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Er war überall zugleich, bald hoch oben auf dem Fels, bald an den Toren des Elfitch, mal zu Pferd, mal zu Fuß, immer dort, wo die schwersten Kämpfe erbittert wüteten. Im schimmernden Kettenhemd, den Ellcrysstab hocherhoben, stand er in der vordersten Linie derer, die die Stadt vor dem Ansturm der Dämonen verteidigten. Ganz gleich, wohin er kam, die Verteidiger faßten neuen Mut und sammelten sich wieder. Obwohl an Zahl stets unterlegen, obwohl ständig unter gewaltigem Druck, gelang es dem Elfenprinzen und seinen Waffengefährten, die Angreifer zurückzuwerfen. Andor Elessedil wuchs an diesem Tag über sich selbst hinaus, kämpfte mit so grimmiger Entschlossenheit, daß es schien, als könne nichts ihm widerstehen. Wieder und wieder versuchten die Dämonen, die rasch erkannt hatten, daß dieser eine Mann die treibende Kraft hinter den Verteidigern war, seiner habhaft zu werden. Wieder und wieder schien es, als würde es ihnen gelingen, wenn sie Andor in einem Schwarm schwarzer, wütender Leiber umringten. Jedesmal aber kämpfte er sich seinen Weg wieder frei. Jedesmal wurden die Dämonen zurückgetrieben.

Es war ein Tag der Helden, denn alle Verteidiger Arborlons wurden durch den hohen Mut des Elfenprinzen befeuert. Eventine Elessedil stand an der Seite seines Sohnes und kämpfte mit Tapferkeit, und allein schon seine Gegenwart gab den Elfen Mut und Entschlossenheit. Auch Allanon war da. Hochgewachsen, schwarzgewandet, überragte er um Haupteslänge die Kämpfenden um ihn herum, wenn die blauen Flammen aus seinen Fingern züngelten und mitten unter die rasenden Dämonen fuhren. Zweimal brachen die Dämonen durch das Tor der dritten Rampe, und zweimal warfen die Bergtrolle unter Führung Amantars sie wieder zurück. Stee Jans und die Männer der Freitruppe fingen einen dritten Angriff ab, begegneten ihm mit einer Gegenattacke von solchem Feuer und solcher Härte, daß sie die Dämonen bis zur zweiten Rampe zurückwarfen und eine Zeitlang sogar die Tore wiederzuerobern hofften. Elfen-Kavallerieund Zwergpioniere wehrten am Rand des Carolans einen Überfall nach dem anderen ab, drängten scharenweise die Dämonen zurück, denen es gelungen war, die Felswand zu erklimmen, und die nun die Verteidiger auf dem Elfitch von den Flügeln her anzugreifen drohten.

Doch Andor war es, der sie alle führte, Andor, der ihnen neue Kraft und neuen Mut gab, wenn es schien, als könnten sie dem Ansturm nicht länger widerstehen. Andor war es, der sie immer wieder von neuem beflügelte. Als der Tag schließlich zu Ende ging, und die Dunkelheit sich herabsenkte, waren die Dämonen gezwungen, sich wiederum zurückzuziehen und in den schwarzen Wäldern am Fuß des Felsplateaus Schutz zu suchen. Heulend und kreischend vor ohnmächtiger Wut wichen sie zurück. Wieder war es den Verteidigern Arborlons gelungen, die Stadt zu halten. Es war Andor Elessedils größte Stunde.

Dann aber schien das Blatt sich zu wenden. Mit dem Einbruch der Nacht griffen die Dämonen von neuem an. Sie warteten nur, bis das letzte Sonnenlicht verglüht war, dann stürmten sie aus den Wäldern hervor, um die Verteidigungsstellen der Elfen zu überrennen. Im Nu hatten sie die Fackeln gelöscht, die die Verteidiger am unteren Teil des Elfitch entzündet hatten, und kämpften sich hinauf zum Tor der dritten Rampe. Verzweifelt stemmten sich die Verteidiger gegen den Ansturm; die massigen Bergtrolle blockierten das Tor, während Elfen und Freikämpfer von der Höhe der Mauern versuchten, die Angreifer abzuwehren. Doch der Ansturm war zu gewaltig; das Tor gab nach, die beiden Flügel flogen auf. Und mit wütendem Geheul strömte das Heer der Dämonen durch das doppelt geöffnete Tor.

Auch oben auf den Höhen gelang es jetzt den Dämonen, Breschen zu schlagen. Dutzende schwarzer Gestalten drängten sich durch die Linien der Kavallerie, welche die Höhe bewachten, und stoben mit wildem Geheul zur Stadt. Mehr als einhundert von ihnen stürmten den Garten des Lebens, wohl wissend, daß hinter seinen Toren jenes Zauberwesen stand, das sie so viele Jahrhunderte lang eingeschlossen gehalten hatte. Dort stießen sie auf die Soldaten der Schwarzen Wache, die bereitstanden, den uralten Baum, der ihnen anvertraut war, bis auf den letzten Mann zu verteidigen. In wahnsinniger Raserei griffen die Dämonen an, stürzten mitten hinein in die gesenkten Piken der Schwarzen Wache und wurden in Stücke zerrissen.

Am südlichen Ende des Carolan gelang es einer anderen Horde von Dämonen, sich im Schatten der Nacht zur Höhe emporzuarbeiten. Den von der Schwarzen Wache behüteten Garten des Lebens abseits liegen lassend, stahlen sie sich nach Osten, weg vom Carolan, und krochen hinter einer Reihe von Fackeln, die am Felsrand aufgestellt waren, durch die flackernden Schatten, um dann zur Stadt zu stürmen. Ein halbes Dutzend verwundeter Elfen, die, kampfunfähig, auf dem Weg nach Hause waren, fielen ihnen in die Hände, wurden getötet. Noch mehr wären umgekommen, hätte nicht eine Patrouille von Zwergenpionieren eingegriffen, die, zusammen mit Elfen-Patrouillen, den Umkreis der Stadt überwachten. Als sie merkten, daß es den Dämonen gelungen war, die Reihen der Verteidiger auf der Höhe zu durchbrechen, folgten sie den Schreien der Sterbenden und überraschten die Mörder. Als der Kampf endlich vorüber war, standen nur noch drei der Zwerge auf den Beinen. Doch alle Dämonen waren tot.

Als der Morgen graute, war die Höhe wieder freigekämpft, die Dämonen noch einmal zurückgeworfen. Doch die dritte Rampe des Elfitch war verloren, und die vierte war bedroht. Am Fuß der Felswand sammelten sich die Dämonen von neuem. Wildes Geschrei schallte durch die morgendliche Stille, als sie in wogenden Massen die Rampe hinaufstürmten. Jene, welche die Horde anführten, trugen einen gewaltigen Sturmbock. Mit ihm rannten sie gegen das Tor an, zertrümmerten die beiden schweren Holzflügel, und sogleich strömten die Horden mit wildem Triumphgeschrei hindurch. Trolle und Elfen bildeten in aller Eile eine festgefügte Phalanx, eine Wand eiserner Speere und Lanzen, die sich tief in die Woge zuckender schwarzer Leiber bohrten. Doch die Dämonen ließen nicht nach, weiter stürmten sie vor, warfen sich immer wieder gegen die Reihen der Verteidiger, bis sie diese hinter die dicken Mauern der fünften Rampe zurückgedrängt hatten.

Es war eine verteufelte Situation. Vier der sieben Terrassen des Elfitch waren verloren. Die Dämonen waren auf dem besten Weg, die Höhen des Plateaus zu erklimmen. Andor sammelte die Verteidiger um sich, während Amantar und Kerrin mit ihren Truppen die Flügel verstärkten. Die Dämonen preschten von neuem vor, warfen sich krachend gegen das Tor der Rampe. Doch als es schon schien, als könne ihr Durchbruch nicht mehr verhindert werden, erschien Allanon auf der Höhe der Mauer und erhob seine Arme. Blaue Flammen züngelnd die Rampe hinunter, trieben die Dämonenhorden auseinander und verbrannten den Sturmbock zu Asche. Erschrocken und bestürzt fielen die Dämonen zunächst einmal zurück.

Den ganzen Morgen versuchten die Dämonen immer wieder, die Verteidigungslinien der Elfen an der fünften Rampe zu durchbrechen. Als es Mittag wurde, gelang es ihnen schließlich. Zwei gewaltige, riesenhafte Unholde drängten sich an die Vorderfront des Dämonenheeres und warfen sich donnernd gegen das Tor — einmal, zweimal. Holz und Eisen zersprangen, die Torflügel splitterten, wurden auseinandergerissen. Die Unholde stürmten hindurch und jagten die Verteidiger auseinander. Eine kleine Gruppe von Bergtrollen versuchte, sie aufzuhalten, doch die Unholde wischten die Trolle zur Seite, als seien sie aus Papier. Wieder sammelte Andor seine Soldaten um sich und feuerte sie zum Gegenangriff an. Doch die Dämonen strömten jetzt in hellen Heerscharen durch das gesprengte Tor und überschwemmten die Verteidiger.