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Dämonenleiber prallten krachend gegen das zweiflügelige Tor der zweiten Rampe. Krallen schlugen sich in das Holz, und die Ungeheuer zogen sich aufwärts. Lanzen und Piken stießen hernieder und spießten die Angreifer auf. Die beiden Flügel des Tores senkten sich in ihren Angeln, doch diesmal hielten die Verteidiger die Stellung. Eisen und schwere Taue verstärkten das Tor. Schmerzgeheul und Todesschreie bebten in der Luft, und das Dämonenheer ballte sich zu einer Masse zuckender Leiber zusammen, die sinnlos gegen die Mauern der Rampe anrannten.

Eine Handvoll von Furien sprang plötzlich aus der Mitte der wogenden Massen, geschmeidige graue Wesen, deren Katzenfrauen-Gesichter verzerrt waren vor Haß. Die Verteidiger schreckten vor ihnen zurück, als sie auf den Wall sprangen, fauchend ihre Krallen in die nächststehenden Elfen schlugen, die laut aufschrieen vor Angst und Entsetzen. Da aber schoß Allanons blaues Feuer züngelnd unter die Furien und trieb sie auseinander. Die Elfen griffen ohne Zögern an und schleuderten die gräßlichen Katzenwesen von den Mauern.

Der Druide und die Elessedils stiegen hinauf zum dritten Tor. Von dort aus beobachteten sie, wie der Angriff der Dämonen an Kraft gewann. Aber noch immer hielten die Elfen die Stellung, unterstützt von den Bogenschützen, die von den oberen Rampen ihre gefiederten Pfeileherabschnellen ließen. Überall rund um die Rampe des Elfitch hingen Dämonen in Schwärmen in der Felswand und arbeiteten sich langsam und mühsam aufwärts zur Höhe. Von oben schleuderten die Zwergenpioniere Felsbrocken hinunter, um die schwarzen Ungeheuer mit in den Abgrund zu stürzen. Einer nach dem anderen sausten die Dämonen heulend in die Tiefe.

Da hob sich plötzlich ein gewaltiger Dämon aus der Mitte der Angreifer, die gegen das Tor der zweiten Rampe anrannten; ein riesiges Geschöpf mit Schuppenpanzer, das auf zwei Beinen stand wie ein Mensch, aber den Leib und den Kopf einer gigantischen Eidechse hatte. Wutschnaubend warf es sich mit der ganzen Kraft seines Körpers gegen das Tor, so daß die Eisenstangen brachen und die Angeln sich lockerten. Mit dem Mut der Verzweiflung versuchten die Elfen, es zurückzudrängen, doch das unförmige Ungeheuer schüttelte die Hiebe und Stiche ab, und die Waffen der Elfen brachen an seinem gepanzerten Leib. Ein zweites Mal warf es sich gegen das Tor, und diesmal sprang es auf, und seine Flügel stürzten auf die Elfen herab. Die Verteidiger fielen sogleich zurück und flohen den Elfitch hinauf zur dritten Terrasse, wo das nächste Tor offenstand, um sie schützend aufzunehmen. Das Eidechsenwesen und seine Brüder jagten den Fliehenden hinterher.

Eine Zeitlang schien es, als würde es den Elfen nicht gelingen, das Tor zur dritten Rampe zu schließen, bevor die Dämonen es erreichten. Da tauchte Stee Jans vor dem Tor auf. Mit einem gewaltigen Speer in den Händen, von den Soldaten seiner Truppe und einer Handvoll Leibgardisten flankiert, trat er den vorwärts stürmenden Dämonen entgegen.

Das riesige Eidechsenungeheuer ließ sich nach vorn fallen und versuchte, ihn zu packen. Doch der Grenzländer war flink und geschmeidig. Er wich dem Angriff des Ungeheuers behende aus und stieß ihm gleichzeitig den Speer aufwärts in den aufgerissenen Rachen. Fauchend und speiend bäumte sich die Riesenechse auf den Hinterbeinen auf. Der Schaft des Speeres ragte aus seinem gewaltigen Haupt. Klauenhände grapschten nach dem Befehlshaber der Freitruppe, doch seine Soldaten und die Elfen umringten ihn und wehrten Schläge und Hiebe ab. Innerhalb von Sekunden waren sie wieder in der Sicherheit des Walls, und das Tor schloß sich hinter ihnen.

Die Riesenechse stand noch einen Moment lang in der Mitte der Rampe und mühte sich, den Speer aus ihrem Kopf herauszuziehen. Dann aber brach das Ungeheuer inmitten seiner Brüder zusammen, riß sie mit sich die Rampe hinunter, als es über den Wall stürzte und in den Wald darunter fiel.

Heulend vor Wut und Haß griffen die Dämonen von neuem an. Doch der erste Schwung war verloren. Über die Länge des Elfitch verteilt, schienen sie nicht fähig, sich zu einem gemeinsamen Vorstoß zu sammeln. Der Größte und Gewaltigste unter ihnen war getötet worden; ein anderer war nicht da, um seinen Platz einzunehmen. Und so verharrten sie unschlüssig innerhalb der Mauern der unteren Rampe. Ermutigt von der Unerschrockenheit der Freitruppe und ihrer eigenen Leibwache, warfen die Elfen sie zurück. Pfeile und Speere schlugen tausend Wunden, und Hunderte schwarzer Leiber brachen auf der Rampe zusammen. Immer noch drängten die Dämonen nach, doch sie waren jetzt verwirrt und leicht angreifbar.

Andor erkannte seine Möglichkeit. Er gab das Signal zum Gegenangriff. Auf Kerrins Befehl wurde das Tor zur dritten Rampe weit geöffnet, und die Elfen stürmten heraus. Mitten hinein in das Gewoge der Dämonen stürzten sie sich und trieben die schrecklichen Feinde den Elfitch hinunter, zurück durch das zerschmetterte Tor der zweiten Rampe. Und als die Rampe leergefegt war, jagten sie die Dämonen weiter hinunter bis zum unteren Tor. Erst da sammelten sich die Dämonen wieder. Und nun griffen sie von neuem an, verstärkt von den Tausenden, die der Singende Fluß noch immer ausspie. Nur einen Moment lang hielten die Elfen stand, dann zogen sie sich zum Tor der zweiten Stufe zurück. Sie befestigten es erneut mit Eisenstangen und schweren Holzbalken und warteten auf den Ansturm der Dämonen-Horden.

So wogte die Schlacht den ganzen Tag bis in den Abend hinein. Auf und nieder tobte der Kampf, vom Fuß des Carolan-Felsens bis hinauf zum Tor der dritten Stufe. Elfen und Dämonen hieben mit schrecklicher Wut aufeinander ein, es gab kein Erbarmen. Zweimal eroberten die Dämonen das zweite Tor zurück und stürmten gegen das dritte an. Zweimal wurden sie bis zum Fuß des Felsens zurückgetrieben. Tausende starben. Die Zahl der Toten allerdings war bei den Dämonen ungleich größer als bei den Elfen und ihren Verbündeten; denn die Dämonen kämpften, ohne ihres eigenen Lebens zu achten. Aber auch unter den Elfen gab es Verluste, und die Zahl der Kämpfer wurde stetig kleiner, während die der Dämonen immer noch zu wachsen schien.

Ganz plötzlich dann gaben die Dämonen ihre Angriffe auf. Nicht daß sie Hals über Kopf geflohen wären, nein, langsam, widerwillig, fauchend und knurrend wichen sie den Elfitch hinunter zurück und verschwanden in den Wäldern. Schwarze Leiber kauerten sich im schattigen Dunkel der Nacht zusammen, hockten reglos und schweigend da, als erwarteten sie ein bestimmtes Ereignis. Hinter den Toren und Wällen des Elfitch und vom Rand des Carolan spähten die erschöpften Verteidiger in die Finsternis hinunter. Sie fragten nicht nach den Gründen für den Rückzug der Dämonen; sie waren einfach froh und dankbar dafür.

In derselben Nacht, kaum zwei Stunden nachdem die Dämonen sich in das Waldesdunkel zu Füßen des Carolan zurückgezogen hatten, kam ein Bote zu Eventine und Andor, die sich im Hohen Rat mit den Ministern des Elfenreichs berieten. Mit aufgeregter Stimme verkündete er, daß ein Heer von Bergtrollen aus dem Kershal eingetroffen sei.

Eilig verließen der König und sein Sohn das Gebäude. Im Hof erwartete sie die überraschend eingetroffene Truppe. Bis in die letzte Ecke drängten sich Reihen kräftiger, knorriger Gestalten, die in Leder und Eisen gekleidet waren. Breite Schwerter und Speere schimmerten im qualmenden Licht der Fackeln, und aus kantigen Gesichtern blickten tiefliegende Augen die erstaunten Elfen an.

Der Befehlshaber trat vor, ein riesenhafter Troll mit einer großen, zweischneidigen Streitaxt auf dem Rücken. Mit einem flüchtigen Blick auf die anderen Elfen, die dem König und seinem Sohn hinaus gefolgt waren, stellte er sich vor Eventine auf.

»Ich bin Amantar, Maturen dieses Heeres«, erklärte er, den rauhen Dialekt der Trolle sprechend. »Wir sind fünfzehnhundert Mann stark, König Eventine. Wir sind gekommen, den Elfen Beistand zu leisten.«

Eventine war sprachlos. An die Hilfe der Trolle hatten sie nicht mehr geglaubt; die Nordländer, hatten sie gedacht, zögen es vor, sich aus diesem Konflikt herauszuhalten. Sie jetzt hier zu sehen, nachdem man schon alle Hoffnung auf fremden Beistand aufgegeben hatte…