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Da plötzlich machten die graugekleideten Reiter in einer geschlossenen Linie kehrt, die den Dämonen den Vormarsch sperrte. Der narbengesichtige Mann erhob den Arm. Die Dämonen, welche die Verteidigungslinien der Elfen durchbrochen hatten, erkannten jetzt, wozu man sie verleitet hatte, und blickten in wilder Panik hilflos um sich. Nicht mehr dicht geballt wie zuvor waren ihre Scharen, sondern weit, weit auseinandergezogen, schutzlos und leicht verletzlich. Zu beiden Seiten tauchten jetzt Kavallerie-Einheiten der Elfen auf, die sie zusammentrieben wie Schafe. Die Bresche hinter ihnen war durch einen hochgewachsenen, schwarz gekleideten Mann geschlossen worden, aus dessen gespreizten Fingern blaues Feuer loderte, um die Dämonen zu vernichten, die durch den Engpaß nachdrängten. Verzweifelt versuchten jene, die blindlings in die Falle gelaufen waren, die Umzingelung zu durchbrechen. Doch die Elfen trieben sie immer enger zusammen, während sie mit Schwert und Lanze die finsteren Gestalten bekämpften, die nach ihnen fassen wollten. Innerhalb von Sekunden war die Vortruppe der Dämonen vollständig vernichtet. Und durch den Engpaß des Baen Draw hallte das Siegesgeheul der Elfen hundertfach verstärkt wider.

Doch das war längst nicht das Ende. Noch während des ganzen Morgens und bis in den frühen Nachmittag hinein tobte die Schlacht hin und her. Immer wieder formierten sich die Dämonen zum Ansturm auf die Phalanx der Elfen, die den Engpaß des Baen Draw versperrte. Immer wieder gelang es ihnen, diese Phalanx zu durchbrechen, den Pfeilen der Bogenschützen und dem Feuer des Druiden, den Lanzen und Piken auszuweichen, nur um sich dann den grauen Reitern der Freitruppe der Grenzlegion gegenüberzusehen. Wütend und gereizt nahmen sie die Verfolgung auf. Ohne Rücksicht auf das, was sie möglicherweise erwartete, ließen sie sich von den Geisterreitern fortlocken, manchmal an die Ufer des Innisbore-Sees, dann wieder bis zu den Hängen des Kensrowe hinüber oder in das Tal des Sarandanon. Und gerade wenn es dann schien, als wäre es ihnen gelungen, die flüchtigen Reiter zu stellen, sahen sie sich von Kavallerie-Einheiten umzingelt, mußten erkennen, daß ihre eigenen Linien dünn und licht waren, da sie sich zu weit von ihren Brüdern entfernt hatten, die noch im Baen Draw kämpften. In tolldreister Raserei stürzten sie sich dann auf ihren Feind, doch es gab kein Entkommen. Die Elfen jagten zurück, und ihre Linien schlossen sich wieder, um den Baen Draw erneut zu versperren.

Eine Zeitlang versuchten die Dämonen, die Hänge des Kensrowe einzunehmen, um den verhaßten Bogenschützen den Garaus zu machen. Doch die Elfen-Krieger, deren Reihen tief gestaffelt im Schutz der Felsen aufgestellt waren, vernichteten die Angreifer bis auf den letzten Mann. Und in ihrer Mitte stand der schwarzgewandete Riese, aus dessen Fingern das blaue Zauberfeuer loderte. Alle Arten von Dämonen mühten sich, ihn zu erreichen — Dämonen, die auf der Erde krochen, solche, die flogen, solche, die an Felswänden emporklettern konnten wie Fliegen. Und alle starben sie.

Bei einem Angriff sprengten die Dämonen die Schlachtreihen der Elfen an einer Stelle, wo sie ans Ufer des Innisbore-Sees grenzte, und zwangen die Soldaten zurückzuweichen. Einen Augenblick lang, während Hunderte von Dämonen über die sandigen Hügel zum jenseits liegenden Tal ausschwärmten, schien es, als sei nun die Phalanx der Elfen endgültig zerbrochen. Doch in einer heldenhaften Anstrengung sammelten sich die Reiter der Kavallerie östlich von diesem neuen Stoßtrupp und ritten eine Attacke, die die Dämonen bis in die Fluten des Innisbore-Sees zurücktrieb. Wieder gelang es den Mächten des Bösen nicht, eine geschlossene Formation zu bilden, wieder waren sie weit auseinandergezogen an den Gestaden verstreut. Der Angriff wurde vereitelt, zerbrach an den Lanzen der Elfen. Und wieder schloß sich die Bresche in den Schlachtreihen.

Tausende von Dämonen fielen an diesem Nachmittag im sinnlosen, hirnlosen Anstürmen auf das Elfenheer. Unaufhörlich griffen sie an, wälzten sich mit der blinden Entschlossenheit von Lemmingen vorwärts, ohne der Vernichtung zu achten, die sie erwartete. Elfen und Grenzländer starben mit ihnen, Opfer ihres rasenden Bestrebens, das Sarandanon zu erreichen. Doch die vernichtende Niederlage, die den Elfen am Halys-

Joch beigebracht worden war, wiederholte sich in diesem Tal nicht; immer wieder wurden ihre Sturmtrupps vernichtet, bevor ihnen aus den nachdrängenden Massen Verstärkung kommen konnte.

In der Mitte des Nachmittags schließlich eröffneten die Dämonen ihren entscheidenden Angriff. Nachdem sie sich im Engpaß des Baen Draw gesammelt hatten, rannten sie in einem gewaltigen Ansturm gegen die Phalanx der Elfen an und trieben sie lediglich aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit zurück. Die Schlachtenreihen fielen auseinander. Und in die Lücken und Breschen fielen nun die Dämonen ein, und plötzlich blieb keine Zeit mehr für sorgsam ausgeklügelte Strategien, für Geschicklichkeit und Finesse. Die Elfen und die Freikämpfer schlugen wütend zurück; ihre Reiter stürmten tief in das Wogen der Schlacht hinein. Schwerter und Speere stachen wie giftige Stacheln in das Knäuel zuckender dunkler Leiber. Pferde und Reiter schrieen gellend auf und stürzten. Hin und her wogte der Kampf, doch endlich mußten die Dämonen weichen. Fauchend und schnaubend vor Wut flohen sie in den Draw zurück, und gellendes, haßerfülltes Kreischen stieg aus ihrer Mitte auf. Diesmal kehrten sie nicht um. Sie flohen über ihre eigenen Toten und Sterbenden hinweg, zogen sich hinkend und kriechend ins Hügelland zurück. Der Baen Draw war leer.

Zu Tode erschöpft und ungläubig starrten die Elfen den zurückweichenden Feinden nach und beobachteten, wie die letzten in den Hügeln verschwanden. Geschrei und Kreischen verloren sich allmählich. Erst als wieder Stille eingekehrt war, blickten die Elfen sich um und gewahrten mit schrecklicher Klarheit, welch entsetzlicher Kampf hier am Baen Draw getobt hatte. Tausende verkrümmter dunkler Leiber lagen über das Grasland verstreut. Vom Kensrowe bis zum Innisbore dehnte sich ein einziges Feld von Toten und Verwundeten. Und der Engpaß selbst war mit den Leibern der Toten übersät. Die Elfen wurden von Grauen geschüttelt. Es war, als habe das Leben den Dämonen nichts bedeutet, als zögen sie ihm den Tod vor. Die Männer suchten ihre Freunde und Kameraden. Hände trafen sich, umspannten einander fest, und eine tiefe Erleichterung übermannte die Elfen, Dankbarkeit, daß sie dieses grauenvolle Chaos überlebt hatten.

An der Mündung des Baen Draw stieß Andor Elessedil auf Kael Pindanon und umarmte impulsiv den alten Kämpen. Freudenschreie entrangen sich den Kehlen der Elfen, als sie erkannten, daß dies ihr Tag war. Stee Jans ritt an der Spitze seiner Freikämpfer heran, und er und seine Leute stimmten in die Triumphrufe der Elfen ein. Durch das Sarandanon-Tal pflanzten sich die freudigen Stimmen des Sieges fort.

Nur Allanon stand abseits. Allein stand er am Fuß des Kensrowe-Gebirges, die dunklen Züge den Hügeln im Norden zugewandt, wohin die Dämonen entschwunden waren. Er fragte sich, was der Grund dafür gewesen war, daß sie bereit gewesen waren, ihr Leben so bereitwillig zu opfern, und — das war vielleicht noch wichtiger — wie kam es, daß während der schrecklichen Schlacht keine Spur jenes Gewaltigen zu sehen gewesen war, den sie den Dagda Mor nannten.

Der Nachmittag verblich, und dem Abend folgte leise die Nacht. An der Mündung des Baen Draw erwartete das Heer von Westland einen neuerlichen Angriff der Dämonen. Doch die Dämonen griffen nicht an. Und sie kamen auch bei Morgengrauen nicht, dennoch verstärkten Elfen und Grenzländer ihre Alarmbereitschaft. Die Morgenstunden krochen dahin, und wachsendes Unbehagen breitete sich unter den Verteidigern aus.