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Er spreizte die Hände auf dem Tisch.

»Die Elfensteine besitzen noch eine andere Eigenart, Wil, die grundlegend ist für ihre Anwendung. Die Elfensteine sind ein Zaubermittel der Elfen, von Elfenzauberern für Elfen geschaffen. Sie wurden von Generation zu Generation weitergegeben, von Familie zu Familie — aber immer von Elfen zu Elfen, denn kein anderes Geschöpf könnte von den Steinen Gebrauch machen.«

Ungläubigkeit flog wie ein Schatten über Wils Züge.

»Wollt Ihr mir sagen, daß ich die Elfensteine nicht gebrauchen kann, weil ich kein Elf bin?« rief er.

Allanon schüttelte den Kopf.

»So einfach ist es nicht.« Er beugte sich noch ein Stück vor und wählte mit Sorgfalt seine Worte. »In deinen Adern fließt Elfenblut, Wil. Und so ist es auch mit deinem Großvater. Er aber ist das Kind eines Elfs und einer Menschenfrau. Er ist also zur Hälfte ein Elf. Bei dir ist das ganz anders. Weder deine Mutter noch deine Großmutter gehörten dem Elfenvolk an; beide gehörten der Rasse der Menschen an. Du hast nur das Elfenblut in dir, das du über deinen Vater von deinem Großvater geerbt hast.«

»Ich sehe nicht ein, was das für eine Rolle spielt«, entgegnete Wil. »Wieso sollte ich mit den Elfensteinen Mühe haben, wenn mein Großvater keine hatte? Ihr habt es selbst gesagt — in meinen Adern fließt Elfenblut.«

»Gewiß«, antwortete der Druide rasch. »Die Schwierigkeiten macht dir jener Teil von dir, der Mensch ist. Du besitzt die körperlichen Eigenschaften deines Großvaters — an ihnen ist dein Elfenerbe augenblicklich zu erkennen. Doch das ist nur ein geringer Teil des Ganzen; der größere Teil deines Wesens ist Mensch.«

Er machte eine Pause.

»Wenn du versuchst, die Elfensteine zu gebrauchen, Wil, dann kann sich nur jener kleine Teil von dir, der Elf ist, mit ihrer Kraft verbinden. Jener Teil aber deines Wesens, der Mensch ist, widersteht dem Eindringen der Zauberkraft. Er bildet eine Sperre. Die drei Kräfte sind also geschwächt. Das, denke ich, hast du erlebt, als du die Steine gebrauchtest — die Ablehnung des Elfenzaubers durch jenen Teil von dir, der Mensch ist.«

Voller Verwirrung schüttelte Wil den Kopf.

»Aber mein Großvater hat diese Ablehnung doch nie gespürt!«

»Nein«, bestätigte Allanon. »Dein Großvater war ja auch zur Hälfte Elf. Das Elfenblut dominierte, und dadurch war es ihm möglich, die Kraft der Elfensteine zu beherrschen. Der Widerstand, der sich in seinem Inneren aufbaute, war kaum meßbar. Bei dir aber liegt die Sache ganz anders. Deine Verbindung mit der Zauberkraft der Elfensteine ist beträchtlich schwächer.«

»Wil starrte ihn fassungslos an.

»Allanon, das habt Ihr gewußt, als Ihr zu mir nach Storlock kamt. Ihr müßt es gewußt haben. Und doch habt Ihr kein Wort davon gesagt. Nicht ein einziges Wort!«

Die Miene des Druiden blieb unverändert.

»Was hätte ich denn sagen sollen, Wil Ohmsford? Ich konnte nicht vorhersagen, in welchem Maß du auf Schwierigkeiten stoßen würdest, wenn du versuchen solltest, die Elfensteine zu gebrauchen. Immer ist die Wirkung ihrer Kraft vom Charakter ihres Besitzers abhängig. Ich hielt dich für stark genug, einen Widerstand in deinem Inneren zu überwinden. Ich halte dich immer noch für stark genug. Hätte ich dir damals schon von dieser Schwierigkeit gesprochen, so hätte ich nur Zweifel in dir geweckt, die vielleicht zu deinem Tod im Tirfing geführt hätten.«

Wil stand wortlos auf, ungläubige Bestürzung auf dem Gesicht. Schweigend ging er ein paar Schritte durch das Zimmer und kehrte dann wieder um.

»Das kann doch wieder geschehen, nicht wahr?« fragte er leise. »Jedesmal, wenn ich versuche, die Elfensteine zu gebrauchen, kann es so werden, nicht?«

Der Druide nickte, während Wil forschend in das dunkle Gesicht blickte.

»Jedesmal«, wiederholte er, und plötzlich kam ihm ein erschreckender Gedanke. »Und es kann auch der Tag kommen, an dem sich der Widerstand in meinem Inneren als unüberwindlich erweist. Es kann der Tag kommen, an dem ich die Kraft der Elfensteine zu beschwören versuche, und die Steine nicht ansprechen.«

Es dauerte lange, ehe Allanon antwortete.

»Ja, auch das ist möglich.«

Wil setzte sich wieder. Die Fassungslosigkeit auf seinen Zügen hatte sich in Entsetzen gewandelt.

»Wie könnt Ihr mir Amberles Schutz anvertrauen, wenn Ihr das wißt?«

Die Hand des Druiden fiel auf den Tisch wie ein Hammer.

»Weil kein anderer da ist!« Sein dunkles Gesicht war gerötet vor Zorn, doch seine Stimme blieb ruhig. »Ich habe dir schon einmal gesagt, du sollst endlich anfangen, an dich selbst zu glauben. Ich sage es dir jetzt noch einmal. Wir sind nicht immer angemessen gerüstet, den Schwierigkeiten entgegenzutreten, die das Leben uns in den Weg stellt. So verhält es sich auch jetzt. Ich wünschte, ich verfügte über solche Macht, daß deine Hilfe in dieser Situation nicht notwendig wäre. Ich wünschte, ich könnte dir besseres Rüstzeug geben, das Elfenmädchen und dich selbst zu schützen. Ich wünsche vieles, was unmöglich ist. Ich habe dich nach Arborlon geholt, weil ich wußte, daß ich allein die Elfen nicht vor der Katastrophe retten kann, die sie bedroht. Wir kämpfen in dieser Sache beide mit unzulänglichen Waffen, Wil Ohmsford. Aber wir müssen mit dem, was wir haben, unser Bestes tun. Die Druiden sind untergegangen; der Elfenzauber der alten Welt ist verloren. Nur wir beide sind noch da, du und ich. Nur die Elfensteine sind noch da, die du in Besitz hast, und die Zauberkraft, die mir eigen ist. Das ist alles, aber es muß reichen.«

Wil hielt dem Blick des großen Alten ruhig stand. »Ich fürchte nicht für mich; ich fürchte für Amberle. Wenn ich versage —« »Du darfst eben nicht versagen, Wil Ohmsford!« Die Stimme des Druiden war hart, eindringlich. »Du darfst nicht! Du bist ihr einziger Schutz!«

Wil richtete sich auf.

»Es kann aber sein, daß ich dieser Aufgabe nicht gewachsen bin.«

»Daß du nicht genügst?« Die Worte spieen Sarkasmus. Allanon schüttelte den Kopf. »Auch dein Großvater glaubte das einst vor nicht allzu vielen Jahren. Er konnte nicht begreifen, wie ich glauben konnte, er besäße die Fähigkeit, ein so fürchterliches Wesen wie den Dämonen-Lord zu besiegen. Schließlich war er doch nur ein unbedeutender kleiner Talbewohner.«

Nach diesen Worten folgte ein langes Schweigen. Talbewohner und Druide sahen einander stumm an, während der flackernde Schein der Öllampen über ihre Gesichter tanzte. Dann stand Allanon langsam und bedächtig auf.

»Glaube an dich selbst! Du hast die Elfensteine schon einmal gebraucht; du hast den Widerstand in dir gespürt und überwunden und die Zauberkraft freigesetzt. Das gelingt dir auch wieder. Du bist ein Sohn des Hauses Shannara; du bist der Erbe von Kraft und Mut, die stärker sind als die Zaghaftigkeit und Furcht, die dich an deinem Elfenblut zweifeln lassen.« Er beugte sich zu Wil hinunter. »Reich mir deine Hand.«