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»Redet nur«, versetzte Hebel. »Soviel Ihr wollt.«

»Und dürfen wir Euer Feuer teilen?«

Hebel zuckte die Schultern.

»Ich habe nicht genug zu essen da, um Euch alle durchzufüttern — tät’s auch gar nicht, wenn ich’s hätte. Vielleicht habt Ihr selbst was mitgebracht, hm?«

Cephelo ließ einen übertriebenen Seufzer hören.

»Richtig. Heute sollt Ihr unser Nachtmahl teilen.«

Er rief den anderen etwas zu. Die Reiter sprangen von ihren Pferden und banden sie fest. Eine alte Frau, die zusammen mit einem jungen Paar auf dem Wagen gefahren war, stieg jetzt herunter, holte Vorräte und Gerätschaften aus dem Wagen und schlurfte schweigend zum Feuer. Die beiden jungen Leute, die an ihrer Seite gesessen hatten, zögerten. Erst auf Cephelos Aufforderung traten sie näher. Zu ihnen gesellte sich ein rankes, dunkelhaariges Mädchen aus der kleinen Truppe der Reiter.

Wortlos wandte sich Hebel ab und setzte sich wieder in seinen Schaukelstuhl. Die beiden jungen Leute, die vom Wagen gestiegen waren, hatten etwas Besonderes an sich, aber er hätte nicht sagen können, was es war. Sie sahen wie Fahrensleute aus, aber doch auch wieder nicht. Er beobachtete sie, als sie mit Cephelo und dem dunkelhaarigen Mädchen herankamen. Alle vier setzten sich zu Füßen des alten Mannes ins Gras, wobei das dunkelhaarige Mädchen ganz dicht an den jungen Mann heranrückte und ihm einen kecken Blick zuwarf.

»Meine Tochter Eretria.« Cephelo schoß einen ärgerlichen Blick auf das Mädchen ab, als er sie vorstellte. »Diese beiden sind Elfen.«

»Ich bin nicht blind«, erklärte Hebel ungeduldig. Jetzt war ihm klar, warum sie sich von den Fahrensleuten unterschieden. »Was tun die denn bei Euch?«

»Wir sind ausgezogen, um etwas Wichtiges zu suchen.«

»Zu suchen?« Hebel beugte sich vor. »Ihr?« Er verzog das zerknitterte Gesicht und musterte den jungen Mann. »Ihr macht mir einen aufgeweckten Eindruck. Was hat Euch bewogen, Euch mit dem da zusammenzutun?«

»Er braucht einen Führer in diesem elenden Gebiet«, erklärte Cephelo. Etwas zu rasch, fand Hebel. »Warum nur müßt Ihr unbedingt in dieser trostlosen Wildnis leben, Hebel? Eines Tages werde ich hier vorbeikommen und nur noch Eure Knochen finden, Alter — nur weil Ihr Euch beharrlich weigert, Euch in zivilisiertere Gefilde zu begeben.«

»Als würde Euch das etwas ausmachen«, brummte Hebel. »Für einen Mann wie mich ist dieses Land so gut wie jedes andere. Ich kenne es, ich kenne seine Bewohner, weiß, wann ich Abstand halten, oder wann ich meine Zähne zeigen muß. Euch überleb’ ich noch lange, Cephelo — das könnt Ihr mir glauben.« Er wippte gemächlich in seinem Schaukelstuhl, während Drifter sich an seiner Seite niederließ. »Also, was wollt Ihr von mir?«

Cephelo zuckte die Schultern.

»Ein bißchen reden, wie ich schon gesagt habe.«

Hebel lachte rauh. »Ein bißchen reden? Kommt, Cephelo, macht mir nichts vor! Was wollt Ihr wirklich? Vergeudet nicht meine Zeit — ich hab’ nicht mehr viel davon.«

»Für mich selbst will ich nichts. Für die beiden jungen Elfen will ich etwas von dem Wissen, das in Eurem kahlen alten Hirn gespeichert ist. Es hat mir gewaltige Mühe gemacht, hier zu Euch heraufzukommen, aber es gibt Umstände, die —«

Hebel hatte genug gehört.

»Was kocht Ihr da drüben?« fragte er, vom Geruch des Essens abgelenkt, das im Kessel dampfte. »Was ist da drin?«

»Woher soll ich das wissen?« fuhr Cephelo ihn gereizt an.

»Rindfleisch, glaube ich, Rindfleisch und Gemüse.« Hebel rieb sich die runzligen braunen Hände. »Ich finde, wir sollten erst essen und dann reden. Habt Ihr auch etwas von Eurem Bier bei Euch, Fahrensmann?«

So verzehrten sie also zunächst das Nachtmahl — Eintopf, Brot, Dörrobst und Nüsse. Es wurde nicht viel gesprochen, während sie aßen, aber Blicke flogen hin und her, und diese Blicke verrieten Hebel mehr als alle Worte, die seine Gäste vielleicht geäußert hätten. Die Elfen, sagte er sich, waren hier, weil sie keine andere Wahl hatten. Sie hielten von Cephelo und seiner Meute so wenig wie er. Cephelo war natürlich hier, weil er sich einen schnellen Gewinn erhoffte. Das dunkelhaarige Mädchen, die Tochter des Fahrensmann, gab ihm jedoch Rätsel auf. Die Blicke, die sie dem jungen Elf zuwarf, verrieten etwas über ihre Absichten, doch es steckte noch etwas anderes in ihr, was sie sorgfältig verheimlichte. Der Alte wurde immer neugieriger.

Endlich war das Nachtmahl beendet und das Bier fast bis zur Neige getrunken. Hebel nahm eine lange Pfeife, entzündete sie und paffte eine dicke Rauchwolke in die Luft.

Cephelo versuchte nochmals sein Glück.

»Dieser junge Elf und seine Schwester brauchen Eure Hilfe. Sie haben schon einen weiten Weg hinter sich, aber sie können ihre Reise nicht fortsetzen, wenn Ihr ihnen diese Hilfe verweigert. Ich habe ihnen gesagt, daß Ihr ihnen selbstlos helfen werdet.«

Der Alte schnaubte verächtlich. Dieses Spielchen kannte er zur Genüge.

»Ich mag Elfen nicht. Sie bilden sich ein, sie sind was Besseres und wollen mit Leuten wie mir nichts zu tun haben.« Er zog die Brauen hoch. »Fahrensleute mag ich auch nicht, wie Ihr wohl wißt. Die mag ich sogar noch weniger als Elfen.«

Eretria lachte. »Ich habe den Eindruck, es gibt eine Menge Dinge, die Ihr nicht mögt.«

»Halt den Mund!« fuhr Cephelo sie wütend an.

Eretria preßte die Lippen aufeinander, und Hebel sah den Zorn in ihren Augen.

Er lachte leise. »Nichts für ungut, Mädchen.« Er blickte Cephelo an. »Was gebt Ihr mir, wenn ich den Elfen helfe, Cephelo? Ihr müßt mir schon einen reellen Vorschlag machen, wenn Ihr von mir was wissen wollt.«

Cephelo funkelte ihn wütend an.

»Stellt meine Geduld nicht auf eine zu harte Probe, Hebel.«

»Ha! Wollt Ihr mir drohen oder gar die Kehle durchschneiden? Dann erfahrt Ihr gar nichts von mir. Also — was gebt Ihr mir?«

»Kleider, Bettzeug, Leder, Seide — ganz gleich.« Der Fahrensmann machte eine wegwerfende Handbewegung.

»Das hab’ ich alles selbst.« Hebel spie aus.

Nur mit Mühe beherrschte sich Cephelo.

»Ja, was wollt Ihr dann? Heraus damit, Alter.«

Drifter knurrte warnend. Hebel brachte ihn mit einem Puff zum Schweigen.

»Messer«, verkündete er. »Ein halbes Dutzend gute Klingen. Eine Axt und zwei Dutzend Pfeile, Eschenholz und gefiedert. Und einen Schleifstein.«

Cephelo nickte unwirsch. »Abgemacht. Ihr seid ein alter Dieb. Aber jetzt gebt mir was dafür zurück.«

Hebel zuckte die Schultern.

»Was wollt Ihr denn wissen?«

Cephelo deutete auf den jungen Mann.

»Der Elf ist ein Heilkundiger. Er ist auf der Suche nach einer Wurzel, die eine seltene Medizin ergibt. In seinen Büchern über die Heilkunst steht, daß sie hier im Wildewald zu finden ist, an einem Ort namens Sichermal.«

Auf die Worte des Fahrensmannes folgte ein langes Schweigen. Alle warteten.

»Also?« fragte Cephelo schließlich gereizt.

»Also was?« fragte der Alte zurück.

»Wo ist dieser Ort? Sichermal.«

Hebel lächelte schelmisch. »Da, wo er immer schon war, vermute ich.«Er sah die Überraschung auf den Zügen des anderen. »Ja, ich kenne den Namen, Cephelo. Ein alter Name, von allen vergessen, denke ich. Aber nicht von mir. Grabgruften sind es — unterirdische Gänge in einem Berg.«

»Das muß es sein!« Der junge Mann sprang auf. Sein Gesicht war erregt. Dann bemerkte er, daß ihn alle anstarrten, und er setzte sich hastig wieder nieder. »Jedenfalls ist es in den Büchern so beschrieben«, fügte er kleinlaut hinzu.

»Tatsächlich?« Paffend wippte Hebel in seinem Stuhl auf und ab. »Und stand in Euren Büchern auch was von der Senke?«

Der junge Mann schüttelte den Kopf und sah das Elfenmädchen an, das ebenfalls den Kopf schüttelte. Cephelo jedoch beugte sich mit einem Ruck nach vorn und kniff die Augen zusammen.

»Ihr meint, dieses Sichermal liegt in der Senke, Alter?«

In Cephelos Stimme lag eine Ängstlichkeit, die Hebel nicht entging. Er lachte leise.

»Ja, mitten in der Senke. Nun, seid Ihr immer noch auf der Suche nach Sichermal, Cephelo?«