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Chios machte eine Pause in seinem Bericht.

»Wenn sie natürlich die Berge umgehen und von Osten hereinkommen —«, begann er.

Allanon fiel ihm ins Wort.

»Das werden sie nicht tun. Die Zeit spielt für sie jetzt eine wichtige Rolle. Sie werden von Westen kommen.«

Andor warf einen fragenden Blick auf Stee Jans, doch der Befehlshaber der Freitruppe zuckte nur die Schultern. Darauf wandte sich Andor wieder an Emer Chios.

»Was gibt es sonst für Neuigkeiten, Herr Minister?«

»Bezüglich unserer Bitte an die anderen Länder, uns Beistand zu leisten, sind die Neuigkeiten leider recht gemischter Natur. Callahorn hat uns nochmals zweihundertundfünfzig Mann geschickt — von der alten Garde, dem regulären Heer der Legion. Man hat vage versprochen, noch weitere Einheiten zu entsenden, doch es gibt keinen Hinweis darauf, wann wir sie erwarten können. Unser Kurier berichtet, daß die Mitglieder des Städterats noch nicht in der Lage waren, sich darüber zu einigen, wie weit ich Callahorn in diesen ›Elfenkrieg‹hineinziehen lassen soll, und der König hat es vorgezogen, überhaupt nicht einzugreifen. Es scheint, daß der Entschluß, eine Einheit der alten Garde zu schicken, im Grunde nur eine weitere Kompromißlösung war. Die Angelegenheit wird noch immer diskutiert, aber wir haben nichts mehr gehört.«

Wie Stee Jans vorausgesagt hatte, dachte Andor düster.

»Die Föderation hat ebenfalls eine Botschaft gesandt, Prinz.« Chios’ Lächeln war bitter. »Die Botschaft ist kurz und sachlich. Die Föderation hat es sich zum Prinzip gemacht, sich in die Angelegenheiten anderer Länder und anderer Rassen nicht einzumischen. Wenn durch eine Bedrohung anderer auch die Souveränität ihrer eigenen Staaten in Mitleidenschaft gezogen wird, wird die Föderation handeln. Im Augenblick jedoch scheint es nicht der Fall zu sein. Wir können daher nicht mit der Hilfe der Föderation rechnen, solange die Situation so bestehenbleibt, wie sie ist. «Er breitete die Hände aus. »Nicht völlig unerwartet.«

»Und das Kershalt?« fragte Andor rasch. »Was ist mit den Trollen?«

Chios schüttelte den Kopf.

»Nichts. Ich habe mir erlaubt, einen zweiten Kurier zu senden.«

Andor nickte zustimmend. »Und die Zwerge? «

»Wir sind hier«, meldete sich eine rauhe Stimme. »Zumindest einige von uns.«

Ein bärtiger, untersetzter Zwerg schob sich zwischen den Versammelten hindurch zum ovalen Tisch. Flinke blaue Augen blitzten in einem Gesicht, das verwittert war und von der Sonne gebräunt, und ein Paar knorriger Hände umfaßte den Rand des Tisches.

»Druide.« Der Zwerg nickte Allanon flüchtig zu, dann wandte er sichan Andor. »Mein Name ist Browork, Ältester und Bürger von Culhaven. Ich bin mit einhundert Pionieren hierher geeilt, den Elessedils Beistand zu leisten. Ihr könnt dem Druiden dafür danken. Er traf uns vor einigen Wochen bei der Arbeit an einer Brücke über den Silberfluß und machte uns auf die Gefahr aufmerksam. Allanon ist den Zwergen bekannt, es wurden deshalb keine Fragen gestellt. Wir sandten Botschaft nach Culhaven und marschierten los — zehn Tage Marsch, und ein harter Marsch. Aber wir sind hier.«

Er streckte seine Hand aus, und Andor schüttelte sie mit Wärme.

»Was ist mit den anderen, Browork?« fragte Allanon.

Der Zwerg nickte recht ungeduldig.

»Sie sind inzwischen auch unterwegs, vermute ich. Bis zum Ende der Woche müßtet ihr eigentlich ein Heer von mehreren Tausend hier haben.« Er maß Allanon mit einem mißfälligen Stirnrunzeln. »Inzwischen habt Ihr uns, Druide, und Ihr könnt von Glück sagen. Keiner außer den Pionieren hätte die Rampe da draußen herrichten können.«

»Auf dem Elfitch«, erklärte Chios dem verwunderten Andor hastig. »Browork und seine Pioniere haben mit uns an den Verteidigungsanlagen gearbeitet. Als sie sich den Elfitch ansahen, stellten sie fest, daß man an der fünften Rampe nur ein paar Veränderungen vorzunehmen brauchte, um sie nötigenfalls zum Einsturz zu bringen.«

»Ein Kinderspiel«, behauptete Browork mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Wir unterhöhlten den Steinblock, entfernten einige der weniger wichtigen Pfeiler und trieben dann eiserne Keile, die an Ketten festgemacht sind, in die Hauptpfeiler. Die Ketten versteckten wir im Gestrüpp unter der Rampe, führten sie dann auf die Höhe, wo sie über ein System von Flaschenzügen laufen. Wenn die Dämonen die fünfte Rampe erreichen, braucht man nur an den Ketten zu ziehen, die Keile rutschen heraus, und die ganze Rampe stürzt vom fünften Tor aus in die Tiefe. Ganz einfach.«

»Ja, einfach, wenn man die Kenntnisse und Erfahrung eines Zwergenpioniers besitzt, vermute ich.« Andor lächelte. »Ausgezeichnet, Browork. Wir können Euch dringend gebrauchen.«

»Es sind noch andere hier, die Ihr auch braucht.« Allanon legte Andor die Hand auf die Schulter und wies zum anderen Ende des Ovals hin.

Der Elfenprinz blickte in die Richtung. Ein einzelner Elf, der ganz in Leder gekleidet war, trat vor und legte die Hand aufs Herz.

»Dayn, Herr«, sagte der Elf ruhig. »Ich bin ein Himmelsreiter.«

»Ein Himmelsreiter?« wiederholte Andor überrascht. Er hatte von seinem Vater schon von diesen Wesen gehört, die sich selbst als die Luftelfen bezeichneten, doch er hatte die Geschichten fast vergessen, denn in den letzten hundert Jahren war kein Himmelsreiter mehr nach Arborlon gekommen. »Wie viele von euch sind hier?« fragte er schließlich.

»Fünf«, antwortete Dayn. »Wir wären in größerer Zahl gekommen, doch wir fürchten einen Dämonenangriff auf den Rockshort, unseren Heimatort. Mein Vater hat jene geschickt, die hier sind. Wir gehören alle einer Familie an. Der Name meines Vaters ist Herrol.« Er schwieg einen Moment und sah Allanon an. »Es gab eine Zeit, da waren der Druide und er Freunde.«

»Wir sind noch immer Freunde, Himmelsreiter«, versicherte Allanon leise.

Dayn nahm die Worte des Druiden mit einem Nicken zur Kenntnis, dann richtete er den Blick wieder auf Andor.

»Mein Vater fühlt sich den Landelfen stärker verbunden als die meisten seiner Landsleute, Herr, denn die anderen haben fast alle längst die Bande zu den alten Bräuchen und zur alten Herrschaft zerrissen. Und mein Vater weiß, daß Allanon auf seiten der Elessedils steht, und das hat Bedeutung. Deshalb schickt er uns. Er wäre selbst gekommen, wäre nicht sein Rock Genewen abwesend gewesen, der mit dem Sohne meines Bruders Übungsflüge macht, so daß dieser eines Tages ein Himmelsreiter werden wird, wie sein Vater gewesen ist. Immerhin, jene von uns, die hier sind, können Euch vielleicht dienlich sein. Wir können, wenn nötig, über das ganze Westland hinwegfliegen. Wir können die Dämonen suchen, die Euch bedrohen, und Euch über ihre Unternehmungen berichten. Wir können ihre Stärken und Schwächen ausspionieren. Dies wenigstens können wir Euch anbieten.«

»Und dies nehmen wir mit Dankbarkeit an, Dayn.« Andor erwiderte den Gruß des Himmelsreiters. »Seid willkommen.«

Dayn verneigte sich und trat zurück. Andor wandte sich an Chios.

»Sind noch andere gekommen, um sich auf unsere Seite zu stellen, Herr Minister? «

Chios schüttelte langsam den Kopf.

»Nein, Prinz. Das sind alle.«

Andor nickte. »Dann soll es so gut sein.«

Er bedeutete den Versammelten, sich zu ihm an den großen Tisch zu setzen, und es folgte nun eine allgemeine Diskussion über verschiedene Fragen — Aufstellung der Soldaten, Verteilung der Waffen, Taktik und Strategie, Möglichkeiten zusätzlicher Verteidigungsmaßnahmen. Ehlron Tay von den Elfen-Jägern, Kerrin von der Leibgarde und Korold von der Schwarzen Wache berichteten. Browork tat seine Meinung über die bauliche Zuverlässigkeit der Abwehrvorrichtungen kund, und Stee Janswurde darüber befragt, wie man durch taktische Maßnahmen die Überzahl der Dämonen vielleicht ausgleichen könnte. Selbst Dayn sprach kurz über die kämpferischen Fähigkeiten der Rocks und ihren Einsatz im Luftkampf.

Rasch flog die Zeit dahin, und die Nacht glitt davon. Andor war es schwindelig vor Müdigkeit, und seine Gedanken begannen zu wandern. Mitten aus einer dieser Wanderungen riß ihn donnerndes Krachen, als die Tür zum Ratssaal aufflog, und, von den Wachposten flankiert, ein verwirrter Gael erschien. Atemlos stürzte der kleine Elf in den Saal und ließ sich vor Andor auf die Knie fallen.