, jetzt kommt etwas sehr Unerfreuliches auf mich zu.«

»Tut mir aufrichtig leid«, log Charity ungerührt. »Da unten ist der letzte Abschnitt der Transportbänder zu sehen. Sie führen bis unmittelbar vor das Podest des Sternentransmitters.«

»Wie praktisch«, versetzte 370/98 ahnungsvoll. »Und weiter?«

»Sie haben sie wieder in Betrieb genommen«, warf Skudder ein. »Muß gerade erst passiert sein.«

»Sehr zuvorkommend«, sagte Charity. »Sie versuchen, die Löcher in den Fundamenten mit Schutt aufzufüllen. Und öffnen uns damit einen Weg direkt in die Halle hinein.«