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Es war ein beeindruckender Zug. Pferdegeschirre und Waffen klirrten in der morgendlichen Stille und blitzten matt im grauen Licht des neuen Tages. Gestiefelte Füße und eisenbeschlagene Hufe stampften über schlammige Erde, während die Kolonnen von Männern und Pferden sich den Carolan hinaufschoben, um auf den Elfitch abzubiegen, die lange gekrümmte Rampe, die von den Höhen Arborlons in die Wälder hinunterführte. Die Bewohner der Stadt waren zusammengeströmt, um den Aufbruch des Heeres mitzuerleben. Auf dem Carolan, auf Mauern und Zäunen, in Feldern und Gärten, überall standen sie und winkten den Soldaten Lebewohl, manche mit Anfeuerungsrufen voll Hoffnung und Zuversicht, andere in stummer Erregung, die keine Stimme hatte. Vor dem Tor zum Garten des Lebens stand die versammelte Schwarze Wache, die Lanzen zum Gruß erhoben. Am Rande der rauhen Felswand hatten sich die Elfenjäger der Leibgarde eingefunden, geführt von jenem Mann, der sie in Abwesenheit des Königs befehligen würde — Emer Chios, erster Minister des Hohen Rates, jetzt zum Verteidiger der Stadt Arborlon ernannt.

Abwärts zog das Elfenheer, den Windungen der aus Steinquadern errichteten Rampe folgend, die zwischen bewaldeten Felsen hindurch abwärts führte durch sieben Tore, die terrassenartig aufeinander folgten. Am Ende der langen Rampe schwenkte das Heer nach Süden, dem Engpaß zu. Eine einsame Brücke überspannte hier den Singenden Fluß, von Westen der einzige Zugang zur Stadt. Wie eine Schlange mit metallischem Rückenpanzer kroch das Heer auf die Brücke, überquerte sie und verschwand in den schweigenden Wäldern am anderen Ufer. Das Funkeln der Waffen und Rüstungen wurde von Dunkelheit verschluckt, die bunten Fahnen verschwanden, singende Stimmen, klingende Pfeifen und wirbelnde Trommeln verstummten. Als die Morgensonne die Wolken des abziehenden Gewitters zerriß und über dem Kamm des Carolan aufging, um die Wälder zu seinen Füßen zu erwärmen, waren auch die letzten Reihen dieses großartigen Zugs außer Sicht.

Fünf Tage lang marschierte das Heer von Arborlon aus in westlicher Richtung, suchte sich seinen Weg durch die tiefen Wälder zum Sarandanon. Die Regenwolken hatten sich verzogen, waren nach Callahorn abgetrieben, und die Sonne schien von einem wolkenlos blauen Himmel herab. In gemessenem Tempo bewegte sich der Zug vorwärts, da die Reiter gezwungen waren, den Schritt ihrer Pferde dem der Fußsoldaten anzugleichen. Während die Armee in westlicher Richtung durch die Arborlon vorgelagerten Provinzen zog, häuften sich beständig die Anzeichen der Gefahr, die dem Elfenreich drohte. Familien, die sich mit all ihrer Habe auf der Flucht nach Osten befanden, Haus und Hof im Stich gelassen hatten, wußten Schreckliches zu berichten. Grauenvolle Geschöpfe trieben in den westlichen Gebieten ihr Unwesen, erzählten sie mit verängstigten Stimmen — finstere und grausame Ungeheuer, die, wie es schien, aus reiner Lust am Töten mordeten und so rasch wieder verschwanden, wie sie aufgetaucht waren. Häuser waren überfallen und ausgeraubt und ihre Bewohner erbarmungslos niedergemetzelt worden. An den verschiedensten Orten hatten sich solche Zwischenfälle zugetragen, und dies überzeugte die fliehenden Dorfbewohner, daß es westlich von Arborlon keinen Ort mehr gab, der sicher war. Sie begrüßten das vorüberziehende Heer mit lauten Anfeuerungsrufen, doch ihre Gesichter blieben ohne Hoffnung und voller Zweifel.

Als sich der fünfte Tag langsam seinem Ende zuneigte, schob sich das Heer aus den Wäldern in das Tal des Sarandanon. Im Süden und Osten von Wäldern eingeschlossen, wurde es im Norden vom Kensrowe-Gebirge und im Westen von den blauen Fluten des Innisbore-Sees begrenzt. Es war ein flacher, überaus fruchtbarer Landstrich, die Kornkammer des Elfenreichs. Mais, Weizen und andere Feldfrüchte wurden von den Talbewohnern angebaut und nach der Ernte verkauft oder gegen andere Güter eingetauscht. Das Klima mit seinen milden Temperaturen und den gemäßigten Regenfällen begünstigte den Ackerbau, und seit Generationen wurde von diesem Tal aus praktisch das ganze Elfenreich mit Nahrung versorgt.

Das Elfenheer schlug an diesem Abend sein Lager am östlichen Ausgang des Tals auf und brach am folgenden Tag im Morgengrauen zum Weitermarsch auf. Eine breite Erdstraße schlängelte sich durch das Herz des Sarandanon an Zäunen und kleinen Ansiedlungen vorüber, und dieser Straße folgte das Heer nach Westen. Auf den Feldern arbeiteten die Familien fleißig und ruhig. Aus dieser Gegend war noch kaum jemand nach Osten geflohen. Alles, was dem Leben der Leute dieses Tals einen Sinn gab, war mit dem Boden verwurzelt, den sie bebauten, und sie würden sich nicht so leicht vertreiben lassen.

Am späten Nachmittag hatte das Heer den Westrand des Tales erreicht. In der Ferne, jenseits des Innisbore-Sees, ragten die schroffen Felsgipfel des Grimmzacken-Gebirges auf, das sich oberhalb der KensroweBerge nach Norden hinzog bis in die Wildnis des Kershalt-Gebiets. Die Sonne hing schon tief über den Bergen, und ihr goldenes Licht ergoß sich glitzernd über den Fels. In der einbrechenden Dunkelheit des östlichen Himmels schimmerte bleich der Mond.

Das Heer schwenkte nach Norden. Zwischen dem Innisbore-See und dem Kensrowe-Gebirge führte das Tor des Baen Draw aus dem unwirtlichen Hügelland zu Füßen des Grimmzacken-Gebirges in das Sarandanon-Tal hinein. Und dort schlug das Heer der Elfen sein Lager auf. In der Abenddämmerung kam Allanon so still und unerwartet aus dem Kensrowe-Gebirge herab, wie er Stunden zuvor zwischen den Gipfeln verschwunden war. Wie ein Schatten der Nacht tauchte seine hochgewachsene Gestalt im Lager der Elfen auf, schob sich, dunkel und einsam, zwischen den flackernden Feuern hindurch, welche die Soldaten überall angefacht hatten. Den Kopf in der dunklen Vermummung seiner Kapuze, ging er direkt zum Zelt des Königs der Elfen, ohne der Soldaten zu achten, die ihm neugierig nachblickten. Die Elfen-Jäger, die vor Eventines Hauptquartier Wache hielten, traten stumm zur Seite, als er herankam, und ließen ihn eintreten.

Drinnen saß der König an einem kleinen, behelfsmäßigen Tisch, der aus Brettern und Holzpflöcken errichtet war. Vor sich hatte er sein Nachtmahl. Dardan und Rhoe standen schweigend im Hintergrund des Zeltes. Auf einen Blick des Druiden schickte Eventine sie hinaus. Als sie gegangen waren, trat Allanon an den Tisch und nahm Platz.

»Ist alles bereit?« fragte er leise.

Eventine nickte.

»Und die Verteidigungspläne?«

Im düster flackernden Licht der Öllampen konnte der König erkennen, daß das dunkle Gesicht des Druiden naß war von Schweiß. Unsicher betrachtete er den großen Alten, dann schob er sein Essen beiseite und breitete eine Karte des Elfenlandes auf dem Tisch aus.