Выбрать главу

»Gib mir die Elfensteine. Du mußt sie mir geben.«

»Scher dich zurück in das Loch, aus dem du herausgekrochen bist, du Giftnatter«, höhnte Mallenroh. »Kehr doch zurück in dein leeres Nest.«

»Schlange! Dein eigen Fleisch und Blut möchtest du töten!«

»Verschwinde, du Ungeheuer!« kreischte Mallenroh. »Verschwinde endlich!«

Blitzartig schoß Morags Hand unter den schwarzen Gewändern hervor und versetzte Mallenroh einen brennenden Schlag ins Gesicht. Laut klang das Klatschen durch die Stille. Entgeistert taumelte Mallenroh zurück. Die hölzernen Glieder der Holzmänner klapperten, als diese sich ängstlich zusammendrängten und vor den beiden wütenden Hexen zurückwichen.

Dann schrillte ganz unerwartet Mallenrohs Gelächter durch den weiten Saal.

»Du bist erbärmlich, Schwester. Du kannst mir nichts antun. Geh nach Hause. Dort kannst du auf mich warten. Ich werde zu dir kommen. Ich werde dir den Tod bringen, den du verdienst. Du bist es nicht wert, als Sklavin gehalten zu werden.«

Morag stürzte vor und schlug wieder zu. Es war ein rascher, plötzlicher Hieb, auf den Mallenroh mit einem schrillen Wutschrei reagierte.

»Gib mir die Elfensteine!« In Morags Stimme schwang ein Unterton tollwütiger Raserei. »Gib sie mir endlich!«

Sie ging auf Mallenroh los, und ihre Hände schlossen sich um den Hals der Schwester. Wieder torkelte Mallenroh zurück. Ihr schönes Gesicht verzerrte sich vor Wut. Ineinander verschlungen stürzten die Hexenschwestern auf den steinernen Boden des großen Saales, während sie sich kreischend schlugen und kratzten wie die Katzen. Dann gelang es Mallenroh sich loszureißen, und sie sprang wieder auf die Beine. Mit schneller, schlangenhafter Bewegung streckte sie eine Hand aus. Augenblicklich brach eine gewaltige Wurzel aus dem Stein zu ihren Füßen hervor und umrankte fest Morags sich windende Gestalt. Aufwärts glitt sie in die Dunkelheit und trug die um sich schlagende Morag mit sich, während sie immer höher wuchs, hinaufstrebte in die Finsternis jenseits der Lampen. Morag schrie gellend. Plötzlich erstrahlte die Finsternis in einem grellen Blitz, und grünes Feuer lief züngelnd die ganze Wurzel entlang und verbrannte sie zu Asche. In dicken Wolken stieg der Qualm von den zusammengesunkenen Aschehäufchen auf. Dann aber kam Morag wieder, schwebte wie ein Geist durch die Rauchschleier herab, bis sie wieder auf dem steinernen Boden des Turms stand.

Mallenroh kreischte vor Zorn, und das grüne Feuer sprang jetzt aus ihren Fingern, um ihre Schwester einzuhüllen. Morag schlug zurück. Einen Moment lang standen beide in grünen Flammen, und ihr schrilles Kreischen brach sich an den steinernen Wänden des Saales. Dann erlosch das Feuer, und die Schwestern standen einander wieder gegenüber, hochgewachsene schwarze Gestalten, die einander belauerten.

»Diesmal werde ich mich endlich von dir befreien«, flüsterte Mallenroh. Ihre Stimme war erfüllt von kaltem Haß, und sie stürzte sich auf ihre Schwester.

Morag wehrte den Angriff ab und schleuderte Mallenroh von sich weg. Wieder züngelten die grünen Flammen aus ihren Fingern. Mallenrohs Schrei stieg hoch und schrecklich in die Luft, und sie verschwand in undurchdringlichen Rauchschleiern. Einen Augenblick später tauchte sie ein paar Schritte zur Rechten wieder auf, und diesmal brach das Feuer aus ihren Händen hervor. Hin und her wogte der Kampf zwischen den beiden Schwestern, die einander immer wieder in wütender Raserei angriffen. Funken der grünen Flammen fielen auf die unglücklichen Holzmänner herab; innerhalb von Augenblicken standen Dutzende von ihnen in Flammen.

Und wieder prallten die Schwestern aufeinander, rangen heulend miteinander, während das Feuer aus ihren Fingern loderte. Die schwarzen Gewänder flogen im wütenden Kampf, und das Feuer barst wie eine gewaltige Säule aus dem Steinboden unter ihnen empor. Ein schreckliches Kreischen drang aus beider Kehlen, als ihre Hände sich ineinanderkrallten, und ihre hochgewachsenen Gestalten sich aufbäumten in Kampfeswut. Grüne Flammen breiteten sich aus wie Wasserlachen, rannen bis in die hinterste Ecke des Saales, um die angstvollen Holzmännchen zu verzehren. Hitze von solcher Intensität strahlte von der Feuersäule ab, daß sie Wil und seinen Gefährten, die noch immer hinter der angelehnten Tür hockten, die Gesichter versengte.

Dann begann der Turm selbst zu erzittern; Stein und Holz barsten, und in Kaskaden regnete es Splitter und Staub durch den Raum und die Finsternis. Wil sah, wie die Feuersäule von den beiden Hexenschwestern emporstieg, um gierig an den gewaltigen Holzbalken zu lecken, die den Turm stützten. Überall standen die Holzmännchen in Flammen, gaben dem Feuer Nahrung, so daß es sich im ganzen Saal ausbreiten konnte.

Hastig sprang Wil auf. Wenn sie noch länger zauderten, würden sie den Flammen nicht mehr entkommen können. Schlimmer noch, es konnte geschehen, daß der Turm einstürzte und sie unter seinen schweren Steinen begrub. Sie mußten jetzt den Ausbruch wagen. Es würde gefährlich werden, aber noch gefährlicher wäre es gewesen zu bleiben.

Er schob Wisp zum Türspalt.

»Wo ist das Zimmer mit der Schachtel, Wisp?«

Wisp jammerte und schluchzte. Wil schüttelte ihn ärgerlich.

»Zeig mir das Zimmer.«

Wisp streckte die Hand durch die Tür. Ganz rechts, praktisch auf der anderen Seite des Saales, zog sich eine schmale Wendeltreppe hin, die zu einer Tür hinaufführte.

Wil warf Amberle einen raschen Blick zu. Mit ihrem verletzten Knöchel würde sie nicht so schnell laufen können.

»Schaffst du es?« fragte er.

Sie nickte stumm. Er sah Eretria an, und die nickte ebenfalls. Da holte er tief Atem.

»Dann los!«

Den strampelnden Wisp unter einem Arm, zog er die schwere Holztür weit auf und schoß in den Saal hinein. Die Hitze der Flammen brandete ihm wie eine Flutwelle entgegen, traf sengend sein Gesicht, brannte bis in seine Kehle hinunter. Er senkte den Kopf, folgte der Steinmauer nach rechts und sprang die abgerundeten Treppenstufen hinunter. Holzmänner umdrängten ihn in heilloser Verwirrung, doch er schleuderte sie zur Seite, um seinen Gefährten den Weg freizumachen. Sie rannten hinunter zum Grund des Turmes, bahnten sich zwischen Flammenpfützen einen Weg zu der fernen Wendeltreppe.

Da schoß plötzlich die Feuersäule in einer Explosion aufwärts, die sie alle zu Boden schleuderte. Benommen rafften sie sich wieder auf und sahen, wie der Kampf zwischen den Hexenschwestern noch grimmiger wurde. Das Feuer änderte plötzlich seine Farbe vom geheimnisvollen Grün zum hell lodernden Orange. Eine echte, natürliche Flamme war aus ihm geworden. Die Hexenschwestern kreischten. Das Feuer sprang an ihren Gestalten empor, züngelte in ihrem wehenden grauen Haar. Es verbrannte sie.

»Schwester!« schrie eine von ihnen in hellem Entsetzen.

Brennendes Fleisch knisterte; mit erstaunlicher Schnelligkeit umhüllten die Flammen die Hexenschwestern mit lodernden Schleiern, verzehrten sie. Eben hatte sie noch dagestanden, in grimmiger Umklammerung; und nun war nichts mehr von ihnen übrig. Jede war den Kräften der anderen gewachsen gewesen; doch als ihrer beider Kräfte sich vereint hatten, hatten sie dem nichts entgegenzusetzen gehabt. Alles was von ihnen blieb, war ein Haufen Asche und verkohltes Fleisch.

Wil hörte, wie Amberle entsetzt aufschrie. Dann fielen plötzlich die Holzmännchen in sich zusammen; wie Marionetten klappten sie zusammen, Arme und Beine lösten sich von den Rümpfen, Finger und Zehen verdorrten, und schließlich war nur noch ein riesiger Haufen schwelenden Holzes von ihnen übrig. Die Zauberkraft, die sie geschaffen und erhalten hatte, war mit den Hexenschwestern zugrunde gegangen. In dem brennenden Saal war nichts Lebendes mehr außer den drei Menschen und Wisp.

Die Zeit wurde knapp. Hustend im beißenden Rauch, sprang Wil auf. Wisp fest unter dem Arm, hastete er durch Flammen und Rauch, schleuderte mit den Füßen zur Seite, was von den Holzmännern noch geblieben war, rief Amberle und Eretria immer wieder drängend zu, sie sollten sich beeilen. Wisp hing weinend in seinem Arm, doch Wil hatte in diesem Moment kein Gefühl dafür und kümmerte sich nicht um den Kleinen, während er sich zu der Wendeltreppe auf der anderen Seite des Saales durchschlug und endlich die ersten Stufen hinaufstolperte. Oben an der Tür griff er zur Klinke, wähn ml er im stillen darum flehte, daß die Tür offen sein möge. Sie war offen. Mit tränenden Augen stürzte er hustend und keuchend hinein.