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Es war Zufall, daß sie entdeckt wurden. Sie waren zu einer Fläche offenen Felsgesteins gekommen, und dort lag das Wesen auf der Lauer. Es erhob sich fast unmittelbar vor ihnen, aus der Erde, wo es sich eingegraben hatte. Zischend und schreiend schoß es wie ein Vogel auf Beinen mit einem großen, gebogenen Schnabel und Klauen an den Flügelspitzen auf sie zu. Die Krallen schwangen herab, um Stresa zu zerreißen, aber der Rücken des Stachelkaters krümmte und wand sich sofort, und ein Schauer messerscharfer Stacheln flog dem Angreifer entgegen. Das Wesen schrie vor Schmerz auf und taumelte zurück, wobei es an seinem Gesicht zerrte.

»Sssttt! Schnell!« zischte der Stachelkater und eilte davon. Sie flohen hastig, und die Schreie ihres Angreifers hinter ihnen wurden leiser. Aber jetzt waren weitere Wesen alarmiert und begannen näher zu kommen. Die Geräusche erhoben sich rund um sie herum. Ein Knurren und Grollen und Schnüffeln drang durch den Dunst und aus den Schatten heraus. Garth zog sein kurzes Schwert. Sie glitten eine flache Senke hinab, als etwas aus dem Gestrüpp hervorschnellte. Wren duckte sich, als das Wesen vorbeiflog, und sah das Glitzern von Garths Klinge. Das Wesen fiel zur Seite und war still. Sie kletterten von der Senke auf eine weitere Fläche aus Lavagestein und eilten dann zu einer Baumgruppe hinüber. Eine Schar kleiner, vierbeiniger Wesen, die an Eber erinnerten, stürzte aus einem Versteck und griff sie an. Stresa kauerte sich zusammen und zitterte, und ein Schauer von Stacheln flog gegen die Angreifer. Schreie erfüllten die Luft, und die Wesen rissen mit ihren klauenbesetzten Vorderfüßen die Erde auf. Stresa raste an ihnen vorbei und richtete seine Stacheln auf wie Eisenspitzen. Eines oder zwei der Wesen unternahm einen schwachen Versuch, sich zu erheben, aber Garth schoß bereits wieder.

Endlich befanden sie sich zwischen den Bäumen, bahnten sich ihren Weg durch feuchtes Gras und Weinranken und fühlten die nassen Schößlinge des Bewuchses auf ihren Gesichtern und Armen. Gib uns noch ein paar Minuten mehr, dachte Wren gerade, als ein schlangenähnlicher Körper aus den Bäumen fiel, sich um Garth wand und ihn hochzog. Sie wirbelte mit gezogenem Schwert herum und erhaschte einen letzten Blick auf den großen Mann, während er außer Sicht gezogen wurde, halb getragen, halb gezogen und kräftig um sich schlug, um freizukommen.

»Garth!« schrie sie auf.

Sie wollte sofort hinter ihm her laufen, hatte aber kaum ein Dutzend Schritte gemacht, als Stresa von hinten in sie hineinraste, ihr die Beine fortriß und sie zu Boden stieß. Heiser fauchte er: »Runter, Mädchen! Ssstt. Bleib liegen!«

Sie hörte ein zischendes Geräusch wie von Dutzenden von Schlangen, dann ein Reißen, als Laub über ihnen zerschnitten wurde. Stresa schob sich vor, bis er neben ihr war.

»Das war dumm!« fauchte er rauh. »Sieh nur! Phfffttt! Siehst du, was dich beinahe erwischt hätte?«

Wren schaute hin. Sie sah einen seltsam geformten Busch, der genauso mit Stacheln besetzt war wie der Stachelkater und dessen Nadeln in alle Richtungen abstanden. Als sie ungläubig hinsah, schlössen sich wieder Blätter über den Nadeln, um sie zu verbergen, und der Busch sah wieder völlig harmlos aus.

»Hsssst! Das ist ein Pfeilschütze!« keuchte Stresa. »Er ist giftig! Berühre ihn, verletze ihn auf irgendeine Weise, und er läßt seine Nadeln fliegen! Du bist tot, wenn sie dich durchbohren!«

Der Stachelkater beobachtete sie einen Moment lang mit seinen glänzenden Augen, kroch dann nach rechts und eilte davon. Wren folgte. Sie konnte Garth nicht mehr sehen oder hören. Wut und Enttäuschung erfüllten sie, und bittere Erregung machte sich in ihr breit. Wo war er? Was hatte man ihm angetan? Sie mußte ihn finden! Sie mußte...

Dann ging Stresa weiter, und sie folgte ihm. Sie schlugen sich durch dichtes Buschwerk, durchforschten den Nebel und lauschten. Und plötzlich konnte sie wieder Kampfgeräusche hören, und vor ihnen flammte Bewegung auf. Stresa polterte mit gesträubten Stacheln vorwärts. Wren war nur einen Schritt hinter ihm. Sie hörten einen Schmerzensschrei und Umsichschlagen. Garth wurde einen Augenblick sichtbar und verschwand dann wieder.

»Garth!« rief Wren und rannte unbesonnen vorwärts.

Der große Fahrende lag ausgestreckt auf dem Boden, als sie ihn erreichte, zerkratzt und voller blauer Flecke, aber ansonsten unverletzt. Was auch immer es gewesen war, das ihn geschnappt hatte, das Wesen war durch den Kampf offensichtlich ermüdet worden. Garth erlaubte dem Mädchen eine kurze Umarmung, befreite sich dann sanft und stolperte wieder auf die Füße. Stresa trieb sie sofort vorwärts, zurück durch die Bäume, über den unsicheren Untergrund und hinaus auf das Lavagestein. Eine Ansammlung von Schatten glitt über sie hin und verschwand leise und formlos wieder. Verfolgungsgeräusche erhoben sich um sie herum. Sie klangen hart und fordernd. Sie eilten über eine Ebene zu einem Berggrat, der in eine Vertiefung wirbelnden Nebels abfiel. Stresa führte sie schnell daran vorbei und einen Abhang hinunter zu einem Flußbett, das fast ausgetrocknet war. Ein neuer Schrecken polterte aus dem Nebel, ein Wesen, das annähernd menschenähnlich war, aber eine Vielzahl von Gliedern hatte und ein Gesicht, das nur aus Kiefer und Zähnen zu bestehen schien. Stresa rollte sich zu einer Kugel zusammen. Seine Stacheln standen in alle Richtungen ab, und das Monster schlingerte vorbei, ohne langsamer zu werden. Wren schwang abwehrend ihr Schwert, sprang zur Seite und entging nur knapp dem Griff begieriger Finger. Garth stand ungerührt da, ließ das Wesen auf sich zukommen und schlug dann so schnell auf es ein, daß Wren die Bewegung der Klinge kaum wahrnahm. Blut floß aus der Bestie, aber es wurde kaum langsamer. Grunzend griff es nach Garth. Der riesige Fahrende sprang zurück und zur Seite und stürmte dann erneut auf das Wesen los. Wren griff aus dem Hintergrund an, aber ein monströser Arm schwang herum und fegte sie davon. Sie hielt ihr Schwert umklammert und wollte sich erheben. Das Wesen stand jedoch fast über ihr. Garth glitt eilig neben sie, riß sie hoch und zog sie fort. Sie rannten weiter und flohen den glitzernden schwarzen Fels entlang, dessen Kante sich direkt neben ihren Füßen befand. Garth verlangsamte seinen Schritt, ohne jedoch anzuhalten, und sprang mit ihr hinunter. Ihre Füße berührten kaum den Boden, als sie schon weiterliefen. Sie sahen Stresa vor sich, der irgendwie wieder die Führung übernommen hatte. Und sie hörten das Grollen und Schnüffeln des Wesens hinter ihnen.

Dann explodierte etwas in den Schatten zu ihrer Linken und traf Wren. Ein Schmerz rann ihren Arm entlang, und sie sah, daß Blut ihren Ärmel durchtränkte. Zähne und Klauen rissen an ihr. Sie schrie und stieß fort, was auch immer an ihr hing. Es war zu nahe, als daß sie ihr Schwert benutzen konnte. Garth kam aus dem Nichts, packte ihren Angreifer mit bloßen Händen und zog ihn von ihr fort. Sie sah sein ekelerregendes, verzerrtes Gesicht und den verkrümmten Körper, während er fiel. Mit einem Schrei warf sie sich mit ihrem Schwert auf das Wesen, und es flog davon.

»Grrrlll!« Stresa war neben ihnen. »Wir müssen uns verstecken! Sssttt! Es sind zu viele!«

Hinter ihnen, zu nahe, um lange zu überlegen, gab das sie verfolgende Monster einen triumphierenden Schrei von sich. Sie flohen vor ihm zurück in den Nebel, durch das Gewirr von Schatten und Halblicht. Sie stolperten immer wieder und hangelten sich an den Felsen vorwärts. Wren blutete stark. Sie konnte auch an Garth Blut erkennen, war aber nicht sicher, ob es sein eigenes oder ihres war. Ihr Mund war trocken, und ihre Brust brannte, als sie nach Luft schnappte. Ihre Kräfte begannen nachzulassen. Sie gelangten auf eine Erhebung, und plötzlich stürzte Stresa, der sie noch immer führte, vor ihnen aus ihrem Blickfeld. Als sie zu der Stelle eilten, wo er gefallen war, sahen sie ihn am Fuße eines kleinen Abhangs seltsam ausgestreckt liegen.